dete Dürrfleijd) werde darin. fort !
worden fein, Rechuͤer und fein Sohn woͤl⸗
len dieſen Sack nicht kennen, die Ehefrau
erkannte ihn in der Vorunterſuchung als ihr
Eigenthum an und behauptete, ſie habe ein
der Vermuthung Anlaß **
*
wickelt daher komme der Schmutz! In der
Schlußverhandlung, in welcher ſie mit auf-
fallender Keckheit auftrat, ging ſie auch von
dieſer Ausſage wieder ab, indem ſie be-
hauptete, diefen Sack habe ſie in ſeinem
ſetzigen Zuſtande auf der Straße gefunden,
bei der früheren Erklaͤrung habe fie denfel-
ben nicht genau betrachtet gehabt. In den
Fugen und Vertiefungen des ungefochten
Dürrfleiſches, welches bei der Hausſuchung
im Schranke gefunden worden war, wurden
ſchon bei der erſten Beſichtigung Fichtenna-
deln wahrgenommen; es ftellie ſich dann
heraus, dag M. Rechner mit feinem Sohn
und ſeiner Tochter an jenem Morgen an
welchem etwas Schnee gefallen war, Bir-
kenreißig im Walde gehölt hatte und feine
Spur führte in ein Wäldchen, in deſſen
Sras- und Moosboben vom Schnee be-
freite, „verſcharrte? Stellen, wie wenn
etwas unter das Moos verſteckt geweſen
wäre auffielen; von da führte die von eiz
nem Theil der Hausſuchungsmannſchaft ver-
folgte Spur querfelbein naͤch Obericheiden-
thal. Rechner gibt zu, dieſe Höhlungen
auch geſehen zu haben; ſie rühren aber
von Feldhühnern her, behauptet er, welche
er daſelbſt habe auffliegen ſehen; dann
meinte er, es koͤnne auch ein Fuchs dort
ſein Weſen getrieben haben. (Schluß folgt.)
Feuilletou.
Die Eroberung von Couloufe.
Fortſetzung.)
Schon wollte der junge Mann an Guh's
Seite den Kampf beginnen, al8 dieſer mit
ruͤhiger Stimme ihm zurief: „Halt ein, Kind,
nicht durch edle Ritterſchwerter darf Bauernz
und Betrügerblut fließen; ich habe Oich in Rom
‚ gefeben, aber da trugſt Du weder Schwert
noch Panzer, nicht einmal das Vilgerkreuz,
ſondern das Kleid des Kaufmanns und auf
dem Rücken den Ranzen; die Feder auf meinem
Helme habe ich dort von Die gekauft und noch
an Ermeffindens Kleid kannſt Du Deine Sticke
reien wiederfinden.“
Ganz wohl,“ ermwieherte der Pilger, und
Du wirſt Dich noch entſtnnen, daß ein Knabe
Dir die Stickereien auf einem dreikantigen
Stabe zumaß, jetzt hat der junge Mann feinen
Stab mit dem Schwerte vertaufcht, und mit
dieſem Schwerte hat er in Beaucaire Lambert
von Simou mit fechzig der beſten franzöſtſchen
Lanzen eingeſchloſſen! Der hübſche Handlungs-
burſche war der junge Graf von Touloufe, und
ich ſchämte mich nicht, ein Gewerbe getiteben
zu haben, das meinen Lehnsherr durch ſeine
Theilnahme daran geehrt haͤt.“
Wohlan denn, Kauf- und Lehnsherr, und
Kaufherr und Vaſalle, vom Lateran zu Boden,
geſchuiettert, was wollt Ihr hier 2
Von dem Prieſterurtbeil an das Gottes-
urtheil appelliren und dem gaͤnzen Lande die
Etzten Abſchiedsworte des jungen Grafen von
Toulouſe zurufen! Am roͤmiſchen Hofe gibt
e8 weder einen SGott, noch Glauben, noch
Redlichkeit, noch Geſetz!“
/ Wahnfinniges Gefchwätz,“ verſetzte Guh,
„ſeid Ihr für Eure Widerfpenftigkeit niht fhon
genug gezüchtigt? Wollt Ihr noch einmal den
Zorn Montfort’8 und ſeiner Ritter verfuͤchen?
