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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0697

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©onntag, 23. ^uli.

JCiytijt« 3 ft. Mt ^ttitseile, fei SMfunft«.
ert^filung i ft.

M 171.

45 Ämuj« tn #efbel&er.a

bur$ bie poft 57 ftreujer öiertelia&rig.

1871.

Selcgtajj^ifiiöc ßtadjridjtett.

h^«C« *?' 3>uli. Sab ©ife^btatt für ©Ifaß
uno uu)ringen Deröffentlicht bab ©efcfc, betr. bic
l/iiW bct beutfd)cn SoUsSteucrgefehgebung
tn ©l|aß=8othringen, unb gwat follen bab Vereinb«
^Ugefc^ com 1. 3uU 1869, bie ©efefcc betr. bie
Scßeuernng beb ßutferö, bie Abgaben oom ©atj,
fotuie bcr 3o߻erctnbtarif, forceit ftc nid)t bereite
ttt Sötrffamfeti ftnb, an einem burrfj ben 9teid)b®
langler fejljufe^enben Sage in Ära ft treten. Sab
©eßfcblatt publictri ferner ein ©efeh, betr. bie A6®
Anbetung ber ©ericbtboerfaffwtg, wonach an ©teile
bet Appellationbgertchtbhöfe ein AppeUationbgericht
tritt, unb wonach ferner an ©teile ber orbentlidjcn
<§oUegiaigettd)te etßer 3«ßattg coUcglalifd) «inge®
tid)tcte Sanbgertchte treten. Außerbein werben bie
SSejtrfe bcr |)anbetbgeri<hte unb griebenbgeridjte
anberweitig begrengt. ©ine bem ©efefc hiujuge*
fügte Aubführungboctorbnung fe$t feß, baß bab
AppcHationbgcrtcbt feinen ©tfc in Äolmar habe,
unb oerfügt ferner, baß bie 8anbebgcrid)te ihren
©tfc in 3Jfei5» ©aargemünb, 3abmt, ©traßburg,
Jtolmar unb SMülhaufen haben, begrengt bie Segirfe
biefer ©eridjte unb enthält bie söeßtmntungett über
bie ©inrlchtung ber ©erlebte. Sab ©efe^blatt pu-
bliclrt enblid) ein ©efefc, betr. bie Ausgaben für
bie 3ußigDerwaUuttg pro 1871 unb 1872.

— Sie „Äreujjtg." bejetchnct bie SWittheilung,
bah ber Äaifer ftd) in nachher 3Bod)e nach 2Bieö-
haben begeben werbe, alb burchaub unrichtig. Vor
ber Seenbigung ber Äur, alfo Anfangb Auguß, ift
an weitere 9tetfcn nicht ju benfen. Ueber bie Art
ber Vadjfut febeint bibher feine Veßtmmung ge®
troffen ju fein. Uebrigenb befommt bie ©rnfer Äur
bem Äaifer wohl. Vltnißer »• ©ulenburg iß heute

in Serltn eingetroffen.

— Ser „©taatbangeiger" Deröffentlicht eine
fönigl. Verorbnung, burd) welche bie im ÜJiinifle®
rium ber geißlid)ett, Unterrichtb® unb ÜRebijinal-
»naelegenhciten je^t beßchenbett gefonberten 3lt>-
theilungen für eoangelifebe unb fatholifd)e Äircben®
Angelegenheiten aufgehoben unb bereit ©efhäfte
einer Abteilung für gelßltche Angelegenheiten übers
tragen werben.

— Sie fDiorgenbtätter erfahren bie Verleihung
ber gelbmarfchaübwürbe an ben ©eneral D. b. Sann
auf Antrag beb Äronpringen, unb bie Verleihung
beb ©djwarjen Ablerorbenb mit einem &anbfd)ret®
len beb Äatfcrb an ben Äöntg Don Vapern.

SRündjen, 20. Suli. SBährenb eittcb längeren
Urlaub« beb hieP3cn iprcvi^ifcben ©efanbten, Varon

». ©ertbern, hat ber Segationbrath gretbeir Don
Srinden, bie Seitung bcr gefanbtfchaftlichen ©es
fchäfte übernommen.

