Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

DOI Kapitel:
Nr. 283-307 (1. Dezember - 30. Dezember 1871)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25214#1189

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
$>eit»c(tievaei* Hi

M 294.

JUtaraittfttttprtis 45 Ärfujer in fteibflber#
fcurd) bie $oft 57 Ärru$cr oiertetiä^rig*

©onnerftog, 14. £)e$emOer.

^njcißcn 3 fr. bif tyeriiieile, ‘»ei Suäfunftft«
ertfjeilung 4 fr.

1871.

Seleßrajrijifhe SHaefjdhteu

Berlin, 11. ©CJ. SbgcorbitcienpanS. 2tn ber
®eiteralbcbatfe über bie Borberatpung beS Staats*
pauepalteS für 1872 betpcilfgten ßcp SaSfer, ©ott*
berg, SRthtcr unb Benba. ©er giitanjminißei ant*
toortet auf bie Bemerfungen ber Borrebttcr unb
j trflärt, ßh eine eingepcnbe Beantwortung in ber
Debatte über bie Steuerreform unb in ber ©pe-
jialbebatte nocp Vorbehalten ju trollen. <55 erfheine
nicht geratpen, im Sugenbücfe, wo eine grünblicpe
Stufbefferunß ber Beamtengepalte »orgenommen
Werbe, mit neuen Klagen über bie Bcfolbungtn
i peroorjutreten. Ueber wettere ^Bewilligungen an
8anbweprmänner unb ©emeinben fei bie !Regte-
tung noch nid)t fcplüßig. ©tcSufpebung bcrSalj-
ßeuer wrße er im BetcpStag befürworten. SSenn
bie Berpältnißc eS geßatten, werbe eine Scnfccrung
eintreten, eben fo bcjügltcp ber 3citungSßempel-
ßeuer, weihe er nicht als eine ewige betrachte.

— 12. ©ej- SbgeorbnefcnpauS. ©er ©efep*
entwurf, betreffenb bie Sufpcbung be« preufjifc^en
©taatSjhapeS, wirb mit ein;r unwefcntlichcn Sen*
berung in § 5 einßimmtg angenommen, ©er @e-
fepentwurf, betr. bie Befreiungen von ber ©laßen*
ßeuer unb bie Sufpebung ber 3D7at)l= u. ©cplaht*
ßeuer, wirb einer Sommißcon von 21 Btitgliebcrn
überwiefen. ©te ©ommißiott für bett ©efepentwurf
betreffenb bie ©berrehnungSfammer, ^at ftch mt*
ter bem Borßpe Birhow’o cenfiftufrt.

— 3n ber geftrfgen Sipung ber Bubgetcom*
tttiffion beS SbgeorbnetenljauteS würbe bie Borlage
betreffenb baS ©onfoltbattonSgefep, erheblich amen*
birt. 3« § 1 würbe ber Bfäcluftvtermin für ben
Umtaujch auf ben 15. Januar »erlegt, mithin bie
griff um 14 Sage abgefürjt. § 2, welcher ben
gtnanjmtniffer ermächtigt, bie ntdjt jum Umtaufch
geeigneten ©tücfe ber confoIfMrten Slnleihf aufju*
laufen, würbe mit 20 gegen 6 ©timmen oerwor*
ten. ©er BegierungSfommißär gab eine ©rflä*
rung barüber ab, ob bie fo amenbirtc Borlage
hon bet Regierung würbe aufrecht erhalten werbe.

— SBie bie „Kveujjeitung" melbet, ifi ber
BegierungSpräßbent »on Bfinben, ». Bobelfcpwtngp,
junt Btöftbenten ber Btot)'nä = Baßau er*

nannt.