Soll er Cuch bis auf den letzten Mann ver-
tilgen? Soll das Schloß Deines Vaters wie
die andern dem Boden gleich gemacht werden?“
—
Sänden. .
ich Deinen alten Bater nicht aus Mitleid und
aus Liebe zu ſeiner edlen Tochter geſchont
hätte.“ — —
„Du lügſt edlex Herr, denn Du biſt noch
hefferer Politiker als Todifhläger. Sagteſt
Du nicht noch heute Abend zum Abte von
St. Maurice, der Stern Montfort’8 fet im
Verbleihen , und wer nur das Recht der Er-
oberung für ſein Beſitzthum in Languedoe habe,
würde Über kurz feine Burg, wie Montfort
ſeine Lehenshertlichkeit verlieren, trotz aller
Bullen der Bäpfle’und Concilien? Darum wol:
leſt Du auch Deine Rechte auf das Schloß
Terride und das Marquifat Mirepotz beſſer,
als durch das bloſe Schwert, durch Heirath und
Erbfolge ſichern. Aber die Heirath wird nicht
vor ſich gehen, und das Erbrecht gehört mit,
|und Du, Dder fo eilig mit ſeiner Vermählung
war; Du wirſt nicht zu Montfort, der, meil
er von den Brovencalen auf allen Seiten gedrängt
ift, alle ſeine Riiter um ſich verfammelt, Du
wirſt nicht zu fhm zurückfehren und ifn feine
Botſchaft von dem unwiederbringlichen Ver-
uſte Beaucalre’8, keine Botſchaft von vem
Verluſte Toulouſe's bringen, das in diefer
Stunde ſeinem alten Orafen zurückgegeben ift.!
„Du biſt der Lügner!“ rief Ouy, auf den
dieſe Nachricht den heftlaſten Eindruck machte;
Toulouſe iſt ſeiner Bolhverke beraubt, hat
weder Nauern noch Wälle, weder Schanzen
noch Thuͤrme, weder Waffen noch Rüftungen,
weder Soldaten noch Barone, ein Leihnam
iſt e8, den wir mit Füßen getreten, mit Hunde-
veitſchen zerfleiſcht haben, und der nicht gemuckſt
hat.“
Aber der Todte iſt wieder auferftanden,
entgegnete Otho, „mit dem Grafen Raimund
von Toulouſe iſt wieder Leben in Ihn gekom-
men und Stärke mit dem Grafen Bernhard
Roger von Foix.“
„Mein Sohn, mein Sohn!“ rief der Vater,
„erzähle mir alle die Wunderthaten, daß ich
nicht mit Verzweiflung im Herzen über die
Eroberung unſeres Landes durch Barbarenhor-
den ſterben muß, daß ich denen, die mir voran-
gegangen ſind, verkünden kann: Languedoe hat
fein Banner und ſein doppeltes rothes Kreuz
wieder erhoben.“
„In wenig Stunden follt Ihr es mit noch
Anderen hoͤren, und Herr Guy von Levis wird
ſeinen Leuten ſofort den Befehl geben, jenen
die Thore zu Sffnen.“
„Thut es,“ fagte Sianis ganz leiſe zu Levis;
ein Blick Etmeſſindes ſprach dieſelbe Bitte aus,
lund ruhig, aber ſchnell fagte Levis zu feinem
jungen Gefährten! Geh! Michael, beftehi mei:
und ich verlange weiter nichts, als freien Ab-
zug für die, welche meine Unvorſichtigkeit in
dieſe Falle geführt hat.?
„Weder Dir, noch ihnen wird freler Abzug
geſtattet, aber das Leben geſchenkt. Credo,
nimm dem Ritter ſein Schwert ab und führe
ihn mit noch zwei Mann von Deinen Leuten
in den Bfauenfaal, er iſt wenn ich mich recht
erinnere, zum Feſthalten ganz geetgnet; unDd
Ihr, junger Mann, werdet unter meiner Lei-
tung die Befehle geben, welche ich Euch erthelle.“
Bei dieſen Worten wendete ſich Michael zu
Levis, dieſer wechſelte ein paar Blicke mit den
beiden Gräftnnen und befahl, ihm Gehorſam
zu leiſten.
