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— Somntag, —
®
* —
durch Die B
— werden grafts beigegeben.
Auskunft erfheilt, die Spaltzetle in Petitſchrift 4 Ir.
Geſchichtskalender der Neuzeit.
22 debruar.
Am 22, Febr. 1838 beſchwerte ſich Lord Mard-
‚ Agitator O’Connel gegen die Tories andgefto-
fenen . Verläumdungen. Das. Unterhaus, verhan-
delte über die Befdwerde am’26. Februar und ließ
dem Beleidiger am 2, März einen Verweis duͤrch
den Sprecher ertheilen.
II. Memorandum für Freunde
und Förderer der Kunſt.
Auf die Gefahr hin, daß die früher von
mir geäußerten Worte in Betreff einer Ge-
ſchmaͤcksbildung beim Zeichnenunterricht, ver-
wehen will ich voch noch ein Wehreres in
den Wind ſprechen, in der Hoffnung, daß
irgend ein Echo widerhallt. ⏑
Iſt es doch in der Erfahrung begruͤndet,
daß das ſpäter alg gut Erkannte, ſtets mit
Mühen aus Nacht und Dunkel ſich hervor-
gerungen Auch kann ich der Zeit, welche
nur aufzuhorchen geneigt iſt, wo es ſich um
direct materiellen Rutzen handelt, leider nicht
Rechnung tragen. Iſt denn nicht aber auf
der Welt durch weiſe Anordnung Schönes
und Nützliches vertheilt? Gibt es nicht
Unzähliges, was, ohne ſogenannten Nutzen
zu gewaͤhren, nur beſtimmt iſt, Freude zu
erwecken. So gibt es auch Individualitaͤ—
ten, welche im Gemüth lebhafter und aus:
ſchließlich für das Schöne empfinden: es iſt
das Natuxell des Künftlers. Die wahre
Kunſt ſchafft/ wie der Schöpfer ſelbſt, in
reinſter Abſicht, unbekümmert, ob ihm Lohn
und Dank dafür wird. Daͤher ſoll man ſich
des Künſtlers annehmen; es ſoll ihm außer
dem Schaffen keine Arbeit/ ſich Anerkennung
Es geſchieht dies auch ungefähr und zum
Theil namentlich durch Kunftvereine, Aber
Leffing, Talente par Excellence, welcht
nur durch das günſtigſte Zufammenwirfen
allex Berhältniffe wie ein Wunder ſich ge-
ſtalten und zu Perfection gelangen. Wird
nicht im Gegentheil die Mirtelmäßigkeit, die
den Forderungen des Publikums ſich accom-
wodirt und ſich von demſelben leiten zu laͤf—
ſen bereit iſt, begünſtigt, auf Koſten derjeni-
gen Talente von Bedeutung, welche ſich nicht
» unter, ſondern übex, das Vublikum ſtellen
vwollen/ und die, anfänglich in der Nichtung
des Weges verirrt, ſich freilich oft wunder-
lich geberden. Wie Viele wüßte ich zu nen-
nem die einen großen Anlauf genommen —
und wo ſind fie geblieben? Das iſt es,
was mit Wehmuth erfüllt, das iſt es, was
mich bewegt, die nichi gewohnte Feber zu
nehmen, zu ſchildern, wie viel verſaͤumt und
verſchuldet wird, in dem Glauben, daß wun-
derpoll viel dafür gefchieht, ;
Ihr Herren Ardhäologen! es iſt ſchön, daß
ihr das Vorhandene {elbft aug Dder Erde
grabt und ehrt UNd für die Erhaltung des-
ſelben ſorgt, wer waͤre nicht danfbar dafür!
