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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0698
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BC. UUtamotttatte Scofjmtge« wnb löec*
brelj«ngen.

Al« bet Srief be« gürgen SöiSmatdE über bie
Senlrumöpartei be« DeidStag« eben befannt gewor*
bett War, trögete ^le unb ba eine ultramontane
Stimme bie erfdrodencn ©enogeit mit ber naben
2Bei«bcit, bag ba« ©attje nur ba« Scobuct einer
»orübergehenbcn Übeln Saune fei. Dadber, ab ber
DeidSfanjlet ba« erwartete pater peccavi nicht
gammelte, ab ade Symptome nicht etwa eine
Segerung in ben DeidSreglernngSfrcifen, fonbetn
eher ba« ©egentheil anbeuteten, fanb ber Sifdof
»an Stainj cS für gut, feine „tiefge gttlidc ©nt»
rügttng" 51t »erfünbett. Aber auch bieö Sitttel
hat fn Serlht nicht »erfangen. Sielmehr lg bie
preugifde Dcgferuttg in einem concrcten gade gegen
bie Sonfequeitjeit ber UnfcblbarfeitSlehve mit einer
gegfgfeft aufgetreten, welche unter ber Aeqtbe bei
$rn. ö. SRühler fein Sfenfd, unb am aderwenig*
gen bie Ultramontanen, erwartet ^ätte. 3ubcm
gehen bie offteiöfen Stegorgatie ju »ergehen, bag
eö hei fold’ »ereinjeltem ©infdrelten feinet
weg« fein Scwenbett behalten foUe, bag ber Staat
auf eine allgemeine Abwehr gegenüber ben
©ongitutioiten »om 18. 3nli} 1870 bebacht fein
möge. Aud wirb bereit« auf« eifrigge bie grage
b(«cutirt, ob nicht auch bie 5üei<h«gefchgebung ju
einem Tegi«latorifchen Stete in biefer Stugelegenheit
competent erfiheitie. Kurj, bie Sachlage ig fo
erngcr Statur, bag jebco ultramontane Slatt, wel*
ehe« jetjt nod »on einem fdledten Spag ober einer
unüberlegten ©crefjtbctt be« gürgen SiSmard reben
wollte, lebiglich bem allgemeinen ©clächter »erfaden
würbe.

Sffia« aber nun? Ser ehrlichere S££>cil ber
ultramontanen Stege »erlegt geh auf’« Stoben.
Un»erblümt fagt man e« Jjerau«: Dod ig ba«
neue bentfehe gleich nicht ju unlösbar fegem @e*
füge jufammengewachfen; tretet unfern Senbenjen
entgegen unb wir werben unfere ganje Kraft baran
fe|en, ben nationalen Staat«bau in Srümtncr ju
werfen, Sicfe Sföelobie gngen bie £)anptorgane
be« beutfehen UttramontaniSmu«, bie „©ermania"
unb bie „Köln. SoIfSjtg." unb ein unabfef)barer
©(jornS fdwarjer SBinfelblättchen ftimmt mit ein,
nur in noch weit fchaurfgereut ©ebrüll. Sag bie«
©ebagren mit ber eben erg abgegebenen Serftde*
rung be« £mt. ». Kettelet, bie ©entrumSpartet
werbe, unbefümmert um allen Unbanf unb ade
Anfetnbung, fortarbeiten an bem grogen Sßerfc ber
©fnfgung Seutfchlanb«, in augadenbem Söiber*
fprude fleht, »erfcglagt ben ultramontanen Soü-
tifern natürlich ebenfo wenig, wie bie SBiberfprüche
in ben ©rflarungen Slntonedi’«. SBie fodte e«
aude anber« fein? Sie Arbeit ber Ultramontanen
an bem nationalen ©inigungSwetfe, wenn »011 einer
folgen überhaupt bie Diebe fein fann, würbe nie*
mal« anber« geleiget, al« unter bem gidfdweigett*
fcen Sorbehalte, bag ge ben ultra motanen
3wecfen »on Stehen fei. Unb bag bie flerifale
Sartei in biefer äßeife aud) ferner „arbeiten"
Wirb, wer wodte ba« ju bejweifeltt wagen?

