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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0913

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M 225.

Jl&oniurattrtsprcifl 45 Äreujer in £ejbeibera
burd) bie $ofl 57 Äreujer öierteliafjrig.

©ontttag, 24. @eptemfcer.

Ureigen 3 fr* bie ^etüjeile, bei SffuöfunftS*
ertljeilung 4 fr.

1871.

dmlairnttg put ^öuttuemcut

auf baS

Jeiitflkrster «3ountal

(65t Snprgang IV. Quartal).

Iprd« »iertelfäprlicp 57 fr. )

„ monatlich 19 fr. j mit

„ burep bie Boß 57 fr. (mit SSeßeflgebüpr).

©ie ©rpcbifion.

©elcatappifdje SHadjndjtejt.

(Berlin, 21. Sept. ©er „ßletcpSangeiger" ent-
l)ült eine Sefanntmacpung beS SReicpSÜangleramtS,
Woburcp baS Dberbergamt gu Sonn gum Dber-
Pergamte für ©lfaß*gotpringen beßeflt wirb. Sine
weitere 23efanntmacpung betreffcnb bie geßfepung

®intl)eilung ber SRcolere tn ©lfaß*gothringen
beinmmt: g}ag sgergreoier für gotprfngen mit bem
ot§e unb ben IReoierbeamten in 2Rep umfaßt baS
Departement gotptingen unb ben ©anton Saar-
Union=Srülingen j baS Sergreoier für @!faß mit
bem Sipe unb ben Sleoterbeamten in Straßburg
umfaßt bie beiben ^Departements beS ©li'aßeS auS-
fcpließltcp beS ©antonS Saar = Union = ©rülingen.
(Sine britte Sßcfanntmacpung beßintmt, baß fämrnt*
lidje ©oflegialgericpte in ©lfaß=gotprtngen am 1.
Dct. iprc SBirffamfeit beginnen foßcn.

•Stuttgart, 22. @ej>t ©er preupffcpe ©enerat
üDtiruS, welcher gunt ©ommanbanten ber württem*
pergifcpcn Uietterbrigabe ernannt würbe, pat baS
©ommanbo übernommen. — ©er König unb bie
Königin ßnb feit »orgeßern »on grtebri^ä^afen
pterper gurüdgefeprt.

SRiincpen, 22. Sept. ©aS B™g*«mm beS
KatpolifencongrejfeS in SDZfindten enthalt folgenbe
Suncte: SBtr galten feß an bem alten fatboltfcpen
©lauben, wie er in berScprift unb ©rabltion be-
jeugt iß, fowie an bem alten fatpolffcpcn ©ultuS.
Söir laßen unö als »oßberecptigte ©lieber ber fa-
tpolffcpen Ktr<pe »eher aus ber Kircpengcmclnfcpaft
noch aus ben burep ticfelbe erwacpfenben f(rcf>lid5en
unb bürgerlichen Sftecpten »erbrängen. SBir erflären
bie über uns wegen ber ©laubenStreuc »erhängten
lircplicpen ©enfuren für gegenßanbSloS unb wiß-
fütlicp. Born Stanbpunde beS im tribentinifchen
©^mbotum enthaltenen ©laubenSbehenntnißeS »er-
Werfen wir bie unter bem ^5apfie IßiuS IX. im
SBiberfprucp mit ber Kirchenlehre unb ben ®runb-
fäpen beS apoßolffcpen ©oncilS gufammengebracpten
©ogrnen, ittäbefonbere »om unfehlbaren gehramte

