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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 283-307 (1. Dezember - 30. Dezember 1871)
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M 292» ^ScqMüIdjKftVr Jt«U|« »terte?)ä$tig. * Siettftag, 12. Remter.

3' &♦ tie ^eriticile, kt ftutfunffö#
ertkilung 4 tr.

1871.

Seleavapijiföe Öiacfjri^ten.

©eriin, 9. Sej. Slbgeorönefcnbaii«. Unter ben
»on btr [Regierung gemalten Sorlagcn beffnbcn
ffch mehrere ©efchentroürfc, betreffenb ben San
neuer Stfcnbabncn, baruntcr btt ©tiecfcn ©tlfft*
üRemel, Scbra=grieblanb, mtt einer 3wefgbai)n
nach Sfhmege, unb $arburg*©tabc. Ser gmanj-
tniniffer bringt einen ©efehcntwurf ein, betreffenb
bte Serwettbung ber buvd) ben Sßcgfatl bcr au«
ber preuffilhen ©taat«faffe an ba« [Retcff gelciffe*
ten Sorfhüffe erjtdten Srfparniffe. Sie bterburh
eingetretene einmalige Svfpavmf oon 11,600,000
©baler foU ju SRcntenablöfungen unb ä, conto btr
Sifenbabnanleibe perwenbet werben. Ser ginanj-
mtniffer bringt ferner eine Srgänjungeoorlage, be*
treffenb bic Dbcrrecbnung«fammer, fowie eine ©teuer»
rcformoorlagc ein. 3« ber l)ierju gegebenen Sv*
läuterung erflärt ber ginnnjmintfter: Son ber
frangofifdien jtrieg«contrtbution feien bi«ber 1175
fDlifl. $ranc$ bejahlt, auf bie @(fa§- lofbringifcpen
Sifenbabnen waren 315 2Riß. ungerechnet. 3«
ben nadiftcn fünf SOtonaten feien 650 «JRißioncn
ju japlen, fernere 3 i^lun^ew würben im URärj
1873 unb bie fhliefjlihc ^appija^lung 1874 er-
folgen. Sie preufjifhe «Regierung habe bei ber heu*
tigen fftformoorlage mtt bieftn juCfmfeigen 33ctra-
gen nicht rechnen tonnen, bie lRegiernng«oorlagc
fei oon bem (gebauten geleitet, bie ©teuerlaft ber
untersten Seoölfernngefhubten ju erleichtern unb
bem bireftcn ©teuerfpffem weitere ©dtung ju oer*
fhaffen. Sie «Regierung habe ftch nicht auf bie in
bem S at oorgefehene eine $Rißion befchräntt, fon»
bern fcbiage unter Serücfffhtigung ber Srfparniffe
für 1872 unb 73 Por, bte Stahl* unb ©cblacbt*

©euer aufjubeben unb bie unterfte ©tufe ber Slaf*
fenfieuer tn SBegfntl ju brfngtn. Ste bctreffenben
Steuerpflichtigen würben ppm 1. 3ult fftnfttgen
3«hreb oon ber Slaffenffeuer befreit. Sie Siat)U
fteuer foUe am 1. 3anuar 1873 autbörcn, bte
©chlachtfteutr für [Rechnung beS ©taate« oollig aHf»
gehoben, für Sommunaljwccfe tnbcft bebitigung«*
weife jugelajfen werben. Sa« $au« wirb in ber
nächften, am Siontag ßatiffnbenbeu 6if}ung über
bie formelle Sebanblung ber itjm gemalten Sor*
lagen beichUeffen.

— Unter ben bem Stbgeovbnetenbaufe ^cute gu-
gegangenen SifenbahioSorlagen befanb fid) auch
eine iolche, betrefenb ben San einer Sifenba|n von
Simburg a. b. 8. nach Samberg, für weiche
900,000 ©bU* geforbert werben. §ür bie ©trecfe

Scbra=griebianb oerlangt bie «Regierung
©baler.

