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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0709

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17 4- ^bommtunttprtts 45 Ärfujer in ^ejbel&cr«

* burdj bte ©oft 57 Äreujer »icrtclia^rtg*

©omtetftag, 27. 3uft.

Irrigen 3 Ir, bte ©ctifjeile, M 9(u$funft$*
ertljeilimg 4 fr.

1871.

Suli. ®cr »9SH^«anjefßer" »er*
mu!« t c'ncn fee# Äultubminlgcrb an beit

^MRjor Bon ©rmelanb alb Slntwort auf beffen
fetmben Born 29. 3uni. ®cr SDititifler betont,
w ©taatbregierung »erbe gt greng innerhalb ber
@«itjen beb Nechtb galten. Sieb fei auch in Pe*
treff SBoflmann’b geftcgen. 2>te über benfelben
»etfugten J?ird)cnjkafen enthielten feinen fetbggän*
bigen ©runb für ein bibciplinarifte# ©infcbrecten
©eiten# beb Staate#. Sie ©rfommunifation SBoU«
mann’b änbcre hieran nittb, ba geraäg ben Pc«
gimmungcn beb Sanbrecfetb berfclbe nach wie Bor
feer ©rfommunifation für ben Staat Niitglicb ber
fatgoUfchcn Äirche fei. Sie ©eredjtigfeit forbere,
SBotlmann ntcijt ftuglob 5« taffen, unb ben $rie-
ben gu halten liege nicht in ber £>anb beb Staate#
allein.

©rcmett, 25. 3ult. Sie hiefige in ber Neu*
fiabt gelegene grofje Äafertie brannte heute früh
gUttt grögteit Shell nieber.

SHÜn^tn, 24. 3uli. ®raf ©rap h«t heute bte
nachge(ud)te (Sntlaffung alb Nttnifferprägbent, Pli*
nifier beb Sleugetn unb ÜJtinificr beb fönigl. £)au*
feb erhalten.

— 25. 3uli. Staatbrath Sarenbetger ifi mit
ber proBifcrifchen Bettung beb ÜRInigeriumb beb
Neugcrn unb beb Ntinigerium beb fönigl. £aufeb
beauftragt worben.

_ ©er Nebafteur beb „Polfbbotcn" würbe we*
gen Stmtbegrcnbeleibigung beb Poligeibircftorb unb
beb 3ufiijtniniflerb oom obevbagertften S^Wur-
geriet gu eimnonatliter ©cfängnifsgrafe Bcrurt^eilt.

«pari?, 25.3«ü* ®ab „Journal officiel" Ber-
öffentli^t ein Sefret beb Jlrtegb minigerb, burt
Welte# eine ©omntifgon gut Prüfung ber SBaffen
unb beb Ärießbmaterfalb efngcfejjt wirb.

— Ser „Gsonftitutfonnel" faßt, oerfchtebene ©c»
fanbtcn unb ©efcgäftbträßer aubwärtigcr fDtäcbte
haben an #errn gaore eine Note gerietet, worin
ftc crfucben, bag fobalb wie möglich über bie @e-
fangencn ihr« Nationalitäten ©ntftcibung getroffen
loerbe. fjerr gaBre hat geantwortet burth ein Nunb*
ftrctben, worin et bariegt, baß cb nitt billig fei,
Stubnagmen gu ntadjen, bag er aber mit allen 3Jlit-
teln in feiner ©ewalt bie Eröffnung ber ©erfttb*
Berganblungen befthleunigen werbe.

SBcrfaiileS, 25.3üH* 2Run fpricgt Bom $>trgog
B. Proglie alb Nachfolger gasre’b. — pring Na-
poleon ig aub fjaBre aubgewiefen worben. Sie
Negierung erlaubt Weber bem llaifer, not ber

Äaiferin, not einem ber beiben Pttngcn ben Stuf*
enthalt in granfreich.

