ebenfalls ein Schotte, deſſen Beſitzungen im
Kirchſprengel des Herrn Macfarlane liegen.
Vor einigen Tagen war er von einer Reife
nach dem Feſtlande zurückgekehrt, einige Tage
wollte er in London zubringen, und dann
nach Hauſe zu ſeiner Mutter eilen. Sir George
war ein Jugendbekannter der beiden Mädchen;
und ſo ſehr man auch ſehen konnte, daß ſte
ſich des Zufalls freuten, welcher ſie in einer
ſo großen Stadt, wie London iſt, die mit
Fremden angefüllt war, ſich begegnen ließ, ſo
bemerkte man doch auch zugleich, daß ein ge-
wiſſes gekünſteltes, nicht ganz uͤngezwungenes
Verhaͤltuitz zwiſchen dem jungen Mann und
Miſs Mary obwaltete. Der alte Herr war
lauter Freude und Herzlichkeit, und Sir George
mußte ihm verſprechen, den Tag mit ihin und
ſeinen Kindern zuzubringen; Miſs Anna, die
jüngſte der Töchter, nahm keinen Anftand in
die Bitte ihres Vaͤters einzuſtimmen; ihre
Schweſter jedoch ſchwieg. War aber dieſes
Schweigen nicht bedeutſamer, als die Redfelig-
keit der Andern ; war ein Blick aus ihren
dunklen Augen nicht beredter?
Sir Gearge Lenox willigte ein, indem er
ſich nur die Erlaubniß erbat, ihnen ſeinen
Freund, einen Deutſchen, den er in Berlin
kennen gelernt und der die Reiſe durch den
Süden Deutſchlands und durch Frankreich mit
ihm gemacht hatte, vorzuſtellen und als Ge-
fährten ihrer Tagswanderung einfühten zu
dürfen. Freundlich wurde Otto v. Bismark
aufgenommen , und ſoglelch verabredeten ſie die
Themſe hinauf zu fahren, in Richmond zu Mittag
zu ſpeiſen und Hampton Court zu befuchen.
Noch eine kurze Zeit verweilien ſte im Kry-
ſtallpallaſt, fuhren dann nach London-bridoͤe
und begaben ſich an Bord des Dampfers, der
ſie nach Richmond brachte. Das Wetter war
ſo günſtig, al8 man es ſich nur wünſchen
konnte. Die rege Geſchäftigket auf dem Strome,
die reizenden Ufer der Ihemfe, die, ſobald
man Weſtminſter Abtei hinter ſich hatte, mit
freundlichen Landhäuſern wie beſäet ſind, Alles
verſetzte unſre Reiſenden in die beſte Stimmung,
ſo daß ſogar zwiſchen Sir George und Miſs
Mary der Zwang, welches ſich bei ihrem er-
ſten Zuſammentreffen gezeigt hatte, einem freund-
lichen, herzlichen Benehmen Platz machte, das
nur die größte Behutfamkeit in Wort und
Miene verhinderte, ein zärtliches zu werden.
Unſer Landsmann ſchien allen zu gefallen.
Der alte Herr freute ſich ſeiner Bekanntſchaft
beſonders und fand in ſeiner uͤnbeholfenen
engliſchen Ausſprache etwas heimathliches, die
unverkennbaren Spuren des altſchottiſchen Dia-
lektes. Sir George beabſichtigte ſchon am
nächſten Morgen in die Arme ſeiner Mutter
zu eilen, und da Bismark ihm verſprochen
hatte, den Herbſt und die Jagdzeit bei ihm
zuzubringen/ ſo mußte er gleichfalls dem Mr.
Macfarlane verſprechen, ein oͤfterer Gaſt {n
der Manſe (die ſchottiſche Pfarrwohnung) zu
ſein, und eine Woche wenigſtens dort zu woh-
nen. Es war ſpät des Abends, als ſie ſich
trennten Sir George reiſte zeitig am folgen-
den Morgen, und Bismark hatte keine Gelegen-
heit die neuen ſchottiſchen Freunde in London
wieder zu ſehen.
