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Die Gondel gerieth auf eine eiſerne Krampe,
die Blandard wurde in Folge des heftigen
Stoßes hinausgeſchleudert und ag mit zer-
ſchmetterten Kopfe auf dem Pflaſter

Cin anderer Maͤrthrer der Luftſchifffahrt iſt
Graf Franz Zambeccort aus Bologna. Als
” Seemann in fhaniſchen Dienſten war er 1787
in die Gefangenfchaft der Türken geretben.
Drei. Jabre fhmachtete er im Bagno zu Kon-
flantinopel. — Waͤhrend ſeiner Gefangenthaft
hatte er eifrig Die Theorie der Lufifhiffrahrt
ſtudirt, nach, feiner Befreiung ein Werk über
diefelbe veröffentlicht und zur Weiterführung
ſeiner Forſchungen eine Unterftüßung von der
Regierung erhalten.. Zu vdem ſchon beſtimniten
Apbarat hatte Zambeccari noch eine Weingeiſt-
lanipe hinzugefügt, deren Flamme er nach Be
lieben {tärfer obder ſchwaͤcher machen konnte
Mit Hülfe derſelben hoͤffte er den Luftballon
leiten zu können. Die erſte Luftfahrt war
merfmürdig. Zambeccart war mit ſeinen Vor-
bereitungen erft gegen Mittag fertig geworden,
und dann mit zwei Landeleuten, Andtedli und
Graſſette aufgefliegen. Er felbſt hatte in feinem
ijer während ganzer vierundzwanzig Stunden
nicht8 genoffen und fiel in der Gondel ohnmäc-
tig um. ‚Der Ballon ſtieg immer höher. Ge-
gen 2 Uhr. früh kam der Graf mieder zum
Bewußtfein.. Jetzt begann die Maſchine zu
finfen; bald murde der Fall immer jäher
Man mußte die Weingeiftlampe fammt vielen
anderen Sachen wegwerfen! Die Laterne war
erlofhen und die Luftreiſenden hefanden ſich in
vichteſter Finſterniß. Der Ballon ſank noch
immer, obwohl jetzt langſamer. Als nach
vielen vergeblichen Bemühungen endlich die
Laͤterne wieder brannte, fah man an der Ubr,
daß der Zeiger auf Ddret ſtand. — Das Sinken
dauerte fort. Bald vernahm man ein dumpfes
SGeräufg; — er ſinkende Luftballon befand
ſich über Ddem adriatifhen Meer! — Ikicht
lange nachher ſtreifte Die Gondel ſchon den
Kamm der Wellen; aller Ballaft und alle Ober:
Fleider waren längft weggeworfen worden Ploͤtz-
{ich ſtieg der Ballon, wieder. pfeilſchnell, fo daß
die Luͤifchiffer eine Eiſeskälte zu ertragen hat
ten, — Gine halbe Stunde ſchwankte er da unDd
dorthin und fiel endlich ins Meer. Zum Gluͤck
war er noch halb angeſchwellt und verſank da⸗—
her nicht; er wurde auf den Wellen umherge⸗—
ſchleudert! Nach Verlauf einiger gräßlichen
Stunden mar Zambeecari bei Pezzarv, wo
Schiffer ihn retteten, — Ein anderes Mal ver-
braͤnnte er ſich in der Luft den ganzen Körper,
und 1812 brady er bei einem Sturze aus der
Luft in Bologna den Hals,

Eine GOperugeſellſchaft in Afrika.
Gortfetzung)
Das war meine Neifegefelljhaft, ich batte

MNusfiht, mit ihr in dem ſchrecklichen Wagen
einen ganzen heißen Lag zu verleben; e& mar
mir _ nicht zu verdenken, daß ich auf dem Ne-
noursplatzeẽ von Conjtantine die ganze drama-
liſche Kunft verfluchte. Nach einem Zaudern
yon 2 Stunden, gegen S Uhr, ſetzte ſich der
ſchwerbepackte Smnibus in Bewegung. Ein
Geſpann von ſechs ſtarken Maulthieren, die
durch einen provencalifden Poſtillion in blauer
Blouſe vom Bocke regiert wurden, Hatten die
ſchwete Aufgabe; unſre Arche, fortzuſchaffen
Ich ſchied mit einem herzlichen Händedruck von
den franzöfiſchen Officieren , deren liebenswür-
dige Gaftfreundſchaft die angenehmſte Erinner-
ung an meinen Aufenthalt in der Provinz ge-
blicben ift, der alte Conducteur, mit Säbel
und Piſtolen martialifjh bewaͤffnet, kletterte
auf das Bohe Dach des Omnibug, ihm nach
ein ebenfo gerüſteter Gens darm unſerer Es-
corte, die lange ſchwere Peitſche knallte, und
mit Geknarr fetzte ſich unſer alter Kaſten auf
der unbeſchreiblich ſchlechten Straße in Bewe-



gung! Nicht ohne Zank und Streit hatte ſich
die Schauͤſpielergefellſchaft Am Innern des
Bagens geordnet. Die vielen alten Kiſten mit
allem möglihen Theaterplunder waren auf dem
Verdeck zur Höhe eines kleinen Hügels aufge-
thürmt. Den beſten Eckplatz hatte man mir
zugewieſen; neben mir ſaß der Divector , mir
gegenüber die bübſche Schwefter, und fo Fonnte
i nocd allenfalls zufrieden ſein.