Sßien, 21. 3uni. 3n biplomatifchen Greifen
oerlautet auf bab Veßimmteße, gürß Stbmarcf
habe im Aufträge beb beutfcbeti Äaiferb beitSBunfch
aubfpreeben laffett, bie bieffeitige Vegieruttg möge
beit früheren ößcrreid)ifchen ©efanbten itt Serlitt,
©rafett Aloib Äaroibt, gunt Votfdjaftev beim beut«
fd)en Äaifer ernennen.

— Sie amtliche „SBietter 3eitung" enthält ein
faiferl. fjanbfchrelben Dom 20. 3ulf, burch Weltbeb
ber ©cheimeratl) ©raf ©olucbowbfi jttm Statthalter
bon ©alijictt ernannt wirb.

®trn, 20. Suli. 2)er ©tänberath beauftragte
ben Vunbebrath, ju unterfudjen, ob eb nicht mög-
liih fei, bie 9iecbte unb ber neutralen

Staaten näher fefigufieHert.

Varib, 21.3ult. $ab „Sournal offtctel" fagt:
©ie ^Räumung ber Sepavtementb ©ure, ©eine ins
ferieure unb ©omtne wirb in golge befonberen S3c-
fehlb beb beutfehen Äailerb erfolgen, ba bie guten
Abfichten beb ©enetalb ÜÖlauteuffel an ben ©chtoierigs
feiten ber materiellen ^Beglaubigungen fchettern.
3)er ©onfeilbpräftbent erfudite ben ©eneral Vians
teuffei, ftch bireft an ben Äaifer ju wettben, wel-
eher baraufhitt ben foforttgen Abntarfch ber Srup=>
pen, welche bie genannten brei IDepartementb be-
fe^t hinten, anorbnete, ohne abjuwarten, bio bie
fälligen Satzungen Doflfiänbig geleifiet feien. 3)ab
„3ournal offtctel" fügt hiuju, ba^ hib jum 15.3uli
ben beutfehen Vchörbett bie Summe Don 500,957,000
grancb tn Saar unb SBechfeln abgeliefert worben
fei. Sefeble jur SRäumung feien bereitb nach Amienb,
Sotten unb Ser°uue ergangen. ®er ÜWinijier beb
Seufjern hat heim Svofurator bet Sepublif ben
„Aoenir liberal" Dom 20. 3ttli, worin ber ÜÄts
nifier angeflagt Wtrb, eine willfürliche Verhaftung
Dorgenommen ju haben, bcr Verleumbung hejichtigt.

®erfatHe8, 20. 3ulf. 3n ber geftern fiattge-
babten ©fpung ber ©oinmtffton für parlamentarlfcpe
Snitfatioe befämpfte Shierb heftfg ben ©ittwurf ber
Auflöfuttg ber Sationalgarbe unb Derlangte Vers
tagung beffeihen hib jur SDibfuffion über bie 2)iUi-
tär=Seorganifation. Sie ©ommiffton wirb ©amfiag
ihre ©ntfcheibnng trefen. — Ser Sermin für bie
©inherufung ber Äriegbgerichte, fotoie bab Saturn
ber Aufhebung beb Veiagerungbjuftanbeb Don Va-
rib ftnb noch immer nicht fefigefeht. — SBie eb
febeint, wirb bie Sattonaloerfammlung gegen ben
5. Auguft nach ©rlebigung beb ©efejjeb über bie
©teuerauflagen ihre gerien beginnen. — Sab @e-

rücht Don ber Semiffton beb ginanjminifterb wirb
I bementirt.

ßonbim, 20.3ulf. 3m ünterhaub machte ©labs
| jtone bie VtUtheilung, bah hic Segierung ber Äont*

, gilt gerathett habe, ben ©teUenfauf mittelft Scfretb
| abjufchaffcn unb bieÄönigtn eingewilligt habe; bab
! ©tetleiifauffpfiem werbe oont l.Voo. 1871 befeitigt
I fein, hierüber erhob ftch eins lange Scbatte, hei
; ber ©Icho, Veititncf unb Sewbcgate bie Segferung
\ angriffett unb Sibraeli ben ©chvitt ber Segierung
j für infonflttutiottcfl unb gefehwibrig erflärte, ba
| bie Segterung bie grage burch bie Vrärogatioe ber
i Ärone ju löfen fuche. ©labftone Dertheibigte bie
j Segierung, welche bemüht gewefen fei, ben gegen®
| märtfgen, bie Armee befebimpfenbett 3ufianb ju he-
fettigen, unb (teilte ber Dppofttion bie ©inbringung
eineb SOUhtrauenbDotumb anheim. — 3m Dberhauä
machte 8orb ©ranDlfle bie gleiche SDiittheilung. Ser
^terjog D. Si^mottb erflärte, ji^ feine Attftcht öor*
behalten ju wollen.

