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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 27-50 (1. Februar - 28.Februar 1871)
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.V 50.

JUmmoMnteyrdt fl. 1. 3 Ir. in ©ribtlStrg
burtfy tie Vojl fr. 1. 18 tr. »iertctiäfirtfl.

Sienftag, 28. gefouar.

H»3eiflcn 3 fr. tie ^etitjeile, frei Äuöfunft^-
crtf)eilung 4 fr.

1871.

Slcuefte ftladjridjten.

(Offfcietl.) SSccfatfle^, 26. ^cbr.
-per Saifct an bte äiaifevin. äJlit tief«
oc4oCgtcm «gerjett, mit 3>an£bar£eit
fingen (St>tte$ (Umtbe jettje t<h ©tr an,
foebcn bie g~übcitöprältmt»artetr

wnterjcici)ttet ftnb. 9iun tfi noch @tm

^‘KtQiing her Stötionaiöcrfammlttuß
m SSotbeaut abjumartett.

SStlfjelm.

~~ Äriferocrorbnung »om 14. gebr., 3ufam-
Antritt be« ©eich« tag«, »om 9. auf 16.
^ärg »crfcboben.

©ruffcl. aigence fjtaöa« ©ullier Sftcutcr erfahrt,
$arig, 25. gebr., Slbb«. griebc gefiebert. Sbier«,
gaörc unb 15 griebcn«contmiffärc nahmen bie grie*
ben«bebingungeu an. Ärieg«feflenentfcbäbtgung foll
fünf ©itfliarben granc« betragen. SEbdle bc« occu*
pirten ©ebiet« fowie gelungen namentlich Seban
bemalten bie Sentfdien bi« gur ©rfüllitng ber grie*
benSbebingungen befe^t. Sie beutle Strmee giebt
in ©ari« am ©fontag ein. Sie grtebenöprälimi-
narien werben untergeiebnet, fobalb bte fliationat*
»erfammtung bte griebcn«bebtngungen ratifteirt bat.

Trüffel, 26. gebr., Slbb«. ©fittbeilungen au«
^Bari« fidlen bie ttntergeicbnung ber grieben«*
hrttliminarien noch am heutigen Sag, unter ©or -
behalt ber ©atiftcatton ber Blationalöerfammlung,
aufter 3weifel. ©Haß unb Sotbringen mit ©le$
Serben abgetreten, ©elfort jebod) wirb an granf*
reich gurüefgegeben. ÄriegSfoficncntfdjäbigung wirb
Jefjt mit Sicherheit auf fünf ©ttllfarbcn bejifert.
9?a4) ©atification Seiten« ber 3lational»crfammlung
foll alöbalb formell grtcben«proflamtrung erfolgen.

«erlitt, 26. gebr. Ser 2lbfd)luß ber grie*
ben« = ©taliminnrien würbe burd) ©nglanb« Sin*
wtf<bung$4Bemübungen »ergögert, welche ber le^te
Sime«=2lvtifct betätigt. — ©ußlanb, Dcjlerreicb
unb Italien t)at>en iebe Sntcroention abgelehnt. '
Sie franjöftffhe 3eitung«nacbricbt, baß gwtfcben ben
Kabinetten wegen ber grfeben«bebingungeri ein Se*
f>cfcbenwe(bfel Statt ftnbe, ift unbegrünbet. ©ng-
ianb« ©tnmifcbttng wirb and) bei ben fpdteren be*

finitioen grtcbenöoer^anblungen »otlfiänbig ifo*
lirt fein.

«orbeauf, 25. gebr., 12 Ubr 15 ©lin. Sie
SRube ift burebau« ungeftört, troijbem über bie
griebenbbebingungen ('Abtretung »on ©Ifaß uitb
Sotbringen unb bie 3abtU!,g »on gwd ©lüliarben)
»on ben Sournalen, mit 2lu«nabme be« „Boniteur"
unb ber „Siberte", in nacbflebenber gönn ©Idbung
gefebab: „©lorgctt wirb in aller Stille bie Blatto»
naloerfammlung ben grieben«»crtrag ratifteiren. @«
banbeit ftd) babei nicht um einen grieben, in ben
man willigt, fcnbtrn um einen grieben, bem man
ftd) unterwirft, über ben granfreidb bet ©efabr
neuer Äataftropbta “ab eine« ebenfo ftebereu al«
fdjmäblicbcn Sobc« ftcb nicht tröfien bavf, um einen
grieben, für ben Stäche 311 nehmen e« ftcb oorbe»
reiten mu^."