Die Varlamenteſttzungen waren vorüber. Lon-
von wurde leerer und man ſah nicht mehr in
Regent⸗Street, in Hydepark die vielen eleganten
Equipagen der Ariſtokratie und der Gentth
ſich drängen! Die Königin und der Prinz
Albert waren in Balmoral, um in der Zurüd-
gezogenbeit auf dem ſchottiſchen Landſttze, frei
von Etikette und Hoffeſten, ſich ſelbſt und den
Freuden ihres ſchönen Familienglückes zu leben.
Auch Bismark hatte London verlaffen und eilte
nach Schottland, nachdem er zuerſt Cambridge,
Orford und die Lakes beſucht hatte.
In Liverpool angekommen benutzte er ſo-
gleich das abgehende Dampfſchiff, um ſich naͤch
Glasgow zu begeben, und ein Reiſegefährte
zeigte ihm die Stelle , wo vor einem Jahre
der Orion durch Fahrläfſtgkeit untergegaͤngen
und wo ein nachläſſiger Capitain fo viele
Menſchenleben in das Wellengrab verſenkt hatte.
Die Reife ging glücklich von ſtatten, und nach
einer Ueberfahrtereiſe von vierzehn Stunden
betrat der Oeutſche Schottland, und begab ſich
von Dumbarton noch dem Landſitze ſeines
Feundes, der am Lochlomond gelegen war.
Er traf Sir George nicht zu Hauſe. Derſelbe
wurde jedoch im Laufe der nächſten Woche von
Epinhurg zurückerwartet, und Bismark ent-
ſchloß ſich daher ſogleich von der Einladung
des in London kennen gelernten Geiſtlichen
Hebrauch zu machen, und in der Manſe die
Rückkehr ſelnes Freundes und feiner Familie
abzuwarten.
Nachdem er einige Zeilen an Sir George
geſchrieben, und dem Freunde zurückgelaffen
hatte, nahm er einen Fübrer, und ſetzte ſeine
Reiſe zu Fuß fort, indem er ſein Gepäck zu-
rückließ, von welchem er nur das nothwendigſte
mitnahm.
Nicht weit von den Ufern des Loch Lomondis,
unter Schottlands Seen, die gleich dem Meere
regelmaͤßig der Ebbe nnd Fluth unterworfen
ſind an dem Fuße eines ſteilen Abgrundes
liegt, von den Wohnungen der Menſchen ab-
geſondert, eine Kirche, die ſich in nichis von
der den presbyterianiſchen eigenthümlichen Ein-
fachheit unterſcheidet. Sie iſt in der Mitte des
Friedhofes gelegen, und daher von Denkmälern
der Liebe und Freundſchaft, von einfachen
Grabſteinen, Trauerweiden und Rafenhügeln
umgeben. Rechts windet ſich ein rauher, enger,
ſteinigter Fahrweg, der in das Gebirge, in das
durch ſeine wilden Schönhelten berühmte Hoch-
land führt. Zur Linken erblickt man wohl
angebaute Felder, und die zerftreut liegenden
Häuſer des Dorfes, die ſich längs der Umzäu:
nung eines großen Parkes weit hinausſtrecken.
Der ſteile Bergweg führt zu einer in der
Nachbarſchaft liegenden Kirche der freien Ge-
meinde, die auch hier wie überall ein Goͤttes-
haus, als Nebenbuhlerin der älteren Schweſter,
der etablirten Kirche, errichtet hat. Zwiſchen
den beiden Kirchen liegen die Manſes der bei-
den Geiſtlichen.