B. C. Sic ©ettjeifc.

Nod) immer ftnben wir in unfern uitramon*
tanen Plättern jene erheuchelte Perwunberung, wie
in aller SBclt mau nur bagu fominc, bab Unfegl*
barfeitbbogma alb bem Staate gefährlich gu be*
gcitneit; nod) immer gellen untere Nömlinge mit
Jener ihnen eigenen bidfeUigen Naioetät biegragc:
wo ftnb benn bie Peweife, bag eine nur auf
bab ©ebiet beb ©laubenb unb ber Sitten ft<b er*
^redenbe SSefugntfj auch in bie Sphä’e beb Staa-
icb hineingreifen werbe? Nun, wir haben eb oft
genug hernorgehoben, ba^ bie romifdie (Surtc, mit
|)ülfe jener eigentümlichen ©lafiieität ber jefuiti»
fegen ßogif, in bab Sereit ber „Sitten" je nach
33ebürfnifj bab ganje ©ehfet ber menfchÜchfU 8e-
benbtgätigfeit herfin5U5iehen Berftegt. Sab ifi
weltbcfannt, ja megr noch, eb ifi eine gifiortfdje
Sgatfadje, bafj fte bejügltd beb fiaatlidien unb
bürgerlichen Nedjteb jn ben oerfdjicbenfien Seiten
igre Prätentionen mit rüdfidltblofefter ^artnädig*
feit burchjufegen Berfucgt gat. Hub nun, ba aße
bitfc Prätentionen gerabeju ju ber Pcbeutung oon
©laubcnbfägen erhoben finb, beren Perleugnung
mit ben härteren Äirdjenftrafen belegt wirb, nun
foß ber Staat gegenüber ber offenfunbigen ©efagr
niegt einmal bie felbjioerfiänblidjjie Porfegr treffen
bürfen? 2Benn ein ©injclner ober eine beliebige
Percinigung Bon SWenfdjen Singe plant, welche
bem Staate ungeflooll werben fönnen, fo finbet
eb jeber Pernünftige in Drbnung, wenn ber Staat
bem gegenüber feine ÜJfafivegetn ergreift. Unb gier.
Wo bie mäd)tigfte ©enoffcnfdjaft ber 3Belt, bie rö-
mifd)=Jatholifche Äirde, fit burt ben unfehlbaren
Pfunb igreb SiHein^errfdgevö in offene geinbfehaft
Berfegt gegen bie ©runblagen beb mobernen Staatb,
hier foÜ ber legiere mit ber ©ebulb eine# Samrneb
erfi bte ftcgu unb füglbaren Peweife biefer
geinbfehaft abtoarten ? -3n ber Sgat, eine fegr be-
fd)eibcne, unb Bor 3lUeut eine hoegpatriotifdje 3u-
muthung!

Slber ftnb benn bie Pewetfe nicht bereit# 5U
|)anben? 2öir fe^cn ab Bon ben Bon eptffopaler
Seite ergangenen Ptafjregelungen fo manegeö Bom
Staate angefiellten Segverb. 3n biefen Singen
concutrirt ja Bielfach bie Äird)e noch mit bem
Staate unb bie ©renje ber beiberfeitigen (Sompe-
tenj mag h^ unb ba fheitfg erfd)einen. Slber
haben wir nicht bereit# Bor einem Ptonatc gehört
Bon bem famofen Prcfiufab beb Pifchofb Bon Paf-