(Stuttgart, 12. ©ej. Slbgeorbnrtenfammer. ©er
Suffijminifter ». ßRfttnaht betätigt, baß imBun*
beSratpSauSfcpufft ber Antrag SaSfer’S, betrffb. bie
SuSbepnung ber BeicpSgefepgebung auf baS ge*
fammte ©tvilrfht, mit 6 gegen 4 Stimmen ab*
gelehnt worben fei. ©ie ©utahten ber ßRlnberpeit

wie ber iffehrpftt würben gebrueft. SlSbann werbe
bie württembergif<he 'Regierung über ihre Sbffim*
mung im BanbcSratpSplenum Beihluß faßen, ßr
(o. ßTHttnacht) fei nicht unbcblngt gegen ©ompc*
tenjerwetterungen. ©aju gebe eS jwei 2Bege: Sb*
änberung ber Bcrfaßung unb »crfaßcittgSmäßige
Sompetenjerßrecfung in einzelnen ^Puntren. ©er
ledere 2Beg fei erprobt.

— Sbgeorbnctenfammer. Drflerlcn bcgrütibct
ausführlich feinen Sntrag, betreffenb bie Befercat*
rechte, feölber betauert, baß in ©emäßbeit ber
©efebäfieorbnung an bie Begrünbung ftch 'nicht
fogieich bie ©ebatte anfnüpfen bürfe, unb befür*
wertet bie Brrwcifuttg an eine ©ommißion, bamit
bie Kammer halb ©elegenbeit habe, bie (frage im
nationalen ©tune ju en'tfheibrn. ©ie Kammer
leifiet bem Bocfchlage &&lbrr,S golge, inbem fit
ffierweifung beS SntragcS an eine Qoutmißton be*
fchlicßt.

Biiittihen, 12. ©ej. ©ir ©entrumSfractlon ber
Sbgeorbnetenfammer bat ftch auigelöft unb fcplicßt
ftch ber äußerffen SRecpten an.

SBicit, 11. ©ej. ©ie cfftjiflle ©orrefponbenj
ber 3BeltauSfteßung tritt ben neuerbing« aufge*
tauchten ©erüchten »on einer Beringung ber 2luS*
fieOung aufS @ntf(hiebenfte entgnten. ©ie ©cne-
neralbfreftion gibt bie beflimmteße ©iflärung, baß
bie erwähnten ©erüepte »oßftänbig etfunbrn ftub
unb »on einer Berfchiebung weber bte iRebe war
noch ifi.

Bern, 11. ©ej. ©er SRalionalrath befchloß bei
fortgefepter Beratbung über bie SReoifion ber Bun-
beSrerfoffang bie Sufitahme eines neuen SlrtifelS
in biefclbe. ©fefer Svtifel ftedt baö IRrcht jur
©ht «ntev bie ©efchgebung unb ben ©chup be#
BunbcS. ©ie im 'lüwlanb gefchloffenen ©hen ftnb
anerfannt- ©er Shefrau ßebt baS 4trmntb4re*t
beO ShemanneÄ ju. — ©ein BanOrOrath wirb
©eitenS ber ößerrrfcbfichen ©efaubiiehaft mitge*
theilt: 5Rur gvanfreid) unb ©äcteinar! hätten ben
Beidjlütfen ber Berner ©eIegvapl)en»6onffreni(, he*
treffenb bie ShtheltStajre für bie inbo^curopäifdien
©eiegraphenlinien noch nicht befgeßimmt. ©ie ©ürfei
fei benfelben, »orbthaltlich weiterer ©rorferung auf
ber ©elegraphenfonfercnj in fRom, nachträglich bei»
getreten.

fPariS, 12. ©ej. ffürfi BiSma-rcf h«t burdh
ben ©efanbten in BerfnifleS ©hier« wegen ber
friebiiehen Sprache ber Botfcpaft beglücfmünfcbt
unb feine perfonlihe Befriebfguug über bie ©teße
betreffs be# BforbeS ber beutfehen ©olbaten auS-
fpreepen laffen.

