Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

DOI Kapitel:
Nr. 103-126 (2. Mai - 31. Mai 1871)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0425

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
§efoelbcrger jountal

M 103.

JU>0m«mtnt8prti« ff. 1. 3 fr. in £eibetBerg
but$ bie j>off fft 1. 16 fr. bierteljiä&rig*

2)teßj}ag, 2: 9M.

^H3eigrn 3 fr. bte ^5cttt$eife, f-ei 2lu3funffS*
ertfyeilung 4 fr.

1871.

&SF“ ^ur bie «Dtouate SBai unb 3uiti »erben
Veßeßttngcn auf bab gicibelbergcr Journal für
aubwärtb bet ben betreßenben poßanßalten, unb
I)ter bei ber ©rpebition unb ben Srägcrn entgegen*
genommen, Preib für ^ier mit Srägerlohn 50 rr.

Sie ©jpcbititm.

Steuefte 9Iaff)vi*tett.

Berlin, 29. April. *Rei*btagbßhmtg. Ueber
bie Petition beb ©Iberfelber ©onfumoereinb bcan*
tragte bie Petittonb*©ommifßou, ben 9ie{*bfanzler
ju erfu*en, noch im Saufe bieier ©effton eine
©efeheboorlage cinjubringen, bur* wel*e ber Para«
grapß 1 beb ®e|ef}cb, betreffenb bie pvioatre*tli*e
©teßung ber ©rwevbb* unb 3öivthf*aftb*©enoßcn*
fcbafteit, au* auf fol*e ©ertcßenf*aften Anmen*
fcung finbe, bei wel*en ber gemeinf*aftli*e ©in*
°°n Sebenbrnitteln im ©roßen jum Verlauf
auch an yttcbtniftglicbern ben ©egcnßanb ber Unter*
ne^tnung bilbct. ©tnatömiiußer Sclbrücf erflärt
feine ßußimmung ju bem Anträge ber Sommifßon
unb hofft bctt genannten ©efefcentmurf allernä*ßenb
erbringen ju fönnen. Ser ©emmifftonbaritrag
wirb hierauf angenommen. — gortfefcung ber zwei*
ten Scratbung beb ©efefcentwurfeb betreffenb bie
$aftpjU*t ber ©ifenbahnen, Vergwerfe jc. § 2
wirb, naebbem Vunbebcommtßar galf barauf ijin-
gemiefen, baß bie besügli*cn Amenbementb but(b
bie neue Projeßorbnung i|re ©rlebfgung ftnben
mürben, unoeränbert angenommen. § 3 wirb mit
einer SRobißfation angenommen, wonach im gafle
ber Söbtuug derjenige, welchem her ©etöbtete zur
©ewäbrung beb Unterhaltes yerpftic^tet war, in fo
weit ©rfajz fotbern fann, alb ihm in golge beb
Sobebfaßeb ber Unterhalt entzogen Worben. Sie
©tbung würbe um 3^4 Uljr Oertaqt. «Rä*ße
©ifjung ßJfontag.

—• SDie Brämfenanleibe*@ommifßon fyat geflertt
gjbenb na<b langer Sebatte mit 11 gegen 9 @tim*
inen beit § 1 ber Vorlage mit einem 3«fa§ 9Be-
beß’S angenommen, wonach in ßufunft Prämien*
Anleihen nur oon Vunbebßaaten emittirt werben
fönnen. Ste äRinorttät war für «Rormattöbe*
bingungen.

— 30. 2tpriT. @utem Vernehmen na* hat
hie franjbfifcbe «Regierung bie bis jum 15. 9lprit
fälligen SSerpflegungögelbcram 25. b. 3R. bejahU.

ilRüitchtn, 29. April. uRörgen ftnbet eine große
Verfammlung fatholif*er ©tubenten her hießgen

Unioerfttät behufs Verathung über Doationeit für j
Profeßor o. Sößtnger ftatt. I

— ßu ben Vanfen, mel*e ber Vermittlung j
beb fippothefarcrebitb ihre befottbeve Aufmerffam* |
feit wtbmen, wirb oom nä*ßen SRonat an au* j
bie „Vapertßbe £anbelbban£" gehören, bie oon ba j
an mit ber ©ewäbrung oon Annuitäten *35arleben |
auf @runb unb ©oben gu beginnen gebenft.