fau, welcher feinen Siöcefanen bab galten unb
ßefen ber „Paffauer ßfitung" auf’# jireitgfie Ber-
bietet? Unb hü”n wir nicht erfi foeben wteber
Bon einem ähnlichen, nur not Biel flärferen Stritte
beb römiften Papfteb felbft, infolge beffen ben
Nömern an einem eingieicn Sage nicJjt weniger alb
13 3ournalcj Betboten werben? Sa fragen wir
boeb: wab ift ba# Slnbcreb, alb ber cclatantejle
©ingriff in bie Pefugniffe beb Staate#? PBeber
nat bem in Seutftlanb, not nat bem im Äönig*
reid) Stallen gültigen Nette ifi jnr Slubübung ber
Prefjufifjf irgenb jemanb Slnbereb berufen, alb bie
Bon ber Staatbgefeggebung bajn befieüten Organe.
2lber ber unfehlbare Papft ifi ber Uebcrjeugung,
baü bie Preffe in bab ©ebiet ber „Sitten“ eiit-
ftlägt, unb fo ifi eb für ben ©piffopat ganj felbfi*
Berjiänblit, bag er nat feinem ©utbüufen oer-
bammenbe Urtheile über bie Preffe Berhängt unb
ben ganjen PfarrHerub, ben ganjen Apparat bet
Ätrtenflrafen ju beren Potlfiredung in Pewegung
fegt. SBab bebeutet bab für ben Staat? Ser
Piftof geberbet fit Pehörbe ntben, ja über
ber Staatbbehörbe j er corrigirt, er crgänjt nat
feinem Pelieben bie Sufiijpflfgc beb Staate#. Nun,
wenn ber Staat tergleiten ruhig gefteben liege, wab
würbe bie nothwenbige golge baBon fein? Sie
groge Piaffe beb Polfeb fönnte nur annehmen, bag
ber £err Piftof bie Ned)tbpflege eigentlich beffer
Berftege, alb ber Staat, unb bamit wäre bann bie
Autorität beb legteren glüdlit untergraben. Unb
anbererfeitb, wenn ber £>eraubgcber einer ßtitnng
ben Porftriften beb Preggefegeb genügt, gat er
bann niegt ebtnfo gut wie alle anberen Staatbbürs
ger, ein Nnrett auf benNettbft«^ beb Staate#?
Nun, Wenn im gewögnliten ßcben S^wanb Ber»
mittelji Sltifreijung unb Pebrogung beb Publifumb
einem Piitbürger bie Äunbftaft abjuftneiben futt,
fo verfallt er bem Strafritter. Ser Piftof aber
behauptet, auf biefen ober jenen päpfiliten Slub»
fprud) gejiügt, bieb ©eftäft ber Slbwenbigmatung
ungefiraft treiben ju bürfen, unb ber Staat, fo*
halb et überhaupt bie Unfeglbarfcit unb fclbji»
Berjiänblit bamit aut aHe ©onfeguenjen berfelben
anerfennte, würbe ftweigenb jufegen müffen.

gurwahr, fann man not ftlngcnbcre P e w e i f c
Berlangen, bag ber Ultramontanibmub Bom Saturn
beb 18. 3uli 1870 bte fiaatlfte Nettborbnung mit
gügen tritt unb feine Piacgtfprüte an bie Stelle
berfelben ju1 fegen trattet?

SttdenfdtafÜich

(Sortfefeunfl).

Nun! 3t toitt ®fe mit ber Stilb««ng ber
golbenen Sräume Berftonen, weite gt «n biefe
PorfteHung fnüpften. ©enug! 3t ftlug ben lan^
8«n Umweg ein, ber, wie it glaubte, mit fiter
JUm Siele'fügren mugte. Saufenb anbere prafti*
Itere ©emütger Bon meiner muftfaliften Pegabung
au^ fürjerem SBege ßntritt in bie ©cfell*
!r * iAobeö Seüuleinb Stern erlangt. SBab aber
« { n \ ^en Sie unb gaunen Sie. 3« ber
, m r /^feerngaufeb gatib eine Pafanj für
bie Pofaune[ besor unb auf ben Natg meine# grenn*
beb, beb Pigontläferb, entftlog it mit, wir auf
biefem Snftriimcnt bie nötgtge gertigfeit anjueignen.
©efagt, gflgan. 3t erganb ein alte#, grünfpan*
überjogeneb, aber .eingcblafeneb“ SEBrad Bon einem
aub ber SNobe flefommtnen SNugfgänbler unb nun
begannen furttcrltte Sage für meine armen Nat3
bam. Senn Sag unb Nacht maltraitirte it bie
•Ipeulmaftine auf e‘n® 1° «ntfe^Höje Slrt, bag it
überjeugt bin, fein ^ot®r c°n einiger ©rjiegung
hat ficb mäbienb biefer oeÜ in ber Strage anfge*
halten, (n ber it tnognte. 3t hatte ben tütUg*
gen ©ontreboffigen ber ÄapeHe |um ßegrmeiger,
allein nnaubgefegte Uebung mugte bab 3Rtige bei
ber Säte tgun, unb baran lieg it nitt fehlen.