— Sie „{Rcrbb. 2lüg. 3t0-// wiberlegt bie Sr*
fttibungen franjöfffhet Seitungen über fcnö Ser*
bältniff Seutfhlanb« ju [Rufjlanb, erwähnt be«
©eorgrnfeffe« unb fagt: „©oflten nieijt oießeiht
ben grawjofcn bic Slugen aufgeben?" — 3« einer
«Petersburger Sorreiponbenj®be« genannten Slatte«
Wirb ber bcrjliche Smpfang be« Srtnjen griebrth
Karl Seitens bee> Halfer« 2llepanber, ber (Stof*
fürften unb bcr tujftfdjen Seoölferung be**>orge-
hoben.

Stuttgart, 9. Sej. 3« ber Slbgeorbnetenfam*
mtr brachte 3Robl bte auöfü^rlid? begrünbete 3«*
terpeflatton etn, ob bie [Regierung gefonnen fet, ber
Sluebehnung bev SReichScompetcnj auf ba« gefamntfe
Stoürecht' mit aücn rechtlichen äRitteln entgegenju*
wirten.

— Sor ©chluh bet Äammerfthung beantwort
tete ber Sufiijintniftcr o. i'httnacht feie 3nterpet*
lation ÜRohl’o oorläufig bahin, baf ber betreffenbe
öont [RciihStage befchloffcnc ©efehentrourf bem be-
jüglichett SluSIchnffc be« SunbeeratheS übergeben
fei j beoor biefer «Stricht erjlattct t)abe, wäre eS
wenig fchtcfüch, ftch über btt 3"tcntion btr [Regie*
rung au^äulprcchen. Sic S’^Erpetlation bleibt oor*
erfi auf ftch beruhen. Sie Segrnnbung t)c$ SlttiragS
Dejterlcn, betreffenb bte [Rcferoatrechte, ift auf bie
ttäcbfte am Sienftag fiattftnbenbe ©i^ung otr»
{(hoben.

Sern, 8; Sej. Ser SRationalrath gewährleiffet,
bet fortgefehter Serathuug über bie [Reoiftou btr
SunbeSoerfatfung, in 3tvt. 48 bte freie UluSübung
gottcbbienftli^er ^)anblungen «nneehatb -t:r ©chran*
fen ber ©ittlicbfeit. Ser Sunb unb bie ©antone
behalten ftch bie Sanbbabung ber öffentlichen Drb«
nung unb beS griebenß unter ben ©onfejfionen.

,600,000 ■ oon einer «Hmnefife bie [Rebe fei. Siele Sournale
S aller Sartei=Sövhungen bebattern, bah Si)ter# ftch

nicht habe entfchltefen tonnen, bte ootlflänbigf Sur^-
führung bcr angemctiten ÜRilltärpfitdit oorjufchlagtn.

^ari8, 9. Sej. Ser ©efefsentmurf, betreffenb
bic ©ti)öhung fecä «Rotutumlaufö ber Satt!, wirb
noch hfuie ober «Btentag btr «Ratfonalocrfammlung
oorgeiegt werben. — 3« [RcgterungPfrcifen hofft man
no* immer, btt Stinjen Oon Orleans würben ihr
Sorhaben, ihre Slähe in btt «Rationaloerfantmlung
tinjunehmen, aufgeben.

SerfatHeS, 8. Sej. fRatii'natoerfantmlung. Ser
ginanjminiffer 'Pouhtr* Quertier tünbigt att, baS
Subget für 1872 werbe ber Serfammiung morgen
oorgeiegt werben. Seviclbe bringt einen ®efe|}-
Oorfchlag, betreffenb bte ßurücferffattung btr ©üter
ber gantilfe Orleans, ein. Sucbatel oerlangt, baff
ftch bie Serfammiung für bie Sringlichfeit feint«
Antrag« auf Sevlegung be« ©t^tS ber [Rational*
ütrfammlung, ber ©recutiogewalt unb ber URini*
fferiett nad) Sart« auSfpreihe. Ser SIRiniffer be«
3nttern erflärt hinauf, bic Stegierung werbe erfi
nach begonnener Sebatte ihre Senftdjt in biefer Sin*
gelegcnheit äuhtrn. Sie Sringli^teit beS Sintrag«
wirb mit einer fthwacben 3Rajorität oerworftn.