„Dich, der zuerſt meinen Nainen nannte,
Chriſt oder Heide, Dich laſſe ich mit zwet Bogen?
ſchützen als Wachen für die Damen, damit kein
Verrath in meiner Abweſenheit angefponnen
werde. Denn leider,“ fügte er mit‘ einem
Blick auf ſeinen in den Seſſel zurückgefunkenen
Vater hinzu, „„leider ſeh' ich, daß der, der Hier
zu befehlen hat, e8 nicht mehr im Stande {ft,“
e meine Schuldigkeit thun war
28
Du Gift, damit ich
zu gelegener Zeit dem Grafen von Toulouſt
mittheilen kann, was für einen treuen Dienet
oder Bundesgenoſſen er gehabt-hatı .
„Unter den Menſchen habe ich keinen Namen
mehr, wenn ich auch einen gehabt haͤtte! Man
hat mich Buat genannt, ıan hat mich Blut-
auge genannt, hier nenut man mich Ben Oueld,
aber die, welche miffen, warum ich noch lche-
nennen mih das Onavdenmeffer. / —
Bei dieſem Namen drehte ſich Ouy vor
Leviè un und Setrachtete' den Mauten mit dem
Ausdruck des Abſcheues; ein bitteres Lacheln
umfpielte ſeine Lippen, dann fah er auf das
Kind, das erwacht war und von einer Frau
auf den Knieen gehalten wurde, und ging
ruhig fort. —
2
Kaum war die kleine Pforte eine Stunde
offen, al8 mehr denn zehn Ritter, ein ſeder
von einer Anzahl Leuten zu Fuß gefolgt, In
das Schloß einzogen.
(Fortfegung ‚ folgt.)
Buntes.
Auſtralien foll dem Auswanderer ein fo freude-
[ofes Leben bieten, daß dadurch feibft die Strapazeil
in den ungaftlichfien Gegenden des nordlichen Ume-
rifa übertroffen werden. Weder die Annehmlid-
keiten des Klima’$ uoch die Fruchtbarkeit des Bo“
dens entſchädigen dafür. Es fet hier nur eiNE
VPlage beifpielsweife erwähnt, die der unletolichen
Menge der Reptilien und andern Ungeziefers. S0
häuftg die Eidechſen find und fo oft fie die AnfteD-
ler durch ihr häßliches abenteuerlches Aecubere
die durch ihre unheimlidhe Größe erichreden, 19
wenig-reihen fie_an die ©chlangenmelt_. Die rFßb
tern Replilien ſind der Mehrzabl .nach giftig UND
nur der Biß. einer Feinen Anzadl Fann durch rafd
angemwandte energifbe Mittel, wie unverzügliches
Augsfehneiven der Wunde, geheilt werden. Oft
ſteht man eine vom Dach auf die Hansflur hHerabe
falen, aus einem Stück Holz hHervorkriehen, das
man eben ins Feuer gelegt hıt, oder findet eine
todte Natter hinter einem Kaften feines Wohnzim-
mers. Jeder hohle Baum beherbergt Vipern und
bei der üngeheuern Rermehrung dieſer Thiere ext“
ftiren unter den Roften der Häufer bald nach ihrer
Errichtung ganze Cvolonien diefer Beftign. Den
MNReptilien machen die Inſecten den Rang fAreitig.
Ein ſehr häufiges, ahſchreckendes wenn auch Wwe«.
niger gefährliches Thier iſt der Taufendfüßler. - Er
gleicht dem europäifchen, iſt aber dret bis vier Zoll.
fang und beißt mit Symptomen von Entzündung.
