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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 231-256 (1. Oktober - 30. Oktober 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0994
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©auen be« großen Vaterlanbe« fürjlid) gu ©hell
geworben ip unb bet mid) mit freubiget ©enug*
tljuung, öot Slßem aber mit ©anf gegen ©ott für
ben ©egen erfüllt f)at, ber unferem gemeinfamen
teblichen Streben auch in Brunft nid)t fehlen wirb.

Serlin, 16. Oft. ©tc feierliche ©röffnung be«
Netcbetag« fanb um 1 Ul)t 15 SRin. flatt. ©er
Kaffer war begleitet öon bem Kronprinjen, ben
Vrinjen Karl, gtiebrid) Karl unb Slbalbert unb
würbe mit lebhaften Hochrufen, bie ber Vräpbent
©imfon audbradjte, begrübt, ©ie ©hronrebe würbe
bei bem fßaffuS über bie SluSfölfnung mit Oefter*
reich butd) großen Veifaß unterbrochen. Nad) 9Sev-
lefung bet ©hronrebe evflärte ber NeidjSfanjtcr ben
NetcßStag eröffnet. 211« ber Kaifer barauf ben
©aal »erlief, brachte ber bat)erifd)e äßtnipet oon
5ßfrehfd)net ein brcffnaligc« fwd) auf benfelben
au«, in ba« bie Verfammlung begeiftert einßltntnte.

— ©ie evße ©i^ung beb 3fieieJ)ötageö würbe
um 21/2 U^r in bem neuen Neid)«tag«gcbäube er*
öffnet, ©imfon übernimmt ben öorläupgeit Vorpf}.
Vier Negteruugdöorlagen würben cffigebracht, näm*
Itcp: 1) tleberpcht ber ©tnnabmen unb 21u«gabeit
beb norbbeutfdpn Vuitbe« im 1870 mit einem
©efefjentwurf, betreffenb bie Verwenbung beb lieber*
fd)uffe«. 2) ©efeßentwurf, betr. bie Vitbung eine«
Neidjefriegdfdjafse«. 3) ©efefjentwurf, betr. Nücf*
jablung ber auf ©rutib beb ®efef$eb öom 21. 3uli
1870 aufgenommenen Slnleilfe. 4) ©efefjentwurf,
betr. ©ontrole beb Netd)«bau«balt« öon 1871.
©arauf folgte bie Vetlooiung ber etnjelnen 31b*
tbeilungen. ©unb Namcndaufruf ergibt ftcb bie
Slnwefenbeit öon 153 PRitgliebern, mithin iß bab
$aub befcblußfälpg. Nädtfie @t&ung morgen 1 Uhr.

äSfiintfjeu, 16. Oft. ©ie Ne{d)Sratt)«f«mtner hat
bab proöiforifcpe ©argefefc unb bab (Einführung«*
gefeß einftimmig angenommen. ®b ftnb alfo @e-
famintbefd)lüffe hierüber ergfelt. ©er fDfinifier beb
Snnern »erlieft in bei ben Kammern jwet f. S3ot-
fepaften, woburch 1) ber Sanbtag bib auf Sßeitercb
öertagt wfrb; 2) bie ©cfehgebuug«au«fd)üffe beiber
Kammern auch wäßrenb ber Vertagung in SStrf*
famfeit ju bleiben haben.

Sie freiwillige §ilf8thntigfelt im ©roPer*
Sogt^um Vaben wäljtenb be§ Sriegeg gegen
^tttttlreifö*

II. Sajarethpflege.

©tunt ber bebcutenbficn Beträge in ben VerauS*
gabungen ber £>i!f«öcreine bilbefen Jene für bie
pflege ber »erwunbeten unb tränten Dfffjiere unb
©olbaten in ben tnlänblfdien 8 a ja re t ben.

211« folche haben befianben:

1) bie SDlititärlajarethe mit einem Kranfenju*
gang öon 6111 ©eutfehen unb 3872 granjofen,
jttfammenalfo öon 9983 3Rann mit 217,192 Ver*
pffegungdtagen;

2) bie Verein«*Neferöelajaretbe unter ber Ober»
leitung be« ©eutralfomitee’« be« babifdjen grauen*
öereln«, bejw. auf Nccbnung ber öereinigten |)tlf«*
tomitee’d ju Karlsruhe mit einem ßugang oon
13,644 beutfdjen unb 1734 franjopfepen, jufammen

„©ad wäre fa reigenb — bod) nein, e« geht
nicht!" oerfefjte er.

„Unb warum nfd)t?"