unb »on ber pöcpßen 3tt»iSbiction beS BapßeS.
SBir palten feß an ber alten Kircpenöerfaßung
unb »erwerfen {eben Berfucp, bie 33ifcpöfe auS ber
unmittelbaren felbßänbigen geitung ber efngelnen
| Kirchen gu »erbrängen. ©em tribentinifchen ©anon
gufolge befiehl eine göttlich gelüftete Hierarchie »on
ben Bifcpöfen, Sprieflertt unb ©iafonen. SBir be*
fennen utiö gum Brimat beö romifchen Sifchof^,
wte er auf ©runb ber @^rift »on ben Sütern unb
(Soncilten anerfaunt war. 3Bir erflären, baß ©lau-
benöfä^e nur im ©itiflange mit ber heiligen (Schrift
beftnirt werben fottnen, unb bie gel)rentfcheibungcn
eines (SoncitS in bem unmittelbaren ©laubenSbe-
wußtfein beS fatholifcheit SolfeS, in ber theologtfchen
SBiffenfchaft ftch als übereinftimmcnb mit bem ur-
fprünglidben überlieferten ©lauben ber Kirche er-
weifen müffen. 3öir wahren ber fatholifchen gaien-
weit, bem ©leruS wie ber wiffenfchaftlichen £l)eo*
Iogie bei ber gefiflellung ber ©laubenSrcgeln baS
ßtecht beö ßeugttiffeS unb ber ©tnfprache. 3Bir
erftreben eine SReform in ber Ktr^e, welche bie
heutigen ©cbrechnt unb URißbräuche tut ©elfte ber
alten Kirche heben unb bie berechtigten SBünfcpe beö
SolfeS auf SLfKtüwhme an ben firchtichen Singe*
legenheiten erfüllen würbe. Skr ber Kirche »on
Utrecht gemachte Sorwurf beö ^anfeniSmuS iji
grunbloS. ßwifhen ihr unb unS beftept fein bog*
matifeper ©egenfap. SBir poffen auf bte äöieber*
»ereintgung mit ber griecpifch^orteittalifchen unb
ber rufftfehen Kfrcpe, bereu Skentiung opne genü*
genbe Urfacpe erfolgte unb in feinem wefentlicpen
bogmatifepen Unterjchiebe begrünbet ift. 3Btr er-
warten unter SorauSfe^ung ber angeftrehten fRe-
formen unb auf bem SBege ber SBiffenfipaft unb
ber fortfepreitenben ^rijilicpen ©ultur allmählich
eine Serflänbigung mit ben übrigen (hriftlicpen
©onfeffionen, namentlich mit ben proteftantifepen
unb bifcpofltchcn Kird)en ©uglanbS unb StmertfaS.
2Bit palten bei Heranbilbung beö SleruS bie Sffege
ber SBlffenfcbaft für unentbehrlich unb wünfepen
bie SJtitwirfung ber weltlichen Dbrigfeit gur $ex-
anhilbung eines ftttlicp frommen, wiffenfcpaftlicpen
unb patriotifepen ©leruS. 3Bir »erlangen für ben
nieberen ©leruö eine würbige, gegen picrcpard)ifche I
SBitlfür gefipüpte Stellung unb »erwerfen bte wiU-
fürlicpe Serfepharfcit beö SeelforgS = ©eißlicpen.
5Btr palten jtt ben bie bürgerliche greipeit itnb bie
pnmanitäre ©ultut »erbürgcnbeit Serfaffungen un-
ferer gänber unb erflären, unferen Utegierungen im
Kampfe gegen ben im SpHabiW bogmatiftrten Ul-
traraontaniSmuS treu unb feit gut Seite gu fiepen.
3)a offettfunbig burep bie Set'uiten bie gegenwärtige

I unpeiboHe 3drüttung »erfcpulbct worben ift, ba
! biefer Drben feine SDtacptjiellung mißbraucht, um
in ber ^terarbbie, bem KleruS unb bem Seife cul*
turfeinblicpe, ßaatSgefäprltcpe unb antinationale
Senbengen gu »erbreiten unb gu nähren, unb ba er
eine falfcpe, corrumpircnbe SJtoral leprt, fo fpreepen
wfr eö als unfere Itebergeugung aus, baß geiebe,
©ebeipen unb ©intraept in ber Kird)e unb ein rlcp*
tigeS Serpältniß gur bürgerlichen ©efellfdaft erft
möglt^ iß, wenn ber gemeinfchäblicpen SBirffamfeit
biefeö DrbenS ein ©nbe gemalt wirb. 2US ©lieber
ber fatpolifcpen, burep bie »aticanifcpcn Qecrete
ttoep niept alterirten Kir^e, weiter bie Staaten
polidfdje Slncrfennutig unb öffentlichen Scpup ga-
rantirt, palten wir unfere Slttfprücpe auf alle rea-
len ©ütcr unb Seftptitel ber Kirche aufrecht.
fWüncpcn, 21. ©eptbr. 2)aS ßtebadionS=©omite:
Qoflinger, SReinfenS, Scpulte, Huber, DWaaßen,
gangen, griebriep.