— ®er bieftge SRagiftrat bat bei ber ©taat$= |
regferung 33ef*werbe gegen biefentgen fiäbttfcben i
Uteligionölebrer erhoben, wel*e mit bem Unfehlbar* f
feitbbogma baä ©ewiffen ihrer @d)ü!er bennrubt- |
gen; au* liegt ber Antrag oor, bie erlebigten
SReligioiWiebrerftcflen nur an fo!*e tpriefter ju Oer* j
geben, wel*e bab Unfcblbarfeit^bogma ni*t au* \
erfenneit.

Nürnberg, 30. April. Srcb ber ihm gewor*
benett Verweigerung beb fpiacet Iäfjt ber @rjbtf*of
oon Vamberg bab Unfcblbarfeitbbogtna Oon ben
Äanjeln proclamiren.

VcrfaiUel, 29. April. 3n ber «Rationalocr*
famtnlung legte Sujitäminifter $>ufaure einen @e*
febentwurf oor, bur* wel*en afleb ©eiteitb ber
Varifer äRa**aber mit Ve|*Iag belegte ©fgentbmn
alb unoeräuberli* erflärt unb ben urfprünglt*en
Sefibem bab «Rectot äuerfannt wirb, eb Jeberjeit ju*
vücfjuforbmi. Stile Verfoneit, Welche ft* an ben
5ßef*lagtiabmen be*eüigt ober offentli*e Urfunben
unb gerf*tli*e Actenftücfe oernt*tct haben, follen
ben gefebmäfigett ©trafen oerfaUcn fein. ®ie Äam-
mtr genehmigte für ben @efe|entwurf bie 2)riug-
li*feit. Qtn 35eputirter, wcl*er Dffijier in ber*
Äriegbmartne iü, prete^irte gegen bie oon bem
Seinbe gegen bie ®brc ber Armee erhobene Anf*ul*
higuttg, baf Verp(ft*tttngen eiugegattgeit unb ni*t
gehalten feint. Ärtegbminifter Scflo hält bie <5r-
örterung ber grage ni*t für jeitgentäf unb fügt
hinju, baf na* ber @*la*P ein ®hreugert*t bat-
über entf*etben werbe. 2)ie bur* bie Freimaurer
beroovgerufene Runbgebutig bat heute 5Ra*ntittag
tn VariO flattgefunben. @(n ßiig ooit efntgen tau*
fenb Verfoneit, wel*e grüne ßmetge unb wefge
Jahnen trugen, bewegte ft* bnr* bie ®h«wpÖ
©Hfeeg na* ber Vrrte ÜRaiflot. ®ort angefommen
f*wieg bab Seuet/ «her ber 3^8 Würbe betta*-
ri*tigt, ba^ er ni*t weiter porrutfen bürfe nnb I
man nur jwei Parlamentäre empfangen würbe.
SMefelben Würben barauf abgefanbt, unb werben
heute Abenb in Vctfailleg eintreffen. ©egenüber
ben Parffer 33eri*ten, wel*e oon 200 ©olbaten
in Sinienuniform fpre*en, bie oon VerfailleS na*
Pariö befertirt feien, wirb au$ jttoerläffiger Guefle

erflärt, baf in ber Armee oon SSevfaiOeö feit ber
erften 2Bo*e bcö April überhaupt feine 2>e|ertio-
nett oorgefommen ftnb.

— 30. April, 8 Uhr SOforgenb. 3wfi*S3rt-
gaben h«öen biefc «Ra*t ben Part, bab @*lofj
unb ben £fr*hof oon 3ffp genommen. @tc erober*
ten 8 flitnotten, SRunition unb uta*ten ungefähr
100 ©efangene. Sie göberirten hatten otele Sobte
unb Verwunbete. 2Btr hoben einige Sobte unb 20
Vcrwunbete. Ser .Rtc*hof oon Sfft) ift ungefähr
200 SRetcr oom gort entfernt, beffen ©titnahme
nun nahe beoorftcht.

