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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 27-50 (1. Februar - 28.Februar 1871)
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JSS 28.

Jlbonntmftttspreis fl. l. 3 fr. in £cibelbetg
burd) bie fl. 1. 16 fr. »ierteliä&riß.

£)onttevflaß, 2. gebruar.

#H3eißeti 3 fr. bic $etttjei(e, f'ei 3lu5funft3'
crtfjeüunß 4 fr.

1871.

Sur bie Slonate ^cbrnar u. SRärj werben
ngcn auf ba« $ettiel6ergcr Sournal für
®uätx>ärtg bei ben betreffenben SoPanfialten, uub
’ler bei ber Srpebition unb ben Prägern entgegen*
benommen. Srct« für ^ter mit Srägerlobn 50 fr.

Die dfpebition.

^euefte Sind} richten.

Dfficielle mititä rifhe Nadjvicbten.

I- ©etfaißcS, 30. Satt. Sor Sari« nat)m
^ 30. bie Sachführung ber Konoetition ungefiort
"re« Fortgang.

-Bei Sloi« »erbrannte Dberp ». Selo» am
bie Sßvüife, ba bergeinb auf bem Unten Ufer
Softe gegen bie ©tabt »orbrang. Septem jog
Qm 29. wieber in {üblicher Stiftung ab.

Sa« 2. Korp« nahm am 28. bei Nojerop
(Sep. 3ura, 2lrr. Soltgnp) einen feinbitebeu 2Ba*
gentran«port.

Sie 4. Nefet»ebi»tgon mar am 26. bi« Saf*
faoant (Sep. Soubö) »orgebrungen unb batte
lieber 200 ©efangene gemad)t. Sie 39 o u r b a f t’»
feben Korp« befanben ft<h SWifhnt ben Kolonnen
l>t« ©eneval« »• SERanteuffet unb ber ©hweijer
©tenje. ». ^obHfUti.

II. SHrhoi« (Sep. 3ura, 3lrr. ^olfgni)), 30.
3>an. Sie Noantgarbe bet ©übarmee, 14. Stof-
u°u, erreichte gejiern Nachmittag bie ab^iehenbe
Ttanjbftfcbe Slrrnee eine Steile weftlicb »on ^on -
tlier an ber ©hweijer ©renje. Ste Sbrfer
|?0«ibacourt unb ©baffot« würben mit
p genommen, ©egen 3000 ©efangene unb
ö ®epüpc genommen.

©raf 2Barten«leben.
Serfaißc«, 30. San. Uebcv ben .ßaitptln*
halt ber Kapitulation btt gort« »on Satt«
Wirb golgenbe« mftfjetbelU: Ser 2ßaffenfiin<l«nb
tritt bei Sari« fofort ein, nur in ben Scpartement«
beginnt berfelbe in 3 Sagen unb tauft am 19.
Februar ab. ©ine SemarfationSlinie iß feßgefept;
biejelbe burcbPneibet bie Separtement« ©aloabo«
Ppb Drnej fie läßt in beutfeber Dffupation bie
~eParteinent« ©artbe, 3nbre*et=8oire, 8otr=et=©^er,
p°im, g)onne unb wa« baöon norbößlp, att§er
Departement« 5ßa« be ©alai« unb Norb. Sie
pdfheibung über ben SSeginn be« SCBaffenßiflßanb«
•n ben Separtement« ©ote b’or, Soüb« unb 3uta,
wwie bei Seifort bleibt »orbepalten} bi« baptn

nehmen bie bortigen Kricgöopcrationen, elnfdßicßlih
ber Selagerung »on SelTort, ihren gortgang. Sie
©eefräfte ftnb in ben 5BaffenfiiUflanb mit einbe*
griffen mit bem Sterlbian »on Sünf^en al« Se*
marfatfon«linte. Sie jwipen bem 2lbfdjlu0 be«
äBaffenßißßanbc« unb bem Senachrichtigung«termin
gemachten ©efangenen unb ^Srifen werben jurücf»
gegeben.