Aber ſtreilet Euch nicht. um ein Monogramm
oder ob ein Thurm 10 Jahre früher over
fpäter, oder von wem er erbaut {A Wer
erſt einige Hundert Jahre todt iſt, den Iaßt
—
nur ruhen. Freut Euch dagegen einmal recht
herzlich, daß noch ſo viel Schönes da ift,
Doch nicht ausſchließlich, daß ihr die Blume
im Herbaxium zwiſchen Löſchpaͤpier gedrückt
haben müßt, ſondern ſeht einmal hinaus
auf's Feld und Flur die Blume ſprießen,
und nehmt, wo ihr könnt, die freffende
Raupe ab, die maͤnchen kräftigen Keim auf
den Tod vernichtet. Dazu gibt es, um nicht
das unwandelbar Schöne: eine Orthodoxie
der Geſchmacksbildung. 2
Es ſei mir erlaubt, einige Grundſaͤtze zur
Annahme zu entwerfen, welche, je nach Um-
ſtänden in dieſem oder jenem Gegenſtande
modificirt und dem Zweck entſprechend, ent-
weder für Real⸗ oder Gewerbſchulen, Gym-
naſien und Univerfitäten eingerichtei werden
können. Daß die Akademieen nicht mehr
lange in ihrer Lethargie verharren dürften,
ſondern darauf Bedacht nehmen, etwas dem
Zveck und den ausgeworfenen bedeutenden
Mitteln Eniſprechendes zu leiſten, damit
Sitern ibhre Söhne einem Stande und dem
Inſtitut zur Ausbildung für denfelben, mit
Auch für meinen Gegenſtand wird ebenfalls
kein neuer Zeit- und Koſtenaufwand erfor-
dert/ als der dem Zeichnenunterricht bereits
zugewendeie, nur unter Beachtuͤng und
weckmaͤßiger Berwendung der vorhaͤndenen
Mittel
Es beginnt der Unterricht mit einer Pro-
pertionslehre der menſchlichen Figur in ver-
ſchiedenen Lebengsaltern, vorzüglım des Kop-
fes, im Vergleich wit der Untıfe,. In dem
Werke des verſtorbenen Directors Golifr.
Schadow iſt das tiefſte und intereſfanteſte
Studium über dieſen Gegenſtand niederge-
legt, welches ſich als höchſt geeignet zur
dienen zur Veraͤnſchaulichung! Nachzeich-
nen wird nur erfordert, wo der Beruf
eine mechaniſche Fertigkeit des Handzeichnens
bedingt. Ebenfals werden die vorzüg-
lichſten Statuen des klaſſiſchen Alterthums
entweder in Gypeabguͤſſen oder Abbildun-
gen vorgeführt und erklärt. *
Nach Beendigung dieſes Curſus folgt:
Architeetur und Ornamente aller Zei-
ten und Völker. Für dieſen Gegenſtaͤnd
bietet Kuglerts Kuͤnſtgeſchichte das geeig-
netfte Material, Es wären hierzu große
Abbildungen der vorzüglichſten Baumwerke und
Ornamente, um dieſelben Vielen zugleich
anſchaulich zu machen und zu erflären, an-
zufertigen. Die Handwerker wären bei dieſer
Gelegenheit auf die bedeutendſten Leiſtungen
ihrer reſp. Fächer aus alter Zeit aufmerf-
ſam zu machen, indem ihnen die betreffen-
den Orte nachgewieſen werden. So finden
ſich z. B. die herrlichſten Axbeiten faſt aller
mentlich in den ſchoͤnen und großen Kixchen
ſich ein reiches Inventar aus den verſchie-
denſten Kunſtepochhen vorfindet. Hier wäre
zugleich ein Feld für Archäologen. Ebenſo
hat Xanten eine Kirche mit reichen Requi-
Beachtung gefunden, volends der Hand-
werksburſche läuft an dieſen Dingen gleich-
gültig voruͤber. Freilich ſcheinen dieſe Ar-
beiten ſo weit über ſeinen Hortzont, daß er
nicht ahnt: ſie rühren von alten Faͤchgenof-
ſen ber. Um Einiges zu nennen, finden
ſich in Lübeck Madonnabilder aus Thon voͤn
Töpfern, ebenſo vortreffliche Friesverzierun-
gen im Ziegelbau an Giebeln. Zinngießer
für den Bücherdruck und gravirie Gefchikre.
Der beiden prachtvollen Zimmer, der Fre-
denhagenſchen und der Kriegsfiube vom
gedenken, ſowie in den Kirchen gegoſſene
und geſchmiedete Gitter und Haͤngẽleuchter,
Kirchen und Chorſtühle, ein bronzenes Sar
cramenthäuslein, circa 50 Fuß hoch, von
unpergleichlicher Schönheit, viele Epitha-
phieen und Mehreres aug verſchiedenen Zei-
len. Wer kann dieſe Herrlichkeiten ohne
Staunen ſehen und was leiſtet dagegen un-
ſere Kunſtinduſtrie im Allgemeinen, oder mas
fordert man von derſelben? (Um eine go-
thiſche Kirche in Hamburg zu bauen, wird
ein Engländer berufen. In Lübeck laͤßt man
( fix und fertig aus
Italien kommen, das alle Originalitaͤt des ı
Ungeſchmacks für ſich hatz es hat aber viel
Seld geloſtet. Jn Wien ift eine Equefters
Statue von einem Italiener errichtet, deren
Beſeitigung im Stillen ſchon befohlen iſt,
waͤhrend wiederum ein deuiſcher Künftler in
London den erſten Preis erhält,) Leider
muß ich jedoch bekennen, daß die oben ans
geführten Beiſpiele faſt niederſchmetierud
wirken und daß eine Zeit, die ſolchen Glanz
begehrte, faſt unmöglich wiederkehrt! Aber
ein Sporn könnte ſie fein, Annäherndes
wieder zu leiſten, dem Gebildeten die Au-
gen dafür zu öffnen und eine Quelle der
Freude und Bewunderung. Das ſollte der
zwelte Curſus bezwecken.!
