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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0761

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M 187.

45 Ärrujer in £tibtI6trn
(mtd) tiie pofi 57 äkuj« »icrtctiä^rig.

^rettctg, 11. Kugttft.

^njcfgtn 3 fr, bie 6ei Suöfunftö-»

crrtjeilung 4 fr.

1871.

’öür Me SRonate «uguß u. Seßtcmbtr werben
Stellungen auf bad §cibelbcrgcr 30Utr*al 'u*
audwärtd bei beit betreßenben Spofianfialten, un
gier bet ber (gypebitton unb ben Stägern entgegen*

genommen.

Vreid für M« mlt &*&8wIo*n l8 V'

„ burd) ble^ojl

" 2,ie ßjpebttum.

Selcgrapfjiföe (Nachrichten.

ein Telegramm, burd) wcldjed ber frattjöfifcCje ©om-
ntißär in Sompi^gne ber [Regierung anjeigt, baß
bte beutfeben ®el)örben ben Befehl erbaltcn haben,
Sroged p räumen.

Sonöun, 8. Slug. 33ad Unterband bat bie
58aUotbttl nach erregter ^Debatte in britter Sefung
angenommen.

— 3m Unterband erflärte ©labßone, baf; bie
Vertagung bed [Parlaments nicht erfolgen bürfte,
beoor bad Oberhand binreftbenbe Seit gehabt, bie
Baflotbill burdjpberatgen.

äRiittdjen, 9. Slug. ©egen plo^Tid^en Unwohl*
feittd bedKönfgd unterbleibt bie Steife beßelbtnpr
Begrüßung bed beutfeben Kaiferd.

©er jatfled, 8. Slug, Sigung bed Ärfegdgeridjtd.
äRegrere Vertgeibiger führen neuerbingd bie 3n-
competenj bed ©ericgtgofcd aud; berfelbe erllärt
}ebo^ no^mat«, fle aufrecht p erhalten. getre
»erweigert, auf bfc an tbn gejieflten grage p aut*
WOttdn, unb laugnet, baß ber Befegl pr Slnpn*
bung bed genanprinifkrtum« oon ihm berrüßre. —
Sn ber [Rattonalöerfammlung beantragte bie 3ni*
tiatiocommißion bie [Ricßtinbetracbtnaßme bed Sin*
traged 33agirel auf Vorbereitung cined Verfaßungd*
entwurfed. 33er bureb Vereinbarung jmifeßen 9te-
gierung unb ©otnmtfßon abgeänberte ©efegentwurf
über bie burd) bie 3noafton nerurfad)ten Schüben
Würbe angenommen. 3)ie Verammlnng fegt bann
bie Beratung über bad 33epartementalgefeg fort. ,
33er Slrtifel, welcher bad SSräftbium ber 33epartc= j
wentaloertretungen bem älteflen SRttgliebe berfelbett j
überträgt, würbe mit 404 gegen 202 Stimmen ge* ‘
ncljmigt.

— 3m weiteren Verlauf ber heutigen Sigung
bed Kriegdgericßtd würbe eine [Reibe non 3eugen
über bie ©rmorbung ber ©eifjeln oernommen. 33ie
Sludfaqen ber Sengen enthielten audfcbliefjUcb S3e-
fannted. Um 6 Uhr würbe bie ©igung gefdjloffen ;
bte nädjfte finbet morgen ftatt.

qjaris, 8. Slug, ©d beißt, ber ginanpifnißer,
meteber beabftebtigt bie britte halbe äRfflfarbc am
25. b. HR. p jaglen, habe mit bem ©cneral bon
SRauteuffel eine Vereinbarung beratßcn, nach wcl*
eher bie beutfeben ©ommanbanten ber auf bem
rechten Setnc=Ufer gelegenen parifer gortd bereitd
febon jegt mit ber [Räumung bed bafelbji befinb*
lid) Kriegsmaterials beginnen follcn. ©eneral o.
SRanteußel hat bie falf. ©euebmigung p biefem j
IHbfommen borbehalten.