Sleich thm wird die Tarantel überall gefehen. Die
Horniffe legt ihre Eier in das trockene Fachwerk der
hölzernen Häuſer und iſt wegen ihrer bösartigen
Stiche fehr gefürchtet, In den Sümpfen wimmelt
eg on Blutegeln, die nur bei Regenwetter in Ieb»
hafte Bewegung gerafhen und dann faſt unbemerft
in die Kleider der in ihrer Naͤhe befindlichen Men-
ſchen kriechen und Blut faugen. Die zahlreichſten
aller Inſecten in Neu Suüd Wales aber find. Die
Amelſen verſchiedener Arten; ſeder Zoll des
dens/ jedes Stück Holz iſt von ihnen bewobhnt. Die
arößern rothen und fhwarzen Ameifen find einen
big anderthalb Zoll lang. Ihr Kopf iſt mit zweb
Zangen beiwaffnet, mit denen fie alles packen; ſelbſt
auf einen Seuerbrand gehen ſie los! Ihr Biß if
giftig und fehr fchmerzhaft, Eine Meinere Art, die
einen höchſt unangenehmen Geruch haf, wird in den
Häuſern ſehr läftig, da ſie alle Borräthe angreift
und befonders im Zuder große Verwüßungen, an-
richtet.. Eine noch kleinere weiße Ameiſe hoͤhlt die
Balken, Schwellen und Sparren aus, ſo daͤß nur
eine äußere Schale bleibt und ein folches Haus
gefährlich zu hewohnen wird. Im Ditckicht und im
Bald wimmelt eg von Zecken oder Holzböcken, die
fi® gern in das Fleiſch der Thiere : graben. Sie
tödfen oft Schhweine und Hunde. Hausfliegen,
Schmeiffliegen, Pferdefliegen und anderes befannte
Ungeziefer ſind naͤtürlich in gleichem
handen.
, Bon Heinrieh IL von Fraukreich erzählt man
ſich, daß er an ſeinem Mantel und Rock nicht we-
niger als 4000 Elen Spigen gehabt habe. (Das
waren Zeiten für die Spißen-Induftrie 1) .
Redigirt unter Verantwortlichkelt von G. Reichard
Druck und Verlag von G. Re ich ard.
worden fein, Rechuͤer und fein Sohn woͤl⸗
len dieſen Sack nicht kennen, die Ehefrau
erkannte ihn in der Vorunterſuchung als ihr
Eigenthum an und behauptete, ſie habe ein
der Vermuthung Anlaß **
*
wickelt daher komme der Schmutz! In der
Schlußverhandlung, in welcher ſie mit auf-
fallender Keckheit auftrat, ging ſie auch von
dieſer Ausſage wieder ab, indem ſie be-
hauptete, diefen Sack habe ſie in ſeinem
ſetzigen Zuſtande auf der Straße gefunden,
bei der früheren Erklaͤrung habe fie denfel-
ben nicht genau betrachtet gehabt. In den
Fugen und Vertiefungen des ungefochten
Dürrfleiſches, welches bei der Hausſuchung
im Schranke gefunden worden war, wurden
ſchon bei der erſten Beſichtigung Fichtenna-
deln wahrgenommen; es ftellie ſich dann
heraus, dag M. Rechner mit feinem Sohn
und ſeiner Tochter an jenem Morgen an
welchem etwas Schnee gefallen war, Bir-
kenreißig im Walde gehölt hatte und feine
Spur führte in ein Wäldchen, in deſſen
Sras- und Moosboben vom Schnee be-
freite, „verſcharrte? Stellen, wie wenn
etwas unter das Moos verſteckt geweſen
wäre auffielen; von da führte die von eiz
nem Theil der Hausſuchungsmannſchaft ver-
folgte Spur querfelbein naͤch Obericheiden-
thal. Rechner gibt zu, dieſe Höhlungen
auch geſehen zu haben; ſie rühren aber
von Feldhühnern her, behauptet er, welche
er daſelbſt habe auffliegen ſehen; dann
meinte er, es koͤnne auch ein Fuchs dort
ſein Weſen getrieben haben. (Schluß folgt.)
Feuilletou.
Die Eroberung von Couloufe.
Fortſetzung.)
