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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 231-256 (1. Oktober - 30. Oktober 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0993

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J\S 245.

IltMnrattttttttsprrf« 45 itreujer in £>eibelberß
burcfj bie 4jpofl 57 Äreujer oterteUö^riß.

3Witttt)o^f 18. Dftofcer.

JlK3<igtn 3 !r. bic ^etttjeile, bei SKuÖfunftS*
ertljetlung 4 fr.

1871.

StlcQtatfiifät 9fa(bvi(5ten.

»Berlin, 16. Ott. 9tetßbtagb«©roffnung.
Sßronrebe:

©eeßrte Herren! 3110 iß ©ie im SRärg b. 3-
gum erffenmal begrüßte, ßätten bie Sorarbetten
für bie regelmäßige ©efeßgebung burß ben Krieg
SScrjogcrungert unb Unterbreßungen erlitten. 3&re
Sßätiglett war »orgugbweife für biejenigen fragen
in Slnfpruß gu nehmen, weiße ßß unmittelbar
aub ber neuen ©eßaltung Seutfßlanbb Verleiten,
©egenwärttg wirb bic Drbnuttg beb fRetßbßaub«
ßaltb 3ßrc ßauptfäßlißße Aufgabe fein.

©b lommt baranf an, burß Scrweubung ei»
ne0 Sßeflb ber 9Rittel, weiße wir ben ©rfolgett
beb Kriegeb »erbanlen, bie eingelncuSunbebßaaten
»on ben SSorfc^üffen gu entlaßen, welche fte bib«
ßer für 3®Ecfe beb fRefßcb gu letfiett ßätten, unb
auf biefem SBege ein normaleb Serßältniß gwi«
fßen bem |)aubßalt beb Ofcetßeb unb bem £)aub«
ßalt feiner ©lieber ßergußeflen; eb fommt barauf
an, bie für Seutfßlanb erworbenen ©ebiete mit
benjenigen (Sinrißtungen in ben £>aubßalt beb
fRdßeb einjufügett, weiße ißnen mit bem fRciße
gemeinfam ßnb ober ißnen »on legerem gewährt
werben.

@b fommt barauf an, bafür ©orge gu tragen,
baß bie äußere Sage ber ^Beamten beb fReißeb ben
Slnforberungen entfpreße, weiße im öffentlißcn
3ntereffe an ße gcfteHt werben muffen.

3$ ßätte geßofft, baß Sbnen auß ein ©tat
für bte Serwaltung beb beutfßen fjeeteb, wie er
ben bauernben SBebürfniffcn bcffelben genügt, würbe
öorgdegt werben tonnen. Ser Umfang, in wel*
ßem bie burß ben Krieg »eranlaßten Arbeiten
alle Kräfte ber Serwaltung amß über bie Sauer
beb Kriegeb ßinaub in 2lnfpruß genommen ßaben,
unb bie Umgeßaltung, in wdeßer ein Sßeil beb
|)eercb begriffen iß, ßaben leiber bie reßtgeitige
Slufßetlung biefeb ©tatb »erßinbert. 3$ bin ba-
ßer genötßigt, 3ßre 3ußimmung bafür in 3ln*
fpruep gu neßmen, baß bie Uebergangbjeit, wclcße
bie fRefßböerfaffung bib gum ©ßlujfe beb laufen»
ben 3#*$ für ben ÜRiUtäretat beßimmt, noß
auf bab femmenbe 3«ßt aubgebeßnt werbe.

Ser 3ßnen »orgulegenbe ©tat oerlangt »on
ben Sunbebßaaten feine ßoßeren Beiträge für bte
3wccfe beb fRctßeb, alb ber jeßt geltenbe. Ser
$aubßalt beb 3aßreb 1870 ßat ungeaeßtet ber
SBirfungen beb Kriegeb einen Ueberßßuß gelaffen,
Wegen beffen Serwenbung 3ßnen eine ©efeßporlage
?ugeßt.