BtrfaiüeS, 11. ©ej. ©tc 9?atfottal»erf«mmlung
pat in ihrer hfntigen ©ihung ben @eief5»orfcl lag
welcher t^n Bfitgliebern ber Berfammlnng bie Sn»
nähme offrrttlidjer falarirtcr Snnter uuterfagt, in
erfier Sefuttg angenommen, gertter würbe bie
©ringlidjfeit ber Berathung über bie fReoifton ber
bie Suofchreftungen ber ^3refft betreffenben ©efche
befchloffeit.

Brüffcl, 12. ©ej. ÜRan fipreibt ber „3nbe*
penbance" aus BerfaißeS: ©ie 8tnfe h«t befcßlofs
fett, einen ©efehentwurf eintubringen, wonach bei
eoentueßem Sbleben ober fonfiiger fRegierungSser«
hinberung be4 >f)rn. ©h'ft'S bie Bräfiren'.fcbaft ber
SRepublif bem Jeweiligen Kammerpräftbenten über*
tragen werbe.

ßonbon, 10. ©ej. 97ad) bem neuejien Büflctin
»on heute, 8 Upr 3Rorgen4, ifi in bem Bcftnben
bt4 Bringen »on ©aleS feine Bcfferung cingetrer
ten. ©er B^nj hnt bie SRacpt witber fepr unru«
pig jugehraept unb liegt in fortwäprenbem ©t»
lirtum.

Bum, 11. ©ej. ©ie Kammer genehmigte in
ihrer heutigen ©ifjuttg baö gfnanjgefe^ »on 1871,
erlebigte ba« Bubget beS fDcinifieriumS beS Su$-
wävttgen für 1872 unb begann hierauf bie Bt-
rathuttg über ba« Bubget beö 3uß4mintfteriumS.
Snläßlicp ber ©ebatte über baS Bubget bce 2Rini-
ßeriutnS btS Su«wärtigen gab BiScontt Benoßa
Sufflärungen über bie mit ©riecpettlanb wegen ber
8aurian=Sffaire entffanbenen ©ifferenjen. ©er 2Ris
nifter erflärte, eS fei unrichtig, baß man ®riecpen-
lanb mit Krieg gebropt habe; bie Begterung werbe
mit ßRäßlgting unb Berfchnlihfeit »orgeben, aber
bie 3ntereffen 3talienS mit geßtgfeit fepüpen. 3m
Saufe ber ©ebatte fonflatfrte BiSconti Benoßa,
SRitter ». SRigra ^afce fletS bie wahren 3utercffen
3talienS in granfreih vertreten. SRorgen wirb
ber gittanäminißer ©cfla bie 8age ber ginanjen
barlegen. — ©ie ößcrretchlfcpe ©efanbtfcpaft ftebelte
beftniti» nach fRout über.

©elgrali, 11. ©ej. ©aS offijtofc Blatt ,Zt-
binß»o" erflärt, eS beßepe jwifchen ber fReife bcS
gürßen nach 8i»abfa unb bem Berpältnfffe ©erbten«
ju Ungarn fein Bufammenpang. Serbien wünfhe
mit fet* cichbarti auf freunbfchaftltchem guße
ju leben. ian möge eS neben ber neuen erß ber
Scweife bebürftigen grennbfhaft Ungarns autp
bie alte greunbfhaft mit SRußlanb cultiofren laffen.

^Petersburg, 11. ©ej. ©ie pte» weilenbett ho»
hen preußlfdten ©äße nahmen geßern an ber fai*
fcrlfcpen ^oftafel1 ©peil unb folgen heute einer
»om beutfhen ©efanbten, Botnjen SReuß, ergange-

trnr andren Müt

(3ortfefeung.)

,©efapr? BBeißt benn, wopfn ich gcp>e ?"

„3u einer grau."

„Unb »on biefer grau bropt mir ©efapr ?*

,3a. JBißß $u gehorchen?"

„3h geporhf."

,Unb ©u wirß biefe §vau niemals wieber*
fepen?"

„fRfe, wenn eS mir befohlen wirb," erwieberte
ber Junge Srjt.

„3h befeple eS ©ir, int Barnen ©cineS Be*
fhüperS auSeiner anberen SOBelt," fagte bie
Stimme.

