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4 Seilage Blaͤtter
2
— z
Mittwoch, den 4. Auguſt
1852
Schweiz.
Aus Freiburg berichtet das /Journal
de Geneve“: Die Ruhe fehrt allmalig in
Unfern Kauton zuruͤck; bloß die Stadt,
Welde durch die Sorglofigfeit und das Ue-
Ürgergarde preisgegeben iſt, hat noch eine
Unruhige Phyſiognoͤmte. Man kann unfer
DE wegen der rubhigen, würdigen Hal-
ung, die es der Regierung gegenüber ein-
wehmen gewußt hat-, nicht genug loben.
8 if eine große Enttaͤuſchung für letztere,
jl der Anerkennung gezwungen zu ſein daß
die angebliden Wühler die Prediger der
Ruhe und Ordnung geworden ſind, und ſte
llherall, wo die Kuhe geſtört wird, aus
Ven Kräften an deren Wiederherſtellung
Arbeiten zu ſehen. Ein einziges Woͤrt der
Ührer von Poſieux würde genügen, um
binnen 24 Stunden: 10,000 Bürger nach
Freiburg zu bringen, und doch beharren ſie
M den Grenzen der Gefeglichkeit, und ver-
Meiden fortwährend und dis ans Ende die
54 worin man ſie gefangen ſehen möchte.
08 können ihnen unfere Nadiealen nicht
Frankreich.
*Paris, 30. Juli. Emil Girardin ver-
ſricht in der „Preffe“ den Beweis zu lie-
fern, daß der vorgebliche Vertrag der drei
Lerdiſchen Großmächte gegenüber der Louis
liden Grundlage? beruhe. „Affemblee natto-
nale? und eine in der Kegel gut unterrid-
tete Correfpondenz fpreden ſich bierüber
noch deutlicher aus, indem ſie die Exiſtenz
eines ſolchen Vertrags für eine aus der
Luft gegriffene Erfindung erklaͤren.
Varis, 31. Juli. E, v. Girardin hat
ort gehalten; er ſchlägt ſich heute gegen
Rußland, Seſirreich und Preußen, daß fie
Inen Vertrag unterzeichnet haben, der nicht
?eflebt; auch die /Patrie? verſichert heute
M offtciöfer Weiſe, daß ſie an die Exiſtenz
Ines folchen Vertrages nicht glaube, —
er Gemeinderath von Paris hat 90,000
Franken für das Auguftfeft hewilligt. Die
nPatrie“ enthält folgende nähere Angaben
Über dieſes Feſt: Müſikbanden {pielen wäh-
End des Tages an mehreren Orten. Au
der Seine werden Schifferkämpfe fattfinden,
vobei die Uebungsfregatte, mit 100 Matro-
Vole ſpielen wird. Von 12 Uhr Mittags
dis Abends 7 Ubhr werden Scheinangriffe
Ründlich fich erneuern und mit einer Ente-
Yung der Fregatte fOließen. Ver dem Pa-
lafle des gefeßgebenden. Körbers wird ein
euerwerk, den Uebergang über den St.
Sernhard darſtellend, abgebrannt werden.
er Platz Vendome und die Straßen de
Wir und Caſtiglione werden decorirt und
Boulevards, die Tuilerien, ſowie der
Intrachtsplag illuminirt. Die elyſeeiſchen
elder werden ebenfalls feſtlich geſchmückt
Und des Abends durch 150 Adler und Kro-
den darſtellende Flammen erieuchtei. Auf
m Triumphbogen am Ende der elyſeei-
Den Feider wird ſich ein ungeheurer Adler
Don 100 Fuß Spannweite erheben, am Tage
I Marmor und des Abends in Feuerlinien
Aſcheinend Auf dem Markte des Innocens
Wird den Damen der Halle ein Ball gege-
M, zu dem 20,000 Perſonen eingeladen
werden follen. .
England.
⁊ London, 30. Juli. „Times“ erklärt
den vom Chroniele! beſprochenen Vertrag
der drei nordiſchen Großmächie, die Thron-
folge in Frankreich betreffend, für ein apo-
kryphiſches Machwerk.