— 5 Ul)r. Ser „SKoniteur" febreibt: „Si«
fegt b«t nod) feine offtctellc Sepefcbe ben Sag ber
Slnfuitft ber Unterbäubler in ©orbcaur angefün-
bfgt." — Stc „©ajette bc grance" bringt etne
um SDlittag aufgegebene Sepefcbe be« ©aron« r>.
IRotbfcbilb, welche melbet, baü bie grteben«prali--'
miitaritn in ©erfaiüc« um 91/* Uhr unterjeiebnet
werben follett. — Sie „granct" oerftchevt, ba^ bie
©rältminaricn beute unteräcicbnet werben. Sie eitt-
halten bie Slbtretung »on (Slfafj unb eine« fletnen
Sbetle« »on ßofbrittgen, bie Scblc,hung »on 5D?e§
unb bie 3a^tung »on 21/z SRtlliarben Sbaler.
Ser JBaffenfiilifianb ijt bi« jum 1. 2Rärj »cr-
längert worben, Sbier® unb gaore werben morgen
anfommen. ©itte Sf^ung wirb unmittelbar ober
für ÜJfontag anberaumt werben, 24 Stunben wer-
ben ju ben ©eratbungett über bie üiatiftcation be«
grieben«ocrtrag« hiu^etchen. 2öahvf<hftnlich Wirb
bie ÜRajorität für bie Slunabute fein. — @« ift
öiel oon einem ©rief be« ©rafen öon ©ari« an ben
©rafen ©bamborb bie 9tebe.

— 26. gebr., 4 Uhr 20 3Win. Set „(5on-
jlitutionnel" oerfebert beute, bafj bte ©räliminarien
unteräeiebnet ünb. — ©icarb ifl wiebet bicbet ju-
rütfgefebrt. — Sufaure bflt ein Stunblcbreiben
abgefa^t, welche« bte Slbfcbaffung be« @rceUenjen-
Sitel« ber SRinifier öerfügt. — Sie ©täbte be«
Süben« untcrgeichnen Petitionen an bie SRationah
üerfammluttg um bauernbe ©erlegung ihre« ©i|e«
außerhalb ©ari«. — ©« herrfcht ooüfianbfgc ©ube.

©art«, 25. gehr, ©ejtern ©iorgen fotlcn Sbier«
unb 3* g:aöre eine ©onferettj mit bem ©rafen ©t«-
marcf gehabt haben, in welcher bie grieben«präli*
minarien fefigefiellt worben wären; Sbier« würbe
biefelben beute ber grieben«=©ommiffion jur SRati®

ficatiott oorlegcn. Sie grieben«tebingungen ftnb
noch nnbefannt. Sem „Sappel" jufolge bürfte
Sbier« unb bie ©otnmijfion«mitglicbcr bade nad)
©orbeaur abreifen. Sonntag würben bie ©räli-
minarien ber ©ationalocrfammlung »orgelcgt wer-
ben. 9Ran h°fft/ ba& biefdbe ihre Safifrumuitg
im Saufe ber morgigen €>f|ung fofort ertbeilen
werbe, fo bafj eine neuerliche ©erlängerung be«
Sßaffenftillfianbe« nicht nbtbig fein würbe. 3nt un-
gemeinen betrachtet mau ba« 3ufianbefommen be«
grieben« ai« öoHfommen gefiebert. — 3p©. ©ente
eroffnctc l)cute mtt 51.75.