— 9. Slug. 33ad „Soutn. off." pcrößentKdjt

(Preußen unb bie Vifrfjöfe-

fSlud Vabcn.] Macte nova virtute! So
hat in ber legten Seit wohl üRancber -£)errn bon
SRüljler in ber ©title pgerufen. @d gibt wirf-
lieh nfdjtd [Richtigeres äld ben ©runbfag, weichen
bte preußifdje [Regierung neuerbingd wieberholt mit
allem (Racijbrucf audgefprochen bat: fub ben Hrd)*
lidjett Varteien, ihren ©treitigfeiten unb ihren Sltt*
fprücben gegenüber auf ben rein ftaatdrecbtlicben
©eftcgtdpunft p ßetlen; unb cd iß nur p wün*
fdjett, baß alle ©onfeguenjen biefcd ©tunbfaged
fireng unb boU gejogen werben, gür manche bon
ben Slufgaben, um bie ed fid) hier hanbelt, bietet
unfer fieined babifchcd 8anb, wcl<hed ja überhaupt
in ben legten 12 Sagren nicht ogne [Rügen ald
politifebed Verfucgdfetb gebient gat, einen belehren*
ben Vorgang. 2Bili ber ©taat, welcger ben Ätrdjen
für ihre Slngelegengeiten freie |)anb läßt, für bie
(einigen eben|o freie $anb gaben, fo muß er feine
Slngcgbrigcn in igren bürgerlichen [Rechten unb Ver*
hältniffen bon ber Kirche unabhängig machen.
33araud folgt j. S3. bie Slufßtnung bon hürger*
lid)en Stanbedbeamtcn unb bie obligatorifcbe ßibil*
ege. 33ie obligatorifcbe} benn wenn bie @ge
ald bürgcrlidjed 3nflitut unter ber ©»feggebung bed
©taated ftegt, fo muß aueg bie ©gefdjließung bov
ber @taafdbegbrbe oofljogen werben; bad Voll muß
ed mißen, baß nur btejenige (St}e bom ©taate an-
erfannt wirb, bie oor feinem SSeamten gefcploßen
Wirb, baß über bie rechtlichen golgen ber ©ge nur
feine ©efege entfcgeibcti, baß ber Untcrfcgteb jwi*
feiert lirchlicg eingefegneten unb blöd bürgerlich
getrauten ©ben für ben Staat nicht epiftirt, baß
bem ©etßiichen ald folgern hei feinem bon ben
Sitten, welche bie ©ge als ßaatlicged unb recht*
Itcged Snflitut betreffen, ein [Recgt ber SRitwirfung
ober ber ©infpradje pflegt. 3« Vaben hnt matt
bied erfannt unb öor einigen Sabven bie ©iöitege
ald aUgemelngültig mnb ald unerläßliche Vcbingung
ber fird)lid)ett Trauung efngcfnbrt. Slld bi? Sache