Schon wollte der junge Mann an Guh's
Seite den Kampf beginnen, al8 dieſer mit
ruͤhiger Stimme ihm zurief: „Halt ein, Kind,
nicht durch edle Ritterſchwerter darf Bauernz
und Betrügerblut fließen; ich habe Oich in Rom
‚ gefeben, aber da trugſt Du weder Schwert
noch Panzer, nicht einmal das Vilgerkreuz,
ſondern das Kleid des Kaufmanns und auf
dem Rücken den Ranzen; die Feder auf meinem
Helme habe ich dort von Die gekauft und noch
an Ermeffindens Kleid kannſt Du Deine Sticke
reien wiederfinden.“
Ganz wohl,“ ermwieherte der Pilger, und
Du wirſt Dich noch entſtnnen, daß ein Knabe
Dir die Stickereien auf einem dreikantigen
Stabe zumaß, jetzt hat der junge Mann feinen
Stab mit dem Schwerte vertaufcht, und mit
dieſem Schwerte hat er in Beaucaire Lambert
von Simou mit fechzig der beſten franzöſtſchen
Lanzen eingeſchloſſen! Der hübſche Handlungs-
burſche war der junge Graf von Touloufe, und
ich ſchämte mich nicht, ein Gewerbe getiteben
zu haben, das meinen Lehnsherr durch ſeine
Theilnahme daran geehrt haͤt.“
Wohlan denn, Kauf- und Lehnsherr, und
Kaufherr und Vaſalle, vom Lateran zu Boden,
geſchuiettert, was wollt Ihr hier 2
Von dem Prieſterurtbeil an das Gottes-
urtheil appelliren und dem gaͤnzen Lande die
Etzten Abſchiedsworte des jungen Grafen von
Toulouſe zurufen! Am roͤmiſchen Hofe gibt
e8 weder einen SGott, noch Glauben, noch
Redlichkeit, noch Geſetz!“
/ Wahnfinniges Gefchwätz,“ verſetzte Guh,
„ſeid Ihr für Eure Widerfpenftigkeit niht fhon
genug gezüchtigt? Wollt Ihr noch einmal den
Zorn Montfort’8 und ſeiner Ritter verfuͤchen?
Soll er Cuch bis auf den letzten Mann ver-
tilgen? Soll das Schloß Deines Vaters wie
die andern dem Boden gleich gemacht werden?“
—
Sänden. .
ich Deinen alten Bater nicht aus Mitleid und
aus Liebe zu ſeiner edlen Tochter geſchont
hätte.“ — —
„Du lügſt edlex Herr, denn Du biſt noch
hefferer Politiker als Todifhläger. Sagteſt
Du nicht noch heute Abend zum Abte von
St. Maurice, der Stern Montfort’8 fet im
Verbleihen , und wer nur das Recht der Er-
oberung für ſein Beſitzthum in Languedoe habe,
würde Über kurz feine Burg, wie Montfort
ſeine Lehenshertlichkeit verlieren, trotz aller
Bullen der Bäpfle’und Concilien? Darum wol:
leſt Du auch Deine Rechte auf das Schloß
Terride und das Marquifat Mirepotz beſſer,
als durch das bloſe Schwert, durch Heirath und
Erbfolge ſichern. Aber die Heirath wird nicht
vor ſich gehen, und das Erbrecht gehört mit,
|und Du, Dder fo eilig mit ſeiner Vermählung
war; Du wirſt nicht zu Montfort, der, meil
er von den Brovencalen auf allen Seiten gedrängt
ift, alle ſeine Riiter um ſich verfammelt, Du
wirſt nicht zu fhm zurückfehren und ifn feine
Botſchaft von dem unwiederbringlichen Ver-
uſte Beaucalre’8, keine Botſchaft von vem
Verluſte Toulouſe's bringen, das in diefer
Stunde ſeinem alten Orafen zurückgegeben ift.!
