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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0845

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M 208.

Jlbotnutttmtsprrii 45 Ävtujec in $«bel&er#
butv^ bi« ^poft 57 Ärrujfr uicrteliä^rig.

gttenffag, 5. 8eptem$et\

JUijfißttt 3 fr» bie füetitseile, bei Sluöfunffö**
«Teilung 4 fr.

1871.

—-»■ gür fceu SJtonat September »erbe
•oeßeßnngen auf ba« geibclbcrger 3<>urnal für
auön?ärtö bei ben betreffenben SJSoßanßalten, unb
fjter bei ber ©rpebftfon unb ben Klägern entgegen*
genommen.'

Iprci« für pier mit Srägertopn 19 fr.

„ burep bie ißoß 19 fr.

Die ©fpebition.

%eUßwpf)iföe fttadjcidjten.

SBerlin, 2. ©ept. 3Mc „Rreujjeitung" entsaft
eine SBtener ©orrefponbenj, in melier c« peißt:
S>er ©ebanfe, über ben Subait unb bie ©rgebntffe
ber ©afteiner Begegnung, ben biplomatlfcpen 3te*
präfentanten be« 2lu«lanbe« eine autpentifepe 2Wft-
tbeifung ju eigener Drientirung unb geeigneter S3e*
nu|u«g an ben betreffenben £)öfen ju machen, fei
aufgegeben. 5Dtan pape ^calau^t, fi(b baratlf be*
*u ?*üfTen, ©teilen, an benen eine ge*
tmjfc Seunrubigung über bie Dinge in ©aßein
fßia^ greifen loßte ^uffiärungen jugepen ju taffen,
meltbe feinen 3tvcffel «eßatteten, baß ben Sefpre*
ebungen jebe aggreffiot Senbenj fern gelegen pabe
unb nur eine moglfcpß umfaffenbe Serßänbigung
im 3«tereffe be« grteben« ©eiten« berjenigen Staaten*
gruppen angeßrebt worben fei, beren 3ufammen*
geben jeberjeit al« fteperßer $ort be« grieben« ffcp
bewäprt bnbe.

SJliincpcn, 2. ©ept. Durcp ©ntfcpließung, d. d.
SSerg, ben 31. Stuguff, wirb ber Sanbtag auf ben
29. ©eptember einbernfen.

©aßein, 2. ©ept. Der Zottig bon ©riecpcnlanb
empfing ben 33tfucp be« beutfdjen Ratfer« unb machte
al^balb feinen ©egenbefud). fftacbmittag« trat ber
Röntg bie SBeiterreife an. Ratfer äöilpelm reift,
lieberem SSernepmtn nach, in ^Begleitung be« gürßen
©i«mat(f EOfittwocp nadj ©aljburg ab, Wo berfelbe
Donncrßag mit bem Äatfev oon Öeßmeicp jufam*

mentrifft. _ ^ .

ajarts, 2. ©ept. Da« „Sourrat offfeiel" mclbet:
«Der ißrafibent ber franjöfffdjen fftepublif empfing
peute ben ©rafenStrntm, welcper ibra ein ©(breibtn
be« beutfepen Raifer« überreichte, burdj Welcpe« ber
@raf al« beooflmäcptigtet SDtinißer unb ©efanbter
in außerorbentlicper SWifffon bei bem fßraffbenten
btr franjoftfehen ßtepublif beglaubigt wirb.

SBerfoitfcS, 1. ©ept. ©ipung be« Rrieg«gericpt«.
3)ie ßteplifen bet fBertpeibigung ffnb beenbet, mor*
gen wirb ftd) ber ®erid)t«pof ju* 93eratpung be«
Urtpell« ocrfammeln.

— 2. ©ept. Die niept mehr ju umgebenbe

. ©abhtetöoeränberung iß bi« nach ben Sacanjett ber
•Jlationaloerfamnüung pertagt, bie am 15. @ep*
tember beginnen. — Slm 24. b. 3Dt. ftnbcn bie
@encralratp«waplen ßatt.

