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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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Heidelberger Journal

M 206.

JCI>omifratnt«pt:ri> 45 ßreus« in ^»eibrtbet«
imä) bie ?o(l 57 Jtmijet »ierteljägttg.

©amftag, 2. ©eptemfcer.

HB3Cißtn 3 fr» bie ^etitjeile, bet SluäfunfW*
er Teilung 4 fr.

1871.

Aufforderung.

21m SaljreStage beS großen Sieges bet 35eut-
fdjen bei ©eban am 2. Scptcmbet* werben wir
unfere öffentlichen ©cbäube beflaggen unb erlauben
uns bie l)ieftgen ©inwoljnct aufpforberit, ein ©lei*
<he8 auch an ißren Raufern p tljun.

^eibelberg, ben 31. 2tuguß 1871.

35er ©emcinberatfj.

© dj a a f.

XeltQvatäifäe Ulacfjridjtett.

2>armßabt, 31. SSug. |)eute früh enttub ßdj

x £rsHu^r?*^afct ftn furchtbares ©ewitter, wobei
Oer 231 tg in bie ©aSfabrif eitifc^lug unb mehrere
Berfonen iobtete. SDer SDa^flix^l beS ©ebäubeS
unb baS Sheer|auS brannten ab. 35a8 ©ewitter
wahrte ()fer unb in ber Umgegeitb fünf ©tunben.

©umbtnnen, 31. Slug. 3,, t,em 25otfe <Sgi-
machen (Kreis 479 ©inwohner) finb bis lefet
79 ©ijolerafäße oorgefommen, wooon 46 einen töbt*
liefen 2lu$gang nannten. 35 ie Regierung l;at bie
auSgebehntcßen BorßdßSmaßregeln getroffen.

Sern, 30. 2luguß. 3?ad)bem ber BunbeSratß
Bapuu’S greilaffung auf gefiern angeorbnet, faßS
»oßftäubige Bewetfe feiner ©d)ulb niti&t eingetrof*
fen, hflt bie franpßfche Begierung tf)r SlnSliefer*
ungSbegebren ptnefgepgen, oorgeblicf) um feinen
©onßict jwifchen bem BunbeSratfj unb ber genfer
Begierung p oetanlaffen.

Sßarig, 30. 2lug. ©raf 2lrnim batte gefiern
bereits eine längere Unterrebung mit bem gtnanp
üRinißer. 2)te Dßbal)n=35ireftton oerweigert bie
Annahme oon gcac&tgütent wegen be$ ibr Seitens
beS Dccupation3=2lrmee=<5ommanbo’S für Slnfang
(September angefagten BücftranoporteS beutf^er
Struppen.

«pariS, 31. Slug. Heber ben wahrfdjeinlfchen
ffierlauf ber heutige« ©Ifcung ftnb bie 2lnßd)ten
febr oerfebieben, boeb ftnb bie SRefßeit öberjeugt,
öaß ber intrag Bitet mit großer ÜRajorität ange*
nommen werben wirb, ba bemfelben nur bie au*
ßerße Sinfe unb bie außerße Bed)te entgegen ßnb. ;
Bon gewiffer ©eite gibt man ß<h, jeboeb oorauSs j
ßd)tlt<h erfolglos, »tele Blöße, bie Sinfe p bewe* •
gen, ibr SOianbat nieberptegen. Briefen aus Ber* \
fatfleS pfolge beabßcßtfgte bie SRajoritat feiiteSwegS \
Oon ber ibr perfannten conßituirenben ©cwaltr

©ebtaud) p machen, um bte Blottarchk p pro-
clamiren ober in anberer 2Betfe baS Utbcreinfom*
men öott Bovbeaur p perlenen.