3a, Wie oft langte it in gißer, fpäter Slbenbgunbc,
wenn it Bon einem furjen Spojiergange geimge*
fegrt war, not nat meinem Sagrument, nnb er-
füllte bie gerrliten Sommernätte mit ben ftauer*
litgcnSönen, bie jemalb bie Sräume armer Sterb-
Uten gegört gaben. Äcin SBunber, bag it einige
P?ale mit ber Polizei wegen nättlftcr Nugeftö*
rung in Äongift gerietg. 3lbcr eben fö wenig lonnte
eb aubbleiben, bag id), nntergügt non einer fern*
gefunbtn ßunge unb meiner fongigeu Pegabung,
bie Pofaune balb mit einer Picifierftaft blieb,
bie fämmtlite Piitgliebcr ber fönigliigen üapeHe
in ©rgaunen fchte. SNeiner Nufnagme in bab
Drteger beb Operngaufeb ganb fonaeg nittb ira
SBege. Nun aber ging mein ganjeb Sitten nnb
Sratten bagin, mit ber Königin meine# ^erjenb
bemerfbar ju maten. UeberaH, wo eb ogne 2luf-
fegen ju erregen geftegen lonnte, brängte it mit
igr in ben SBeg, begrügte ge jeberjeit auf bab 2lr-
tigge unb futte eine ©elegengeit gerbeijufügren,
ge anjureben. SBcnn ge in Söagner’ftcn Opern
fang, mugte ge gter meine Pofaune Bor allen an*
beren Sngrumenten geranbgören. Stieg it bot,
burt igre Näge begeigert, oft genug mit folter
Pegemenj in bie SRegingrögren, bag ber alte, gran-
löpfige Sirigent gt einige SNale migbifligenb unb
fopfftüttelnb nach wir umfag. 3t braute wogl
faum gn erwähnen, bag bie Primabonna burtaub

i nicht tgat, alb nähme ge meine .pulbigungen wagr.
( Sie ignorirte mit BoUgänbig. SBeber einen ©rüg
not einen Plid ergielt it Bon igr. Sab gätte
jeben anbern wogl furirt, bei mir biente eb nur
bagu, meine tgöritte ßeibenftaft not gu geigern.

„Uebrigenb war bie ©eftitte meiner unglüd»
liten fiiebe feinem meiner NoHegen ein ©egeimnig
geblieben, unb cb gab wogl faum ©inen unter bte-
j fen oberflächlichen unb winbigen Naturen, ber mit
i nitt btefergalb aufgegogen unb gegänfelt gälte, wab
felbgoergänblft oft gu Streitigfeiten Peranlagung
gab, ba id) gu bergletten nitt fHtle ftwieg. ©nb*
j lit entwarfen biefe materiellen Seelen, Bon benen
| it fretlit ein Pergänbnig meine# 3nnern nitt
j erwarten fonnte, einen Plan, ber barauf ginaub
! lief, mit tabifal Bon meiner „Narrgeit" gu gei*
t len."

S |)ier hielt ber Hüngler inne unb fdjaute, wie
1 in tieftraurigeb Sinnen Berfenft, in bab ©lab. Set
Slubbrud feine# ©egttb war bügerer alb je. Sann
fchüttelte er gagig ben Kopf, ergriff raft bab
j ©lab unb natbem er eb in gewohnter SBcife mit
; einem mätttgen 3nge geleert, gampffe er eb gef*

, tig auf ben Sift nnb gitg ein geifere# bittere®
I Baten aub.

„3n! ja!" tief er in wilbem $ogn, „ge gaben
mit grünMit furirt, aber bab £erg ig mir bas
rüber gebroten, unb bag ich noch »ine leife 3fe<*
 
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