Der geräumigere derſelben, von Feldern
und einem Obſtgarten umgeben, iſt die Woh-
nung des Dieners des Herrn, dem die ältere
und daher reichere Kirche anvertraut iſt, wäh-
rend die andre kleiner und ärmlicher, ſo wie
nur mit einem kleinen Borhofe verſehen iſt, da
ihr die Glebe (Pfarrländereien) fehlt. Haus
ſowohl als Umgebung verrathen beim erſten
Anblick, daß die jetzige Gemeinde nicht reich-
lich für ihren Paſtor forgen könne, daß der-
ſelbe ſich mit einem geringeren Einkommen,
und mit einer beſcheideneren Wohnung für ſich
und ſeine zahlreiche Familie begnügen mußte,
ohne ſich vielleicht erwehren zu koͤnnen, zuwei-
len an jene Zeit zu denken, in welcher er eine
eben ſo geraͤumige Wohnung mit dem Zubehör
inne gehabt hatie. Dennoch hatte er willig
dieſelbe und das gute Einkommen aufgegeben,
als es ihm und vielen ſeiner Amtsbtuͤder die
Pflicht zu gebieten ſchien, aus der alten pres-
byterianiſchen Kirche zu ſcheiden, aus jener
alten Kirche, für die ſo viele gelitten und ge-
blutet hatten. Damals wallte ein langer Zug
von ernſten, ehrwürdigen Männern durch die
Straßen Edinburg's, an ihrer Spitze Thomas
Chalmer's, den man mit Recht den Boffuet der
ſchottiſchen freien Gemeinde nennen kann.! Sie
ſtimmten laut einen Pſalmen an, und als das
Hallelujah verklang, war das freiwillige Opfer
der Ueberzeugung vollbracht, der Heimath ent-
fagt, freiwillig Armuth und Maͤngel gewählt,
und die neue freie Kirche gegründet.
Fortſetzung folgt.)
Auftder Molkenkur.
- Sß dob etwas gar zu Gutes
Im ein ſchönes Steüdichein
Raſcher geht der Lauf des Blutes
Und mehr Blume hat der Wein.
Zwar man muß auch tuͤchttg ſtelgen
Will man auf die Molkenkuͤr,
Doch was wir dadurch erreichen,
Findet man im Himmel nuͤr:
Freunde die ſich um uns mühen;
Ausſicht über Berg und hal,
Augen, Derzen, die, erglühen
Sanft im goldnen Soxnenfirahl.
Vill ich ſo ein Herzchen ſprechen
Sehen ſolch' ein Augenpaar,
Darf ich nur bei Wagner zechen,
Nimmer bringt uns das Gefahr.
Wagner thut ſich ſchelmiſch neigen,
Wenn das öfter wiederkommt.
Zoch er kann vortrefflich ſchweigen,
Wenn es einem Herzen frommt.
Nir giht eine runde Braune
Serne hier ein Rendezvous,
Bin ich drunten nicht bet Laune
Geh' ich meiner Braunen zu.
Mir ihr Innres auszuſchütten
Kommt auch ſie zur Molkenkur;
Hoch dann über Menfchenhütten
Leben wir im Himmel nur.
Doch ich will mich nicht verratben,
Im Geheimniß liegt der Wiß.
Kommt nur, ihr ſeid eingelaͤden,
Habt bet Wagner Stimm’ und Sitz
Buntes.
Ueher einenen entſtandene Infel wird
in den W.-F.=Bl. aus Eutin derichtet:‘ „Am
Morgen nach dem Orkane fand der Fiſcher auß
—— im Behler-See eine Infel von 100 Zuß
Länge und 70 Fuß Breite an einer Stelle aufge*
tauct, wo der See bisher zwoölf Juß tief Waller
hatte Die neu entftandene Infel beſtebt aus Zorfe
grund, hat Riffe und foll das Anfehen haben, als
wenn ein gegohrener Teig in die Höhe gegangen
iſt. Schon im Jahre 1804 war an derfelben Stelle
im Behler⸗See eine ähnliche Inſel aufgetaucht;
damals machte die Sache in der Gelebrten velt
viel Aufſehen; unter Anderen berichtet Jägermann
darüber in ſeinem bekannten Archiv. €$ kamen
damals Perfonen aus England und Fraͤnkreich in
dieſe Gegend, um das Phänomen in Augenſchein
zu nehmen. Die Sache wurde indeſſen alt, wie
alles Neue, und danach ſanl auch im Jahre 1805
die Inſel wleder zu Boden. An zwölf Fuß Waſſer
haben die Fiſcher nachher an der Stelle gefunden,
his der jetzige Fiſcher die Infel wieder findet, wie
ſie hm von feinem Großvaͤter beſchrieben worden
war.“
Es iſt befannt, daß die „Damen der Halle“
in Paris ihre Waaren höchſt geſchmackvoll aufzu-
ſtellen verſtehen; ſelbſt die Kartoffeln ſind auf das
Sauberſte zwiſchen Möhrenbuͤndeichen eingeordnet.
