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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 231-256 (1. Oktober - 30. Oktober 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0943
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gferungSjeit beS KafferS Aapoleon warf niht fei*
ten bet Argwohn aufgetauht, et beßänble feine
VrioatoermögenS^Angelegenbeiten mit einem anS
©trafbare gränjenben Sefhtßmt. 3e^t bat ßhjum
tigenen ©hreden beS KaiferS berauSgeßeflt, baß
feine AermögenSocrbältniße bet Art jerrüttet ftnb,
baß er im ©anjen faum meßr als eine Aenfe
öon 125,000 gr. ju nerjcfiren bat- $ic Äatferin
®ugenie begab ßh fc^t nach Spanien, nid)t um
Hbpotßefen auf ißre bärtigen ©üter aufjuncbmen,
fonbern um beten Aerwaltung ju regeln. ©o lange
Napoleon III. auf bem Spione war, brauten biefe
®üter nicht nur nichts ein, fonbern foßeten im ©e<
8cnt^eit noch regelmäßig Schüße,, unb fo will
■bau jeßt terfudjen, butcb einen rationellen betrieb
ben bie Knifevin einjuleiten im ^Begriffe iß, biefe
Seftytbümer einträglicher ju machen, So baß,
toenn bies gelingt, wenn bie Siqufbation bet St*
»ilifte in AariS beenbet unb bet Äaifct ben er*
hofften Ueberfhuß auSgejaßlt erhält, wenn enblich
eine Aerbanblung ju ©nbe geführt iß, weihe bie
Äaiferin SeßufS Verlaufs ihrer foßbacercn per*
fönlihen ©efchmeibe mit einigen lonbonet 3moc-
lieren eingeleitct bat, möglicher Mctj'e baS @e-
fam>mt*©in£ommen ber faif. gamilie auf 400,000
8rS. Aente binaufgefebraubt werben fann. ®a nun
ber $ofbolt, aufS äußerße bcfchränft, immer noch
ben Unterhalt »on 25 Ißcrfonen bebingt, fo tfl
utan ju großen ©infhränfungen genötigt. @o
halten ßh Kaifer unb Kaiferiti j. Ä. leinen cige-
nen MarßaU mehr, unb fahren fte auS, fo liefert
*1« Aferboerleiber bie nottpoenbigen iPferbe unb
SBagen. 35ie für 30,000 grS. gemietete Aitla in
©bßelhurft bat Aapoleon III. Je^t aufgegeben, ba
er gehört, baß ber SBefl^er für baS reijenb gelegene
Haus leicht bie breifahe Miethe erhalten fönne,
wirb er nicht im Staube ifi, biefe Steigerung auS*
juhalten, er aber anbererfeitS auch nichts »om
©igentbütuer gefhenlt nehmen will. ©r lucht au-
genblitfiih nah einer SBtfla in Sonbon unb beffeti
nahftcr Umgebung, bie feinen ©elbmitteln <ntge*
nteffener fei. Schon im Saufe beS »ergangenen 2Bin*
terS War Kaiferiti ©ugente genott>igt gewefcit ßh
einiget ihr« wertßoollßen Armbättber ju entäu*
ßerrt. Sei biefen Umfianbcn ifi an eine werlthätige
Atopaganba fhwerlth ju benfen, um fo weniger,
als bie reicheren Mitglfcber ber taiferf. gartet fih
febr wenig geneigt geigen, in opferwilliger SBeife
mit ihren eigenen ©elbmitteln in bie Arefhe ju
fpringen.

□ £>ribcl&erg, i. Dlt. Sit erbebenbet unb
würbiger Meife fanb geftern im ©hulßaufe an ber
©rabengaffe eine geier ftatt, bie, wenn auch im
flehten Kreife »or ficb gegangen, eine güHe oon
greube, non Anerfennuttg, »on inniger SDanfbarfeh j
unb rmgeßeuheltem MoßlrooIIen in ßh einfhloß, rote
fis bei großen geftoeranlaßungen oft fo fetten roaljr-
genommen werben fann. 6s galt bie 50jährige
Subelfeier beS §errn HauptleßrerS Anton
Areunig ju begehen, beffen ^aupttbätigleit ftcb
an unfere liebe ©tabt §eibelberg Inüpft. 2lm Sor-
abenb be§ greubentages für ben gubilar hatten ißm
bie ©lieber be§ SieberlranjeS im herein mit ben

nachbem gtanfreth in gwei Sahrhunbcrten breißig
Stal 3)eutfhlanb ben Ärteg erflärt, enblih feine
Stube ju haben.