Bon vdem hohen Felfen, auf welchem Con-
ſtantine liegt, führt eine ſteile Stiege hHerab in
das ſchöne Thal El Hamma, an allen vier
Rädern wurde der Wagen gehemmt, und doch
hatten die Thiere genug zu thun, ihn aufzu-
halten. Sett i die bohe Felfenfeſtung Con:
(tantine näher Getrachtet, habe ich den groͤßten
Reſpect vor den fraͤnzbſiſchen Stuxmeolonnen
befommen, welche daſſelbe troͤtz der hartnäckigen
Gegenwehr der Araber einnahmen. Hoch wie
ein Adlerneſt, von allen Seiten fret, liegt es
auf dem ſteilen Felfen, Es erſcheint ſeiner
natürlichen Lage nach für ein milttairiſches
Auge geradezu uneinnehinbar. Die Eroberung
war aber auͤch eine Der glänzendſten Waffen-
thaten, welche das franzöftfhe Heer je verrich-
tet hHat, fie zeigt mieder, DaB fetbft unter den
ungünftigften Verhältniſſen eine ſtreng diseipli-
nitte Truppe auch über die wildeſte Tapferkeit,
welche ungezügelt ift, den Sieg davonttägt —
Viele Dpfer hHat e8 gekoftet, bevor der Halb-
mond von der Caffba von Conſtantine herun-
lergewörfen und die Tricolore, wohl für lange
Zeſt, dort aufgeſteckt wurde! Die Kahylen und
Beduinen wußten, daß ſie dort oben ibt letztes
Bollwerk vertheidigten, und kämpften von den
Marabouts angeftachelt mit fanatiſcher Wuth.
General Damvremont, welcher die Cxpedition
feitete, erfaufte mit feinem Blut die Einnahnie
des Plage8, er fiel auf der Sturmbteſche ſter-

welcher neben ihm eindrang. Dem braven
®Oeneral iſt ein Denkmal errichtet werden und

an die gefallenen Soldaten erinnert die In-

Valee: Aux braves morts devant Constantine
en 1836 et 1837, In merkantiliſcher Beziech-
ung ift Conftantine fürt die Franzoſen von! feis
nem großen Werth, wohl aber in militatriſcher.
Durch die Cinnahme dieſer Stadt ſind e in
dem ſichern Bejig etnet weiten Strecke der
ſchoͤnften, von der Natur faſt überreich gefeg-
neten Landes gefommen , wo Hunderttauſende
europäifche Coloniſten eine neue Heimath- finden
fönnen, und den guten Ruf, welcher das frucht-
bare Land zu der Römer Zeit hatte, wieder
herſtellen! Freilich werden darüber noch Decen⸗—
nten hingehen/ und die erſten Colontſten müſſen
ein Leben voll Entbehrungen und Opfer führen
und der Franzoſe eignet ſich beſſer zum Er-


dazu fehlt ihn Ausdauer und Der zühe, un-
etfihlütterlie Wille, Doch iſt - die Colonie
bereits ſetzt in fehr erfreulichen Fortſchritten
begriffen, und die Production ntmmt jährlich
zu.
Bor mic Iag eine lachende Landſchaft von
den Strahlen der Morgenfonne warm beleuch-
fet, ſchoͤn und Uppig, wie ein irdiſches Paradies

Hohe Datteipalmen bald allein, bald in
größeren , oder Fleineren Oruppen vereinigt,
ſtanden überall umher, und fhon durch ſie
allein erbielt die Gegend den echt morgenlänz
diſchen Charakter, Waͤldchen von hoch ammi
Orangenbäumen, theild mit goldenen Srüchten,
theils noch mit den weißen ſußduftenden Blü-
hen bedeckt, waren an den niederen gefihlibten
Stellen des Thales ſtchtbar-
cher aller Art, prächtige Oranaten, mit ihren
dunfel-purpurnen Blüthenkelchen, Aloen, Cae-
tulle, Stachelfeigen, Johannisbrodbäume , und