— 33a« Rrieg«gericpt bat beute Slbcnb 8V* Ubr
bie Urtpeile perfünbigt. ©« mürben oerurtbeflt jum
Sobe gcrr<5 unb 8uflier, ju lebenölängli^er ßmang«*
arbeit Urbain unb SSringuet, jur ^Deportation an
einen befeßigten Drt Slffi, Sifliorap, ©bampp,
IRdg^re, ©rouffef, S3eibure unb gerrat, gur ein*
fatben ^Deportation Sourbe unb SRaßoul, ju 6 5D?o-
naten ©cfängniff unb 500 gv«. ©clbbufjc Sourbet,
ju 3 IDtonaten ©efängniß Sldment. greigefprodjen
würben SDe«tbamp« unb Tarent.

— 3« ber heutigen ©ifcung ber ÜRatfonaloer*
fammlung raatbte ber ginanjmfntßer bie SKfttbei*
iuttg, baß et foeben bie lebten 100 TOiflionen,
welche nodj an ber britten halben 2Jfit!iarbe ber
Ärieg«entfd)äbigung gefehlt hätten, na<b ©traßburg
gefanbt habe.

Stanßantinopel, 2. ©ept. 2lu« guter Duelle
Pertautet, baß ber 3uPanb be« ©roßoejierö Slati
fßafcba in golge eine« SRütffaUe« wieber äußerß
fritiftb geworben iß, fo baß bie Siebte ba« ©^limmße
befürchten.

ÜBafljmgiait, 31. Slug (Rabefbepefcbe.) ffion
ben 5proc, Sonb« werben am 1. September ntnor*
tißrt alle 33onb« ber erßen ©mifßon, welche mit
Soupott« au«gegebeu ffnb, unb ber erßen 18 3M-
lionett ber auf ßiamen regißritten Sonb«.

B.C. S»ie öabif^e fl^tlitär^ffonßention unb
bie föfUitarfir^ettorlinttng

3n einer ber lebten ©ibungen ber ©eneralfi)*
nobe unferer babifeßen ePangelif^=protcftantifcben
8anbe«fircbe fam eine Slngelegenbeit jur Sprache,
welche ba« öffentliche Sittereffe in Slnfprucb nimmt.
<§« würbe erörtert, ob burd) ben Slbf^luß ber ba*
btßben SWilitärconoentton eine folche @fnoerIet6ung
ber babifepen Gruppen in ba« preuffifepe ^>eer ooU*
jogen fei, baß fiep in«befonbere bie Siitfüprung ber
liturgifcpcn gormen be« preußifdjen IDiilitärgotte«*
bienße« aud) für bie babif^en Gruppen proteßan*
iifdjen Sefenntniffe« pon felbß oerßebe. SBürbe
biefe golge jugegeben, fo müßte mttn noch mebtere
ähnliche SBltfungen be« Sßertrag«werfe« einräumen,
Welthe mit ber Rtrchenperfaffung nnfere« ßanbe« in
entfcbicbenent aöiberfpruche ßänben. S« iß aber
wohl überflüfffg, fftb hinüber ju beunruhigen,
ßlach ben Sluffdßüffen, Welche bie ©eneralfpnobe Pon
bet Dbtrftrchenbebörbe empfing, war man barüber
Pott feiner ©eite im 3weiffl/ baß ba« poli-

. tifche S3crtrag«werf — bie SKiliiärconPention —
| über firchliehe Serbältniffe Sticht« Pergeben unb
bcßitmnen fönne.