: Sie Drbnung beb SRüngwefenb, Weiße bie Ser»

fajfutig bem SReitße überweibt, ßat feit 3aßeen bie
©orge ber ^Regierungen in 2lnfpruß genommen
unb bab 3ntereffe beb Solfeb befßäfttgi. 3ß ßabe
ben SKugenbltcf für gefommen geßalten, um ben
©runb für btefe Drbnung gu legen, naeßbem eine
gang Seutfcßlanb uuifaffenbe ^Regelung beb 3Rüng*
wefenb moglicb geworben iß unb bie wlrtßfßaft«
ließen Serßaltniffe für biefetbc niemalb günßiger
waren, alb jeßt. Ser Sunbebratß iß mit ber Se«
ratßuttg einer ©efeßoorlage befßäftigt, welcßc gu«
näcßft eine umlaufbfäßige ©olbmüttge feßaßen unb
bie ©runbgüge eineb gemeinfamen beutfßen 3Rüng-
wefenb feßftellen foH.

Sie ©ttßerung einer ©ifenbaßnöerbtnbung gwi»
ftßen Seutfcßlanb unb 3talieit burtß bie ©eßwetj,
welcße bereitb im »erßoßenen 3<ißre »om norbbeut»
feßetr SReitßotag befeßloßeu würbe, wirb ©egenßanb
3ßrer Seratßung werben. Sie ßfegierungen unb
Solfboertretungen 3t«li^nö unb ber ©eßwetj ßaben
bie Slubfüßruttg btefcb großen Unterneßmenb be»
reitwiüig unterßüßt. 3<ß bin gewiß, baß bte mit
bemfelben »erbuttbenen mirtßfcßaftltcßen unb politt«
ftßen 3ntereßcn »on ben bentfßen ^Regierungen unb
bem beutfßen SReißbtage nteßt geringer werben ge*
würbigt werben, alb bieb in ben beibeu anberen
Säubern gefßeßen iß.

Sie ©ewäßrung einer -billigen Slubgleißuttg
für bie Scfcßräitfungen, weltßen bie in ben 93eretcß
neuer ober erweiterter geßuttgbanlagcn gejogmen
©runbßftcfe unterworfen werben mäßen, iß »on
ben »erßünbeten ^Regierungen oon neuem jum @e-
genßanbe ber Seratßungen gemaßt worben. 2llb
©rgebniß berfelben wirb 3ßnen eine ©efeßüorlage
iugeßen.

2lucß ber ©ntwurf eineb ©efeßeb über bic
SRetcßbbeamten wirb, wie iß ßoße, 3ßnen oorge»
legt werben fonnen.

Ste »on grattfrefß bibßer gejaßlte unb in ben
erßen SRonaten beb funftfgen 3aßEEb 5U saßlenbe j
Äriegbeittfßäbfgung wirb gu einem wefentlißen
iEßeiie jur Stlgung ber Meißen »erwenbet wer»
bett, weiße ber SRorbbeutfße Sunb für bie Ärfeg*
füßrung gemaßt. §ür einen Sßeil biefer Slnlctßen
iß bie Stfgung bereitb erfolgt ober burß Äünbig*
uttg »orbereitet; für einen Sßcil bebarf ße
3ußimmung. ©b wirb 3ßnen beßßalb eine Sor»
läge pgeßen.

3nt Sertrauen auf eine ßetfge ^ortentwißlung
ber inneren 3'tßänbe Srattfreißb im ©ittne ber
Serußtgung unb Sefeßiguttg ßabe iß eb für tßun«
liß geßalten, bie SRüumung ber Separtementb, be-

ren Sefeßung naß ben ^riebenbbebingungen bib
jum 3Rat fünftigen 3<ß«ä in Slubßßt genommen
war, fßon feßt eintreten ju laßen. Sie Sürg*
fßaften, weiße an ©teile beb aufgegebenen Sfan*
beb treten, werben @ic aub bem am 12. b. SD?,
barüber gefßloßenen 3lbfommen erfeßen unb mit
bemfelben wirb 3ßnen ju 3ß«t Srüfttng unb
»erfaßitngbmäßfgen ©eneßmigung eine ^onoention
über bie 3!*REßänbniße »orgelegt werben, Weiße
»on Seutfßlanb für bie ber 3nbußrie @lfaß=ßotß*
ringenb ju ftßernben ©rleißferuugen ju maßen
fein werben.