— 2Rait glaubt, bab bie grieben«präliminarien
gefiern enbgültig feftgeflellt worben feien. Sie ©e»
bingungen ftnb noch nicht befannt, foHen aber ftbr
hart fein, ©tfiern jogen Seputationen ber
tiotta(garbe) ber republicanifd)ttt Slub« unb, Brr-
fchiebener anberer ©creinc über ben ©afitlleplab,
um ba« ©ebäcbtnifj be« 24. gebr. 1848 (Ctetwlu^
tton) gu feiern. Ste Drbnung würbe nicht ge*
fiört. SRoaitfe« foU ben ©otfdaft«pcften in ©eter«-
bürg abgelehnt haben, weit feine grau eine ©oltit
fei. Suchatcl foti al« ©etfebafter nad) SOTabvib
geben.

Sa« Siecle »erficht bte ©otfdjaft be« ©räfi*
benten ©rnnt nicht; wie berfelbe bie beutid)en
©taat«ctnrichtungen mit ben amerifanifeben habe in
©erglef^ fieUctt tonnen, biefe« unerwartete @nf-
gegenfommen, meint ba« ©latt, muffe ben ©rafen
©i«tnarcf felhfi tn Staunen öerfefjt haben.

Set ©toniteur be ©erfaille« oom 25. gebruar
melbet: 602 gelbgefcbütje ber Slrmee »on ©ari«
feien ber bcutfd)en 9lrmee überliefert worben unb
1357 Äanonen in beitem Staube habe man in ben
gort« gefunben. Sa«felbe ©latt febreibt: 3u »er*
fd)iebenen ©ialen, unb namentlich am 18. b., haben
wir ben anmafjenbert Son nad) ©ebübr gefennjetcb*
net, mit weitem bie parifer ©reffe bie ftegreidje
beutfdie Slnnec gefdrmöbt, bte ftcb »»r bett ©tauern
ber Stabt beftnbrr. ©5ir haben and) gefagt, bie
©efehuug »ou ©ari« burdj bie beutfebe Slrmce werbe
ba« wtrffamfic ©tittel fein, unt ben gredbbdten,
Uebertreibungen unb Sügen ein 3»^ 3« feben.
©egenwärtig haben bie ©obomontaben unb ©er*
leumbnngen gewiffer ©lätter feine ©renjen mehr;
man lefe unter Ruberen ba« geuiücton be« gigaro
»om 21. gebr., in welchem beit beutfden Offigicren
unb ben Seutfcben im StUgemeinen bie fcbamlofeften
Sbatcn, Siebüabl unb ©lünberung, nadjgefagt
werben. 2Bir erfabteu, baf biefe« unerhörte ©e*
tragen bie ©cmübuttgen, ben ©injug ber Srnppett
in ©ari« ju »erbtnbern, »oßfommen wtrlung«Io«

Sie früheren «elttgerangeit «nb
obetungen hon ©actsi-

(©eblub.)

Sa« 3eitalterßubwig« XIV. famunb gieng.
^ati« würbe ber ©iittelpunft aßer geifiigen ©th
fcung, aller fdjönett ©lobe. Sie Stürme ber 3te*
Solutionen brau«ten über bie Stabt, ber neue ©ä-
|ar fchlug boxt feinen Serrfdjerftb auf. Seiten unb
©länner, bie »erf^iebenften ©egterungöformen b“i'
ten ju bem einen beigetragen, ©ari« immer mehr
erbeben; »on ©ari« gieng febe ©ewegung au«,
S°U ibnt hing uttwieberrujhd) grattfrei^« S
fal ab. Ste«erfanntc in bem ©efreiung«f elb*
iug »on 1814 am flarfien ba« ©lücber’fdje
Hauptquartier. Seit bem ©inrüden in granfretd)
^tang @netfenau unabläffig barauf, biegeftun*
Sott bei ©eite gu taffen unb bireft auf bie^aupt*
üabt lo«gugchen, e« bebnrfte »ieler Unterbanblnn*
fl'n unb langer 8fit ber Siege unb ©iebertagen,
»i« biefe ©rfenntnip fleh attgemein Sahn bra^ nnb
®i£ ©erbünbeten an ©apoleon »orbei bireft auf
©ari« ju marfebirten (25. ©lärj 1814). 3« b£f*
“8*« ©efc^ten würben bie ©tarfdjülle ©lottier
«nb HRatmont jurüdgetrieben, am Hbenb be« 29.
©carg brannten bie äßachtfeuer ber »erbünbeten £>eere
»or ©ari«. ^oxt Wnt man aUf bie« Sleußetfle
nW gefaxt; ©apoleon bat e« nie über jicb »er*