Dberge Slufgabe ber StaatSgcfej5gebung ig ben
Ultramontanen nicht etwa ba« 3Bol)l be« Staate«

unb feinet Seöölferung, fonbetn bie ©bnung bet
Siege jn ihren «ugerbalb ber Sphäre ber Staat«*
jweefe liegenben Sielen. 35er Staat fantt ber
Kirde gegenüber nur bie Slufgabe haben, bafür ju
forgen, bag bie Kirde in ihrem Sßirfungefreife,
in ber Sgege ber Seligiogtät, nicht burd) ©ingrtffe
in ihre Selbgganbigfeit beeinträchtigt werbe. Siefe
| Slufgabe ig »on fämmtlichen beutfehen Staaten auf’«

! unjweibeutigge anerfannt unb wirb »on ihnen ohne
Sin«nahme erfüdt. Sic Ultramontanen aber ftnb
bamit nicht hefriebigt. SBarum nicht? SSeil ge
nidt gewohnt gnb, ben Staat al« Selbgjwcd ju
refpectiren, fonbern weil ge barauf au«geheit, ihn
jum SBerfjeuge Jener »on Dom au« geleiteten geig*
ftden Unioerfalhervidaft ju tnadeit, wie fte auf
bem »orfgjahrigen Soncit in ju»or nie gefannter
Sdarfe ausgeprägt ig.

©« biege SBager tn« üfteer tragen, woUten wir
bie« oft befprodene Shema weiter au«führen. Sur
congatiren wir nod bie geigenbe gredbeit, mit I
welder bie Ultramontanen ftd «Id bie Sertreter ]
oder ber faiholifden ©onfeffton angcb'ovtgen Staat«* |
bürger aufiptelen. Sa« gnb wir Ja tängg »01t j
ihnen gewohnt gewefen, bag fte Jeben Sfngrig auf
ihre Sotitif al« einen Angriff auf bie latholifde
Dcligfott l)inau«fdreien. Aber wenn fte je^t in
biefem »erlogenen Spiele fo weit gehen, bem Solle
einreben ju woden, bie Dpfcrwidtgfeit ber beut*
fden Katl)olifen wät)renb be« Kriege« werbe nun*
mehr burd eine planmägige Sebrüdung ber fatf)o-
lifden Kirde belohnt, fo übergeigt ba« benn bod
ba« Sfag ader ihrer bisherigen geifiungen. 2Blr
hegen ju bem gefunbett Urtl)eile be« beutfdeit Sol*
fc«, foweit e« ber fatholifden Kirde »erwanbt ig,
bie 3«o«ftdt, bag e« bie ahfdeultde Slbgcgt bie*
fer ^e^erei burdfd«uen unb gehührenb würbigen
werbe. 3m Uehrigen laitn man ben Ultramonta*
nett nur banfbar fein, wenn fte ihren ©egneru fo
cüibenfe Seweife an bie |)anb geben, bag fte Störer
be« ögentliden grieben« gnb unb bemgemag be*
l)attbelt ju werben »erbieneit.

Seutfthlanh.

ÜlarlSruhc, 21. 3uli. Sa« heute erfdtenene
©efege«* nnb Serorbnung«blatt Sr. 27. enthalt
Serorbnungen be« Siiniftevlum« be« 3nnern: a.
bie Screintgung be« Sßeücr« Dbernrgelrieb mit bev
©etneinbe Unternegelrieb unb bie ßutgeilung bev

©emeinbe Segelrieb ju bem Slmdbejirf Dgenhurg
hetvegenb. b. Sie ©ewährung »ott Seihilfett an
Sttgehörige ber Seferoe unb ßanbwehr betregenb.
Saburd wirb golgenbe« »erfügt:

§ 1. Son ber ber grogl). Scgierung gemag bem
Setü)«gefehe »om 22. 3uni juc ©ewährung »on
Seihilfen an Angehörige ber Seferoe unb 8attbwehr
jur Serfüguttg gegellten Summe Werben biei Sier*
tel ben Greifen nad Serl)ältnig ber Anjahl ber
au« Jebem Ärei« au« Anlag be« lebten Kriege« jn
bin gohucu einberufenett Dgtjieve, Aerjte unb
Slannfdaftcn be« Settrlaubtengattbe« jur Serwal*
tung überwiefen, ein Stellet wirb betjuf« einer
fpäter nöthig fadenben Au«glctdung juttädg ju*
rücfbehalten.

§ 2. Sie Sewidfgung »on Seihilfen erfolgt

c burd bie Krei«au«fdüge nad folgenben ©runbfa*
jhm: a. bie Seihilfe wirb ben Krei«angehörigcn
j in ^äden gewährt, in weiden ber Stttfteder burch
! längere Abwefenheit im $eere«bieng Serluge erlit*
| ten h«t/ bie ihm ohne bie nadgefudtc Untergü»
• h'tng bie SBfeberaufnahme feine« hürgerliden Se*
I rufe« nttmöglid maden ober bod in ho^fw ©rube
i erfdweren) b. bie Seihilfen gnb in ber Segel al«

■ Sariehen gegen eine brei Srojent nidt übergeigenbe
| Serjinfuttg unb mit ber Sgidt ber Sücfjahlung
\ innerhalb brel 3<dren ju gewahren. Sur au«*
ttahm«weifc bürfen fdenfwctfe Sewidiguttgen unb
fetnenfafl« in einem fünfjig Shaler überfteigenben
Setrage gewahrt werben.