— 2lm @d)luß ber gefirigen ©ißung ber Ba*
tionalüerfammlung bepontrte Ouinet im Barnen
mehrerer 35eputirten einen Slntrng, welker bie
2lußöfung ber Bationaloerfammlung oerlangt. —
35er „©kcle" unb bie rabicalen 3ournale tabeln
bie Begierung, baß ße in Betreff beS crßen 2lb*
faßeS, weldjer ber Bationaloerfammlung bie con*
fittuirenbe ©ewalt einräumt, nachgegeben b>at>cj
baS „3ourn. beS 35eb." unb bte übrigen Begier*
ungSorgane brüefen ihre Befrkbfgtcng ans.

fficrfaißcS, 30. Slug, ©ibutig ber Bational*
oerfammluttg. Bitet pigt an, baß bie ©ommiffion
baS 2lmenbement 3)ufaure angenommen habe. 35u*
faure erflärt hierauf, baß bie '.Regierung bem fo
amenbirten 2lntrag, wie er im Bericht Bitet ent*
halten, ihre 3uf*immun0 gebe. 35ie ©eneralbe*
batte wirb hierauf befdjloffeit. aSerfcbtebene 2lmeu-
bementS nnb ©egenanträge werben prüdgepgcit.
35aS Slraenbement ^aScal 35ubrat’S, welches baS
fRe^t ber iRationaloerfammlnng, ftd) als ©onfti-
tuante p erflärett, befämpft, wirb oerworfett.
©ambeita ergreift hierauf baS SBort unb befämpft
ben erfien tparagraphen ber (Sinleitung, welcher
bie conflituirenbe ©cwalt ber tRationalöevfammlung
proclamfrt. @r fagt, biefe Seftätigung fei uttnüb,
unpolitifd) unb oerwegen. Senott b’2lp unterfingt
ben S{5aragrapbeu, weither mit 433 gegen 227
Stimmen angenommen wirb.

— 35fe Slnttabme beS ©ontmifffonSoorf^lagS
pm Antrag fRioet mit 35ufaure’S 2lmenbement ifl
fitber. 35er SSorfd)lag ©hoifeul’S faßt weg, natbbem
bie Kammer befdfloffen, fiel) einen confiitufrenben
©barafter beiplcgen.

B. C. dürfen tair fonfeffiaiteUe tpolitif

treiben ? 1

©in äßort an bie Stationen - Conferoatioen. ,

3n ben Kämpfen unfereS 8anbeS, welche fett
1866 bie Köpfe unb bte ©emütber erfüllten, bil= '
bete fttb auf ber ©runblage einer flrengglaubigen
prote^antifdfen fRicbtung eine eigentümliche fßar*
tetgruppe: bie 5Rational=©onferoatioen. ©Siflftbwer
oon ber auSfcbließiicben ^errftbaft eines religiofen
SefenntniffeS, in einer gemiftbten Seoölferung oon
oorwiegenb moberner 2luffaffung ber ffierbälintffe
beö Sehens, p einer richtigen, b. f). nach aßen
©eiten gerechten unb förberlichen Sehanblung ber
2lufgaben beS Staates p gelangen. 2)ie ©efabt
liegt febr nahe, baß matt in bie ©nge einer oer-

j urtl)eilsooßen, wenn auch oott ernjler ßieligiofttät
bur^brungenen Betrachtung ber SRenfchen unb bet
35inge hineingetrichen wirb. 3n biefem gaße ocr«
flridt man ftd) itt eine unenblicbe fReihenfolge frueöt*
lofer Kämpfe. 35tefe tragen, getreu ihrem religiös
fett, oft auch nur tbeoiogi|d}cm Urfpruitge, ben
©harafter Ijcftffler ©rbitterung unb Werben mit
größter 3ühigfr*i gleichfam als eine ©lauhenSfa^e
fortgeführt.