— QaS Ißrogramm ber Seratpung für ben
©ongreß ber Sllfatpolifen würbe unter Seigiepung
unb ßußimmung Qbßinger’S feßgeßcUt; gelterer
wirb an ben ffieratpungen tpcilnepmen.

— 3n ber niept öffentlichen beratpenben Sers
fammlung ftnb circa 500 Selegirte »on bebeutenb-
ßen ßtamen anwefenb. DberßaatSanwalt 3Bolf,
Sorßanb beS Stüncpencr 2fctionS=SomiteS, eroffnete
bie ©ipung mit einer furgen Slnfpra^e, übergibt
baS ©prenpräßbium bem Srofeffor Scpulte (Srag),
baS ©prenoiccpräftbfum an ®r. ». Sötttbf^db
(Heibelberg) unb 2)r. Keller (fßationalratp »on
2tarauj, baS Secretariat an 35r. Scpwider »on
Ofen, 5)r. Stumpf (Soblenj) unb SlppeHratp
SBulffen (Ißaffau). Ißrof. o. Scpulte tritt baS
Ißräßbium mit ber ©rläuierung beS StanbpunfteS
ber ©ewegttng an, bementirt bie in ber fPveffc er*
fepienenen unrichtigen Programme, fpecieü baS in
SBiener Slättern »eroffentlicpte, baS angeblich »om
Sßeltpriefter 3lnton als baS fetnfge aufgeßeüt wor*
ben fei. ^Referenten ftnb bie Srofefforen Hul>et
unb IReinfenS. ©rßerer beginnt fein Dtefcrat über
baS Srogramm. ©r »erließ bte eingelnen Slrtifef
beS Programms unb erläutert biefelben fapweife.
Ißrof. ». 5)5Hinger, bei beffen Sluftreten ftd) bie
Serfammlung unter lebpafteßer SeifaHSbegeugung
erpebt, gibt über baS SBcfen ber Kirche »on Üt-
retpt ein ptßorifcpe ©rläuterung. ßlacpbem er ge-
fproepen, erflärte ßcp S^of. »• Scpulte »erpßicptet,
SDollinger, als bem geißigett Urheber ber pßiept-
mäßigen Qppoßtion, für fein ßaubpafteS SCSirfen
feinen ©anf auSgufprecpen, unb forbert bie Ser*
fammlung auf, biefer Slnerfennung SluSbrucf gu

Dr. Äarl Sittel

©in kaepruf oon ipeof. Dr. §olpmann.

OÄuö ber ^3rot. $irc(j<;R$tg.)

(gortfepung.)

SÖaS biefen »ott ben Steißen ber ©enannten |
wderßpieb, unb waS man fogar in fonß woplwol= j
lenben Keifen unferem entfcplafenen greunbe lange j
dis eine unberechtigte ©igentpümlicpfeit »erbaept f
7^' S.ftt„ füne politifcpe üBirffamfeit, namentlidl |
feine £hätigfe{t |n ber Pnbiicpen Kammer, worin ;
er fett 1842 gnerß ben Segirf ©ttenpeim, bann '
bie Stabt ©Urta(p »ertrat. ©aß ein Pfarrer j
ßcp in folcpe Hänbel mtfepe, ßanb gu fepr in 3Bis :
berfpruep mit ben perrfepenben Slnfcpauungcn unb ;
langfäprigem Herfommen. 3pn mit bem fatpoli= ;
fepen Sed unb bem fircplicp giemlicp inbifferenten :
SSaffermanu, gu welchen beiben er ßcp befon* ;
berS pingegogen füplte, Hanb in Hattb 8c^en äu S
fepen, fepien »erwunberlid). Unb boep War eS ge-
tabe biefe Seite feines SÜBirfenS, welche feinen ßta= ’
wen guerß in weiteren Kreifen ©eutfcplanbS be= \
^tnnt unb befonberS aud) bie gefinnungSöerwanbten i
greunbe in Serlin auf iptt uufmerffam machte.!
Jtamcntlicp pat feine befannte ßRotion über ®e*
WijfenSfreipeit bamalS eine waprpaft burcpfcplagenbe
«ttb günbenbe SJtrfung auSgeübt. Sie wirb im-
wer ©po^e machen in ber politifcpen unb fircplü

