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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0825

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§eMkrqer fpmiC

JW 203.

JU«mnintIitf))Kl» 45 JttfUj« in Sfibeibeta
butti) bie ’pofi 57 Äreujcr »tecteliä^rtg.

mittwoci)' 30. Sluguft.

SUljffgttt 3 fr, bie f*ei ÄuSfunfW*

er Teilung 4 fr.

1871.

_ gür ben ©Ronat September »erben

SSefleUungert auf ba« geibclbergcr Sauntal für
au«wärt« bet ben betreffenben ©offanßalten, uub
ßier bet ber Erpebition unb ben Srägern entgegen*
genommen.

$rei« für ßier mit Srägerloßn 19 fr.
x „ buteß bie ©off 19 fr.

Sie Ejpeöition.

Selegrapßiftfje fflaifjrtrfjten.

fBerlin, 28. Stug. Sie geffeige ©etfammlung
bet SRaurergcfeflen ßat einffimmig eine SRefotution
angenommen, wonaeß ber ©trife beenbet erflärt
Worben ifi.

M Stuttgart, 28. Slug. Sie Tübinger jurtffifeße
gacultät bat SRobert b. ©Roßl’« Soctorbfplom er-
neuert unb bemfelben eine betonberc, oon SßubiWutn
»erfaßte 3ejtftfjrift gewibmet. Äönig Äarl riWtete
»on örtebricbobafeu einen te£egrot>^ifc^en ©lücfwunßß

eimann KMmm ®,UI>’,,n 1,1,6

Eßcmniß, 28. Slug. $er ©ocialbemofrat ©Roff
»urbe »egen bol ffeber ©ergeben auf Antrag ber
6taat«anwaltfcßaft öorgeffern hier oerßaftet. ‘

!ßari«, 28. Stug. Sie Eommifffon zur ©rü-
fung be« Anträge« ©tioet iff beute ©Rorgcn um
&I2 Ußr jufammengetreten, um einige ©eßwierfg»
feiten in ber ©lebaction, »ct<ätc noch zu evlebigen
finb, an«zugleicßeu. ©Ran baß eine oollffäti*
bige Uebereinfiimmung erjielt »erben wirb unb
fRtoet noeß beute feinen ©ertWt in ber Eommiffion
nieberlegen fann. ©Ran glaubt allgemein, biefRa*
tionaloerfammlung werbe trofz ber Dppofttion ber
Stellen bem mobtftgirten Slntrage ©lieft’« $ujilm-
wen. ©Ran oerßeßert, bie jRecßtc würbe beute oer*
ftußen, bie ©eratßung be« Slntrag« Ctaofnel öor
ber ©eratßung be« Slntrag« Stioet auf bie SagcS-
orbnung ju feßen. ©Bie man ferner üerfidjert, wirb
beute ein ©Ritglieb beantragen, bie 3Baßl ber @e-
neralrätße auf ben britten ©onntag nach ben gerien
ber ©erfammtung anpfe&en. E« iß unrichtig, baß
biefe ©Baßl beßnitio auf ben 17. September fcfi-
gefegt iß. — Ser Slfftfenßof juiRiom bat biewe*
gen Einbringen« in bie @ou«=©rafectur zuSßicr«
Slngeflagten freigefptotßen. — grßr. 0. Slrnim
Wirb beute Slbenb in ©erfaide« eintreffen.

?ati6, 27. Slug. Ser oon ber republifanifcben
fiinfen in t^rev lebten ©ißung gefaßte ©efebluß
lautet (entgegen einer früheren ©Rittßeilung), babin,
e« fei noeß nitßt an ber ßeit, bie Sluflöfung ber
9?ationalöerfammlung ju beantragen.