Spinat- und Salatſtauden ſind auf das Soͤrglamiſte
gewaſchen, ehe ſie ausgelegt werden. An Butter
werden täglich auf dem Markt an 100,000 Pfund
halter neben ſich die alles aufſchreiben und es
gibt unter ihnen Frauen, die über 20,000 Fr. fähre
lich zu verfuͤnen haben! Außer Dvdem todien, ge-
rupften Gefluͤgel, das zierlich geordnet iſt! faͤllt
die Menge von Kaninchen auf die täglich hier
verkauft werden und die friedlich unter den Laden-
tiſchen noch Männerchen machen, während auf
denſelben um ihr Leben gefeilſcht wird. Die Fleiſch-
beilagen, der Schrecken deutſcher Hausfrauen, find
bei den Pariſer Fleiſchern nicht gebräuchlich, weil
ſich auch für die unbrauchbarſten Theile noch im-
mer Käufer finden; man zieht es daher vor, die
verſchiedenen Oualttäten Areng zu trennen.
Die Kunſtvereine der öſtlichen Provinzen
Preußens haben eine Ausſtellung von Werken der
Nalcrei und Plaſtik in nachfolgenden Staͤdten vom
15. Dec. d. J ab bis zum 31. Juli 1853 zu ver-
auſtalten heſchloſſen: in Danzig vom 15, Dec. ab,
in Königsberg vom 2, Febr., in Stettin vom 1.
April, in Breslau vom 1. Mat und in Pofen vom
28. SJuni ab. Mit der Ausſtellung werden Ans
käufe zu öffentuchen Sammlungen und zur Ver-
looſung unter Mitgliedern der Vereine verbunden
werden.
N edigirt unter Verantwortlichkett von G. Keichard.
Druck und Verlag von G. Reichard.
Kirchſprengel des Herrn Macfarlane liegen.
Vor einigen Tagen war er von einer Reife
nach dem Feſtlande zurückgekehrt, einige Tage
wollte er in London zubringen, und dann
nach Hauſe zu ſeiner Mutter eilen. Sir George
war ein Jugendbekannter der beiden Mädchen;
und ſo ſehr man auch ſehen konnte, daß ſte
ſich des Zufalls freuten, welcher ſie in einer
ſo großen Stadt, wie London iſt, die mit
Fremden angefüllt war, ſich begegnen ließ, ſo
bemerkte man doch auch zugleich, daß ein ge-
wiſſes gekünſteltes, nicht ganz uͤngezwungenes
Verhaͤltuitz zwiſchen dem jungen Mann und
Miſs Mary obwaltete. Der alte Herr war
lauter Freude und Herzlichkeit, und Sir George
mußte ihm verſprechen, den Tag mit ihin und
ſeinen Kindern zuzubringen; Miſs Anna, die
jüngſte der Töchter, nahm keinen Anftand in
die Bitte ihres Vaͤters einzuſtimmen; ihre
Schweſter jedoch ſchwieg. War aber dieſes
Schweigen nicht bedeutſamer, als die Redfelig-
keit der Andern ; war ein Blick aus ihren
dunklen Augen nicht beredter?
Sir Gearge Lenox willigte ein, indem er
ſich nur die Erlaubniß erbat, ihnen ſeinen
Freund, einen Deutſchen, den er in Berlin
kennen gelernt und der die Reiſe durch den
Süden Deutſchlands und durch Frankreich mit
ihm gemacht hatte, vorzuſtellen und als Ge-
fährten ihrer Tagswanderung einfühten zu
dürfen. Freundlich wurde Otto v. Bismark
aufgenommen , und ſoglelch verabredeten ſie die
Themſe hinauf zu fahren, in Richmond zu Mittag
zu ſpeiſen und Hampton Court zu befuchen.