Sie Sfßahlen für eine Nationaloerfammlung
weihe pep über ben Krieg ober bic griebenSbe*
bingungen ju erflären hüben fotl, werben ftattpn*
ben 5 al« ihr Serfammlungöort ifi Sotbeaur be*
fiimrat. — ©änimtUhe gort« »on Sari« werben
fofort übergeben, bie (Snceinte wirb be«armirt, bie
Sinte, bic Slarinetruppen unb Sfobilgarbcn ftnb
frieg«gefangen außer 12,000 Staun für ben innern
©icberbcitSbienß. Sie Kriegsgefangenen bleiben wäb-
renb be« SGBaffcnfliClflanbce innerhalb ber Shore
ber ©tabt, ihre SBaffen werben «»«geliefert. Sit
Nationalgarbe unb bie ©enbarmerie behalteu
ihre SBajfen für ben @i^erhcit«bieuji. Stfle granf*
ttreur«forp« ftnb aufjulöfen. — Seutfcher ©eit«
wirb ben franjbftfcbcn Kommiffariett bie Serpro*
»iantirung »on ißari« tnoglichft erleichtert. 3«m
Serlaffcn »on Sari« ifi bie 6'riaubnifj »on ©eiten
ber fraiijöftfchen Sehbrbcn unb ba« Sifa ber beut*
fchen Sehörben nöthig — Sie ©emetnbe »ott Sa«
ri« jahlt al« fiäbttfche Kontribution ben Setrag
»Ott 200 SJiinioneu gratif« innerhalb 14'Sagen.
Deffctitltche SBerthe bürfen wahrenb ber Sauer
be« ÜBffenflinfianbeS ni^t entfernt werben. Sitte
beutfehen Kriegsgefangenen follen fofort gegen eine
entfprechenbe 2tnjahl franjöfifdjer ©efattgenerau«*
gcwechfelt werben 5 bebglcichen bie ©chipfapttane
unb anbere beiberfeitige ©efangene »om 3^-

SerfailleS, 31. 3an. 2lu« Sari« wirb unterm
©efirigen hierher gemelbet: Sie ©entralregicrung
in Sari« hat auf telcgraphifchtm SBege tiad) Sor-
beaur an bie außerhalb Sari« beftnbliche Setega*
tton ber Negierung bie ©rflärung gelangen lapn,
ba$ bereit SWanbat erlofchen fei unb »om 29. b.
ab alle il;re Scfchlüffe nur bann Necl)t«»erbinbllcb-
feit hätten, wenn fie im ©inoernehmen mit ber
©entralregierung gefaxt feien.

Karlsruhe, 31. 3an. Ste „Katl«r. 3tg."
melbet: Sa« geflern mitgctheiUe Selcgramut be«
babifdjen SoIpis@»mmiffät« im Safcler Sat)nhbf
welche« ben Uebertritt ber Sourbafi’fchen Slrmee
melbete, beruhte, wie nähere ©rfunbiguttgeit erge*
hen haben, nur auf einem in Safel »erbreiteten
©erücht. Nach einem heute Sormittag 11 Uhr

eiugetroffcncn weiteren Sclegvauime bcplben Se*
amten hat ftch jene« ©erficht nicht beflütigt.

©erlin, 30. 3«n. Serfaille«, 30. Satt.
Ser Kaiferttt unb Kbnigitt in S'evlinJ
Sie Uchergahe aller gort« hat incl. be« @t.
Scni« im Saufe be« gejtrigen Sage« ot)ne äße
SBiberjeh'iehfeiten unb ©tbrungen pttgefunben. Son
unfern SelagerungSbatterien fah id) bie preujjifdfe
gähne auf 3p flattern. |)cutc fihbn unb Shau*
wettcr. ©ben rücft ba« 5. 3ägerhataißon ein,
ba« feit 19. ©eptember auf Sorpoflett ftanb unb
hoch erceOent au«fah 5 e« »erlor beim lebten 3lu«-
fall 5 Dfftjierc unb 80 Ntanu. — ßBilhelm.