mocht, feine |>auptftabt befefttgen gu laffen, nur
bie ©ctrrieren ber Oftfeite waren einigermaßen »er*
paUtfabirt, unb wenn aud) bie natürliche Sage, he*
fonber« am ©lontmartre, (ber bamal« außer ber
©nceinte lag), eine tapfere ©ertbetbfgung febt bc*
güitfiigte, fo waren bte beiben ©larfd)ä(ie »on ib*
ren begimirten ©orp« »iel gu fd)Wacb, um einen
längeren erfolgreichen SBiberfianb gu leffien; über*
bieß war bie ©e»5lferung be« Äriege« mübe unb
be« fatferl. Regiment« fatt, wenig geneigt, ftd> in
©laffe gu erbeben unb auf bie frembett ©tnbring*
linge gu Bürgen; »on ben 800,000 ©arifertt dl*
ten nur 8000 ©ationalgarbifien gu ben gähnen.
Sod) unterfchäbten bie gdbberren ber ©erbünbeten
and) bhfo geringe Äraftanftrengung, im Angriff«*
plane war bie ©inbeit unb ba« fefle 3“fammtn*
wirfen gu feljr gu »crmijfen, baber bie »erbältniß*
mäßig lange Sauer ber Sdjladft »on ©ari« unb
bie blutigen Opfer, ©egen ben ©lontmartre
operirte ba« -£>ecr © t it ch e r «, ber alte gelbmar*
fdjall litt an ben Slugen unb trug gum Scbug ge*
gen bie unfrcunblid)en ©lärgwinbe einen grftnfeibe*
nen Samenl)nt ftatt ber gelbmüge, im ©entrum
gegen ben ©anal be l’Durcq unb ba« Sorf ©an*
tin flanben bie ©arben, unb bei ©barenton unb
gegen ba« Schloß »on ©incenne« fommanbtrte ber
Äronpring »on Württemberg. ©Itt großer 3äbiS”
feit ttnb alle ©ortbefle be« Serrain« btnü^enb,

wehrten ftcb bte beiben ©lärfdjalfe, wenn fte ©a*
rt« nur einen Sag halfen, fonntc ©apofeon gum
©ntfab eilen, unb wer weiß wa« bann ber
Stu«gang gewefen wäre; aber auch bie ©erbünbe*
ten fanttten bie SBidjiigfett biefe« einen Sage«, ber
Blaute unb ba« ©entc be« jvaifer« übten einen 3au*
ber, ber einer gurd)t fe§r ähnlich fab > auf bie
©laffen nicht nur, fonbern auch auf bie gübrer in
beiben Sägern, ttttb ©gar Sllcjanber befiattb barauf
baß „©uropa beute n0(h in ©ari« fcblafe“.
©on allen Setten würbe fo fräftig al« möglich
angegriffen, unb wenn btr ©erlnfi auch bie h°be
3ahl »on 8000 ©erwitnbeten unb Sobten erreichte,
Slbenb« 5 hbr waren bie beberrfchenben $öbeit
erobert, ©or ben Singen ber Sieger tag bie ge*
wattige Stabt mit ihren Äuppeln unb Sonten, noch
nicht fo rteßettgroß wie fc^t, aber bod) bie erfie
Stabt be« gefilanbe«, bur<h beren Straßen feit ei*
ncr Bleibe »on 3abren bie Siege«bente aller be*
fiegten Solfer unb Stabte im Srtumpbe getragen
worben war. Sie batte e« wahrlich nicht »erbient,
„ber ©roßmntb ber »erbünbeten ©lachte" einpfob*
len gu werben, wie in ber Hapitulatio n fpät
Slbenb« noch au«bebnngen würbe. Otefelbe ifl ihr
in überreiche« ©laße gu Ztjtii geworben, ©efon*
fonber« Haifer Sltejranber geftel fleh barin,
©roßmittb gegen bie grangofett gu üben, uttb
wegen ber ©roße feine« $eere« batte er ba« ent»
 
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