•üRatt fettttl aße biefe ©rfcheiuungen aus mu*
ßergiltigen ©rfahrnugen, bie wir fett mehr als
einem 3al)rjehni an ben Beflretmngen ber !atljo-
li|cb=fiv(hlid)en berllltramontanen, gemacht

haben. 35k Hn f eblharf eitS1 e 1)r e bat his*
fer B«rtei noch ben lebten Diefi ftaatlicben ©ba-
rafterS genommen. @te fleht unS fünftig, feparf
ausgeprägt, als eine lebiglid) fefuitifch’prieflerlkhe
fRichtung gegenüber. SBit hu^n aße Ürfacbe oor
ihren Seilern auf ber $ut P fein, wie man ßch
mit oorftchiigem Singe oor einem burd) auSlänbi»
fd)en Befehl in hlinber Hnterwürfigfeft gehaltenen
©egtter p hüten b«t* gührer ber proteflan*
tifch-conferoatioen Bartel werben eS nicht leugnen,
foferne fie einen anfrichtigett SRücfhlicf auf bie leh-
ten Sabre werfen, baß auch fk unb ihre greunbe
einen S£beil ber uttgnnßigen ©rfahrungen machen
mußten, wcld;e bie confeffionelle 8ebenSricb-
tung ißren Befennern in flaatlfdjen 35fngen auf-
nöthigte. @ie hatten baS größte nnb 2lßeS 2lns
bere hehcrrfd)enbe Streben — bie nationale Boli*
til — mit ben Siheralen gemein, fte wußten, baß
nur bie geeinigte Kraft ber nationalliheralen B«r-
iel unfer Sanb währenb ber f^wierigen ©poche
oon 1866—70 oor ben fchäbigenbett Bebrängnif*
fen ber preußenfeinblichenUUramontanen bewahren
fonnte — unb bennod) glaubten ße oft ihrem con*
feffioncß^confcroatioen Br°grammc f'«e @eifen-
Peilung fchulbig ju feitt, welche flc oon unS ent*
fernte unb ben Ultvamontanen bte Hoffnung er*
regt*, itt ben proteflantißben ©trenggläubigen Bun*
beSgenoffett p ßnben. 35ie großen ©chiiffale ber
füngflen Bcvgangcnl)ett haben ÜRancheS geflart,
Srrthümer befeittgt, falfcheS 3Rißtranen als fd)äb-
li^ erwiefett. ©ine proießaittifche unb pgleidj con*
feroatioe Bartei muß ftd) fern halten oon einer
SRidjtung, wie bie uttramontane, welche bie rabi*
calfle ifl unter 2lßen, welche ben Staat, fm@eifle
ber 2lußehnnng, befehlen- Bi^t feroile 35emuth
oor ben Btachthabern, aber ©Ijretbietung oor
ben £5rbnttngen beS Staates unb feinen ©efefcen
jiemt bem d)tißlich frommen ÜRantt.

3e mehr man aher bie Bßegr brr religiofen

Ser cvförper.H-iuljtmht.

(gortfefeung.)

— „3<h erwarte oon 3h™* ®anfharfeit, 8opa*
lität unb Klugheit, meine Siebe, nur baS, baß ©ie
bie anerfannten Borjüge beS jungen 35uiSbcrg oor
Beßa in baS gehörige Sicht fefcen, ihr mit SBärme
oon ihm fprechen unb bem Burfchett bie ©clegcn*
betten nicht oerfümmern, mit Beßa hie unb ba
aflein p fein, ße auf Spaziergängen unb brgl. p
begleiten unb ßtdj ihr in einer Sßeife p nähern,
Welche eine rafchere Serßänbignng herbeiführt,"
fagte ber ScgationSrath fcheinhar unbefangen, widj
aber hoch bem falten ßedtenben Bllcf oon ©nge*
nienS forf^enben grauen 2lugen aus.

„3<h werbe in biefer ^jinßcht tlpn, was Saft I
«nb Slnflattb erlauben," erwieberte baS gräuleitt ]
ruhig, ba man eine Antwort p erwarten fehlen, j