— 21.3«H. ^cutfflen Viorgenhlätter hes
fprechett bie Vtahregel ber Segferuttg, betreffend
Abfchaffung beb ©teflenoerfaufb itt ber Armee.
Sie „Sinteb" finbet barin einen Angriff auf bie
Verfaffuttg unb bie Vernichtung bcr Autorität beb

! Dbethaufcb. Sie hofft, bab Dbcrhaub werbe mit
f |)intanfehuttg beb eigenen 3ntmffob bab Vefie ber
'Armee wahren. „ÜJtorning Soft" unb „©tanbarb"
; hejei^ttett bab Vorgehen ber Segierttng alb in®
I foufiitutioncU. Sagegen ftimmen „Sailp Sewb"
| unb „SailhSelegraph" ber Segierung hei ur.b er*

; flären, blefetbe habe bie ©eftnnungen beb ßanbeb
| jum Aubbrucf gebracht.

äRabrib, 20. 3«li. 3« ber heutigen @i$ung
I ber Seputirtenfammer gelangte ein Schreiben ©er®
i rano’b jur Verlefung, tn welchem berfelbe SJUt®
1 theilungen über ben ©tanb ber Äabinetefriftb machte.
I Sie Verfammlung bcfc&lo^ fobann, ihre ©ihungett
; einftweilen $u fubpenbiren. hiergegen würbe Don
j ©önchej Suano, einem Scputtrten ber VUnorität,

■ prote(iirt, wab rine tumultuarifhe Sebatte jur golge
j hatte, bie ben Vträftbenten oeranlafjte, ben ©chluh

j ber ©tfsung aubjufprechett. ÜJ?e^r alb 40 Sepu«
| tlrte ber VJtnovität haben einen (ßrotefi an bab
; 8anb erlaffen.

— 21. 3uli- ©b hei§t, ©errano fei mit Seu®
bilbung beb Vtinifierinmb beauftragt unb würbe
3orritta (3nnereb), STOartob (Aeuhereb) unb Ve*
ranger (glotte) burch Suij ©omej (Abgeorbneter
aub bet Veootnj 8eon), ©anbau (aub ber Vro»inj

| ©eoilia) unb äRalcampo (VabaJoj) erfe^en, wäh-

1 renbSamacbo babginanjmintfterium übernehmen fott.

JddcnfckfÜitb Herrn

(gortfefeung).

„Ah! ©ie ftnb bcr|)err SBerner?" unterhrad»
ihn bet alte ®£>err freundlich. „Sitte, nehmen ©ie
ßüilgji Vlah- greut mit ungemein, baf ©ie nod»
heut gefommen ftnb."

Unb nachbcm er ben auf’b $öchfte gefpannten
jungen SDtann in wohtwoflenbüer 2Beife nach bem
©opha fompumcnt(rt unb felbfi neben ihm Vlajj
genommen hatte, fuhr er (©gleich in lebhaftem Sone
fort:

„Dfjue ümjlänbe, ^jerr SBerner! 3<h wollte ©ie
einfad) fragen, ob fte bereit jinb, etne Sud)halters
fiefle in meutern ©efebäft anjunehmen. ©ine foldje
iji gegenwärtig bet mit offen unb ich bin wirflld)
in einiger Verlegenheit, wie ich fie wieber beferen
foK. Vun jiub ©ie mir alb ein gefcheibter unb
gUDetläjfiger junger aJiann empfohlen worben unb
ich würbe eb baber gern fehen, wenn ©ie meinen
Sorfdtlag in ©rwägung nehmen möchten/'

„@rlaubcn@tf mir aHenStngen eine grage."
nahm VJerner, hen eine nicht geringe Veugier plagte,
hob gßort; ,©le werben eb gmiß gerechtfertigt
finben, tt>fnn gtm erfahren möchte, wem ich biefe
gütige ©mpfehlung Dcrbanfe?"