parig, 29. April, 8 Uhr fDiorgcitb. Sie Äa*
nottabe übweigt augenblicfli*. Sie ganje Sinie
ber ©übfortb tft jerfiört. IR an glaubt, baf bie-
felbenft* ni*t mehr fange halten föntjen. ®bhetft,bie
©ommune Werbe bie gortb in bie 8uft fprengen
laffen, wenn |le gcjwungen werben füllte, fte auf*
jugebeti. SRait erricbtet ©rbWerfe, um bie gortb
ju erfehnt. 200 Stmenfolbateu ber Verfailler Ar*
rnee, Seferteure ober ©efangene trafen geifern
Abenb pfer ein. Siefelben waren offne Sßaffett,
aber mit Sagcrgcräth oetfehett. Sie fRorbbahn
Wirb biefen SRorgcn an bie ©ommttne bie oerlang*
ten 300,000 gr. jahleu. Sie anbern ©iienbahn*
gefellf*aftcn werben glef*faHb bie geforbertett ©um*
men fahlen, attfer ber SBeftbahn, beren Sireftor
abwcfeitb ijt. 3Ran oerfi*ert, bie ©ommunewerbe
bte Verm altung ber SfBeftbahtt unter ©eqnefiev fiel*
len. 20 Selegtrte oon.greimaurerlogett ber Prooinj
ftnb hierfelbff angefommen, um fl* an ber auf
heute angefünbigten Äuttbgebuug ber gretmauter
iu betheiiigeu. Sur* ©rlaf ©luferetb wirb bie
Parifer Armee in 2 Shdle gefcfjieben. Ser eine
ift für bte Verthefbigung außerhalb Part« bejfimmt,
ber anbere für ben ittnern Sienjt. Ser erffe wirb
wieberum in 2 ©ommanbob getbeilf, oott beiten bad
eine unter bem Vefebt Sombrowbftb bie Sittie Oott
@t. Qttcn bib |ttm Point bu jonr, baS zweite un-
ter ffiroblebfi ben Abf*nitt oom Point bu four
bis Sercp oertheibigen fofl. 3fhcb biefer ©om*
manbo l;ot bret Uittercoinmanboö. 8a ©eeflia be-
fehligt bie innere Armee, welche um? ten feghafteu
Bataillonen ber fRat'lonalgatbe befiehl. Sab $aupt-
quartier Sombrowbfib beftnbet ft* im @*ioffe Sa
ÜRuette, bab üöroblcbftb itt ©entiHp. ©ine anbere
Verfügung f*ärft ben Offizieren ber «Rationalgavbe
ein, jietb ihr ©rnennungbpatent bei ft* ju fübren.

— ©ine Sepef*e beb ©tneralb ©luferet oom
28. April befagt:

3* fomme oon 3ffi) unb Vanoreb jurü*, bie*
felbett werben hc’lbenmüthig oertheibtgt. Sie gortb

iUononi. l

§iftorifche AooeHette oon g. Slinf..
(gortfefeung.)

„5Rajeffät h^t« 5Re*t," fagte ber Seibargt,
ihrer Aufforberung golge leiftenb} „man muß ft*
für*ten, inb greie ju treten... uw öie Äälte ift
eb etwab feßr empßnbli*eb unb t* begreife oott*
tommen, warum man ß* für*tet, weiter na* 9lor*
ben ju ziehen."

©Ilfabeth Ia*tc heö «»f- ,

,,©fe werben wißig, Seßocg, rief fte. „Unter
allen Umfianben iß eb febo* gut, wenn ©ie ß*
Hefe gur*t bewahren wollten."

Seßocq erbli*; er hatte berartige glei*güttige
sRebenbarten oftmalb im 5Runbe feiner ©ebieterin
gehört, uubffe hatten golgen, f*were, unbere*en-
bare golgen gehabt. @r zitterte bei bem ©ebanfen,
baß ße au* für thu ö°u Vebeutung fein fönnten,
obglei* er no* feßßanb, ber Hafferin unentbehr*
Ii*er war alb je Z«oor- ^ber er wäre nf*t ber
«rße SRenf* gewefen, ber bur* ©lifabeth »on ber
Jfö*ftcn Stufe, beb ®lß<*8 in ö tiefße ©fenb hinab*
gef*leubert würbe.