Italien.
Turin. /Balignani's Meſſenger“ mel-
det vom 23. Juli, daß wegen der Erktä-
rung der Geiſtlichkeit gegen die Cipilehe
ein Miniſterrath gehalien und die Frage
erörtert worden iſt ob nicht die Unterzeich-
ner vor Gericht zu ſtellen ſeien. Da laber
das Geſetz über die Eivilehe noch nicht be-
ſchloſſen, ſondern noch im Stadium des Ent-
wurfs beftndlich iſt, ſo wurde entſchieden,
daß den Biſchöfen ihre Meinung zu laſſen
ſei Unterdeſſen unterhält der heil. Stuhl
die beſten Beziehungen zu der Regierung.
Man ſchreibt dieſe Stimmung bẽſonders
Feuilleton.
Ein Eheſcheidungsproeß bei den Axawaak-
Indianern in Britifch - Guyana.
Nach Richard Schomburgt.
Die Nachricht von Herrn Kings, des koͤn—
Commiſſaͤrs, Ankunft mußte ſich ziemlich ſchnell
verbreitet haben, denn ſchon mit dem früheſten
Morgen kamen ganze Züge der Indiaͤner aus
den umliegenden Niederlaſſungen an, um ihre
Streitigkeiten an hoͤchſter Stelle zur Schlich-
tung vorzulegen! Der intereſſanteſte Gegen-
ſtand dtefes einfachen öffentlichen Verfahrens
war eine Cheſcheidungsklage; eine junge, ſchöne
Arawaak, die einen Warrau geheivathet hatte,
trus auf gerichtliche Trennung von ihrem
Manne an, der ſie in der letzten Zeit tyran-
niſch behandelt und geſchlagen, auch ihr Ver-
mögen verſchwendet habe. Da King der Ara-
waal· Sprache nicht mächtig war, ſo diente
der Arawaakhäuptling Caberalli als Dolmetſch.
Nachdem King die Klagen angehört hatte, rief
er die Zeugen auf. Die erſte Zeugin war
eine ältliche Frau, welche mit vielem Ausdruck
eine Lebensbeſchreibung der Klägerin vortrug.
und feurig belebter Stimme
ſchilderte ſie zuerſt die Schönheit der Unglück-
lichen zu der Zeit, wo ſie als Maͤdchen noch
mit leichten Schritten durch das Dorf geeilt
und ihr alle jungen Arawaalks mit dem ftillen
Wunſche nachgeblickt, fie zu befißen, wobet fie
auf alle die Männer ſchaute, die mit im Kreiſe
ſtanden und zu der großen Anzahl der Anbez
gleich kräftigem und nicht minder ſtolzem Tone
zählte ſie die Geſchenke auf, mit welchen fie
von den jungen Männern Überhäuft worden
fet; — allein das Mädchen ſet auf das Feld,
in den Wald geeilt und habe ſich nicht nach
jenen umgeſehen, ihr Lächeln habe bei Keinem
verwellt! Da ſei endlich — und jetzt vermin-
derte ſich bereits der bisher feurige und leb-
hafte Ton und wurde nach und naͤch immer
gedrückter — der Warrau im Dorfe erſchienen
und habe Gefallen vor den Augen des ſchön-
ſten Vädchens der Niederlaſſung gefünden.