Stur ber geißretdje (Srffnber ber „33abifchett
©^ulfraulbeit" i>at in bet „granffurter 3eitung",
biefem Slborte be« bemocratifcpen 3ammer« über bie
©cpicffale unferer Sage, bie Slnffcpt Pertbeibigt,
ba« ©egentpeil müffe angenommen werben. Die
babifepe Stegierung unb bie Äammcrn hätten auch
über bie Ctecpte ber unabhängigen proteßantifepen
8anbe«fird)e ihren üßacbtfprucb getban. 3u fpät
ruft ber pormalige ©übbunb«literat ben national*
liberalen gübrern, welche al« SDtftglicber ber @e*
neralfpnobe für bie ©acbe ber babifepen fircpli^eit
ßlecpte eingetreten waren, mit ber SDtiene be« un*
erbittlicpen Sticpter« ju. Da« maept aber feinen
Sinbrud mepr. Die ganje ißolitif biefe« £ervn,
welcher fo gerne über anbere ju ©ericht ffpt, hat
Ja feit beut 3a|re 1866 lebiglicp im „3ufpätfom-
men" beßanben. Slöerbing«, wir geben e« ju, e«
iß ärgerlich für bie „SSertpeibigtr ber S3oIf«tedßefc,
welche ffcp ßet« berühmten, allein für bie „ ©on*
ber=Srißcnj nnfere« 8anbe« eingetreten ju fein,
baß in einer grage, welcpe itt bet Shat ©onber*
btfugniffe in ffcp fcpließt, SJtänner wie 331 u n t f cp l i,
Samep unb Riefet, bie feitSapren für bie Sin»
pett be« Sfeide« gearbeitet paben, |ept mit ebenfo
entfepiebener ©pradje für biefe ©onberre^te ein*
treten. Dem wipelnben Stabicalen, welchem bie
SReliglon unb ipre äußeren gormen ©egenßänbe
bet Sangeweiie ffnb, iß freilich ba« SBerftänbniß
biefe« SBiberftanbe« einigermaßen erf^wert. SBa«
un« al« eine ©runblage ber ffttlicpen Rraft be«
93olfe«, batnit auep ber ©efunbpeit be« ßaatlicpen
geben« erfepeint— eine ernße religiöfe Slfeptung —
gilt in ben fortgefeprittenen Rreifen unferer ßtabi*
falen al« eine ßaubige unb altmobifcpe ffeberlie*
feruitg pergangener unfreier 3eK*m ©benbarum
würben gerabe biefe getreu, welcpe ff^ um firep*
licpe« Sehen praftifcp gnt Sticpt« hefümmern, Wenn
fte aufrieptig wären, gar Stießt« barnaep fragen,
ob nnfere 3Jtil{tärgottc«bienße ein preußifepe« ober
babifept« ©effept tragen. Unb nur, weil ffe tpo*
riepterweije poffen, ben Siberalen bei ©elegenpeit
bteferSacpe einen |)ieb perfepen ju fonnen, paben
ffe ffcp mit bem ihnen fonß P&Hig gleichgültigen
©egenßänbe befaßt.

Un« Sintern aber iß e« eint ©aepe innigen
ffjßicptgefühl« unb trnßer Sichtung ber Rircpt unb
ber religiöfen SStlbung be« Solfe«, baß man übet
bie (Stnrfcptung ber aitititärflrdienorbnung niept
einfeitig burep ßaatlicpe ©ewalten befcpließe, fon*

Sur cJförffuni-guljimlit.

(gortfefeung.)

„Dem|)immel fei Danf!" ßüßerte bie ©tift«*
bame unb füßte SScßa järtlicp auf bie ©time.

„Unb wer war benn Dein Sietter, mein Rinb?"
fragte ber 8egation«ratp fepeinbar glef^mütpig.

„3<p fannte ipn ni*t, — ein großer ßämmh*
ger STfann, — ein 8anbwirtp ober etwa« berarti*
ge«," erwicberte SBetla. „©r muß mich für fept
tporiept unb unbanfbar gepalten paben."

„SBir wollen ba« SJerfäumte für Dich naeppo*
Un, mein liebe« Rinb," fagte $err p. ^irf^felbt.
„©« liegt mir ob, ben ßtetter au« biefet Keinen
Slcrlegenptit ju ermitteln unb ipm unfere ©rfennt»
li^feit ju erfennen ju geben, ©in paar Spater
Serben ipn lieber PoHßänbig über ba« S3erfäum»
uiß trößm!"