— Sie Sringlichfeit beö Slutragt«
plehiecit über bic {frage auojttfchrelben, ob bte
[RcgierungSform SRonarcbie ober SRrpubltf fein foöe,
wirb fafi einftimntig abgelchnt. Anträge auf Sluf*
hebuttg bt« Selagcrnngcäuftanbe« tm SRhonebepar*
bement unb bie Freiheit ber öffentliihen «Strfamm*
lungen bet ben ©cneralrathSwahlen werben oer*
worfett. Sin Slntrag [Rotioter’«, betreffenb bie Suf*
hebitng be« SelagerungÄjuftanbe« in SRavifille,
wirb abgelehnt. Dtouoicr, weidjer bie Segnabigung«»
©ommiffion angreift, wirb jur Qrbnung gerufen.
— 9. Sej. [Rattonaloerfammiung. Qrbinaire

fowte gegen bte Öingrtffe ber fii‘<h{id)en Sehörben f greift in htfOgen Sluebrtiden bie Segnabigung«*
in bie ©taatö* unb «Sürgerre^te oor. Set ©onn» i Sommijfton an. Sie Kammer fpricht fafi einffim»
tag wirb ai3 Sag ber öffentlichen [Ruhe anerfannt. j mig einen Sabel gegen benftlben au«. Ser 3uffij*
[jjari§, 8. Sej. 6« wirb oerftchert, bag bie j mfniffer legt einen ©cfehentwuvf oor, weicher bie
Qrlean«, fall« bie ©chritte, welche bie Srinjett \ Strfolgung berfenigen Slätter bejwecft, bic bie
Sluntale uttb 3oiuoiüe bei Shier« gethan haben, | Segnabigung« Sommiffteit btlcibigen. Ste Sring*
nicht ju einem [Refultat führen, Hfve SRonbate i Itcisfeit für ben Sntwurf. wirb mit groffer 3Rajo*
ntebcrlegen unb eine neue an nicht« gefaunbene | rität genehmigt. Ser gtnanjmtntfier überreidtt ba«
SBieberwahl proooctren werben. ; Subget ber Sfnnabmen nnb 3lu«gabcn pro 1872.

— ©a« »Soutu. be« Seb.‘ conjiatirt, baff bie | hierauf werben Serichte über Setitionen erflattct.
SDtaforität ber «Rationaloerfammlung im ©anjen \ Sie Kammer genehmigt bie Sorfrage über eine
burd) bie Sotfdmft befrtcbfgt fei. Sie rabicalen j Slnjahl oon ^Petitionen, weihe für allt feit bem
Slatter bagegtn fabeln bie Sotfchaft, weil biefelbe | 4. ©ept. 1870 begangenen politifchen Sergehen
juoiel [Rachgiebigfeit an ben Sag lege unb weil j unb Serhredten iHmneftie oerlangen,
barin Weber oon ber [Rücffcht nach Sari«, nod) 5 —Ser ginanjminiffer legt in ber [Rational«

tim awkm WLtli

(gortfefeung.)

©er Softor hatte ben Srief geöffnet unb über*
flog bie Seilen:

»SRein £crr!

„3emanb, mit bem @ic bereit« in einer
gewiffen Sejtehung ffehm, will @te hcute no$
fprthen."

@« folgte bie Angabe ber ©trahe, be« |)aufe«
unb ber ©tunbe.