„Vebcnfcn ©ie, gräulein, Wad würben bie
Seute fagen, wenn ber frühere 2lbfunft be« gor*
per« wieberfäme! Unb bann, ich bin nicht fo
jiarf . . ."

„Nun, wojtt beim?" fragte fte mit bebenber
©timme.

„Nicht«, gar nicht« — bie ©ff« gebietet mir
ju phweigen, mein gräulein!"

„©ie finb ein fonberbarcr eigenfinniger flolger
SRenfch, ^)err$afi! ©ie oerfchmähen ben fchwä^*
ften ®eweid meine« ©anfed! SBa« fonnte ©ie beim
bewegen, mir guten SRatnen, 9tuf, 3«lu«ft, ®ater-
lanb ju opfern, wenn ©ie . . . wenn ©ie mir
meine 5tut)e rauben wollten?"

„SeHa . . ."

„Dtto!" pfierte fte, „fann ich fe inneren grie*
ben haben, wenn ©ie meine ©anfedpflfdft jurücf*
weifen, wenn biefer SRoment, nach bem ich mich
gcfehnt habe, un« einanber wieber fremb gegenüber
gefieHt? Sffietche« ©efühl fonnte 3hnen Jenen heb5
ren SOtuth geben, für ben fßrei« 3hrer ©hre bie
weinige retten ju wollen?"

,,©ie Siebe, SeUa! 3<h betete ©ie an, aber
©ie waren reich, P avm • • "

15,378 Serwunbeten unb Kranfen mit 338,688
2krpflegung«tagen.

3) bie felbftpnbigen ®erein«lajarethe mit einem
Bugattg öon 2105 ©eutfdjen unb 395 granjofen,
jufammen 2500 SSerwunbeten unb Äranfen unb
52,435 ®erpflegung«iagen unb enblich

4) bie fogen. fßrioat=®flegejlätten mit einem
Äranlenjugang öon 3097 ©eutf^en unb 55 gran-
jofen, äufammen 3152 äftann unb 88,863 ®er*
pflegungdtagen.

©« ergibt ftcb bal)er eine ©efammtjahl ber
Verpflegten öon 24,957 ©eutfehen unb 5056 gran*
gofen, jufaramen 30,013 Verpflegten mit 696,178
Verpflegungdtagen ohne VerücJjlditigung ber Vei-
öatpfiege in ben gamilten unb ber .fbetliiation Vaben.

Unter ben SRtlitärlajarethen ftnb feite ju
Karlsruhe, fRaftatt unb greiburg öerjiaitbeit, näm-
lieh Kranfenanftalten, weldhe fchon juöor al« ÜRili*
tärlajarethe befianben hatten, nach bent Sludmarfch
ber grofjb- gelbbiöiptt al« inpuctiondmäptge 2Rili-
tär--9iefcröelajarcthe beftetit unb unter Seitung ber
groüh- Sajarethfommijfionett auf ^Rechnung ber Krieg«*
öerwaltung, jnm grofjett ©heil freilich mit ßuhilfe*
nähme jiöiler Kräfte öerwaltet würben. 31ber aud)
biefe erhielten au« beit ©epot« ber <£)ilfSöeretne
nicht unbebetttenbe BufPffe an Vaturalien unb
äRaterial, ©tärfungSmitteln, ©etränfen, ©igarren
unb ©abaf, Verbanbjeug, Vettfournituren ohne ©r*
fa| ber Koftcn; auch beforgten in biefen Sajare*
tpen eine SCnga^t öom babifcheit grauen* unb att*
beren Vereinen gewährter freiwilliger ^3flcßerimten
ben SBartbienfl.

©ie junächft auf ^Rechnung ber öereinigten
§ilf«fomitee’« unter Seitung be« ©entralfomitee’«
be« bab. grauenöereinS öerwalteten Vereindlajarethe
bilben ein Viittelglieb swifchen ben SReferoelajarethen
ber föittgl. preu^. Bnftruftion für ba« ©anität«*
wefen im gelbe unb ben bort fo genannten Ver*
eindlajarethen, b. h- fte würben unter ©ewälfrung
öon Bapüffcu au« 3Ritteln ber gro§h- Kriegdöer*
wattuug für erfie Einrichtung unb laufenben Ve*
trieb unb unter beren Dberaufftcht in ^inftcht ber
Kranfenjutheilung, ©öaeuation unb ärjtlicher Ve*
hanblung öon ber genannten VereinSfieUe abmini*
ftrirt, welche nicht allein ba« erforberliche Verfonal
öon Sterjten, SBärtern unb aBarterimien, fonbern
aud) ba« 2Birtbfd)aftSperfonal ju pellen, unb über*
haupt bie gefantmte Verp^egung ju befhreiten hatte.