§ 3. Sie ©efndc um Utttergühung ftnb fpäte*
gen« bi« jitm^l. Scpt. mit begimmter Angabe bet
beanfprudten Summe unb einem begimmten Süd*
jahlung«anerbieten bei bem Sejirf«amte cinjurei*
den unb werben »01t biefem nad ©rbebung ber
Seweife mit einer Segutadtung be« Sejirlsrathe«
bem Kvei«au«fduge übermittelt, welder enbgiltlg
entfdeibet.

§ 4. Sie nidt jur Serwenbung gelattgenben
unb bie jurüdgejahlten Setrage werben, »orbehalt*
lid ber 3ufümmung her Stänbeöerfammlung, ben
Kreifctt mit ber Seftimmung jurn ©igentgum über*
lagen werben, bag bie hiemad gebitbeten
bei Sfobilmadungen jur ©rgöhung ber »on ben
Kreifen gefchlid bett gamilien ber Sefer»e-, unb
©rfahreferoe*, unb SanbWt’hrmannfdaften p lei*
genben Untergühungen unb jur Sewtdigung »on
Seihilfen an bie ttad erfolgter Semobilmadung
entlegenen Scfer»igen unb Sanbwegrmänner ju
bienen haben.

SJfiilgöufcn, 18. 3uli- |>eute würben hebeu*
tenbe Saarfummcn »om bfeggen Snhnhofe nad bet
föttigl. Sanffiliale beförbert. Sad ber 3ahl
ber Sran«povtwageit jtt urtheilen, mug bie Summe
in Silbergelb minbegen« eine Sitdion Sgaler er*
reiden. ^ier, wo man ba« Silbergelb bereit« al«
ein barbarlfdc« Serfehr«mittel (man jaljlte meig
nur in ©olb unb grögere Summen in Sanlbide*
tett) ju betrachten pgegt, madten bie plumpen
©elbfärfe einen ungewohnten ©inbruef. Sodten
bie 3ahlunflen fünftig grogentgeil« in Silber be*
werfgelligt werben, fo reidt ba« ©omptoirperfonat
ber gröberen Käufer nidt mehr au«, benn C« Wer*
ben ganj enorme ©ummen t)ter umgefe^t.

Sie hieflge, meig au« Solen beganbene 93efn*
hung ig heute unb gegern burd eine anbere erlegt
worbett, bte ftd beffer »erganblid maden fann 5
biefelbe laut au« ©ebweiler.

©anrbriidtit, 19. 3uli. Son bem furdtbaren
©ifenbahnunglücfe bei gorbad/ weide«
einen nad granfreid unterweg« begnbliden 3U9
»on ©rfagmamtfdaftcn be« 74. preugifden 3»fun*
terie'-Segiment« gegern Sormittag betraf, wirb bet
Selegraph 3hnen wohl fdon Kunbe gegeben haben,
©ine lebige fogenannte Sangirlocomotioe fuhr mit
»oder Kraft quer in ben auf bem ridtigen ©eteife
haltenben 3ug ein, brei SSagen begelhen in Srüm*
mer reigenb. Seun ber Solbaten blieben äugen*
blicflid lobt uttb bie 3ahl ^er mehr ober minber
fdwer »erwunbeten fod fid auf »ierjtg belaufen.

tgür, weide tn bie SBohnjimmer führte, ©in präd-
tiger ©efedfdaftsfalon lag »or ben Süden be«
jungen SSannc«, ber in einem einjigett Sfoment
bie ffiahmehmung madte, bag fein neuer Stinjipnl
rttdt blo« reid fei, fonbern e« and in gemigem
Sinne lieben ntugte, biefett Seidthum jur Sdau
ju geden. Ser Kronleudter, welder »on ber in
^olj getäfelten Sede herunterhing, war üherrctd
öergolbct. An ben Sapetenwanben hiugen werth*
»ode Delgemalbe in prächtigen Sahmen, unb fdwere,
gegidte Seppide bebedten ben gughobett. Sa«
jweitc 3lwmer, burd weide« ber wohlwodenbe
Sanfier bemnädg feinen @ag führte, war weniger
lururiö«, bafür aber mit bego gtögerer Sehaglid5
feit au«gegattet. 3»ei Samen in fehr jugenbüdem
Alter fagen, mit weibliden |)anbarbeiten befdäftigt
am genger.