„SBenn biefc« Sißet wirffid» fo harmlo« iff,*
fiel pfofclich Slabemoifelle SRoftne ein, „fo jtigen
©ie e« mit."

„S« iff harmlo«," fagte Sreit; „aber jeigen
fann ich ** 3^ncn in<«ht."

„Sllfo boeb ein SRenbej=oou«!* brafhSRoffnt lo«.

„Sin SRcnbej-oou« allerbing«,* entgegnete ber
Softor; „aber mit [Rtemanb Slnberem al« meinem
Unbetannten in einer anberen «Ißeit, welher mich
feit 3flhrtn nnftdttbar, gebeimnihooü befcljü^t."

„Sieftr Sefd)üher offenbar eine Same —*

„Stf«m«l tonnen ©tf fRe^t haben," rief Harl
SBreit überrafebt, „baran h“bc id) weih ©ott ni^t
gebäht — aber biefe ©ebrift —*

„llnb Sie gehen hin?"

„Sa« ocrflcbt fid) boh von felbff," fagte Sreit j

„e« wäre bie hählihfie Unbantbarfett oon mtr, wenn
ich nicht fäme."

„D! c« gibt gällt wo fcie Santharfeit wett
hählicber iff,*-rief [Roffne unb begann ju weinen.

„Slber SRoffnt — ffnb ©ie btnn wirtlich ber-
lieht? —" begann Sreit oott Sheilnahme.

„SBa« glauben ©ie?* fhluchjte biegranjöffn;
„ich bin nicht ocrlicbt, aber ich will nur nicht,
baff ©ie ffch in eine Slnfcere otrli^ben.* Samit
flog ffe hinauö unb fdjlug bie ©hü« ^efttg hinter
ffch ju.

Ser Seutfdje nahm ladjeinb $ut unb ©toh
unb tarn an ihre ©büre, welch« er gefperrt fanb.

Sr flopftc.

Äeint Slntwort.

Sr flopfte noch einmal. „®inb @ic höfe?*
fragte tr.

„3a, fehr böft,* lautete bie furje Slntmort.

„Scrjeihen ©ie mir, abe ih muff ju bem [Ren*
bej=oou«.

„«IRüffen ©ie?"

„3«".

„[Run, fo gehen ©ie.*

„Slber ©ie ffnb mir böfe, liebe [Roffne ?*

"©ewih nicht?*

„©ewiff nld^t."

Äarl Sreit war wlrflid) überjeugt, an bem Qrte
be« 3tenbej=oou« feinen gehcimnihooüen Sefhüher
ju ffnben, erflieg bie©reppe bie ihn ju bemfelben
führen foßte, mit flopfenbem ^erjen hinauf unb
öffnete bie ©büre, wie ihm befohlen war, ohne ju
pochen, aber mit einigem Sangen.

Sr befanb ffd) im näcbftcn Slngenblicfe aflefn
, in einem groffen elegant eingerichteten ßimmer, ba«

1 burch jwei groffe fünfarmige 8euhter hell erteud>e
tet war.

„©chlieffen ©ie bie ©büre!" gebot eine ©limnte,
weihe oon oben ju fommen fhien. Sie ©timmc
{lang weih unb fhmeihtlnb.

, Sreit gehorchte.

SBie er ffh umwenbetr, tßeilte ffh bie fhwere
genßergarbine unb ba« fhöne wunbtrbare Sßeib,
ba« ÜRonffcur gclir al« Sachantin auf bte Sein«
wanb gejauhert batte, ffanb lebenbfg oor ihm, in
ber malerifhtn ©raht einer römifhen Säurin,
(gortfegung folgt.)

fBrtcfe aus $J3tm$.

[ßon ?>an« SBahenhufen.

(Schluff)

S« iff alfo [Riemo- rhanben, an ben bie

Stmee glauben tonnt 2rmee,' ber Ser*

trauen in ffh felbff t
 
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