©rüffel, 28. Slug. Sfe ^ieftge neubegrünbefe
fatbolif<be SIrbetter*2lffodatfon maeßte, laut eigenem
©eftänbniß be« Eßef« ber Snternationale, auf bem
geßrigett ©Reeting festerer ßarfe Eoncurrenz.

glotcnj, 26. Stug. Ser „Economtffa" oer*
ö ff entließt jeßt ben Sert ber ©tote, weldje ber fran*
jöftfebe ©Riniffer be« Slubwärtigen be SRemufat be-
züglich ber ßofltarifreform an ben ttalfenifcßen ®e-
fanbten in ©ari«, IRittcr Sltgra, gerietet bat. 9>n
biefer 5Rote beißt e«, baß granfreicb feinerlei 3len-
berung be« fjwnbelööcrtrag« mit 3taliett ober an*
bereu SRäißten außer beiberfeitiger ßußimmung
beabßcbtige. — Eine SRinißeriaioerorbnung oer-
fügt, baß bie oon ©üben unb Dßeti be« baitißben
ÜReere« einlaufenben ©<biße einer Quarantäne un-
terworfen werben.

©ufareß, 26. Stug. Ser gürß unb bfe^ür-
ßin oon ^Rumänien beabfußtigen ißren Stufentbalt
im bloßer oon ©inai oorläußg notß weiter au«-
jubeßnen. Ser ©efueb ber ^ürßin 0. Sßieb ttirb für
naebße SBo^e bafelbß erwartet.

Seutfcblattb.

ber Enj, 24. Stug. (Ser Ernß ber
föatbolifenbewegung.) SieSlltfatbolifen ßnb
feßt feßon eine ÜRacßt im 8anbe©aben. 3u großer
SRaffe ßnb bie Untcrfcßriften jum Seitritt an ben
SUtfatßolifeuoerein ©forjßefm gefenbet worben. Er-
ßaunen erregt bie auffattenb großartige Setßeüfgung
au« einem gewiffen ungemffeßt fatßolif(ßen Strnt«»
bejirf, oon ber SReßrjabt bet ©emeinben oft 50
bi« 80 93ürger!

©riefe au« SRüncßen laßen erwarten, baß ber
Katßoltfentag bort großartige ©cbeutung erlangen
unb in ber ifulturgefüiitßte ein benfwürbiger Sag
fein werbe. E« foßen Stborbnungen faß aller cioi-
lißrten fatßol. ßattbe in Stu«ßd)t geßeßt fein. SRan
füßlt au<ß richtig, baß üom Stubfaß biefer ©er*
fammlung ba« ©elingen ber ßocßmifßtfgen ©aiße
abßangf, benn fe größere SRaßen bie SRegierungeit
auf ber ©eite ber Slltfatßolifen feßen, beßo feießter
wirb ißneit ber Entfißluß, ben Äampf wiber bie
tömifeßen Uebergriffe aufjuneßmen.

3cßt iß ber Slugenbli^ ernß unb entfeßeibenb,
nod) 4 Söoißen unb e« gilt, naeß SRünfben abju*
reifen. 3rfet muß brroorgetreten werben. 3^cr,
wer ^)anb unb §uß, Äopf unb $erj für bie ©aeße
ßat, ber feße fteß fofort in Sßätigfeit, in feinem
Drt unb ber Umgegenb ©ereine ju grünben, unb
bie Unterfcßriften Serer einjufammein, weldße bie
Steuerungen in ber fatß. fifreße nidft anjuneßmen
entfißloßen ßnb. 3cber Qrt, ober boeß meßrere

Drte pfammen, foßen Einen ober SReßrere pr
©ertretung naeß SRümßen fenben, woßin er ba«
©erjeießniß ber SRitglieber mitbringt. 3eber, ber
oorßat, na<ß SRüncßen ju reifen, forge bafür, baß
er wo möglich oon einem Drtbücretn a&georbnet
werbe, ba ißm biefe« felbßoetßänblicß überall 3«-
tritt, ©efanntwerben mit SRännern au« aßen San*
bem erleichtert unb fo ben ßerrlicßeit Slufentßatt
in SRüncßen anneßmlid)er maeßt. 3^ber ©erein,
ber ßcß neu grünbet, ntelbe ßcß fofort beim Sllt*
fatßolifenoerein ©forjßcim (Slbreffc: Stotar Samm)
an. Ebenfo woöe 3^ber, ber bie SReife naÄ ÜRün*
eben oorßat, biefe« möglicßß halb anjeigen, bamit
©crabrebungen getroffen werben, wie man auf ber
SReife pfammentreffe, bamit bie ©abener glci^jcitig
in einem ßug in SRüncßen einjießen, unter ßcß
fogleicß befannt werben unb baburd) jugleicß bie
äußere Seiet be« S^fft« eine freubigere werbe. 3«
Zeitiger bie SReifeanmelbungen erfolgen, beßo zweef*
mäßiget laßen ßcß bie Einleitungen treffen.