©iefe Sajarethe waren in beit Orten Vruchfal,
Karlsruhe, ©urlach, .^eibelberg, SRannhetm,
©chwehtngeu unb SBertheim in ber Bahl öon 42
thctlweife tu baju bereit gepellten öffentlichen So*
falett, jum anbern ©h«H in eigen« ju biefent Btöed
errichteten Varacfcn jumcip wäl)renb ber erpen
SBo^en nach 2lu«bru^ be« Kriege« errichtet; pe
fonnten fchon wenige ©age nach ben @d)lad)ten
bei SEÖetjfenburg unb SBörth mit nahezu 2000
Kranfen belegt werben, währenb aUmälig bie Bahl
ber Vetten bi« auf 3000 anpteg. Stuf biefer ^)öhe
erhielten fth and) btc Sajarethe, bi« ber Eintritt
be« ffiinter« ba« Slufgeben öerfdliebetier oorljer be*
nulter Sofalitäten unb fontit eine Verminberung
be« ©tanbe« ber Vetten auf etwa 2300 jttr golge
hatte, mit welchem Vepanb feboch biefer ©heil ber

Verein«lajareiht hi« jum ©chlup be« Kriege« in
©hätfgfeit öerhlieb.

liehet 100 Sterjte, 3679 jum größten ©heil
öon grauenöereinen in Karldrufe ober au« beffen
Veranlagung in greiburg, Vforjheim, |)eibelberg
«nb SRannheim audgebilbete berufdmäpige unb frei*
willige VPegerinnen, fobann ©iaconfffen unb barm*
herzige @d)Wepern, 103 Kranfenwärter unb 231
bei ber 2lufftd)t, VPege unb 2Birthf<h«ft betheiligte
©amen bilbeten audfchliepliih be« im VePaube fehr
wechfelnben ©epnbe« ba« Verfonal, mit ^)tlfe bef*
fen unter ben in fämmtli^en gebachten Orten öom
grauenoereiu bePeüten 2lufftd)t«coinraiffionen bie
obengenannten 15378 Verwunbeten unb Kranfen
öerpflegt Würben.

©ie felbftpänbigen Vereindlajarethe waren l)in*
pd)tl(d) ihrer Ovgantfation ben eben erwähnten gan^
ähnltd).; |ope befanben Ph unter Verwaltung ber
betreftenben |)tlf«öereine in Ettlingen, greiburg
(12 Sajarethe mit jwei gcliallajarethcn in @m*
menbingen unb ÜRüllheim) Sörrad) unb Vforjheim.

2öa« enbitdi bie Vriöat = Vfle ge Patten
betrifft, fo ftnb barunter foldje Sajareihe öerPan*
ben, weihe webet oon einem Vereine, nod) öon
groph- Kriegdöerwaltung auSfchlieplich, fonbern
weitau« jum größten ©heile in bereit« bePe^enben
KranfenanPalten öon ©emeinben, ©tiftungdoor*
Pänfcen, Korporationen, ben Vorpnben wchltpä*
tiger änPalteti, auch 5ßriöaten errichtet würben,
©ine ber erpen ©teilen unter benfelben nimmt ba«
auf Kopen ber £>anbfaPe ©einer Köntgl, Roheit
be« @rofjlpr5o03 unb unter ber fpejieflen gürforge
Shrer Köntgl. Roheit ber ©ropherjogfn öerwalte*
ie« Offijierdlajarcth im großh- gafanengarten ein,
wofelbfi 76 jum größten ©heile fehr fchwer ner*
Wunbete Offtjiere mit jufammen 3541 VerpPe*
gungdtage bie reichltchfte unh forgfamPe VPö« fan»
ben. Ülnbere berglctchen Sajarethe befanben pdf in
31bel«heim, Vaben (4), Vruchfal, Vöhl, Karl«*
ruhe (6), ©urlach, KonPanj (4), ©engenbaef),
©erndbach, -^üpiigen, BUeuau, Saht (3), SRarf«
borf (2), äRerdburg, SRepflrd), fRe(farbif<hof«hcitn
(2), Plecfargemütib (2), Offenhurg (2), ^forjhelm,
Vfuüenborf, IRabolfjefl, ©äefingen, ©chopfheim,
©auberbifd)of«heim, lleberlingen, ViHingen, ffialbd*
hut, aBeinhetm.