SBtmpffen erhob ßh bennoh mit ber S3erßhe-
^Ung, er tonne eine folhe Sapitulatfon niht unter-
Jeihnen. j)ieS war baS ©tihwort für ©eneral
©aßelnau. „3cb glaube," fagte ber geßtere, „eS
ift ber Slugenhltcl gelommcn, bie Sotfcßaft beS Äats
fers ju Überbringern Ser Itaifer hat mih beanß
tragt, Sr. Stafeßät bem Äönfg oon f{?reußen ju
bemerfen, er habe ihm feinen Segen'ot)ne 23ebin-
gung gefanbt, ßh perfönlich ih>« überantwortet,
aber nur in ber Hoffnung, baß ber ftöntg, gerührt
burh eine fo »oUßänbige Eingehung (abandon),
ber franjößf^en Slrmte eine ehrenwerthere ©apitu-
Nation geßatten werbe, jn weih« fh°« ihr Stuttj
ftr berechtige."

„3ß baS 2We6!" fragte SiSmard. — „Sa!"
antwortete ber ©eneral. — B5lbet weihen Segen
hat benn ber ßaifer Napoleon III. rtbergeben?
©ehört biefer Segen ihm ober granfreih? cb
ber 35egcn granfreihö, fo fönnen bie ißebingungen
raobißeirt werben unb 3hrc ©enbung bat einen
Jfhr »iel ernßcrcn (S^arafter." — ,,©« iß nur ber
Segen beS ÄafferS," antwortete (Saßelnau. —
»,@ut benn," rief SDtoltfe (presque avec joie),
»baS änbert nichts an ben fßebingungen. Ser 3?at-

Sehrern ein ©tänbeßen gebracht. Sichtlich gerührt
über biefe IDoation banfte ber gubitar unb bebauerte,
baß er fhon eine geraume fjat feine Kräfte nicht
mehr einem Vereine wibmen lönne, ju beffen ©rün-
bem er ßh ju jähten bie greube habe. Sie geter-
lihlett in feiner ©hulßube, bem Orte feiner s|ätig-
feit, fanb biefen Morgen um 11 Uhr ftatt. 3«
beren SluSführung unb SSerherrlihung hatten ßh
ber ftrasfhulratt) ,fber Dberbürgermeifter als SSer-
treter ber ftäbtifhen ©emeinbe, mehrere ©lieber beS
DrtSfhulrathS, fämmtlihe hiefigen Sehrer unb Seh-
rerinnen unferer 33oll§fhule, bie ©hülerinnen ferner
unb ber 7. Älaffe, fowie eine Slborbnung oon©hü-
lern ber 8. Änabenllaße eingefunben. Siefergrißen,
geleitet oon bem jeitweiltgen Vertreter be§ S3or-
ßßenben be§ Drt§fhulrath§, oon jwei feiner 6ollegen,
ben Angehörigen feiner gamilie unb einigen
©hülerinnen, betrat er ben fo reih gefhmücften
©hulfaal, um nun unter bem gewiß mächtigen An-
brang oon ©efühlen ju erfahren, wie bie Sreue
eines gewiffenhaften Arbeiters unb SehrerS belohnt
wirb, unb wie bie Sattfbarleü es ßh niht nehmen
läßt, ihren fdjulbigen Sribut Sem barjubrtngen, ber
ßh burdß treues Aushalten auf bem ißoften feiner
Sfiätigleit beffen würbig geigte.

§err ÄreiSfhulrath ©trübe erößnete nah
ber Anfpradje einer ©hülerin feiner Älaffe unb
eines Vertreters ber 8. Änabenflaße burh eine
treßlihe, burh unb burh tieffinnige, herjlihe unb
begeißernbe Aebe bie geiertihteit. 6r hü& bte
33erbienße beS jugenblihen gubelgreifeS in furjen
unb treffenben 3ügen heroor, feine Siebe jum Seljrer-
berufe, feine allgeit warme Hinneigung jurgugenb,
wie feine auSbauernbe Sreue tm Verufe. Am
©hluße feiner Anfpradje heilte er ein ©lü<fwunfh-
fhreiben beS ©roßherjoglihen DberfhulratheS mit,
bem er bie erfreuliche Aacfwiht beifügte, baß ißm
foeben belannt gegeben würbe, auh ©e. Königliche
Hoheit unfer aßoerehrter ©roßherjog, habe bem gu-
Pilar bte Slnerlennung feiner Verbienfie baburh 6e-
jeugen motten, baß er tßm bie Heine golbene 6ioil-
S3erbienft=MebailIe »erließen habe, bie bemfelben
bann im Saufe be§ SageS überreiht würbe.