Der Warrau nahm ſie mit ſich nach feinem
Dorfe und die Stimnie ging in einen kla-
gend ſingenden Ton über, als ſie nun den
Abſchied von den Eltern und Freundinnen
ſchilderte, bis ſte endlich da, wo ſte den ſchnel-
len Wechſel in den ehelichen Verhältniſſen mit-
theilte, die Stimme zu einer weinerlichen und
jammernden Modulation herabſinken ließ. Schon
nach kurzer Zeit hatte der Warrau den Schmuck,
die Geſchenke, die Kleider feiner Frau verkauft,
ſie dann geprügelt, und ihr ſogar gedrobt,
ſie zu erſchlagen. Dieſe Drohung habe die
Frau bewogen, ihren Mann zu verlaſſen und
zu den Eltern zu fliehen. Noch ſei aber der
Mann im Beſitz der übrigen Habſeligkeiten,
und dieſe wolle er nicht herausgeben. Nach-
dem die übrigen Zeugenausſagen abgenommen
waren, richtete King ſeine Frage an die Klä-
gerin. Mit zur Erde geſenktem Blick gab die
innge Frau ihre Antworten in klagendem, wei-
chem Ton. Spaͤter erhob ſich ihr Auge vom
Boden, um ſich zuweilen zu Überzeugen , wel-
maͤchten! Derſelbe tiefe Schmerz, der ſich in
ihren Zügen, in ihrer ganzen äußern Haltung
ausſprach, hatte ſich auch über alle die Weiber
verbreitet, welche die Frau umgaben. Allein
und vereinzelt, den Blick, den ‚er nur dann
und wann auf feine Frau fallen ließ, feſt auf
H. King gerichtet, ſtand der verklagte Ehe-
mann ruhig auf der entgegengeſetzten Seite.
Er war ein Mann vou tadelloſem Wuchs, von
kühnem und furchtloſem Blick, wie felten un-
ter den Warraus. Sein langes, ſchwaͤrzes,
volles und zugleich etwas lockiges Haar war
ſorgfältig gekämmt und wurde von einem brei-
Unter den feurig ſprü-
henden Augen, in denen zugleich ein düſterer
und halb verächtlicher Ausdruck lag, Frümmte
ſich eine edel geformte Habichtsnaſe! Mit die-
ſen körperlichen Vorzügen ſchienen auch feine
geiſtigen Fähigkeiten in vollem Einklang zu
ſtehen, denn er führte ſeine Vertheidigung: mit
Feuer und Beredtſan keit! Die Schoͤnhelt feiz
ner Frau fei ihrer Trägheit gleich! er verglich
ſie mit einem Faulthier. Wenn er von ſeinen
Reiſen, ſeinen Jagd- und Fiſchzügen heimgekehrt
fei, habe er ſtets leere Töpfe gefunden und
bei den Nachbarn ſich Speiſe ſuchen müffen,
So fet er zum Gefpdtt des Dorfes geworden,
und da alle Ermahnungen vergebens geblieben
ſeien, fo habe er ſeine Frau endlich geſchlagen.
Da auch dies keinen Erfolg gehabt,. ſo trage
er ſelbſt auf Trennung an! Mit einem beweg-
ten Geſichte, auf dem ſich bald mit fchmerz-
lichem, bald -mit verächtlichem Ausdruck die
Gemüthsbewegung malte , folgte die Frau der
Rede des Mannes, und hob das glühende Ant-
litz bei jeder neuen Beſchuldigung des Warrau
empor, um ſogleich es wieder auf die Schul-
ter ſinken zu laſſen! Mit der geſpaͤnnteſten
Aufmerkſamkeit, aber regungelos hoͤrten die
Landsleute des Verklagten der Verhandlung zu.
King fah ſich veranlaßt, den Warrau wenig-
ſtens um 2 Dollars zu ſtrafen, weil er ſeine
Frau geſchlagen, und die Scheidung auszu-
ſprechen! Caberalli theilte dem Warrau diefen
im NMamen der großen Koͤnigin gefaͤllten Ur-
theilsſpruch mit und fragte ihn, ob er damit
Der Wartau erwiederte: Hätte
die große Königin gewußt, daß es ſolche faule
Frauen gäbe, wie mein Weib iſt, ſo würde
ſie gewiß ein felches Geſetz nicht gegeben, fonz _
dern den Männern erlaubt Haben, ihre trügen
Frauen zu prügeln, Daß ſie nach meinem
Wuͤnſche handelt, wenn ſie zu {hren Eltern
zurückkehrt, habe ich bereits erklärt: die 2 Dol-
lars kann ich nicht bezahlen , weil ich ſte nicht
beſttze! Als ihm King erklärte, daß er ihn
dann nach der Hauptſtadt mitnehuren würde,
eilte der Warrau nach ſeinem Dorfe und kehrte.
nach drei Stunden mit dem Strafgelde zurück,
das nun der Frau übergeben wurde.