mit dem buntfarbigſten Blumenflor wie mit
einem dichten Sametteppich in den verſchieden-
ſten Muſtern bedeckt mwaren, der ſchnellrau-
ſchende Fluß Nummel, deſſen Waſſer dic bet
Conſtantine einen ſo großartigen Waſſerfall
bilden, durchſchlängelte in merklich mäandriſchen
Krümmungen das ganze ſchöne Thal. Ihm
verdankt daͤſſelbe den üppigen Pflanzenwuchs;
feine abgeleiteten Gewaͤffer geben der ganzen
Pflanzenwelt die . Kraft, der oft furchtbaren
gitze zu trotzen. Einen eigenthümlichen Cha-
rafıer. gaben der ganzen Landfchaft die vielen
mweißen „ Minarets”, vie man häufig unter dem
Schatten hochftämmiger Cypreifen auf den Kup-
ven kleiner „Hügel liegen fah, e8 waren die
SGrabmäler - berühnter . „Marabouts,/ venen
das Volk diefelben, ‚ihrer beſondern Frömmig-
feit und Heiligkeit wegen gefetzt hatte;. auch, an
einigen arabifchen „Douars“ (Dörfer) kamen
wir vorbei,‘ Die Zelte derſelben fahen beſſer
und, weniger nomadenhaft gus al8s ich ſie Di8=
her in Algerien noch gefehen Hatte, Ihre Be-
wohner ſchienen ihrem nomadenartigen Lebeu

zegeben zu haben. Manche delder waxen ſehr
gut und faft nach europälſcher Sitte mit Gerfte
der Mais „beftellt, andere. frugen Bohnen,
Melonen, und ahnlihe Gartengewächfe. Auch
an; einigen. Anfiedelungen franzöfifher Coloni-
ſten aus dem Elfaß kamen wir dicht vorbei.
Man fah denſelben zwar noch die Neuheit an,
wie z Bekein Haus Fenſterſcheiben hHatte, doch
blickte fonſt ſchon eine gewiſſe Wohlhabenheit
und die Zeichen des guten Fortkommens einem
enfgegeN. . E

; Fortſetzung folgt)

Hunte Sl

Die „Kreuzzeitung“ erzählt Folgende Scene
aug einer Dder füngfien VorwahloerlammIungeN-
In einer benachbarten Stadt war Vorverfamminug
zu den Wahlen. , Srhebt, ſich ein Wahlmann und
Üpricht: „ Was. wir In die Kammer drauchen, fnD
Unabhängigkeiten ! Unter ung ff ein Wahlmann,
der Nichts zu gewinnen und Nichtd ' zu verlieren
hat, Das ift der und der und ich- f(chlage ihn zum
Deputirten ! vox.“ 1, Der. Borgefhlagene {pringt
AArackg auf ‚die Tribüne, haͤlt eine fießende Rede
und Außert, unter Anderm: „Ia, meine Herren,
ywenn id Ihr Deputirter werden follte —14 Da
fhreit’s Ddeutltidy aus der Berfammlung: „In die
Verlegenheit werden Sie nicht fommen.“ Alles
Jacht.. Nur. der. Mann, nicht,,der Nihis zu ge-
winnen und. zu Verlieren hatı Sr fähıt ernſthaft
fort, fein‘ Redeſtrom raulcht weiter und zulegt fagt
er: „Nun, meıne Oerren, wer Willens ifk, mich
zu ‚wahlen, der erhehe ſich 1 — Sn dieſem Augen-
hblice ruft ein alter Offtzier, der den ganzen Abend
am Ofen gefranden Hat, mit Commandoftime
me „Kellner einen Stuhl 1“ — €s hat ſich keiner
erhoben , uhd der Einztge , der zufällig frand, hat
ſich Augs gefeßt! 7 x
.. Einem Brüffeler Blatte ſchreibt man aus
artg: Bor einigen Jahren fpielte in Den großen
— — — ein Tenorifk von Talent, Namens
Wer.
girte ſich aus Noth als Chorift. Man gab gerade
die Oper Nofes in weldher er früßher, Die Haupte
partie. fang. . AS er nun bet der Aufführung Mufer
den Choriflen fHand, d
über feine jeßige Lage plotzliche Verzweiflungz er
Iai;xezf * Ankleidezimmer und- erſtach ſich mit einem

effer.

Ber Maler Hagemann in Münfer hat
durch eifriges, raftlofes Streben ein Verfahren
zum Einfhmelzen der Farben entdeckt, welches dem
Olaggemälde eine allen äußeven Einflüffen , (elbf
äbßenden Säuren, widerſtehende — —
gtbt. Shm und dem mit ifın zu dieſen (donen
Zwecke vereinigten Mauler Holtmann iſt es unter
hedeutenden Dyfern gelungen, nunmehr ein grö-
Bereg , zuſammengeſetztes Gemälde auf Glas her-
zuftellen , Dası erfte in diefem ©enve, welches, feit
vielleicht. 200 Zahren in Münfter, wieder werfertigt

urde.

. Bon Ayy ert, erſcheint eine nene ©d)srtft‚:
„Ueber die Erziehung der Fürften un der Rei-
hin deren Widmung der Regent den Baden



ich als Nichtbotaniker nicht Fannte ,

angenommen hat.

Druck und — von G. Re ich ard.
 
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