„Sie f*einen no* Z« frieren' ^eßoeg," fuhr j
bie Äaiferin, bie ni*t bie teifefie Ahnung feiner S
©ebanfen haben mo*te, in fetterer Saune fort;5

„fommen ©ie; fc^en ©ie ft* ju mir — bort in
ben ©effel, unb bann bcri*tcn ©ie mir bab fRe*
fultat Ihrer geßrigen 5Ra*forf*ttngen. SBo fanben
©ie bie Same ?"

Seßocq hatte ß* mittlerweile beruhigt unb ge*
faßt — no* wettigßettb war feine ©efaßr im An*
Zuge, ©r mußte ß* nur hüten, irgettbwie bie un*
gnäbfge Saune ber Äaffetin z« erweefen, unb oor
aßen Singen ben Verftt* zu ma*en, ihr na* wie
oor unentbehrli* zu bleiben.

„@enau an ber oon ©w. SRajeßät bejei*neten
©teße in ber 5Rtf*e," beantwortete er bte grage
ber Äaiferin.

„Alfo bo*! bie efenbe ßreatur wagt mir z«
trogen? Unb ße hat ben pia§ ni*t oerfaßen —
ße war ßetb allein?"

„Söer foßte eb gewagt haben, ß* einer Perfon
Zu nahen, bte fo ß*tli* im Vantt ber Ungnabe
©w. SRajeßät lebt!" entgegnete Seßocq unterwürßg.
„greiü*..." fuhr er jogernb fort, „möchte i*
behaupten, bie Same habe ft* zum 3mecfe eineb
SRenbez*ooub in jene 5Rtf*e zurnägejogen."

„3um 3wecf eineb *Renbej=ooub?" wieberholte
bie Äaiferin baftig. „Siefe ©lenbe foßte bie gre*-
heit haben, bte Ääume ihrer Äaiferin bur* fol*eb
Betragen zu entwürbfgen?"

„3* muß bab leiber befür*ten, SRajeßät,"
entgegnete Seßocq, „ober ofelmehr, i* habe bie un*

trngli*ßen Veweife baoon. «Rur mö*te i* ni*t
eher meine Vernmthungen anbfpre*en, bis t* ©ie
in aßen Sheilen befrtebigen fann. 3* muß wißen
wer ber ©rwartete gewefen iß. Sie ©orge um
bab äöoßl meiner ^atferin läßt mt* überaß Ver*
f*wörungen unb ©efahr für biefelbe ahnen. Ste-
fer gantllie 8apuf*fin barf man tti*t trauen; ße
wirb iti*t ruhen no* raßen, bib ße bie $o*oer*
räther, bie bab 9Bopl @w. SRajeßät gefährben,
wieber in ihrer SSäpe hat."

„Unb eben barurn muß biefe Vrut befeitigt
werben!" rief bie ffalfetin mit ßammenben Augen
attb, froh, £incn ®runb gefunben zu haben, aub
wel*em ße ihre 5Ra*fu*t befriebigen fonnte. „3*
wiß ni*t ewig oor biefen 9Renf*en zittern, fonbern
fo lange ßrafen, bib i* iRuhe habe!"

©lifabe* war aufgefprungen unb ßanb je|t
mft ho*gerötheten SBagen oor Seßocq. „3* befehle
3hucn bei meiner Ungnabe, mir jeben, au* ben
leifeßen Verba*t, ber irgenb ein «ÜRitglteb biefer
gamilie trißt, mitzuthetlen. SRan foß jehen, baß
i* fein f*wa*eb, wißenlofeb ABeib bin, fonbern
mit ß*erer |)anb bab iRubet- beb ©taateb in $ätt*
ben halte unb mi* oor f)o*üerräthern zu f*ü^en
weiß. SBen erwartete ©leottora 8apuf*fin? —
«Reben ©ie! 3* miß barüber Sef*eib haben, unb
Zwar gtel*, je|t auf ber @teße!“

Ser Seibarzt befanu ß* einen Augenblicf. ©c
 
Annotationen