Serner iaffe man ßcß angelegen fein, au« Jeber
©eraetnbe ©eiträge zum großen ßwecS z« fammeln.
Sie Uraft ber ultramontanen SBüßlerei liegt wefent*
ließ barin, weil ße immer reieß ßnb an ©elbmitteln.
©ogar bie Äreuzer ber ©cßulfinber müffeit ßer*
ßalten. Sie ßorrefponbenzen be« ßentrafomite« in
SRüncßen ßnb fo groß, baß eigene ©cfretäre ßiefür
angeßeHt werben muffen. 3Ran fammle Kreuzer,
©rofeßen, ©eeßfer, unb wa« 3«bcr geben will unb
feßfefe einen ©etrag an bie 3cnlra^affe bet bab.
Slltfatßolifeu (SRotar Samm, ©forzßeim) ober an
ba« Äomite ber Slltfatßolifen in £eibelberg, benn
Jefzt foU mit glugfcßrtften gearbeitet werben, bamit
ba« ©olf Einßcßt über ba« SScfen ber ©ewegung
erlange.

SBir fd)ließeit un« ber SRaßitung ÜRannßeim«
an, unb forbern bie ©eßnnuttgdgenoffen auf, bafür
ZU forgen, baß für febe fiefegefcllfcßaft unb oon
@eßnnung«genoffen aller Drte ber SRßeinifcße SRerfur
in Äöln beßedt werbe. Siefcr iß ba« Organ ber
Slltfatßoiifer für ben großen Äampf unb wirb Sluf*
flärungen in oolf«faßlicßer ©pra^c geben. Er ers
feßeint nur einmal in ber SSocße unb foßet oiertel*
fäßrltcß nur wenig ©rofeßen. 9Ran geße fogleicß
Zur ©off unb beffeÜe, bamit e« nießt oergeffen wirb.

Sßue jeßt feber friebliebenbe ©ürger feine ©ffi^t
gegen ben fdjleicßenben inneren geinb, wie unfere
©ößne unfere ßeiligffen ©üter gegen beit äußeren
Seinb in ber ©otßßofe getßan ßaben. Slrbeite feber
unb — bleibe gretburg nießt länger zurücf. Sa«
geiffließe ^Regiment wadelt feßt feßon, ben au«bre*
eßenben ©türm be« fatß. ©olf«gewiffen« aßnenb.

ler JfÖrfierfi-Jaljiiiiht.

(gortfefeung.)

„@ewiß, meine Siebe; gewiß! Sa« liebe Äinb
Wag ßcß ßier ä son aise aubweinen," »erfeßfe
&crr 0. |)irf^felbt unb wanbte ßcß an ben Siener.
*£)aben @ie bie 3immtr für un« in ©ereitfeßaft,
Slnfelm?"

„3u ©efeßl, gnnbiger $err — alle« beffen«
arrangirt,* erwieberte ber Safai gtfügig. — *3$
ßabe bereit« SBeifung gegeben, bie Jtoffer be« gnä*
bigen gräulein unb be« |)errn Segation«ratß« auf
bero 3'mmet bringen zu laffen. 3>n ©peifezimmer
iff ber Sßee feroirt, ba« Slbenbbrob auf neun Ußr
beffellt 5 i^ ßoffe, baß ber |)err 8egation«ratß mit
wtr zufrieben fein »erben. ©Jollen bie #etrf(ßaften
gtrußen, mit i“ folgen?"

w3Bir erwarten Sid) in einer ©iertelffunbe zum
3!ßee, mein liebe« Äinb," fagte gräultln ». Singer*
Sein |u ©eöa.

„©Sorten ©ir nitßt auf mi*, Hebe Sante I 3*
ßabe noeß feinen Slppftlt — <<ß will rrff ©apa’«
3<mmcr einen ©eiudi abffatten," erwieberte ©eda;
»bitte, gentren ©ie ßd) metnetbalben nießt, lieber
■fcerr ©ormunb! Sifpenfiren ©ie miep für eine
ßalbe ©tunbe. 3)ie gute Snnfe wirb ff itt meiner
bie Honneur« be« Sßeetil'cße« mad)en!#

„®anz nad) Seinem ©elieben, mein Ätnb!"
oerfeßte $err o. |)irfcßfelb unb folgte bem Siener.