4 Seilage Blaͤtter
2
— z
Mittwoch, den 4. Auguſt
1852
Schweiz.
Aus Freiburg berichtet das /Journal
de Geneve“: Die Ruhe fehrt allmalig in
Unfern Kauton zuruͤck; bloß die Stadt,
Welde durch die Sorglofigfeit und das Ue-
Ürgergarde preisgegeben iſt, hat noch eine
Unruhige Phyſiognoͤmte. Man kann unfer
DE wegen der rubhigen, würdigen Hal-
ung, die es der Regierung gegenüber ein-
wehmen gewußt hat-, nicht genug loben.
8 if eine große Enttaͤuſchung für letztere,
jl der Anerkennung gezwungen zu ſein daß
die angebliden Wühler die Prediger der
Ruhe und Ordnung geworden ſind, und ſte
llherall, wo die Kuhe geſtört wird, aus
Ven Kräften an deren Wiederherſtellung
Arbeiten zu ſehen. Ein einziges Woͤrt der
Ührer von Poſieux würde genügen, um
binnen 24 Stunden: 10,000 Bürger nach
Freiburg zu bringen, und doch beharren ſie
M den Grenzen der Gefeglichkeit, und ver-
Meiden fortwährend und dis ans Ende die
54 worin man ſie gefangen ſehen möchte.
08 können ihnen unfere Nadiealen nicht
Frankreich.
*Paris, 30. Juli. Emil Girardin ver-
ſricht in der „Preffe“ den Beweis zu lie-
fern, daß der vorgebliche Vertrag der drei
Lerdiſchen Großmächte gegenüber der Louis
liden Grundlage? beruhe. „Affemblee natto-
nale? und eine in der Kegel gut unterrid-
tete Correfpondenz fpreden ſich bierüber
noch deutlicher aus, indem ſie die Exiſtenz
eines ſolchen Vertrags für eine aus der
Luft gegriffene Erfindung erklaͤren.
Varis, 31. Juli. E, v. Girardin hat
ort gehalten; er ſchlägt ſich heute gegen
Rußland, Seſirreich und Preußen, daß fie
Inen Vertrag unterzeichnet haben, der nicht
?eflebt; auch die /Patrie? verſichert heute
M offtciöfer Weiſe, daß ſie an die Exiſtenz
Ines folchen Vertrages nicht glaube, —
er Gemeinderath von Paris hat 90,000
Franken für das Auguftfeft hewilligt. Die
nPatrie“ enthält folgende nähere Angaben
Über dieſes Feſt: Müſikbanden {pielen wäh-
End des Tages an mehreren Orten. Au
der Seine werden Schifferkämpfe fattfinden,
vobei die Uebungsfregatte, mit 100 Matro-
Vole ſpielen wird. Von 12 Uhr Mittags
dis Abends 7 Ubhr werden Scheinangriffe
Ründlich fich erneuern und mit einer Ente-
Yung der Fregatte fOließen. Ver dem Pa-
lafle des gefeßgebenden. Körbers wird ein
euerwerk, den Uebergang über den St.
Sernhard darſtellend, abgebrannt werden.
er Platz Vendome und die Straßen de
Wir und Caſtiglione werden decorirt und
Boulevards, die Tuilerien, ſowie der
Intrachtsplag illuminirt. Die elyſeeiſchen
elder werden ebenfalls feſtlich geſchmückt
Und des Abends durch 150 Adler und Kro-
den darſtellende Flammen erieuchtei. Auf
m Triumphbogen am Ende der elyſeei-
Den Feider wird ſich ein ungeheurer Adler
Don 100 Fuß Spannweite erheben, am Tage
I Marmor und des Abends in Feuerlinien
Aſcheinend Auf dem Markte des Innocens
Wird den Damen der Halle ein Ball gege-
M, zu dem 20,000 Perſonen eingeladen
werden follen. .
England.
⁊ London, 30. Juli. „Times“ erklärt
den vom Chroniele! beſprochenen Vertrag
der drei nordiſchen Großmächie, die Thron-
folge in Frankreich betreffend, für ein apo-
kryphiſches Machwerk.