Zum Schluſſe wenden wir uns noch der
Muſik zu. Freilich iſt dieſelbe vorherrſchende
Gefühlsſache und nicht wohl bis auf den
Conttapunkt, in einem Lehrbegriff zu faffen
und obgleich wir größtentheils gegenwärtig
uns ohne das Beſte in dieſer Kunſt noch
nicht behelfen gelernt haben, ſo machen ſich
irrungen des Geſchmackes bemerkbar, die
leicht Bergab fuͤhren, daß wir den Gipfel
unſerer juͤngſten Zeit aus den Augen verz.
lieren, odex als letztes Alpengluͤhen ſchwin-
den ſehen können.
Ein hiſtoriſcher Ueberblick möchte mit Vor-
führung von Beiſpielen aus verſchiedener
Zeit vom Beginn an, hier am Orte ſein.
Auch für dieſen Zweck hat man ein Studien-
werk vorzulegen, deſfen Titel ich freilich au-
ſchließe ich denn mit dem Wunſche, daß
meine Aeußerungen nicht für Neigung zu
Neuerungen oder Liebe zur Oppoſition gel-
en mögen, daß ich vielmehr im Sinne
Vieler geſprochen, die nur nicht, wie ich, die
Muße dazu hatten, W, Pero.
— . Deutfchland. _
Mannheint, 19. Fehr. Der Präfident
des großh. Hofgexichtes hat heute —4
licher Gerichts-Sigung in Gegenwart zweier
—
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— Somntag, —
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durch Die B
— werden grafts beigegeben.
Auskunft erfheilt, die Spaltzetle in Petitſchrift 4 Ir.
Geſchichtskalender der Neuzeit.
22 debruar.
Am 22, Febr. 1838 beſchwerte ſich Lord Mard-
‚ Agitator O’Connel gegen die Tories andgefto-
fenen . Verläumdungen. Das. Unterhaus, verhan-
delte über die Befdwerde am’26. Februar und ließ
dem Beleidiger am 2, März einen Verweis duͤrch
den Sprecher ertheilen.
II. Memorandum für Freunde
und Förderer der Kunſt.
Auf die Gefahr hin, daß die früher von
mir geäußerten Worte in Betreff einer Ge-
ſchmaͤcksbildung beim Zeichnenunterricht, ver-
wehen will ich voch noch ein Wehreres in
den Wind ſprechen, in der Hoffnung, daß
irgend ein Echo widerhallt. ⏑
Iſt es doch in der Erfahrung begruͤndet,
daß das ſpäter alg gut Erkannte, ſtets mit
Mühen aus Nacht und Dunkel ſich hervor-
gerungen Auch kann ich der Zeit, welche
nur aufzuhorchen geneigt iſt, wo es ſich um
direct materiellen Rutzen handelt, leider nicht
Rechnung tragen. Iſt denn nicht aber auf
der Welt durch weiſe Anordnung Schönes
und Nützliches vertheilt? Gibt es nicht
Unzähliges, was, ohne ſogenannten Nutzen
zu gewaͤhren, nur beſtimmt iſt, Freude zu
erwecken. So gibt es auch Individualitaͤ—
ten, welche im Gemüth lebhafter und aus:
ſchließlich für das Schöne empfinden: es iſt
das Natuxell des Künftlers. Die wahre
Kunſt ſchafft/ wie der Schöpfer ſelbſt, in
reinſter Abſicht, unbekümmert, ob ihm Lohn
und Dank dafür wird. Daͤher ſoll man ſich
des Künſtlers annehmen; es ſoll ihm außer
dem Schaffen keine Arbeit/ ſich Anerkennung