epen ©efeptepte beS neueren 2kutfd)lanbS. 3ept
ßnb bie öon ipm »erfochtenen ©runbfäpe ber H«upt*
faepe nads anerfannt, unb ipre ©eltung iß eine
minbeßenS (peoretifd) unbeßrittene. ®amalS gepörte
gerabegu bebeutenber SRutp bagu, fte gu »ertreten,
gumal ba eS niept feplte an fepr bebenflicpen ®ro-
pungen, womit höheren DrtS bie reine Uebergeu*
gung unb mannpafte ©prenpaftigfeit beS unlieb-
fam geworbenen Pfarrers gu erfepüttern »erfu^t
worben iß. 2lußer biefer feiner ßJtotion für ©lau-
bcnSfreipeit pat er (1848) noep eine gweite für
©rrieptung einer gemeinfamen, alfo confeßionell
gemifepten Dberfcpulbepörbe geßellt, bie aber »on
bett unmittelbar barauf folgenben Stürmen ber
SReoolutionSfapre gugebedt unb in Sergeffenpeit be*
graben worben iß. ßticptSbeßoweniger pat er bie
Serwirflicpung auep biefeS ©cbanfenS noep erlebt
(1863.)

3m grüpfapre 1848 gerßel bie lieberale gartet
ber babffepen Kammer in eine gemäßigte unb eine
rabfeale graction. ©ie Serpaftung gidlerS burep
fDtatpp bilbete nur baS in Silier Dpren fepaßenbe
Signal ber inneren Spaltung. 3ittel ßanb »on
Slnfang an mit größter ©ntfepiebenpeft auf ber
Seite ber SRatppunbSaffermann gegen Hd*
fer unb feine ©enoffen. @S beginnt überhaupt
mit biefem Sap«/ toelcpeS ipn gugleicp auch an bie
gweite Ißfarrei gu St. ißeter unb. Ißroöibeng in

i Hci^lÜE^fl/ außerbem aber au^ als Sertreter beS
Stabt= unb ganbbegirfeS KarlSrupe in baS beutfepe
Barlament naep granffurt füprfe, eine neue Se-
riobe feines gebenS. üRan fanu niept fagen, baß
er mit überfcpwänglicpen H°ffttwn8en f« biefelbe
eingetreten fei. ©let^ bie ßfaepri^t »on ber ge-
bruarreöolutton pat ipn niept in bem 3Raße freus
) big erregt wie üiele Slitbere feiner fonß gleidj ge-
| ßnnten ©oHegcn. @r »ermoepte überhaupt ni^t,
; an ein ploplicp »om Himmel faüenbeS ©lud gu
| glauben, wie er auep ©enfenigen, bie foIcpeS, wenn
f eS niept »om Himmel faßen wiß, bafür gewaltfam
\ auS ber ©rbe ßampfen gu fonnen meinen, fobalb
1 ße nur mit gehörigem ÜRacpbrud auftreten, feit je-
| nen ©agen mit ßeigenbem ßRfßtrauen begegnete,
t @S ping bieö mit einem ©runbgug feines SBefenS
| gufammen, auf welchen wir fpätcr noep einmal gu-
rüdfommen müffen.

i 3c mepr eS im Sommer beS eerpängnißöoflen
! SaprcS ben Schein gewann, als foßte in ©eutfep;
lanb SlfleS frieblicp peranreifen unb auf bem SBege
parlamentarifcpcr Serpanblungen georbnet unb ge-
fcplicptet werben, WaS in grantreiep unter bem ©on-
ner unb 331ip unaufpörlicp ßd) erneuernber Stra*
ßenfdlacpten in’S geben trat, beßo geßcperter fepien
bie Safuafl fceö neugewonnenen beutfepen Bater-
lanbeS, unb aucp3iilel iß wenigßenS niept opne
3u»erß^t unb ©lauben an baS in SCngriff genom-
 
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