SorDeauf, 30. San. Sa« „Surcait .f)a»a«"
telegraphirt »on hier: ©fttc S 01 f« »e r fa m m *
lung fanb im grofjctt Sheater Patt. Siefelbe
v fpta^ ftch gegen ben äBaffcnftiUpnb au«, für ba«
I Serblefben ©ambetta’« in ber Negierung, für
’ bic gortfehung bc« Kampfe« unb bie 3llfammen-
fe^ung eine« 3Boblfabrt«au«f<buffe«, beffen Ntit*
glieber burch 2lfflamation in ben »orjüglicbfiett
©tabten gewählt werben follen. ©itte Seputation
theilt ©ambetta biefe S.efcblüffe mit. Sor ber Seä*
fcftitr fanb eine Scmonpratfon jtt ©hren ©am*
betta’« Patt; berfelbe ließ bie Nicnge »erpänbigett,
bafj er unwohl fei unb nicht erfebeittett fottne. Sie
©tabt ip erregt, jebodj fanb feine NuhcPörung patt.
— ©in Selcgramm ber Negfcrung tnfßart« »om
27. Sanuar beauftragt bie h^Pge Negierung Sor*
fehrungen ju treffen, um au« ben iwfenpläfsett
8eben«mittel, befottber« ©etreibe unb SNehl, uadh
ißari« fchafen jit fönnen.

— Negieruug«mitthcilung. Ser 5Nis
niper be« Snnern unb be« Krieg« richtete ^eutc
eine Sepefche an 3- gaorc nach SPerfaiÜe«, worin
Sefcterer erfucht wirb, au« bem bislang »on ber
^SartferNegierung in ^Betreff ber Kapitulation
beobachteten ©chwetgen h^'auSjutreten unb ben
Namen bcSfenigett NegicrungSmitgliebc« ju bejei^»
nen, bcPen beootpepenbe Nnfunft in ©orbcaur an*
gefünbigt würbe, gaore möge ferner bie Sftotiüe
barlegen, welche btc a3erjögerung ber bcjüglichen
j N?ittheilungen »craitlapten, fowie eine genaue, be*

' taiHirte Nlittheilung über bie allgemeine Sage,
ütöbefonbere über ba« ©^idfat ber ©tabt Ißart«
machen.

— Sa« „Sur. |)a»a«" melbet: Sie gePrfge
Negierung«bepef.dje über ben SBaffenPiÜ*
Panb«=2lbfch{up rief in mehreren ©tabten fchmerj»
liehe ©rregung unb große SBePttrjung h«»or. ©3
fanben SemonPratijonep Patt, bie gortfehtmg
be« Krieg« bi« jum außerPen »erlangenb. 3u

3n ben ßatafmnBen hon $avt§.

(Schlup.)

3lm 7. aiprtt 1786 würben bie Katafomben
jhtem neuen 3wecfe feierlich übergeben, inbem ber
©^hifdjof »on $ari« pe ^ur Stufnahme ber Sob*
einweipte, unb nun begann eine gräßliche Sei*
wKmDbpffcc. SNan machte ben Slnfang mit ber j
Räumung be« fchon erwähnten Kirchhof« be« 3«= \
«ocent«, welcher ben ^la$ in ber Nähe ber heu»
%« ©entrathaßen bebedte. Siefer Kirchhof; wel*
^er f^on im 3ahrc 1186 für alt galt, umfapte
1786 über eine Ntißion mehr ober rninber wohl-
jthallener ©arge: ein einjiger Sobtengräher, bet
lthte biefe« Kirchhofe«, hatte hier im Verlaufe ei*
?tl geftgneten 3Birffamfeit »on 30 Sapen 90,000
leitttr SNUmcnfchen jur ewigenNuhe gebettet! Ser
■^«toanberung biefet üNtßion fdjloß fleh bie meh*
lei anberer N?iflionen au« ben übrigen Kirchhofen
> 5Bari« an, unb t« wirb berichtet, bap man
''’ohrenb eine« 3aPe« unb breier SNonate unau«*
fiefeht Nad)t für Nacht unb bet gacfelphein gear»
®eßet habe, um ißartS »on ben NePen feiner 33er«
Ö«ngenbeit ju befreien. PKun paffte Pe in Kar*
renlabun9{n na* ben Katafomben unb fchüttelte
1« bmcb eine ln ber ©trape Sombe 3foire bepnb«
‘Pe ©rube hinein. _