®ie ©ttrn beb alten £>crrn legte fleh in gal®
ten unb eb entging bem Vefuther nicht, biefe

grage ihm ungelegen fam. „Sajfen wir bab hoch
Dorläufig noch ein ©eheimnijj fein," fagte er in
einem Sone, bem man ben leichten Unmuti) antworte;
„übrfgenb werben ©ie eb ftch ja auch leicht benfen
fönnen."

Unb alb fei eb ihm barum $u thun, »on bfe*
fern Shema abjufommen,- machte er ben 3ul)örer
in wettfehweifigfr SBeife mit ben gunftioticn, bem
©alair unb fonfHgen Vortheilen ber neuen @tel-
Jung befannt unb fd)lofj jule^t mit ber Verftche®
runq, bah jener eb gewt^ nicht bereuen werbe,
wenn er ftd) Wieber ber foliben faufmännifd)en ©or®
riere juwenbe unb feine bebeutenben gähigfeiten
auf eine praftifche unb lohnenbe fBeife Derwerihe.

SCBerner hatte biefen Aubelnanberfehungen in
flarrem ©rjiaunen jugehört, unb fafi wu^te er
nicht, oh er wache ober träume. Senn bie Vebitt®
gungen waren au§erorbentüd) günfiig unb er be-
griff nicht, warum bie SOBald beb alten |)frrn ge®
rabe auf ihn gefallen war, ben er ja fo wenfg
fennen muffte. An einen 3tttbum fonnte er auch
nicht glauben, ©roffer legte eine foldje Vrfiimmt®
heit in feinen Antrag unb eb fehlen ihm fo Diel
an ber Annahme bebfelben jn liegen, baß SBerner
beim beflen Sßiflen nicht jweifein fonnte.

„3* bin 3bnen in hohem ©rabe für 3hr eh*
renbeb Vertrauen Derbunben, ^)err ©rojfer!" gab
er in ehrerbietigem Sone jur Antwort, „unb eb

Derficht ftch »on felbfi, baß ich feinen Augenblicf
; über bab, wab ich *u thun habe, im 3weifel fein
; fann. 3* hin bereit, bie ©teile fofort anjutreten
unb feien ©ie Derftdjert, baß ich atleb in meinen
i Äräften ©tehenbe anwenben werbe, um mir 3h»*
! Dolle 3ufüfhenhett iu erwerben; benn baß ©ie
| mid) burch 3h» freunblicheb Anerbieten fehr glücf®

■ lieh machen, brauche ich 3^»en wohl faum ju fagen."

©roffer nldte wohlwoflenb mit bem Äopfe. „Saß
| @fc ftch unter ben eigenthümlichen Verhältniffen
! 3hter jehfgen ßebenbfieÜung nicht befonberb Wohl
füblen mögen, liegt auf ber £anb," fagte er lä-
; dielnb; „wenn man, wie ©ie, mit 8eib unb Seele
Äaufmann iß, bann übt man bie 3Ruflf höchßenb
jur Verfchönerung müßiger ©tunbeti. Auch fann
ich mir nichtb Sraurigereb für einen Vlann oon
einigermaßen Vilbung unb ©emüthbtirfe benfen,

! alb wenn er gezwungen iß, ftch fein Vrob burch
hanbroerfbrnäßigeb Viußciren ju erwerben."

SVerner betätigte biefe Vfeinung unb eb würbe
barnacb jwifeben ben Selben Derairebet, baß bet
neue Sucbhalter bereitb morgen feine Sefcbäftfgung
im ©roßer’nben ©efebäft aniretrn foßr. Alb 2Ber«

, ner ftd) cnblidj erhob, um ßd» ju »erabfdtiebeii
! unb bemnädtß feinen SEö g gurftef burtb bab ©omp*
i toir gu nehmen, »erhtnberte ibn ber fßrincipal ba*
ran mit ben ©orten: „Sitte, einen Augenblicf,
$ert ©erner!" ©leichjeitig öffnete er bie glügel*
 
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