„Du biſt der Lügner!“ rief Ouy, auf den
dieſe Nachricht den heftlaſten Eindruck machte;
Toulouſe iſt ſeiner Bolhverke beraubt, hat
weder Nauern noch Wälle, weder Schanzen
noch Thuͤrme, weder Waffen noch Rüftungen,
weder Soldaten noch Barone, ein Leihnam
iſt e8, den wir mit Füßen getreten, mit Hunde-
veitſchen zerfleiſcht haben, und der nicht gemuckſt
hat.“
Aber der Todte iſt wieder auferftanden,
entgegnete Otho, „mit dem Grafen Raimund
von Toulouſe iſt wieder Leben in Ihn gekom-
men und Stärke mit dem Grafen Bernhard
Roger von Foix.“
„Mein Sohn, mein Sohn!“ rief der Vater,
„erzähle mir alle die Wunderthaten, daß ich
nicht mit Verzweiflung im Herzen über die
Eroberung unſeres Landes durch Barbarenhor-
den ſterben muß, daß ich denen, die mir voran-
gegangen ſind, verkünden kann: Languedoe hat
fein Banner und ſein doppeltes rothes Kreuz
wieder erhoben.“
„In wenig Stunden follt Ihr es mit noch
Anderen hoͤren, und Herr Guy von Levis wird
ſeinen Leuten ſofort den Befehl geben, jenen
die Thore zu Sffnen.“
„Thut es,“ fagte Sianis ganz leiſe zu Levis;
ein Blick Etmeſſindes ſprach dieſelbe Bitte aus,
lund ruhig, aber ſchnell fagte Levis zu feinem
jungen Gefährten! Geh! Michael, beftehi mei:
und ich verlange weiter nichts, als freien Ab-
zug für die, welche meine Unvorſichtigkeit in
dieſe Falle geführt hat.?
„Weder Dir, noch ihnen wird freler Abzug
geſtattet, aber das Leben geſchenkt. Credo,
nimm dem Ritter ſein Schwert ab und führe
ihn mit noch zwei Mann von Deinen Leuten
in den Bfauenfaal, er iſt wenn ich mich recht
erinnere, zum Feſthalten ganz geetgnet; unDd
Ihr, junger Mann, werdet unter meiner Lei-
tung die Befehle geben, welche ich Euch erthelle.“
Bei dieſen Worten wendete ſich Michael zu
Levis, dieſer wechſelte ein paar Blicke mit den
beiden Gräftnnen und befahl, ihm Gehorſam
zu leiſten.
„Dich, der zuerſt meinen Nainen nannte,
Chriſt oder Heide, Dich laſſe ich mit zwet Bogen?
ſchützen als Wachen für die Damen, damit kein
Verrath in meiner Abweſenheit angefponnen
werde. Denn leider,“ fügte er mit‘ einem
Blick auf ſeinen in den Seſſel zurückgefunkenen
Vater hinzu, „„leider ſeh' ich, daß der, der Hier
zu befehlen hat, e8 nicht mehr im Stande {ft,“
e meine Schuldigkeit thun war
28
Du Gift, damit ich
zu gelegener Zeit dem Grafen von Toulouſt
mittheilen kann, was für einen treuen Dienet
oder Bundesgenoſſen er gehabt-hatı .
„Unter den Menſchen habe ich keinen Namen
mehr, wenn ich auch einen gehabt haͤtte! Man
hat mich Buat genannt, ıan hat mich Blut-
auge genannt, hier nenut man mich Ben Oueld,
aber die, welche miffen, warum ich noch lche-
nennen mih das Onavdenmeffer. / —
Bei dieſem Namen drehte ſich Ouy vor
Leviè un und Setrachtete' den Mauten mit dem
Ausdruck des Abſcheues; ein bitteres Lacheln
umfpielte ſeine Lippen, dann fah er auf das
Kind, das erwacht war und von einer Frau
auf den Knieen gehalten wurde, und ging
ruhig fort. —
2
Kaum war die kleine Pforte eine Stunde
offen, al8 mehr denn zehn Ritter, ein ſeder
von einer Anzahl Leuten zu Fuß gefolgt, In
das Schloß einzogen.
(Fortfegung ‚ folgt.)
Buntes.