(gortfefeung folgt).

Po« 2e3jcjgn§Ei.

be« ©eneratftaB« ber bab. ®ioifion).

2Benn eingett« in fpätern Sagen »on ber mühe*
unb ’ jugletd ruhm»oden Selagerung Stragburg«
unb ber SBiebergtwinnung biefer grogen beutfden
gehe, wenn eingett« »on ben brei ^agen bauernbe«
ununterbrodenen Kämpfen bet Se fort, »on bem
für bie beutfden ©rfolge fo bebentfamen Steg »on
•bericourt, Siontbeliarb, Sethoncourt unb Sugurel

bie Sebe fein wirb, wirb man and ber brei bab. Sri* s
gaben gebettfen mügen, bie gier fo aufopferuttg«»od unb !
tmerfdütterüd bem geinbe gegenüber gattben unb ,
an ber 3urüdwetfuttg eine« bem beutfden Sübcn
brol)ettben unheihwden Ueberfad fo evfolgreiden
Antheil genommen haben. Sie gegenwärtigen 3ei5
len gnb bem Slanne gewibmet, mit begen Serfon
nidt wenig bie ©rfolge ber babifden Siotgon in
jenem getbjuge üerfnüpft gnb, unb bem ju einem
grogen Shell ba« Serbicng jufadt, Untere ju ber
wohlgeübten, felbtüdtigen Sruppe herängebilbet ju
haben, al« weide ge gd in bem blutigen Krieg
gegen granfretd fo glänjettb bewährt hat.

Statii«lau« ©bttarb Saul ». Sejcjpnöfi, Dberg*
leutnant unb jur 3eÜ ©gef* be« ©eneralgab« be«
14. Arnteeforp«, ig geboren ben 29. Sooember
1830 ju Stettin. Seine gamilie entgammt bem
alten polnifden Abel«gefdledt, ba« ben König
Statti«iau«, jenen SBoiwoben »on Sofen, bem nad
»leien Kämpfen um ba« Königreich Solen fag am
Ahenb feine« gehen« ba« |)erjogthum gotgringen
unb Sar juget, fowie ÜJtaria ge«jcjpn«fa, bie un*
glüdlide ©ernahün gttbwig« XV., jtt feinenSfit*
gliebern jäglte. ©ntgegen ber ben Sefuiten erge*
t benen bigotten Sartei hatte gd) ein Sgeit ber ga-
j milie ge«jcjhn«ft an bte Spi|e ber Deformation«*

! bewegunq in Solen gegellt, unterlag aber ben ©eg*
i nertt unb würbe au« bem ganbe »ertrieben. 3n

Srcugen fanbeit bte glüdtigeit Sdug unb gute
Aufnahme, ©te würben bort begütert unb in ihren
abeltgett @cburt«rcdten anerfannt. Seit ber 3eit
ig bie gamilie mit bem preugifden Abel itt enger
Serbinbung. Sie üDiutter be« Dbergleutnant« »on
ge«jcjpn«fi, fowie begen ©emal)liu, gehören ber
altpreugifden gamilte ». SBinterfelb nn. Sein
bereit« »ergorbener Sater, Dbergleutnant ». ge«*
jcjpn«fi, lebte in Stetin, fpäter tn Sorgau; nad
feinem Austritt au« bem aftloen Sieng überftebeltc
er nad Serlin, wo il)tn bie ©elcgeuheit geboten
war, feinen betben Söhnen bie forgfalttgge ©r-
jie|nng angebeihen ju lagen. Sie 3elt hat bie
Setnühungen be« Sater« reldüd belohnt. 3m
3a|re 1844 nahm bie Sganjgatte fo tnattde« tüd«
tigen ÜJillitärS, ba« Kabetenhau«, aud) bett jungen
Sani ». geSjcjpnSft in feine gleidfovmige ©dulung,
aber nur auf furje 3eit. ge«jcjhn«ft trat an« unb
legte ba« SorteepeefabnridSeramen al« SBinöfeticc
im 3. hranbettburgifdett 3nfanterieregiment Dr. 20
ah, mit bem er im Saljoe 1848 ben gelbjug gegen
Sanetnarf mitmadte, unb in begen Deifjen er ftd
im 3ab« 1849 in Sabcn bet ber Dleberwerfung
be« Aufganbeö bie ©paulettcn öerbiente. Son ba
an ging er burd »etfdiebene Stenfioerbältnige,
wie Abjutanturen u. bgl-, madte einen breijähri*
gen Kur« auf ber KriegSafabemie burd, warb So*
pograph unb fpäter gehret ber Sermegungen an
 
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