Noch eine kurze Zeit verweilien ſte im Kry-
ſtallpallaſt, fuhren dann nach London-bridoͤe
und begaben ſich an Bord des Dampfers, der
ſie nach Richmond brachte. Das Wetter war
ſo günſtig, al8 man es ſich nur wünſchen
konnte. Die rege Geſchäftigket auf dem Strome,
die reizenden Ufer der Ihemfe, die, ſobald
man Weſtminſter Abtei hinter ſich hatte, mit
freundlichen Landhäuſern wie beſäet ſind, Alles
verſetzte unſre Reiſenden in die beſte Stimmung,
ſo daß ſogar zwiſchen Sir George und Miſs
Mary der Zwang, welches ſich bei ihrem er-
ſten Zuſammentreffen gezeigt hatte, einem freund-
lichen, herzlichen Benehmen Platz machte, das
nur die größte Behutfamkeit in Wort und
Miene verhinderte, ein zärtliches zu werden.
Unſer Landsmann ſchien allen zu gefallen.
Der alte Herr freute ſich ſeiner Bekanntſchaft
beſonders und fand in ſeiner uͤnbeholfenen
engliſchen Ausſprache etwas heimathliches, die
unverkennbaren Spuren des altſchottiſchen Dia-
lektes. Sir George beabſichtigte ſchon am
nächſten Morgen in die Arme ſeiner Mutter
zu eilen, und da Bismark ihm verſprochen
hatte, den Herbſt und die Jagdzeit bei ihm
zuzubringen/ ſo mußte er gleichfalls dem Mr.
Macfarlane verſprechen, ein oͤfterer Gaſt {n
der Manſe (die ſchottiſche Pfarrwohnung) zu
ſein, und eine Woche wenigſtens dort zu woh-
nen. Es war ſpät des Abends, als ſie ſich
trennten Sir George reiſte zeitig am folgen-
den Morgen, und Bismark hatte keine Gelegen-
heit die neuen ſchottiſchen Freunde in London
wieder zu ſehen.
Die Varlamenteſttzungen waren vorüber. Lon-
von wurde leerer und man ſah nicht mehr in
Regent⸗Street, in Hydepark die vielen eleganten
Equipagen der Ariſtokratie und der Gentth
ſich drängen! Die Königin und der Prinz
Albert waren in Balmoral, um in der Zurüd-
gezogenbeit auf dem ſchottiſchen Landſttze, frei
von Etikette und Hoffeſten, ſich ſelbſt und den
Freuden ihres ſchönen Familienglückes zu leben.
Auch Bismark hatte London verlaffen und eilte
nach Schottland, nachdem er zuerſt Cambridge,
Orford und die Lakes beſucht hatte.
In Liverpool angekommen benutzte er ſo-
gleich das abgehende Dampfſchiff, um ſich naͤch
Glasgow zu begeben, und ein Reiſegefährte
zeigte ihm die Stelle , wo vor einem Jahre
der Orion durch Fahrläfſtgkeit untergegaͤngen
und wo ein nachläſſiger Capitain fo viele
Menſchenleben in das Wellengrab verſenkt hatte.
Die Reife ging glücklich von ſtatten, und nach
einer Ueberfahrtereiſe von vierzehn Stunden
betrat der Oeutſche Schottland, und begab ſich
von Dumbarton noch dem Landſitze ſeines
Feundes, der am Lochlomond gelegen war.
Er traf Sir George nicht zu Hauſe. Derſelbe
wurde jedoch im Laufe der nächſten Woche von
Epinhurg zurückerwartet, und Bismark ent-
ſchloß ſich daher ſogleich von der Einladung
des in London kennen gelernten Geiſtlichen
Hebrauch zu machen, und in der Manſe die
Rückkehr ſelnes Freundes und feiner Familie
abzuwarten.
Nachdem er einige Zeilen an Sir George
geſchrieben, und dem Freunde zurückgelaffen
hatte, nahm er einen Fübrer, und ſetzte ſeine
Reiſe zu Fuß fort, indem er ſein Gepäck zu-
rückließ, von welchem er nur das nothwendigſte
mitnahm.