2luf bem ©ebiete ber aubwärtigen S»lOif ßat
meine Slufmerffamfett ber 2lubbilbung unb Se-
feßigung beb mit granfretß neu gefßloßenen g=rie-
bene um fo ungetßeilter gewibmet fein fonnen, alb
bie Sejießungen gu allen aubwärtigen ^Regierungen
friebliße unb »on gegenfeitigem SBoßlwoUen ge-
tragene ßnb. 5Reine Semüßitngen bleiben baßin
gerißtet, bab bereßtigte Sertrauen ju ßärfen, baß
bab neue Seutfße 9fatß ein juoerläßiger ^>ort
beb griebenb fein will.

3n biefer SRißtung iß eb eine befonberb wiß»
tige, aber mir auß befonberb willfommcne 3luf-
gäbe, mit ben näßßen SRaßbarn Setitfßlanbb, ben
|)errfßern ber mäßtigen SReiße, Weiße baßelbeöon
ber Dßfce bib gum Sobenfee unmittelbar begren*
gen, freunbfßaftliße Segießuttgen »on folßer Sfrt
gu pßegen, baß ißre 3u»erläßigfeit auß in ber
öffentlichen SReinung aller Sänber außer 3weife!
ßeße. Ser ©ebanfe, baß bie Scgegnungen, weiße
iß in biefem Sommer mit ben mir perfönliß fo
naßeßeßeuben 3Ronarßen biefer SRaßbarreiße ge-
ßabt ßabe, burß Kräftigung beb allgemeinen Ser«
trauenb auf eine friebliße 3ultl»fl ©uropa’b ber
Serwirflißung einer folßen forberltß fein werben,
iß meinem -fjergen befonberb woßltßuenb.

Sab Seutfße SReiß unb ber bßerreißifß«
ungarifße Kaiferßaat ßnb burß ißre geograpßifße
| Sage unb ißre gefßißtliße ©ntwfcflung fo gwin-
genb unb fo mannigfaltig auf freunbfßaftliße Se*
gießungett augewiefen, baß bte ^Befreiung ber leß»
teren »on feber Srübung burß bie ©rinnerung an
Kämpfe, weiße eine unerwünfßte ©rbfßaft tau»
fenbfäßrfger Sergangenßeit waren, bem gangen
beutfßen Solle gut aufrißtigen Sefricbigung ge«
reißen wirb.

Saß eine folße Sefriebigung ber ©efammtent«
Wtßlung beb Seutfßen SReißeb gegenüber »on ber
großen üReßrßeit ber SRation empfunben wirb, ba«

| für bürgt mir ber ßergliße ©mpfang, ber mir in
meiner biefeb SReiß »ertretenben Stellung in aßen

§£r c#ürJlm-3aljunM.

(6ßluß).

„Dß, wir ßnb alte Selanute, mein gräuleitt !
Sa iß Saubwirtß werben follte, »erbraßt’ iß ei«
nen Sßeil meiner Knabenfaßre bet einem Dßeim,
bem £crrn ». S. auf Slmerang, wo Knopp bamalb
ein ©utbfäger war, eßeergu Sß«® Saterlam. grang
Knopp unb iß wttßfen gufammen auf, benn er
tßeilte unferen Unterrißt bei bem fjofmeißer unb
wir burßßreiftcn mit Knopp gelb uttb SEBalb —
miß felber gog eine ßergliße 3unEignng gu grang
unb feinem Sater ßin, unb iß galt bei bem bie«
bem Knopp unb feinem SBeibe Slfleb, alb iß eineb
Sageb fo glüefliß war, grang »om Sob beb @r«
trinlenb in einem SBeißet gu erretten. Unter bem
Sorwanb einer meßrwößentlißen ©rcurßon »er«
ließ iß mein elterlißeb ^)aub, lam naß SKauern,
»ertraute miß bem alten btebern Knopp an, unb
gewann ißn nißt oßneSRüße für ben abenteuerte
ßen ©ittfall, alb fein ©eßülfe einjutreten, um...
nun ja, um 3ßnm «a^e Su fe<n!"