tm ©erf war, fpieen bie Kletifalen geuer u. glam*
men; ße weljfagten ben Untergang ber [Religion,
ben Verfall bed gamilienlefccnd, bie unerträglichfle
Vcbrüdung ber ©ewiffen. Vorßcgtige ^Solitifcr
jweifelten, oh bad ©agniß nicht ju groß fei; felbjl
bie [Regierung fegiett einen Slugenblid ju fdfwanfen.
Slber bie ©efege würben gegeben unb bie ©adle
lief fo glatt ab, baß faum irgenbwo ber fegwaege
Verlud) eined ©ibcrßanbed gemacht würbe; unb
nach wenigen SRonaten gatte ßcg bie neue @in-
ridßung fo oollßänbig bei und eingebürgert, baß
fein Vienicb megr baoon fprach, weil ße ald etwad
gattj fclbßoerftänbliched erfegien. Sli^t attberd ging
eß aud) bei einer noch Diel wichtigeren grage, ber
über bte ©cgule. 3« Vaben gat ber Staat bie
Slufßcht über bte Schule, auch über bie Volfdfdjule,
in feine eigene |)anb genommen. Staatliche Scgul*
infpeftoren würben aufgeßeUt, bie lofale Schul*
aufßcgt einem Ortdfcgulvatb übertragen, in bem
aber bie ©eißlicgfeit ber oerf^febenen Sonfefßonen
gleichfalls oertreten fein foHte. ^)ier war ber ©lber-
ftaub ber Ultramontanen nod) biel leibenfd)aftlicher,
ald bei ber grage über bie Stoilebe. Slld «Ke
SRiitel flecifaler Sßolemif bad neue Sdjulgefeg bet
ben Stäuben fo wenig, wie in ber öffentlichen 3Ret»
nung, ju galt brachten, madjte man noch ben Ver*
fueb, ed babureg ju oereitcln, baß bie ©eißlicgfeit
für feine Sludfügrung igre SRitwirfung oerfagte.
33er ©rjbffchof oon gretburg oerbot feinen Unter*
gebenen, itt ben Drtdfcgulratg einjutreten; cd gffße
Vßicht nttb ©ewißen oerlegett, bad 3'itereße ber
Äir^e oevratgen, wenn igre 33iener baju mitgelfen
würben, baß bie religiondtofe Schule $u Stanbe
fornme. Slber bad Volf ließ ftch ni^t irre machen,
bie [Regierung ßd) nicht etnfd)üd)tern: bad ©efeg
trat in’d Seben, bie fatgotif4e ©eißlidfeit blieb
ben Drtdfchulrätgen fern, unb ber ©rfolg war, baß
bie Sd)ulen ogtte igre SRifwirfnng ofel beßer ge*
biegen, ald oorger unter igrer Sldeingerrfdaft. 3egt
hnt bfc erjbifcg&fKicge Äurle igre ©ewißendbebenfttt
bei ©eite gefegt unb bem Älerud ben ©intritt in
bie Drtdfdjulrätge befohlen, bnreh ben er oor eini*
gen Sagten, wie bantald üerßebert würbe, fein fa-
tgoltfched ©ewtßen oeilegt unb fein getltged Slmt
entweigt gälte. Slucg bie ©ommunalfcgule würbe
in’d Sehen'gerufen; Wenn auch nur in ber milbett
gorm, baß bett fonfefßonellen Scgnlgemeinben igre
Vereinigung überlaßen unb ben polltifcben ©emetn*
ben, wenn fie eine interfonfefftonefle ©cgule gaben,
bte Verpßicgtung pr ©rridjtung oon ©onfcfßond*
fdjulen ahgenommen würbe. 33ie hebeutenbßcn unb
intedigenteßen Stabte, aber auch manche fteinere

gprsetn.

(gortfefeung).

Unb ed fommt 3i)nen wirflicg nidjt ber ©c*
banfe, baß Sie ßd) baburd) crß tedt unglüdliß)
unb elenb mad)en, weil bad SRäbcl bod) nun ein*
mal ohne Sie nidjt leben fann? D, 3bt Shoren
Pon Wännetn, bie 3fl* in bem ©agne ßegt, ©ure
©eidgeit genügC> um einem grauenherjen bie Sc*
ligfeit p otrfegaffen. SRun, gegen Sie meytetwe*
gen unb troßen Sic ßd) mit bem ©ebanfen, baß
Sie ein treue« 5Dtäbd)cngerj gebrochen gaben unb
bad Sertain nun wieber frei iß für folcgc Vewer*
ber, bie weniger Vetßanb, aber btßo megr $)trj
gaben, ald Sie!"

Unb mit einer unfagbar üetäcgtli^en SRiene
bad Köpfdjcn in ben [Radien prücfwerfenb, fegritt
ße ßotj ginoud unb warf bie Sgfir feadjenb gin*
ift ßcg ind Schloß.