Es geſchieht dies auch ungefähr und zum
Theil namentlich durch Kunftvereine, Aber
Leffing, Talente par Excellence, welcht
nur durch das günſtigſte Zufammenwirfen
allex Berhältniffe wie ein Wunder ſich ge-
ſtalten und zu Perfection gelangen. Wird
nicht im Gegentheil die Mirtelmäßigkeit, die
den Forderungen des Publikums ſich accom-
wodirt und ſich von demſelben leiten zu laͤf—
ſen bereit iſt, begünſtigt, auf Koſten derjeni-
gen Talente von Bedeutung, welche ſich nicht
» unter, ſondern übex, das Vublikum ſtellen
vwollen/ und die, anfänglich in der Nichtung
des Weges verirrt, ſich freilich oft wunder-
lich geberden. Wie Viele wüßte ich zu nen-
nem die einen großen Anlauf genommen —
und wo ſind fie geblieben? Das iſt es,
was mit Wehmuth erfüllt, das iſt es, was
mich bewegt, die nichi gewohnte Feber zu
nehmen, zu ſchildern, wie viel verſaͤumt und
verſchuldet wird, in dem Glauben, daß wun-
derpoll viel dafür gefchieht, ;
Ihr Herren Ardhäologen! es iſt ſchön, daß
ihr das Vorhandene {elbft aug Dder Erde
grabt und ehrt UNd für die Erhaltung des-
ſelben ſorgt, wer waͤre nicht danfbar dafür!
Aber ſtreilet Euch nicht. um ein Monogramm
oder ob ein Thurm 10 Jahre früher over
fpäter, oder von wem er erbaut {A Wer
erſt einige Hundert Jahre todt iſt, den Iaßt
—
nur ruhen. Freut Euch dagegen einmal recht
herzlich, daß noch ſo viel Schönes da ift,
Doch nicht ausſchließlich, daß ihr die Blume
im Herbaxium zwiſchen Löſchpaͤpier gedrückt
haben müßt, ſondern ſeht einmal hinaus
auf's Feld und Flur die Blume ſprießen,
und nehmt, wo ihr könnt, die freffende
Raupe ab, die maͤnchen kräftigen Keim auf
den Tod vernichtet. Dazu gibt es, um nicht
das unwandelbar Schöne: eine Orthodoxie
der Geſchmacksbildung. 2
Es ſei mir erlaubt, einige Grundſaͤtze zur
Annahme zu entwerfen, welche, je nach Um-
ſtänden in dieſem oder jenem Gegenſtande
modificirt und dem Zweck entſprechend, ent-
weder für Real⸗ oder Gewerbſchulen, Gym-
naſien und Univerfitäten eingerichtei werden
können. Daß die Akademieen nicht mehr
lange in ihrer Lethargie verharren dürften,
ſondern darauf Bedacht nehmen, etwas dem
Zveck und den ausgeworfenen bedeutenden
Mitteln Eniſprechendes zu leiſten, damit
Sitern ibhre Söhne einem Stande und dem
Inſtitut zur Ausbildung für denfelben, mit
Auch für meinen Gegenſtand wird ebenfalls
kein neuer Zeit- und Koſtenaufwand erfor-
dert/ als der dem Zeichnenunterricht bereits
zugewendeie, nur unter Beachtuͤng und
weckmaͤßiger Berwendung der vorhaͤndenen
Mittel
Es beginnt der Unterricht mit einer Pro-
pertionslehre der menſchlichen Figur in ver-
ſchiedenen Lebengsaltern, vorzüglım des Kop-
fes, im Vergleich wit der Untıfe,. In dem
Werke des verſtorbenen Directors Golifr.