— „©8 foß auch 3ht ©djabe nicht fein, ©w= ]
genie," fuhr $err ö. ^)irf^felbt mit einer ein* !
fchmeidjelnben Biegung ber ©timme fort. „Sie I
Werben nicht nur m i ch feh* »erbinben, fonbern ich
fann 3bnen auch mit Beßimmtheit bie HuSßtchf er^ ;
öffnen, baß ©ie aße Bortheik 3heer gegenwärti* j
gen ©teßung fortgenießen foüen. <£>err 0. 35nfS- f
berg wirb etfennilich fein., bgrauf mögen Sie ßd)
oerlaffen. 2ßenn eS 3bnen nic^t mehr genehm fein
fotltc, hei bem jungen Baarc p leben, fo foß 3h>w«

ein ßifler behaglicher Buhcßh gefdjaffen unb eine / Brootitj ©., feine SRufter eine Baronin gaßing,
IRente creirt werben, weldje in Berbinbung mit ? bie erß oor einigen 3al?ren ßarb."

3hremn@ehalt als ©tiftsbamc 3htten bie angenchmfte | „Bertha 0. gafling, bie Sochter beS ©eneral*
Hnahhängigfeit ßchern. ©inb ©ie bamit pfrieben, j majorS in ©.?" fragte ©ugenic ganj unbefangen,
©ugenie?" | — „3<h weiß in ber £ßat nicht, ob ße Bertha

„Unb iß bieß 2lßeS, Baron?" f aber eine Sodfter jenes ©eneralmajorS mag

— „3a, meine Siebe, baS iß 2tße8, waS wir | »»hl gtwefen fein," erwieberte |)err 0. $trf<b*
oerlangen, b. h- um was ich ©te bitten möchte I mH einer Buhe, als ob er ßch niemals uttt
liebe ©ugenie," oerfekte er mit jüßlichem Sone, i fciefc *PerfBnlij^*eften gefümmert habe. „3^ war
„Sie wißen, baß ich 3b«?« »o« #erSen wohl wiß, j " Mjeren Seiten mit bem Bater beS Bremfer*
unb ©ie mögen mir glauben, baß ich mit 3h><en i kptenantö hefrennbet, wir hatten mit einanber in

nobh einen Blan habe, in weldjen td) ©ie
fpäter etnweihen werbe, wenn ich mir erß 3ßr j
Bertrauen wieber gewonnen haben werbe, meine j
liebe thenre ©ug ..." \

„Bitte nochmals, nicht biefen Son, Baron! blei* |
ben wir bei ber Sache!" fiel ihm gräulein o.2ln=f
gerßein falt in’S SBort unb ßanb auf. ,,3d) wünfehte j
nun auch einige gragen an ©ie p tbun, |)evr 8e= \
gationSrath, oon beren Beantwortung ich meine!
3ußtmmung ober mein ©tngehen auf 3hr 2lnßn* ‘
nen abhängig machen muß. 3ß biefer präfumttoe
Bewerber, biefer |)crr 0. 35uiSberg, oongamilie?"

— „Bon 2lbel, mtinen Sie? 3«, er iß oon
2tbrl, wenn auch nicht oon ßiftSfähfgem," entgeg*
nete f)ert 0. ^)trfchfelbt mit unerfdjfttkrlichem
©leicbmntlje. „Sein Bater war Sanbrath in ber

©öttingen unb |)afle ßubirt, pr felben Seit wie
ber felige SDoftor ^aßn 5 bat)er unfere Befanntfchaft!
©pater hat unS baS ©chkffat etwas auSeinanber
gebracht, unb fo bin id) auch «öer feine |)eirath
ni^t genauer inßruirt."

„Unb jener junge ^err 0. 35uiSberg, jener |)u-
farenoffijier, iß weiß in guten Berhältniffen, |)etc
SegationSrath?" fragte graulein 0. Bngerßein ge*
laffen.

— „@r hat baS 80b eines fehr braoen Dffi*
jierS unb rangirien Burfchen!" '

„2lber wohl fein Bermögen, nicht Wahr?"

„SebenfaßS bürfte fein Bermögen nicht hebe«*
tenb fein," oerfegte bet SegationSrath adffelpcfenb,
„benn fein Bater war meines BJiffenS nicht begfis.
tert. 2lber ber felige £)afjn war bem alten 35uiS*
berg nicht nur anS alten Belten ^ergti^ pgetha«
 
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