Auſtralien foll dem Auswanderer ein fo freude-
[ofes Leben bieten, daß dadurch feibft die Strapazeil
in den ungaftlichfien Gegenden des nordlichen Ume-
rifa übertroffen werden. Weder die Annehmlid-
keiten des Klima’$ uoch die Fruchtbarkeit des Bo“
dens entſchädigen dafür. Es fet hier nur eiNE
VPlage beifpielsweife erwähnt, die der unletolichen
Menge der Reptilien und andern Ungeziefers. S0
häuftg die Eidechſen find und fo oft fie die AnfteD-
ler durch ihr häßliches abenteuerlches Aecubere
die durch ihre unheimlidhe Größe erichreden, 19
wenig-reihen fie_an die ©chlangenmelt_. Die rFßb
tern Replilien ſind der Mehrzabl .nach giftig UND
nur der Biß. einer Feinen Anzadl Fann durch rafd
angemwandte energifbe Mittel, wie unverzügliches
Augsfehneiven der Wunde, geheilt werden. Oft
ſteht man eine vom Dach auf die Hansflur hHerabe
falen, aus einem Stück Holz hHervorkriehen, das
man eben ins Feuer gelegt hıt, oder findet eine
todte Natter hinter einem Kaften feines Wohnzim-
mers. Jeder hohle Baum beherbergt Vipern und
bei der üngeheuern Rermehrung dieſer Thiere ext“
ftiren unter den Roften der Häufer bald nach ihrer
Errichtung ganze Cvolonien diefer Beftign. Den
MNReptilien machen die Inſecten den Rang fAreitig.
Ein ſehr häufiges, ahſchreckendes wenn auch Wwe«.
niger gefährliches Thier iſt der Taufendfüßler. - Er
gleicht dem europäifchen, iſt aber dret bis vier Zoll.
fang und beißt mit Symptomen von Entzündung.
Sleich thm wird die Tarantel überall gefehen. Die
Horniffe legt ihre Eier in das trockene Fachwerk der
hölzernen Häuſer und iſt wegen ihrer bösartigen
Stiche fehr gefürchtet, In den Sümpfen wimmelt
eg on Blutegeln, die nur bei Regenwetter in Ieb»
hafte Bewegung gerafhen und dann faſt unbemerft
in die Kleider der in ihrer Naͤhe befindlichen Men-
ſchen kriechen und Blut faugen. Die zahlreichſten
aller Inſecten in Neu Suüd Wales aber find. Die
Amelſen verſchiedener Arten; ſeder Zoll des
dens/ jedes Stück Holz iſt von ihnen bewobhnt. Die
arößern rothen und fhwarzen Ameifen find einen
big anderthalb Zoll lang. Ihr Kopf iſt mit zweb
Zangen beiwaffnet, mit denen fie alles packen; ſelbſt
auf einen Seuerbrand gehen ſie los! Ihr Biß if
giftig und fehr fchmerzhaft, Eine Meinere Art, die
einen höchſt unangenehmen Geruch haf, wird in den
Häuſern ſehr läftig, da ſie alle Borräthe angreift
und befonders im Zuder große Verwüßungen, an-
richtet.. Eine noch kleinere weiße Ameiſe hoͤhlt die
Balken, Schwellen und Sparren aus, ſo daͤß nur
eine äußere Schale bleibt und ein folches Haus
gefährlich zu hewohnen wird. Im Ditckicht und im
Bald wimmelt eg von Zecken oder Holzböcken, die
fi® gern in das Fleiſch der Thiere : graben. Sie
tödfen oft Schhweine und Hunde. Hausfliegen,
Schmeiffliegen, Pferdefliegen und anderes befannte
Ungeziefer ſind naͤtürlich in gleichem
handen.
, Bon Heinrieh IL von Fraukreich erzählt man
ſich, daß er an ſeinem Mantel und Rock nicht we-
niger als 4000 Elen Spigen gehabt habe. (Das
waren Zeiten für die Spißen-Induftrie 1) .
Redigirt unter Verantwortlichkelt von G. Reichard
Druck und Verlag von G. Re ich ard.