„Slber nun muffen ©ie mir ungefäumt auf 3pr
3immer folgen unb ffcp umflciben, beßc 33etla,*
bat bie ©tiftÄbamc. ©ie ffnb ja ganj falt unb
bie 3üobe wie fcurfp’« SBaffcr gejogen! ©ie paben
*®opI naffe güße befommen in biefen leibpten ißrü*
nfßßiefelcpen!"

»Die ganj ooU SSJaffer gefogen ffnb, ja!" lä*
^tlte S5tUa.

„SBelcptr 8ei^tffnn! ©ie werben ffcp tnrpnmi*
*en, mein Rinb! Unb icp baepte baran gar ni^f, |

unb ©ie waren noep nücptern unb icp piett ©ie
pier in ben naffen Rleibern unb ber falten näßen
©pauffüre jurücf! Sfein, ba« iß unoerjefplicp Pon
mir!"

„©« wirb mir nicht« anhaben, meine 8iebe!
Up bin ni^t fo järtlicp; aber umfteiben muß icp
miep jebenfafl«!" rief 58eHa unb eilte mit einer
furjen ©ntfcpulbigung gegen ipren S3crmunb baoon
auf ipr 3immer, wopin ipr bie ©tiftebame folgte,
wäprcnb ber 8egatlon«ratp etwa« naepbenfliep ffcp
auf fein eigene« 3*mmfr begab, um feine ©igarre
ju rauchen, unb über ba« Keine Stbenteuer feiner
HWünbel nacpjugrübetn, ba« ipm in feiner SBeife
gefiel.

Seim Souper um neun Upr trfepien 33eUa üb*
rigen« wieber frifcp unb munter, unb erwäpnte be«
Keinen SJorfaß« in feiner SOBeife. ©ie cntfdulbigte
ipr wortfarge« SBefen mit ©epläfrigfeit unb ©t*
mübung unb Perlfcß bie Safel mit bem ©rfepeinen
be« Deffert«, unter ber ©ntWulbigung, baß ffe ein
SSebürfniß nach Dtupe füple, unb gräulein P. Sin*
gerßetn pielt e« für ipre $ßi<pt, ffe ju begleiten.

3.

Slm anbern borgen beinape mit ©onnenauf*
gang ßanb Seßa frifcp unb roffg im Defonomie*
pofe bei einem Keinen jottfgen Ißonp, bem ffe mit
btt einen $anb ein ©tüd 3u^tt reichte, wäprenb ‘

ffe ipm mit bet anbern bie lange SDfäpne ßrfep.
Da« Spier fepien jwar ipre Siebfofungeu ju pören,
aber nfept ju Perßepen — e« waren fo oiele Sapre
oergangen, feit e« biefe Stimme niept mepr geport
patte, baß ipm bie ©rinnerung baran Perloren ge*
gangen ober niept wieber etwaept ju fein fcplen.
Unb al« ffe jept por ben fßonp trat unb ipn bei
ben Puffern erfaßen woflte, praßte ba« Spier ju*
rüd, feparrte eigenpnnig mit ben ^mfen unb wäre
um ein £aar baoon gefprungen, wenn nitpt bet
©taßjuuge bie Srenfe feß gepadt pätte.

„ißud, garßiget unbanfbater 5f}ud! fennß Da
mitp benn gar niept mept?" tief SSeßa Potwutf«-
ooß unb napte fiep bem Spiere wieber, welcpe« auf’«
neue unrupig ju werben begann.

— „Da« SSferbcpen iß panbfcpcu geworben/
gnäbige« gräulein," fagte ber ©taßjunge. „ßöentt
fo ein Spier palbwilb ein paar3apre lang in bet
Roppel im ißarfe läuft, ba Perliert e« SRefpeft unb
: güprung."

„©« iß nur, bi« 5{Sud miep wieber erfennt,"
oerfepte 33efla. „©r war fonß immer ein frem^
me« Kuge« Spier."

(gortfefeung folgt)
 
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