©e uer ßanb eine ÜRtnute lang wie octfcugt
«uf ber ScgweUe. 33ie energlfd)en ©orte ber jun*
fie« 33ame gatten ih« eiflenfgümlid) terügrt. ©t
fdjutteltc megrmald tief nacgßnnenb ben Kopf, wie
Semanb, ber in feinem©ntfcglußc wanfenb gewor*
ben iß. cj,nnn ,uc{te cr fcie Schultern unb begab
fid) in bnö ©omptolr ptütf. modjtc ed Jcg
«td)t Oerbrgifn, bn^ tx f(lnt Vebenfen ein wenig
«uf bie Spfge getrieben gäbe. 5Racg SOem, wad

er fag unb görte, fennte er nur attnegmen, baß
feine Verbinbung mit ©mmg niegt bloß oon ben
©Kern bed URätcgend, fonbern auch »on allen üb*
rigen Verwanbten ber gamflie gewünfgt unb gut*
gegeißen würbe. 33cnnocg blieb ber ©ntfdjluß, ben
er nach reißieger Ueberlegung gefaßt gatte, in fei*
ner ooHen Kraft. 2Mcfer ©ntfdsluß war feiner
tnnerfien Ueberjeugung entfprungen unb fo groß ?
feine Siebe auch war, wolitt er ßd) boeß baburd) .
niegt p etwad ginreißen laßen, wad cr ald eine
Schwäche betrachten mußte. Sein Stolj litt ed I
niegt, 3fmanb anberm feilt ©lücf p oerbanfen ald
ftd) felbß, nttb fd)cn ber ©ebanfe, man fönne igm
in tiefer ^)itiß(ht einmal etwad gegen feine ©gre *
na^rtben, war geeignet, feine Stritte p befehlen* :
nigen. s

©r Wrlcb im ©ompfoir jwei Vrfcfe, einen an
©mmg, ben anbern an ©roffer. 3« bem legieren
fegte er bem Vdnjipal audeinanbev, baß Verhält*
tttße ign notgigten, eine [Reife p unternehmen,
bie er in ber Vorautffegung, ber Vanficr werbe
igm einen mcgrwöcgfntlicgcn Urlaub nidjt oorent*
galten, noch heute antreten wolle. ©r gfng gier*
bei oon ber Slnftcbt aud, baß Ottilie bem Vater
bie Urfacge feiner ©titfernung audtinanbrrfegen unb
tiefer feinem Beginnen megr ©erechtigfeit wiber*
fngren laßen werbe, (längeren 3i'galtd war ber
Brief an ©mmg. 3n ber btrcbleßtn ©eife jcgil*

berte er igr bie 3nnigfeit unb Stärfe feiner Siebe
unb Wie nur ber ©ebanfe an igr ©lücf ign be-
ßimrne, igre befeligenbe [Rahe p ßiegen. ©r oer*
geglie igr bie greube niegt, bie er empfunben, ald
er fte nach fo langet Seit ber Trennung in unoer*
änberter Sdjongeit unb grifdje wieber gefunben,
wie igr Bilb ßetd bie oerworrenen [Regungen fei«
ner Seele burcgbligt, bid igm pm Haren Bewußt*
fein gefommen, baß nur ße ber©ngel fei, an bef*
fen Seite er bad Sehen oon ber fdwnßen Seite
außaßen fönne. 33ann nagm er herßiehen Slhfchieb
oon igr unb fegloß mit ber Verßcgcrung, baß ed
bie rcinße greube für ign fein Wttbe, ße über futj
ober lang an ber Seite eined igr ebenbürtigen unb
it;rer würtigen ©atten wieberpßnben. ©leicbwol)!
fdjöttelte er einige 3Ra!e ben Kopf, ald et ben
Brief oon [Reuem burctlad, unb ßarrte eine 5DU*
nute lang ßnnenb oor ftch bin, ald fei er mit mein*
egen Stellen gar nicht pfricbcn. Slber oicl Seit
blieb ihm nicht übrig, ©r mußte ßd) beeilen, unb
fo faltete er naebbenflid) ben Brief gufammen, per*
jchloß ign mit feinem Siegcllacf unb legte beibe
Sdjreiben bann p ber Sorrefponben;, bie an jebem
[IRorgen bem Veinjipal in einer ÜRappc überreicht
würbe.

Sangfamen ©dtritted begab er ßds barnad) in
feine ©ognung jurücf. @r war ßd) bewußt, feine
Vßicht ßreng erfüllt p gaben unb bod), ir wußte
 
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