E« war alö fei ein ©ann oon ©ella genom*
men, al« bie Sßüre ßinter ißren ©egleitern guftet.
Eine innere Stimme fagte ißr, baß oiefe beibett
SRenfcßen troß aller feßönen ©Borte boeß nießt reeßt
oerßanben, wa« in ißr je$t oorging. @ic entle*
bigte ßcß rafiß be« .fjüteßen« unb be« leisten iReife*
mantei«, unb eilte bann in ein fieine« Slebenzim*
mer, ba« einff ba« ©Boßngemacß ißrer ©Ruiter ge*
I wefen War. ^ier ffanb no^ ißr ©cßreibtifcß am ei*

; nen, ißr ÜRäßttjdxßen am anbern genffer. Sin ben
©Bönben ßingen gamilienbilber, aud) ©eda’« eige*
ne« ©ilb, ein wunberlieblicßer Heiner blonber 8oH
fenfopf, oon einer SReifferßanb in Slquareß gemalt.
Sort war ba« ©iano ber SRutter, ein ©Bienet ©tuß*
i ffügel, ßier ßanb ba« ©la«'pint mit ber fleinen
\ gewählten ©ibliotßef — bort ba« ©opßa, auf wel*
Wem bie Äränflidte fo oft gelegen unb mit tßrem
fleinen ßiebling gefpfeft unb geplaubert ßntte, al«
ße fWon zu fcbwacß war, ißr3immer zu üerlaffen.
3<h näcßffen ©emad) ffanb noch ba« ©ett, in wel*
Wem bie tßeure SRutter gefforben war, unb wie
fernab auch jener Sag be« wilboffen ©Wmer|e« ißr
lag, 00c Sr da’« ©eiße ffanb noch bcutliW ba« Silb
btr tßeureti grau, bte hier fo ft Q unb bleich gele*
gen, tm gricben be« |>immd« auf bem zarten oer*

flärleM Stnllip.

3eßt war e« bunfel in biefem 3tmmer, benn bie
\ 3aloußeen waren gefebfoffen, aber e« war, al« ob
I biefe Sommerung bie Erinnerungen ©eda’« orbent*
I ließ belebe, unb in aufwadenber ®emütß«be»egung
f zog ße bie feibenen ©arbinen be« ©ette« au«tin*
| anber, warf ßW öor bem ©ette auf bie Änfee nie*
ber unb fdjluWzte in bie Riffen ßinein. Ein ®e*
j füßl be« Sldeinßeßen«, ber ©crwai«tßeit, wie ße
! e« feit 3aßren nießt meßr fo lebßaft empfunben
; hatte, überfam bie junge Herrin oon SRauern, unb
| unwidfürliW faltete ße bie £änbe zum ©ebet unb
I bliefte mit ßeißen tßränenben Slugen zu bem ßlber*

| nen Äruzißr ßtnauf, ba« an ber ©Banb ßinter bem
i ©ette ßing.

©ou ßier trieb eö ©eda naeß einer ©Beile Weiter
‘ burW za’ti# brei anbere ©emäWer, welWe noch ganj
fo möblirt unb angeorbnet waren, wie zu ißre«
©ater« gebzeiten, unb ißr einen näßerltegenbeii
beutliWeren Sßeil ißrer ©ergangenßeit mit neueren
unb lebhafteren Erinnerungen »or bie ©eelt tiefen.
Unb eße ße ßW’« oerfaß, ßatte ße ba« Enbe biefer
3immerreiße erreiWt unb war inba« rtinbe Sßurm«
Zimmer gelangt, »elW « einß ba« ©Boßn* unb ®tn*
bfrzimmer ißre« guten ©ater« gewefen War. &fer
waren bie ffenffer niWt mit 3aloußrm oer feßen
unb eine milbe Sämmerung fuOtt ba« ©rmaeß.
©ie zog bie weißen SRodgartintn in bie |>Bße unb
ber lcßte@Wfibeblicf be« entf^minbenben Sage« über«
 
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