Italien.
Turin. /Balignani's Meſſenger“ mel-
det vom 23. Juli, daß wegen der Erktä-
rung der Geiſtlichkeit gegen die Cipilehe
ein Miniſterrath gehalien und die Frage
erörtert worden iſt ob nicht die Unterzeich-
ner vor Gericht zu ſtellen ſeien. Da laber
das Geſetz über die Eivilehe noch nicht be-
ſchloſſen, ſondern noch im Stadium des Ent-
wurfs beftndlich iſt, ſo wurde entſchieden,
daß den Biſchöfen ihre Meinung zu laſſen
ſei Unterdeſſen unterhält der heil. Stuhl
die beſten Beziehungen zu der Regierung.
Man ſchreibt dieſe Stimmung bẽſonders
Feuilleton.
Ein Eheſcheidungsproeß bei den Axawaak-
Indianern in Britifch - Guyana.
Nach Richard Schomburgt.
Die Nachricht von Herrn Kings, des koͤn—
Commiſſaͤrs, Ankunft mußte ſich ziemlich ſchnell
verbreitet haben, denn ſchon mit dem früheſten
Morgen kamen ganze Züge der Indiaͤner aus
den umliegenden Niederlaſſungen an, um ihre
Streitigkeiten an hoͤchſter Stelle zur Schlich-
tung vorzulegen! Der intereſſanteſte Gegen-
ſtand dtefes einfachen öffentlichen Verfahrens
war eine Cheſcheidungsklage; eine junge, ſchöne
Arawaak, die einen Warrau geheivathet hatte,
trus auf gerichtliche Trennung von ihrem
Manne an, der ſie in der letzten Zeit tyran-
niſch behandelt und geſchlagen, auch ihr Ver-
mögen verſchwendet habe. Da King der Ara-
waal· Sprache nicht mächtig war, ſo diente
der Arawaakhäuptling Caberalli als Dolmetſch.
Nachdem King die Klagen angehört hatte, rief
er die Zeugen auf. Die erſte Zeugin war
eine ältliche Frau, welche mit vielem Ausdruck
eine Lebensbeſchreibung der Klägerin vortrug.
und feurig belebter Stimme
ſchilderte ſie zuerſt die Schönheit der Unglück-
lichen zu der Zeit, wo ſie als Maͤdchen noch
mit leichten Schritten durch das Dorf geeilt
und ihr alle jungen Arawaalks mit dem ftillen
Wunſche nachgeblickt, fie zu befißen, wobet fie
auf alle die Männer ſchaute, die mit im Kreiſe
ſtanden und zu der großen Anzahl der Anbez
gleich kräftigem und nicht minder ſtolzem Tone
zählte ſie die Geſchenke auf, mit welchen fie
von den jungen Männern Überhäuft worden
fet; — allein das Mädchen ſet auf das Feld,
in den Wald geeilt und habe ſich nicht nach
jenen umgeſehen, ihr Lächeln habe bei Keinem
verwellt! Da ſei endlich — und jetzt vermin-
derte ſich bereits der bisher feurige und leb-
hafte Ton und wurde nach und naͤch immer
gedrückter — der Warrau im Dorfe erſchienen
und habe Gefallen vor den Augen des ſchön-
ſten Vädchens der Niederlaſſung gefünden.