Vei olelen biefer Sajarethe traten bie betref-
fenben $ilf«oereine mit ©penben in natura unb
perfönltcher Vetheitigung ber SRitglieber unter*
Püfjenb ein; bet einigen in einem 2Raße, bap ber
©harafter ber Sajarethe bemfenigen ber Verein«*
lajaretlje naheju glcichfommt.

©er Sajarethppege im Snnlanb pliept p^ fo*
bann bie ©orge für refonöaicdjente Offiziere unb
©olbaten an. öorberPer IReihc pcht hifö bie
V5inter=, hejw. |)ciiPation für bergleichen 5Rilt-
tärperfonen, welche — wie fo manche unferer be*
Pen ©inrtdpungen —, ^öc^flerr Slnregung ihre
©ntpehung oerbanfenb, oom Stnfang ©ejember 1870
bi« lebten äluguP 1. 3- 224 Offijtere unb 742
©olbaten ohne Unterfdpeb ber Nationalität het
freier Station (SSohnung, VerföPfgung, Väber
u. bergl.) ben ©ebraucf) ber SBarmquellen jn Va-

> „3ß bie« aße«, £)err |)aP?" püperte pe, an

| aßen ©liebem bebenb.

„Vei meinem Seben, fa!"

„Nun benn, fo will ich entweber mit 3hnnt
Pfeilen ober mein Vermögen wegfdfenfen unb 3hr
Soo« tragen, Otto!"

„VeHa, hitumlifche Vella, ba« wollten ©ie?"

: ©ie lieg ihm bie |>aub, bie er Püvmffd) ergriffen
hatte unb mit Küffen bebeefte.

„3m Seib haben wir un« gefunben, follen wir
un« im ©lüde öerlieren?" pfferte VeHa, unb
©hränen glänjten in ihren Slugen. „Soll ich,
weil ich einmal unmeiblich war unb au« ber Sphäre
ber grau hiuaudtrat, abermal« fo unweiblich fein
unb um ©ie werben, ffoljcr h«üe SRann?"

„Nein, nein, meine ©eliebte! ba« wäre jubtel!
— Sllfo mein?"

„©ein!" lifpette pe unb fanf in feine Sinne.

©ie ©tiftdbame b<üü 31HcS unbemerft mit an*
gefepen; Jc^t fdjlüpfte pe au« bem Biwmer unb
holte |)errn o. VSeber herbei, ©rglühenb, öerPämt,
unb boch mit bem Slndbrucf be« inntgffen hräutli*
chen ©lücfeö auf bem Slntlih trat ifm ba« befe*
ligte V«“ö entgegen unb VeÖa fföfferte: „Segnen
©ie un«, lieber Vater! ich war biejenige, welche
ihn forttricb; ich will ihn nun hier feffeln bamit
er in 3höer bletbe!"

©iefgerührt fegnete Pe bet ©taatdratlf.

©ie Verlobung warb nod) geheim gehalten;
^)err ö. SBcber ctitfdmlbigte bei ber ©ame öom
|)aufe gräulein ö. |>ahn, welche unwohl geworben
unb burch feinen Sohn nach ^aufe geleitet wor*
ben fei.

Einige ©age fpätcr reidfen VeHa unb Dtto,
oon beffen ©Item unb ©chwePern unb ber Stifts*
bamc begleitet, nach üRauetn. Stuf einer Kopf*
Pation, wo brei Vabnen jufammenPopeit, mußten
fte einige SRtnuten auf einen Bug warten, welcher
auf ben ihrigen inffuirte. Slu« bemfelben fliegen
brei V^föUfU, öeren Slnhlicf ben Verlobten un*
wfUfürlid) ba« Vlut in bie SBangen trieb. ©«
waren ber Scgationdrath ö. |)irpfelbt, ©bwin ö.
©uidberg unb eine biefe ältliche ©ame oon etwa«
orientaüfehem ©ppu« unb auffaPenber ©oilette.

„®uten ©ag, mein lieber ©ett Vormunb!
üBoher fornmen bennSie?" tief Vcßa muthwiPig
unb trat ihm entgegen.

— „VePaunb — ber görPer*21bfunft!" ffam*
melt $err ö. Ißrfdjfelbt aufblicfenb unb betroffen.

„Nein, nun m e i n Slbfunft, nämlid) mein Ver*
lobtet, Otto Sßeber, Oelonom unb ©ohn be« Staat«*
rath« ö, VSeber 1)kr, ben i^ 3pfu hiemit öor*
pePe!"

„Slh, fehr öerbunben! unb ©ie gehen oh«e
Bweifel nach SRauern?“

„©ewiß, lieber Vormunb, um bie Verlobung
 
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