Sa lagen nun in einem rieftgen ©^utthaufen

über* unb burcheittanber bie ©chäbel unb Kitodjen
aßer ber ga^Uofeit ©encrationen, welche wahrenb
einer 3eÜ »on — wer fagt, wie»ielett? — 3ohr*
hunberten tßavi« besolfert. Soch ba« war nicht
SlßeS. Sie Nepublif ber Sobten ging nur um 2,
3 3rth*o bor Nepublif ber Sebenbett »oratt«, unb
wilbere Sei^enfcpe foflten folgen. Nietn hat ftch
btöher nidjt genügenbe Nechenpaft barüher gege-
ben, wo bie Neoolution ihre nach Saufenben unb
3ehntaufenben jahlenben Opfer »erParrt h«t.
Nun, bie Slntwort ip leicht gegeben: Ser SBeg
ju ben Katafomben war fa gefnnben! hierher
brachte man juerP bie Opfer ber Kümpfe unb
hierauf bie Opfer ber Ntepclungen unb bev ©uil*
lotine.

SBährenb bet Neoolution waren e« nur bie
Nlaffen$ügc, welche man hierher leitete, wie fener
grauenhafte Seichenjug »on mehr al« 3000 nach
ben ©eptembertagen be« 3ahre« 1792 ; fpüter aber
leerte man hier auch bi« eigentlichen Neoolution«*
begrähnißPättett au«, welche Pch in ber Nähe "her
©uiflotfne befanben, in bem erPen Sabre be«
©chreden« auf bem grtebl)ofe ber Nlabeleine, nicht
weit »on bem heutigen @intracht«plah, feit 1794
bei ber Saniere bn Srone. Sa würben bie Sob*
ten be« griebhofe« be« ©rranci« (wo heute bie
©dhäufer ber Nue bu Nocher Pehen) in bie Ka*
tafomhen gepafft, wie bie 1300 ©eföpften be«

Kird)hof« »on 5ßtcpuöj unb bortunten fanben ftch
@t. 3uP unb Nobc«pfcrre mit Stnbve ©heitier unb
bem grüttlein ». ©oignp wieber. Santon unb 5ße*
thion »eretnigten ftch bort unten, um ßch nie mehr
ju trennen. Nlarat liegt ba jufammett mit ©har*
lotte Sorbap, ber -pJerjog »on Orleatt« jufammen
mit ber S^uieffin »on Samhaße. Nlirabeau, ben
bie Neoolution wieber au« bem Pantheon ber gro*
pen Nlüttner rip, naefcbem fte c« il;m faum atige*
wiefen, wanberte ba t)iuah in ba« große ©rab;
unb wer weip, ob nid)t in einer unbefannten ©efe
ber ©ipübel Soltaire’« ben ©cpäbel be« ©peoalier
Nol)an ©habot angrin«t — benn auch Voltaire’«
Seihe warb mit ber NoPeau’« au« bem ißanthton
entfernt, al« bie Sourbonett nach Sari« jurücf*
fehrten. 3» ber Shat, bie Katafomben würben tm*
nur mehr ba« aßgemeine Neferüoire, in welche«
Sari« feine Sobten abfühvte, wenn.pe anPngen,
ihm läpfg ju werben} unb ber lepte griebh»f/ W£‘'
d?er feine Pißen Sewoljner au« bem Sürger* unb
SroletarierPattbe hier untevbrachte, war int Sah«
1861 ber »on Saugßarb.

SnbePen, währenb biefe weifen Kammern pp)
mit Sobten füßten, hatte man P»u 1805, unter
bem etßen Kaiferreih, weihe« P<h burch feine arhi*
teftonipen Neigungen aiWjeihnete, wie ba«jweite
bamit begonnen, etwa« Drbnung in bie bort auf*
gepütteten Knohepaufen ju bringen, Pe gleich«
 
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