Schadow iſt das tiefſte und intereſfanteſte
Studium über dieſen Gegenſtand niederge-
legt, welches ſich als höchſt geeignet zur
dienen zur Veraͤnſchaulichung! Nachzeich-
nen wird nur erfordert, wo der Beruf
eine mechaniſche Fertigkeit des Handzeichnens
bedingt. Ebenfals werden die vorzüg-
lichſten Statuen des klaſſiſchen Alterthums
entweder in Gypeabguͤſſen oder Abbildun-
gen vorgeführt und erklärt. *
Nach Beendigung dieſes Curſus folgt:
Architeetur und Ornamente aller Zei-
ten und Völker. Für dieſen Gegenſtaͤnd
bietet Kuglerts Kuͤnſtgeſchichte das geeig-
netfte Material, Es wären hierzu große
Abbildungen der vorzüglichſten Baumwerke und
Ornamente, um dieſelben Vielen zugleich
anſchaulich zu machen und zu erflären, an-
zufertigen. Die Handwerker wären bei dieſer
Gelegenheit auf die bedeutendſten Leiſtungen
ihrer reſp. Fächer aus alter Zeit aufmerf-
ſam zu machen, indem ihnen die betreffen-
den Orte nachgewieſen werden. So finden
ſich z. B. die herrlichſten Axbeiten faſt aller
mentlich in den ſchoͤnen und großen Kixchen
ſich ein reiches Inventar aus den verſchie-
denſten Kunſtepochhen vorfindet. Hier wäre
zugleich ein Feld für Archäologen. Ebenſo
hat Xanten eine Kirche mit reichen Requi-
Beachtung gefunden, volends der Hand-
werksburſche läuft an dieſen Dingen gleich-
gültig voruͤber. Freilich ſcheinen dieſe Ar-
beiten ſo weit über ſeinen Hortzont, daß er
nicht ahnt: ſie rühren von alten Faͤchgenof-
ſen ber. Um Einiges zu nennen, finden
ſich in Lübeck Madonnabilder aus Thon voͤn
Töpfern, ebenſo vortreffliche Friesverzierun-
gen im Ziegelbau an Giebeln. Zinngießer
für den Bücherdruck und gravirie Gefchikre.
Der beiden prachtvollen Zimmer, der Fre-
denhagenſchen und der Kriegsfiube vom
gedenken, ſowie in den Kirchen gegoſſene
und geſchmiedete Gitter und Haͤngẽleuchter,
Kirchen und Chorſtühle, ein bronzenes Sar
cramenthäuslein, circa 50 Fuß hoch, von
unpergleichlicher Schönheit, viele Epitha-
phieen und Mehreres aug verſchiedenen Zei-
len. Wer kann dieſe Herrlichkeiten ohne
Staunen ſehen und was leiſtet dagegen un-
ſere Kunſtinduſtrie im Allgemeinen, oder mas
fordert man von derſelben? (Um eine go-
thiſche Kirche in Hamburg zu bauen, wird
ein Engländer berufen. In Lübeck laͤßt man
( fix und fertig aus
Italien kommen, das alle Originalitaͤt des ı
Ungeſchmacks für ſich hatz es hat aber viel
Seld geloſtet. Jn Wien ift eine Equefters
Statue von einem Italiener errichtet, deren
Beſeitigung im Stillen ſchon befohlen iſt,
waͤhrend wiederum ein deuiſcher Künftler in
London den erſten Preis erhält,) Leider
muß ich jedoch bekennen, daß die oben ans
geführten Beiſpiele faſt niederſchmetierud
wirken und daß eine Zeit, die ſolchen Glanz
begehrte, faſt unmöglich wiederkehrt! Aber
ein Sporn könnte ſie fein, Annäherndes
wieder zu leiſten, dem Gebildeten die Au-
gen dafür zu öffnen und eine Quelle der
Freude und Bewunderung. Das ſollte der
zwelte Curſus bezwecken.!
Zum Schluſſe wenden wir uns noch der
Muſik zu. Freilich iſt dieſelbe vorherrſchende
Gefühlsſache und nicht wohl bis auf den
Conttapunkt, in einem Lehrbegriff zu faffen
und obgleich wir größtentheils gegenwärtig
uns ohne das Beſte in dieſer Kunſt noch
nicht behelfen gelernt haben, ſo machen ſich
irrungen des Geſchmackes bemerkbar, die
leicht Bergab fuͤhren, daß wir den Gipfel
unſerer juͤngſten Zeit aus den Augen verz.
lieren, odex als letztes Alpengluͤhen ſchwin-
den ſehen können.
Ein hiſtoriſcher Ueberblick möchte mit Vor-
führung von Beiſpielen aus verſchiedener
Zeit vom Beginn an, hier am Orte ſein.
Auch für dieſen Zweck hat man ein Studien-
werk vorzulegen, deſfen Titel ich freilich au-
ſchließe ich denn mit dem Wunſche, daß
meine Aeußerungen nicht für Neigung zu
Neuerungen oder Liebe zur Oppoſition gel-
en mögen, daß ich vielmehr im Sinne
Vieler geſprochen, die nur nicht, wie ich, die
Muße dazu hatten, W, Pero.
— . Deutfchland. _
Mannheint, 19. Fehr. Der Präfident
des großh. Hofgexichtes hat heute —4
licher Gerichts-Sigung in Gegenwart zweier
—