Herr Dberbürgermeifter Kr aus mann brachte
bem ©efeierten AatnenS beS ©emeinberatheS bie
©ratutation jur gubetfeier unb überreihte ihm ein
©lücfwunfhteiben nebft einem ©efhenle, beftehenb
in einer ftäbtifhen Obligation oon 100 ©ulben.

Herr Dr. g. Mittermaier als Vertreter beS
DrtSfhutrathS fügte feinem Sßunfhe bie 33itte an
ben oerehrten Server bei, auh ©eitenS beffelben ein
ßhtbares Reichen ber Aneriennung entgegen ju nel)-
men, tnbem er thm ein ©efdjenf oon 12 Sucaten
aus ber ©djulftiftung überreihte.

Herr Hauptlehrer Aöcf als Abgeorbneter beS
SehrercottegiumS fhloß feiner ©ratulationSrebe ben
2Bunfh an, er möge aus ben Hauben ber Seljrer
einen ßlbernen Seher entgegennehmen unb ihn redß
oft noh in beßer ©efunbheit leeren.

Aon feinen ©hülerinnen würbe bem gubilat
ein Sorbeerfranj unb ein fhöneS Ailb überreihh
baS in finniger SSeife einen alten Aäoagogen bar-
ftettt, ber mit bem feligßen ©eßhtSauSbrude im

fer," fügte er hinsu, „toirb für feine^erfon alles
erhalten, was er ocrlangt."

SDBimpßen wieberholte jefct, er werbe bie ©hlaht
wieber aufnehmen. 3Äott£e erwteberte ihm, bie
2Baßenntl)e enbe um 4 Uhr MorgenS; er werbe
pünJtlih baö geuer wieber erößnen.

,,©ir patten unS erhobeit," fo heißt eS in bem
Sßeriht. „Man hatte unfere Aferbe beßedt. ©S
herrfhte ein elßgeö ©hweigen." SBiSmarcE ergriff
uoh einmal baS Söort, umSSimpßen oorjußeHen,
er werbe morgen Abenb nicht wefter fein alSßhtj
Sffilberßanb feinußloSj man werbe nur um fooiel
mehr SSlut oergießen. Moltfe fügte hius«, er werbe
»on feinen Aoßtioncn aus Seban in wenigen ©tun*
ben jufammenfhießen. SSimpßen warf ein, ÜJioltfeS
ißoßtionen feien gar nicht fo ßarf, wie er glaube.
„Sie fennen bie Umgebungen oon ©eban gar
nicht", antwortete ihm Moltte. „Hier haben ße
einen Umßanb, ber charatterißifh für 3bre unbe-
fonnene Aation iß: Seim 33eginn ber Sompagne

I1 ließen Sie an alle Sßre Dßijiere Karten oon
Seutßblanb oertbeilen, unb waren niht tm Stanbe,
bie ®cograpl)ie beS cigeuen SanbeS ju ßubiren,
ba ße niht einmal bie Karten beS eigenen Serri^
toriumS befaßen." „3h", feßte Moltfe t)inäu,
„ih fage 3hucn, baß unfere 5)3oßtioiien niht nur
febr fiarf, fonbern formibabel, uneinnehmbar ßnb."
©eneral SBimpßen hatte befhämt barauf nihtS

©hatten einer beutfhen 6the inmitten feiner um
ihn oerfammelten ©hülerfhaar weilt.

Siefgerührt oon all ben oielen Anerkennungen,
bie bem ©efeierten ju Sheit würben, banfte er ben
Aerherrlihern feines 6ljrentageS oon Sr. Köntgl.
Hoheit an bis ju feinen ©hülern aufs Herßihfie.
gn feiner befheibenen SSeife fpriht er ßh bahin
aus, baß er baS große Aerbienß, baS ißm heute ju
Sßeil werbe, niht für feine Aerfönüdßeit allein in
Anfpruh nehme, fonbern baß er bafür halte, baS
hieftge Sehrercollegium unb ber ganje Seljrerftattb
werbe in feiner Subelfeier mitgeehrt unb mitgefeiert.