Setla brüllte bie £anb auf bab^erj, um bef«
fen ungeßümeb Sßoßen gu befßwißtigen, faß Otto
feß an unb fragte bann: „Unb wenn bie rißtige
Sobebart beb Sägemüllerb nißt entbeßt, wenn Sie
nnfßulbig in contumaciam wegen faßrläjfiger

Söbtung »erurtßeilt worben wären, wab ßätten ©ie
bann gctßan?"

„3ß würbe fo lange in Slnterifa geblieben
fein unb miß eßrliß burßgefßlagett ßaben, bib
meine ©träfe »erjäßrt gewefen wäre, mein grätt«
lein," »erießte Otto.

— „Unb wenn ©ic bann gurücfgelommen wä-
ren unb miß »erßeiratßet'getroffen ßätten?" fragte
ße erglüßenb.

„Sann würbe iß miß gefreut ßabett, wenn
©ie glüefliß gewefen wäcn, unb iß ßätte miß
Woßl geßütet, 3ßnen geßiffcntliß unter bte Slugen
gu treten," fpraß er eßrliß unb offen. „fRur ©t«
neb würbe miß gefßmergt ßaben — aber barüber
braußt’ iß ja nißt meßr in Sorgen gu fein, alb
iß ging . . ."

— „5Run? unb wab wäre biefer ©ruttb gu
©ßmerg gewefen, $err ^>aß?" fragte Sella.

„SOBenn iß ©ie alb grau ». Suibberg wieber
gefunben ßätte, gräulein ». |)aßn!"

— „Um’b |>immelb willen, nennen Sie miß
nißt mit ißm in ©inem 2ltßem!" rief SeHa er«
fßroclen. — ©tu S«ufe entffanbj Sella ßätte ißre
$anb gurüßgegogen unb feßaute gu Soben, aber
ße füßlte injiinltio, baß fein tteußergfgeb blaueb
Suge auf ißr rußte. — „Unb wab gebenfen ©ie
jeßt gu beginnen?" fragte ße entlieh offen auf«
ßltßenb.

„9?oß bitt iß nicht feff entfßloffen, wab iß
! tßun foU," erwteberfe Otto etwab befangen." 3dte
glud)t naß Slmerila ßat meinen früßeren SlaU/
j eine ScofEffur nn £^er lanbwirtßfßaftlißen Seßt*
; anßalt gu erlangen, gerßört. 3ß werbe mir ent«
I webet eine Sevwaltcrbßefic ober eitt S«ßtgütßen
fttßctt, benn gu Slnfauf eitteb größeren ©uteb rei«
j ßen meine SRittel nißt ßtnl"

I „Uebcrneßmett ©ie 3Rauertt, ^)err|)aß!" ffü«
! fferte ße befangen.

„3ß ^£ß 3ßt ©l'nff, grättleitt ?" rief er freubig.

„SReitt »oder ©rnß — geßatten ©ie mir fo
; ein ©ßulb abgutragen, bie . . ."

„Sann wäre iß ein eigennüßiger üRtnfß!
fRefn, mein gräulein, nißt alfo! gaffen ©ie eine
j Serßeigeruttg aubfßreiben wegen beb S«ßteb, unb
beßalten ©ie ßß bie SBaßl unter ben ©teigererrt
i »orj iß werbe fo ßoß bieten alb iß mit gutem
©ewiffen lann, unb fßieben ©ie mir bann ben
Saßt gu!"

I „2Bogu folße SOBeiterungett ? iß bin münbig,
Herrin meineb Sermbgenb. Ueberneßmen Sie ben
Saßt gegen ben conoenablen Sretb, ben ©ie mei-
ttem ©efßäftbmann bieten werben! 3<ß »erfpreße
3ßnen feierliß, baß ©ie ben Sorgug ßabtn foUen.
3ß werbe mk nur bab ©ßloß unb ben Surf
»orbeßalten unb 3£«B£ 3ßr£b umßßtigen äBkfenb
fein!"
 
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