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N: 43. -
Freitag, 20. Februar
— 1852. *‚
VBerichte werden gratts beigegeben. (
erthetlt, die Spaltzeile in Petttſchrift 4 Fr.
Sournals 2
Preis Halbjähritd in Heidelberg: 2 fl 6 W,
Die Laͤndwtrthſchaftlichen
Geſchichtskalender der Neizeit.
20. Februar.
Seit dem Zahre 1840 war der VBerkehr S y a=
nieng mit vdem römifcdhen Stuhle gefört,
weil der Negent CE$pPartero im nördlihen Spa-
nien Mannsklöfter cingezogen, deren VBerkauf an
‚georbnet, die Bifchöfe ihre Befugniffe beraubt und
“dem_päpfllicben Nuncius Areltano am 27. De-
zember 1840 die Augubung feiner Functionen un- |
‚terfagt hatte. UYm 20. Zebruar 1844 wurde die
päpſtliche Nunciatur in Madrid wieder hergeſtellt.
Woochen Aundſchau.
A Seidelberg, 19. Febr. In Frant-
den Formen und Einrichtungen des Kal-
ferreiches zu nähern. Wie der Eintritt ins
neue Jahr durch die Wiederherſtellung der
kaiſerlichen Adler auf den Fahnen der
Armee bezeichnet wurde, ſo wurde 8
nle-
die Verkündigung des Wahlgeſetzes
für den neuen gefeßgebende Korper,
welder aus 261 Abgeordneten beſtehend
"am 29. d. . zwar gewählt, aber nach
“den neueſten Berichten erft im Monat Mai
Präfecten vorgeſchlagenen Candidaten ſind
mebhrere mehr oder minder heftige Geguer
des jebigen Syftems aufgenommen worden,
weil man der Erwählung entſchiedener
Freunde der Regierung nicht ſicher war.
Inzwiſchen wurde der Senat und dexr
Staatsrath ebenfalls organiſirt und mit
praͤchtvollen Uniformen und anſehnlichen
Behalten ausgeſtattet. Unter den Mitglie-
vern beider Körperſchaften vermißt man,
viele in der parlamentariſchen Laufbahn
großgezogene berühmte Namen, welche durch
die Conftecationsdecrete gegen die Glieder
ſich von dem öffentlichen Leben fern zu hal-
ten, Geßen dieſe Deerete laufen die Vor-
ſtellungen der betreffenden fremden Höfe
ein, welche im Namen der minderjaͤhrigen
Enkel des verſtorbenen Königs eingereicht
wurden, während die Teſtamentsvollſtrecker
die Sache vor den Gerichten zu verfechten
uͤbrig, als die Decxete unvollzogen zu laſſen,
fen Chamboͤrd nicht ganz hat vollziehen laſſen.
Die im Innern nöthigen Anordnungen wer-
den allmählig getroffen; um der Verwahrlo-
ſung der Jugend zu ſteuern, hat man die
Errichtung von Frauenklöſtern erlaubt; um
das Verfaͤhren gegen die Theilnehmer an
den Decemberaufſtändeén zu beſchleu-
Kriegs und der Juſtiz zunächſt Comniiſfio-
nen niedergeſetzt und zur Kräftigung der
Regierungsgewalt alle Freiftellen an
den Gymnaſten und Lyecen für die Söhne
verdienter Civile und Miliiärbeamten {n
deren Regelung durch ein in dieſen Tagen!
zu erwariendes Preßgefes verſucht werden
joll, hat die Regierung eine wichtige Ent-
licher Theil in allen Gemeinden durch An-
ſchlag allen Bürgern bekannt gemacht wer-
den ſoll während den Gemeindecaſſen die
Anſchaffung deſſelben zur Pflicht gemacht
wurde. — *
„ In Spanten hatte ein Attentat auf
die junge Königin am 2. d, ſtatt; der Mör-
ber, ein fanatiſcher Prieſter Merino büßte
am 7, d. feine verruchte That mit dem Ve-
ben. Die Königin erholte ſich von ihrer
Wunde bald und empfing zahlreiche Be-
weiſe der Theilnahme von Seiten ihres
Volkes. ®
In England fand am 3. d. die Er-
öffnung des Narlaments ſtait, in deſſen
erſter Sitzung das Unterhaus die Angele-
genheit des Miniſterwechſels beim
augmwärtigen Amte verhandelte. Bei die-
ſem Anlaſſe, und aus der Note des jetzi-
gen Stagisſecretärs des Auswärtigen an|
Rußland, Frankreich, Oeſterreich und den
deuiſchen Bund in der Flüchtlingsfrage
erheili, daß dieſe Angelegenheit durchaus
nicht Anlaß zu dem Mücktritt Lord Nal-
merjtons gegeben bhat, ſondern daß der
Letztere, ohne vorherige Ruͤckſprache mit fei-
nen Collegen, in der Stellung Englands zu
dem Staaisſtreiche vom 2. Dec. einen De-
ſcheid gegeben hatte den er als Miniſter
nur naͤch einem Cabinetsbeſchluß zu erthei-
len berechtigt war. Am 9. d. brachte Lord
Lohn Ruſfell ſeine Bill über die Wahl-
reform ein, welche zwar eine Maſſe Mi-
niſterberathungen hervorgerufen hatte, übri-
gens allen Claſſen der Bevölkerung genü-
zende Rechnung trägt, den Beftand des
Unterhauſes auch naͤch dieſer Erweiterung
weſentlich nicht verändern wird, vielmehr
nach allen Seiten mit gleichem Maße ge-
meſſen hat! Ihre Annahme wird von den
Liberalen als Abſchlagszaͤhlung betrachtet,
und von den conſervaliven Grundbeſitzern
wohl darum nicht abgelehnt werden, weil
ihre Intereſſen durch Herabſetzung des Een-
ſus für die Vaͤchter ebenfals an Unterſtü-
zung gewonnen haben. Eine Antwort, welche
Lord Granville am 13. d. im Unter-
haus gegeben, ſichert Gerechtigkeit bei vor-
kommenden Streitſachen in völkerrechtlichen
Fragen zu, und während der engliſche Mi-
nijfter ſofort Genugthuung der nordame-
rikaniſchen Regierung für eine an ei-
nem Fahrzeuge dieſer Flagge von einem
engliſchen Kriegoͤſchiffe veruͤbte Gewaltthat
gab, ſprach er die Erwartung aus, daß
Seſterreich auch die von einem kaiſerli-
chen Offtzier in Florenz an einem Englän-
der begangene Unbill ahnden werde.