Aor Aeginn ber geierlihfeit unb jum ©hlu&
berfelben würben ©eitenS feiner 6ottegen paßenbe
©efänge oorgetragen; auh bie ©hülerinnen fdßoßen
ihrem geßgebiht ein geftlieb an.

Kein Auge blieb bei biefer geier thränenleer,
feines Zuhörers Aruft blieb unbewegt; jeber An-
wefenbe fühlte, hi« fprahen feine leere Morte nur,
hier fprahen tief aus bem gram*« fommenbe @e-
fühle ber Sanfbarfett, ber Siebe, ber Aereljrung unb
ber atnerfennung, bie ßh jur Shat notljwenbiger-
weife umgeßalten mußten, gober faß in ber gubet
feier beS Hei'rn Hauptleßrer Areunig ben ©aß oer-
wirfliht: „6hre bem 6ßre gebühret". — ilbenbä
8 Uljr oerfammelten ßh im neuhergerichteten ©ar-
tenfaale ber Harmonie ber Sieberfranj, bie Seßrer
unferer ©tabt unb anbere ©lieber unferer ©emetnbe,
bie bem ©efeierten perfönlidj naße fteßen, um in
fröhlicher Metfe bie Aahfeier ju halten unb an bie
©teile tiefernfter ©efüßle bie ©efüßle ber greube unb
ber fröhlichen Saune treten ju laßen. Soaße, @e-
fange unb mußfalifhe Arobucttonen wehfeiten tn
anfprehenber Meife mitetnanber unb bie ©tunben
beS AöenbS oerßogen fo fcßnell, baß man mit faum
geaßnter ©efeßwinbigfeit ber MitternahtSßunbe ßh
näßte, bie nah Aufbruch beS gubilarS auh all-
mäßlig bie Aeißen ber geftgäfte merflih lihtete.

SBie man ßört fott eine große »njaßl feiner
früheren ©hüler ißm ßeute baS ©efhenf einer got
benen llßr gemahtlßaben.

Möge Herr Areunig lange noh iw jweitenßafc
ben gaßrßunbert feiner Sßättgfeit in Hefter @efunb-
ßeit wirfen unb ben Aeß feiner SebenStage tn un-
getrübter Heiterfeit »erbringen!

ftarlStulje, 30. Sept. Sei ber heutigen ©eroinnjie*
fjung ber atn 31. Sluguft gesogenen Serien ber 35=ß.*
Soofe fielen auf 3lr. 7487135,000 fl., Dir. 30474410,000 ff.,
Dir. 340544 5000 fl., Ar. 63535 111669 121145 166260
unb 342521 je 2000 ff., Ar. 16797 141069158334 169698
169950 291874 211274 279189 356109 357416 380623
je 1000 ff.

Sßtffmmgäbeobacßfunqen
ber mctcoroloQtfchen Station Heibelberg.

S)atum

30.

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ff

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trüb

SWegen

ju antworten. @r bat, oon ber ißm im Saufe ber
Unterhaltung gemähten Dßerte ©ebraueß mähen
unb einen Dßijier abfenben ju fönnen, um bte
beutfhen Kräfte ju tariren. Moltfe erwieberte ißm
baS werbe nußloS, auh unmöglich fein, ba er
niht eine Minute länger als 4Ußr wartenfönne.

SBtmpßen feßte Moltfe Jeßt auö einanber, baß
er bis ju biefer Stunbe niht einmal 3eÜ habe,
bte ©enerale jur Aeratßung in ©eban jufammen«
jußnbcn, er müße alfo für feine Antwort eine
längere grift haben. Moltfe wollte nihtö baoon
hören. AiSmard ßüßerte ihm etwas inS Dßr,
waßrfheinlih bie Aemcrfung, baß ber König um
9 Ußr fomme unb man fo lange warten fönne.
Sarauf ßtn gah Moltfe nah mit bem H^ufu3
gen, baß um 9 Ußr unerbittlich bie 2BaßeHruße
ju ©nbe fei.

SBimpßen’S 3wed, fo fhßeßt biefe ©pifobe,
war fein anberer, als oor ber SOBelt ben ©hein
ju retten unb »on ber Acrantwortlihfeit, bie er
allein trug, fo öiel wie möglih auf bie anberen
©enerale ju übertragen.

So weit imAuSjuge ber allerneucßen ®eßefm-
niße oon Seban, wie ße ©eneral 35ucrot „enU
fhleier t".
 
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