Nicht weit von den Ufern des Loch Lomondis,
unter Schottlands Seen, die gleich dem Meere
regelmaͤßig der Ebbe nnd Fluth unterworfen
ſind an dem Fuße eines ſteilen Abgrundes
liegt, von den Wohnungen der Menſchen ab-
geſondert, eine Kirche, die ſich in nichis von
der den presbyterianiſchen eigenthümlichen Ein-
fachheit unterſcheidet. Sie iſt in der Mitte des
Friedhofes gelegen, und daher von Denkmälern
der Liebe und Freundſchaft, von einfachen
Grabſteinen, Trauerweiden und Rafenhügeln
umgeben. Rechts windet ſich ein rauher, enger,
ſteinigter Fahrweg, der in das Gebirge, in das
durch ſeine wilden Schönhelten berühmte Hoch-
land führt. Zur Linken erblickt man wohl
angebaute Felder, und die zerftreut liegenden
Häuſer des Dorfes, die ſich längs der Umzäu:
nung eines großen Parkes weit hinausſtrecken.
Der ſteile Bergweg führt zu einer in der
Nachbarſchaft liegenden Kirche der freien Ge-
meinde, die auch hier wie überall ein Goͤttes-
haus, als Nebenbuhlerin der älteren Schweſter,
der etablirten Kirche, errichtet hat. Zwiſchen
den beiden Kirchen liegen die Manſes der bei-
den Geiſtlichen.
Der geräumigere derſelben, von Feldern
und einem Obſtgarten umgeben, iſt die Woh-
nung des Dieners des Herrn, dem die ältere
und daher reichere Kirche anvertraut iſt, wäh-
rend die andre kleiner und ärmlicher, ſo wie
nur mit einem kleinen Borhofe verſehen iſt, da
ihr die Glebe (Pfarrländereien) fehlt. Haus
ſowohl als Umgebung verrathen beim erſten
Anblick, daß die jetzige Gemeinde nicht reich-
lich für ihren Paſtor forgen könne, daß der-
ſelbe ſich mit einem geringeren Einkommen,
und mit einer beſcheideneren Wohnung für ſich
und ſeine zahlreiche Familie begnügen mußte,
ohne ſich vielleicht erwehren zu koͤnnen, zuwei-
len an jene Zeit zu denken, in welcher er eine
eben ſo geraͤumige Wohnung mit dem Zubehör
inne gehabt hatie. Dennoch hatte er willig
dieſelbe und das gute Einkommen aufgegeben,
als es ihm und vielen ſeiner Amtsbtuͤder die
Pflicht zu gebieten ſchien, aus der alten pres-
byterianiſchen Kirche zu ſcheiden, aus jener
alten Kirche, für die ſo viele gelitten und ge-
blutet hatten. Damals wallte ein langer Zug
von ernſten, ehrwürdigen Männern durch die
Straßen Edinburg's, an ihrer Spitze Thomas
Chalmer's, den man mit Recht den Boffuet der
ſchottiſchen freien Gemeinde nennen kann.! Sie
ſtimmten laut einen Pſalmen an, und als das
Hallelujah verklang, war das freiwillige Opfer
der Ueberzeugung vollbracht, der Heimath ent-
fagt, freiwillig Armuth und Maͤngel gewählt,
und die neue freie Kirche gegründet.
Fortſetzung folgt.)
Auftder Molkenkur.
- Sß dob etwas gar zu Gutes
Im ein ſchönes Steüdichein
Raſcher geht der Lauf des Blutes
Und mehr Blume hat der Wein.
Zwar man muß auch tuͤchttg ſtelgen
Will man auf die Molkenkuͤr,
Doch was wir dadurch erreichen,
Findet man im Himmel nuͤr:
Freunde die ſich um uns mühen;
Ausſicht über Berg und hal,
Augen, Derzen, die, erglühen
Sanft im goldnen Soxnenfirahl.
Vill ich ſo ein Herzchen ſprechen
Sehen ſolch' ein Augenpaar,
Darf ich nur bei Wagner zechen,
Nimmer bringt uns das Gefahr.
Wagner thut ſich ſchelmiſch neigen,
Wenn das öfter wiederkommt.