In Vürttemberg wurden alle demo-
kratiſchen Vereine aufgelöst und dex große
politiſche Proceß gegen Becher und Genoſ⸗—
ſen vor dem Schwurgerichtohgfe zu Lud-
wigsburg erledigt; faſt alle im Bereiche der
richterlichen Sewalt befindlichen Angeklagten
wurden freigeſprochen von der Anklage auf
Hochverrath! Nur wenige Theilnehmer wur-
den des Aufruhrs ſchuldig befunden und mit
mehrmonatlicher Gefängniß-⸗Strafe belegt;
lautete das Urtheil gegen die flüchtigen An-
eines Regierungsblattes, deſſen außeramt.
geklagten. Unter den geſetzgeberiſch en
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Arbeiten erledigte die zweite Kammer das
Brandſchadengeſetz, in welchem die
Beſtimmung abgelehnt wurde, daß im Krieg
entſtandener Feuerſchaden zu !/s vergütet
werden ſollte; ebenſo verwarf die Kammer
die von der Regierung beantragte Gebäude-
elaſſification, wornach die Häuſer auf .
dem Lande höher beſteuert werden ſollten,
alg die ſolider gebauten Häuſer in der Stadt
oder in den mir guͤten Löſchanſtalten verſe-
henen ©emeinden. .. 04 - *
Iu Preußen faßt die Partei des Herrn
%. Bethmann-Hollweg in der 1, Kam-
mer immer feſteren Boden; ihr gelang es,
in der Fraͤge der Neubildung Ddetr 1. Kams. .
mer die ſogenannte Junkerpartei zu trennen
und ihrem Vorſchlage eine ſtarke Unterſtaͤtz-
ung in höheren Kreiſen zuzüwenden! Be-
merkenswerth iſt übrigens die ſich auch auf:
Seiten der äußerſten Rechten kandgebende
Ueberzeugung, daß für Preußen in der Rück-
kehr zum unumſchränkten Königthume kein
Heil liege und daß man an der Verfaffung
feſthalten und dieſelbe nur in wenigen Punk-
ten revidiren woͤlle! So fiel anr 9, ds. ein
Antrag mit 73 gegen 63 Stimmen, welcher
die Steuerfreiheit der Geiſtlichen und
Schullehrer wieder herzuſtellen zum Zwed
hatte; dagegen wurde am 11. ðs. mit 92
gegen 50 Stimmen beſchloſſen, die poltti-
ſchen Proceſſe der Competenz der Schwur-
gerichte zu entziehen, weil die Geſchwor-
nen hierüber nicht die nöthige Bürgſchaft
für das erſte Bedürfniß eines Gerichtes Un:
abhängigkeit und Unparteilichkeit, gewährten,
und durch eine ſolche Beſchränkung eine Beſ-
ſerung des Schwurgerichts erfirebt und der
mannigfach verfuchten Beſeitigung deſſelben
vorgebeugt mürde, Am 14d8 beſeitigte
die 1. Kammex mit 87 gegen 57 Stimmen
die jährliche Feſtſtellung des Ausgabe-
etats auf den Antrag des Grafen v. Al-
venslebenz demnach wird der Ausgabe-
etat in einen ordentlichen, die zu daus
ernden Staatszwecken erforderlichen Bedürf-
niſſe umfaſſenden, und in einen auß er or-
dentlichen getheilt. Der erſtere wird im
erſten Jahre der nächſten Kammerſeſſion durch
ein Geſetz feſtgeſtellt und kann nur in Ueber-
einſtimmung der Regierung mit den beiden
Kammern abgeändert werden, der letztere
wird alljaͤhrlich feſtgeſtellt! Ferner wurde
am 14. ds, der Antrag v. Zanders, die
Enbloe⸗Abſtimmung der 1. Kammer über den
Staatshaushaltsetat zu beſeitigen, mit 8
gegen 55 Stimmen angenommen.
Sn Bayern wurde durch koͤn Verord-
nung der Zinsfuß aller ferneren Staats-
und Eiſenbahn anlehen auf 4’2 Procent
feſtgeſetzt. —
Sn Raſſau erklärte ein landesherrliches
Decret voin 8. ds. die am 17. Delbr. 1849
eingeführte, Organiſation der oberſten Cen-
tralverwaͤltungoͤbehoͤrde für unzuxeichend und
ernannte den ehemaͤligen Neichsminifter, Prine
zen zu Sayn⸗Wiltgenſtein-Berleburs
zum Staataminiſter. —*
Sn Heffen ik am 10, ds. von der 2.
Kammer die Wiedereinführung der ZoDe S
fixafe mit 23 gegen 21 Stimmen und von
‘ Kammer am 14, d8. einſtimmig die
der 1.
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