Breit flieg bie ©reppe wieber pinab unb »er*
ließ bann rafh |)auS, als er aber einige
©hritte gegangen war, fam eS ipm in ben ©inn,
baß er baS Dpfa* eincr tchen ©äufhung fein fonne,
Ja er bähte fogar einen Sugenbltcf an Boßne,
unb nahbem et ßcp überjeugt patte, baß Biemanb
nah ipm baS $auS »erlaßen habe, trat er in tin
leer ßtpenbes @hilbfr^au^< auS bem er bie Straße
meit pin bcobahten fonnte. ©r ßanb lange 3£it
n arbßter Spannung, opne nurbaS geringße ent®
s <fett ju fönnen, baS©por beS gefäprlihen £au*

ßleb gefhloffen, afle genßet waren erleuchtet,

an feinem berfelben geigte fth Jeboh etwas Ber»
bähtigeS.

©nblih trat eine ©nmc perauS, bllcfte um ßh
; unb fhlug battttrafch bie Bihtung ein, in welcher
baS ©hÜbcrpauS ßanb. ©ie Sufrcgung beS jun-
gen SrjteS ßieg auf baS |>bcpße — baS ^)erj
fhlug ipm bis an ben fbalS bernnf, aße feine Bulfe
pohten. ©4 war eine Pope fhlanfe ©eßalt, weihe
jeijt an ipm »ovbeifam, opne boß er im ©tanbe
gewefen wäre, unter bem bihten fhwarjen ©cbleitr
ipve 3ügt waprjunehmett, aber er fap, baß ße
ein reiheS blonbeS ^)aar batte, unb fhloß nah
bem foßbaren 3obelpelj, ben ße trug, baß e« feine
granjoßn war, fottbern eine Borblättbertn, eine
Bußin ober ©eutfhe.

3pr leihter elaßifher ©ang »errictp, baß ße
noch iung war.

Sn ber ©efe blieb ße ßepen unb fab noh ein*
mal jurücf, bann war ße piöplfh »er'hwunben.

Karl Breit woflte ihr folgen, aber er erinnerte
ßh ju rechter 3fit/ baß er bieS ntht burfte, unb
nutt ßel ipm wieber giatnmina ein. 'XBopntt ßt
wirflih in bem ^)auit? — ©r wollte ©ewißpeit
barüber paben.

Sr war wieber langt 3f*4 geßanben, als ein
SBagen mit einem 'Jöappen auf bem ©hinge burd)
bie Straße fupr unb oot bem ftnuie hielt, auf
beßen ©reppe in bie Wunbtrbare ©timme gewarnt

patte, ©tu Bcbienter in 8ioree fprang »om Kutth*
bod perab unb öffnete baS ©por, auS bem eint
grau in pefler ©tibettrobe unb bem woplbefann*
ten BofaatlaS=©urtout perauStrat.

©S war giatnmina.

©er Hermelin ber ©apupt fhimmerte auf tprem
blauihwarjen £aarc wie frifh gefaßener ©hnet.

„©er junge Srjt fap fte cinßeigen, ben Blagen
bavon roßen, opne baß er ßh nur regte.

„Borbfi!" fagte er bann wepmütpig ju ßh
ftlbß; „vorbei!"

©S war baS crße 2Ral, baß er ber unßcptba*
ren ßRacbt, bie ipn leitete, mit fhwerem ^)erjen
geporht patte, aber er war boh jufrieben mit ßh
felbß, er wußte niht warum. Suf bem ^eimwrg
fummtc er baS alte 8ieb ber ©tubenten »on ©a-
iamanca:

„Lauriger Horatius,

Quam dixisti verum!“

(Sottfebuna folgt)

gut JBenrtpeilmtß ber 3eföiten.

(©hiuff-)

3» Spanien, unb btfonberS in Bottugal, mäh-
ten ßh bie 3tfußtn btjonberS bnth ip« fpßema»
 
Annotationen