Der Warrau nahm ſie mit ſich nach feinem
Dorfe und die Stimnie ging in einen kla-
gend ſingenden Ton über, als ſie nun den
Abſchied von den Eltern und Freundinnen
ſchilderte, bis ſte endlich da, wo ſte den ſchnel-
len Wechſel in den ehelichen Verhältniſſen mit-
theilte, die Stimme zu einer weinerlichen und
jammernden Modulation herabſinken ließ. Schon
nach kurzer Zeit hatte der Warrau den Schmuck,
die Geſchenke, die Kleider feiner Frau verkauft,
ſie dann geprügelt, und ihr ſogar gedrobt,
ſie zu erſchlagen. Dieſe Drohung habe die
Frau bewogen, ihren Mann zu verlaſſen und
zu den Eltern zu fliehen. Noch ſei aber der
Mann im Beſitz der übrigen Habſeligkeiten,
und dieſe wolle er nicht herausgeben. Nach-
dem die übrigen Zeugenausſagen abgenommen
waren, richtete King ſeine Frage an die Klä-
gerin. Mit zur Erde geſenktem Blick gab die
innge Frau ihre Antworten in klagendem, wei-
chem Ton. Spaͤter erhob ſich ihr Auge vom
Boden, um ſich zuweilen zu Überzeugen , wel-
maͤchten! Derſelbe tiefe Schmerz, der ſich in
ihren Zügen, in ihrer ganzen äußern Haltung
ausſprach, hatte ſich auch über alle die Weiber
verbreitet, welche die Frau umgaben. Allein
und vereinzelt, den Blick, den ‚er nur dann
und wann auf feine Frau fallen ließ, feſt auf
H. King gerichtet, ſtand der verklagte Ehe-
mann ruhig auf der entgegengeſetzten Seite.
Er war ein Mann vou tadelloſem Wuchs, von
kühnem und furchtloſem Blick, wie felten un-
ter den Warraus. Sein langes, ſchwaͤrzes,
volles und zugleich etwas lockiges Haar war
ſorgfältig gekämmt und wurde von einem brei-
Unter den feurig ſprü-
henden Augen, in denen zugleich ein düſterer
und halb verächtlicher Ausdruck lag, Frümmte
ſich eine edel geformte Habichtsnaſe! Mit die-
ſen körperlichen Vorzügen ſchienen auch feine
geiſtigen Fähigkeiten in vollem Einklang zu
ſtehen, denn er führte ſeine Vertheidigung: mit
Feuer und Beredtſan keit! Die Schoͤnhelt feiz
ner Frau fei ihrer Trägheit gleich! er verglich
ſie mit einem Faulthier. Wenn er von ſeinen
Reiſen, ſeinen Jagd- und Fiſchzügen heimgekehrt
fei, habe er ſtets leere Töpfe gefunden und
bei den Nachbarn ſich Speiſe ſuchen müffen,
So fet er zum Gefpdtt des Dorfes geworden,
und da alle Ermahnungen vergebens geblieben
ſeien, fo habe er ſeine Frau endlich geſchlagen.
Da auch dies keinen Erfolg gehabt,. ſo trage
er ſelbſt auf Trennung an! Mit einem beweg-
ten Geſichte, auf dem ſich bald mit fchmerz-
lichem, bald -mit verächtlichem Ausdruck die
Gemüthsbewegung malte , folgte die Frau der
Rede des Mannes, und hob das glühende Ant-
litz bei jeder neuen Beſchuldigung des Warrau
empor, um ſogleich es wieder auf die Schul-
ter ſinken zu laſſen! Mit der geſpaͤnnteſten
Aufmerkſamkeit, aber regungelos hoͤrten die
Landsleute des Verklagten der Verhandlung zu.
King fah ſich veranlaßt, den Warrau wenig-
ſtens um 2 Dollars zu ſtrafen, weil er ſeine
Frau geſchlagen, und die Scheidung auszu-
ſprechen! Caberalli theilte dem Warrau diefen
im NMamen der großen Koͤnigin gefaͤllten Ur-
theilsſpruch mit und fragte ihn, ob er damit
Der Wartau erwiederte: Hätte
die große Königin gewußt, daß es ſolche faule
Frauen gäbe, wie mein Weib iſt, ſo würde
ſie gewiß ein felches Geſetz nicht gegeben, fonz _
dern den Männern erlaubt Haben, ihre trügen
Frauen zu prügeln, Daß ſie nach meinem
Wuͤnſche handelt, wenn ſie zu {hren Eltern
zurückkehrt, habe ich bereits erklärt: die 2 Dol-
lars kann ich nicht bezahlen , weil ich ſte nicht
beſttze! Als ihm King erklärte, daß er ihn
dann nach der Hauptſtadt mitnehuren würde,
eilte der Warrau nach ſeinem Dorfe und kehrte.
nach drei Stunden mit dem Strafgelde zurück,
das nun der Frau übergeben wurde.