Zoch er kann vortrefflich ſchweigen,
Wenn es einem Herzen frommt.
Nir giht eine runde Braune
Serne hier ein Rendezvous,
Bin ich drunten nicht bet Laune
Geh' ich meiner Braunen zu.
Mir ihr Innres auszuſchütten
Kommt auch ſie zur Molkenkur;
Hoch dann über Menfchenhütten
Leben wir im Himmel nur.
Doch ich will mich nicht verratben,
Im Geheimniß liegt der Wiß.
Kommt nur, ihr ſeid eingelaͤden,
Habt bet Wagner Stimm’ und Sitz
Buntes.
Ueher einenen entſtandene Infel wird
in den W.-F.=Bl. aus Eutin derichtet:‘ „Am
Morgen nach dem Orkane fand der Fiſcher auß
—— im Behler-See eine Infel von 100 Zuß
Länge und 70 Fuß Breite an einer Stelle aufge*
tauct, wo der See bisher zwoölf Juß tief Waller
hatte Die neu entftandene Infel beſtebt aus Zorfe
grund, hat Riffe und foll das Anfehen haben, als
wenn ein gegohrener Teig in die Höhe gegangen
iſt. Schon im Jahre 1804 war an derfelben Stelle
im Behler⸗See eine ähnliche Inſel aufgetaucht;
damals machte die Sache in der Gelebrten velt
viel Aufſehen; unter Anderen berichtet Jägermann
darüber in ſeinem bekannten Archiv. €$ kamen
damals Perfonen aus England und Fraͤnkreich in
dieſe Gegend, um das Phänomen in Augenſchein
zu nehmen. Die Sache wurde indeſſen alt, wie
alles Neue, und danach ſanl auch im Jahre 1805
die Inſel wleder zu Boden. An zwölf Fuß Waſſer
haben die Fiſcher nachher an der Stelle gefunden,
his der jetzige Fiſcher die Infel wieder findet, wie
ſie hm von feinem Großvaͤter beſchrieben worden
war.“
Es iſt befannt, daß die „Damen der Halle“
in Paris ihre Waaren höchſt geſchmackvoll aufzu-
ſtellen verſtehen; ſelbſt die Kartoffeln ſind auf das
Sauberſte zwiſchen Möhrenbuͤndeichen eingeordnet.
Spinat- und Salatſtauden ſind auf das Soͤrglamiſte
gewaſchen, ehe ſie ausgelegt werden. An Butter
werden täglich auf dem Markt an 100,000 Pfund
halter neben ſich die alles aufſchreiben und es
gibt unter ihnen Frauen, die über 20,000 Fr. fähre
lich zu verfuͤnen haben! Außer Dvdem todien, ge-
rupften Gefluͤgel, das zierlich geordnet iſt! faͤllt
die Menge von Kaninchen auf die täglich hier
verkauft werden und die friedlich unter den Laden-
tiſchen noch Männerchen machen, während auf
denſelben um ihr Leben gefeilſcht wird. Die Fleiſch-
beilagen, der Schrecken deutſcher Hausfrauen, find
bei den Pariſer Fleiſchern nicht gebräuchlich, weil
ſich auch für die unbrauchbarſten Theile noch im-
mer Käufer finden; man zieht es daher vor, die
verſchiedenen Oualttäten Areng zu trennen.
Die Kunſtvereine der öſtlichen Provinzen
Preußens haben eine Ausſtellung von Werken der
Nalcrei und Plaſtik in nachfolgenden Staͤdten vom
15. Dec. d. J ab bis zum 31. Juli 1853 zu ver-
auſtalten heſchloſſen: in Danzig vom 15, Dec. ab,
in Königsberg vom 2, Febr., in Stettin vom 1.
April, in Breslau vom 1. Mat und in Pofen vom
28. SJuni ab. Mit der Ausſtellung werden Ans
käufe zu öffentuchen Sammlungen und zur Ver-
looſung unter Mitgliedern der Vereine verbunden
werden.
N edigirt unter Verantwortlichkett von G. Keichard.
Druck und Verlag von G. Reichard.