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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0833

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M 205. ^ burd) bie '»oft 57 Äreujet oiendjä^tig. Freitag, 1. @eptem$et.

3 fr. bie ^etitjeile, bei XuSfunftö«*
ertpeilung 4 fr.

1871.

Delegtaffpifihe 9tatf)cirf)tea.

©eritn, 29. Slug. Die „Rationaljeftung* er*
fät)rt aus angeblich juocrläfftger Quellt, baff ber
bisherige beutfepe ©efepäftöträger in gfariS, ©raf
SBalberfee, abberufett unb bnrdj .fjartp ». Strnim
«iS ©efanbten in aufferorbentlicpcr SRifflon erfept
Worben iff. Die „Rationatjettung" ffept in bem
ttmffanb, baff bie beutfepe Regierung je|t einen
mit ben müitäritcpen Rerpältniffen granfreicpS »er*
trauten ReoPacpter glaubt entbehren gu tonnen unb
feen Rngenblicf für geeignet f?alt, einen Diploma*
ten »on gaep in RarfS ferne Dpätigfeft beginnen
ju taffen, bie RuSffdff auf bie £)erffcflung rnepr
ßcfldjertev Rerpältniffe in erfreulicher Söeife näher
gerüeft.

~ 30. Slug. 2>{e „Rroofuffaicorrefponbenä"
febretbt: „Die Dpeßnapme ber Rcoölferung wen»

5* Zu §uf«mmenfünften ju 3MS, 3ffPl unb
©afietn mit ber Hoffnung ju, baff bie Regeguung
ber f)en|d)er unb leitenben ©taatSminiffer baju
bienen werbe, ben Siebungen ®cutfd,fi

lanb unb Deffetreicp ben ©pavatter bcs aufriepti*
gen, fefien ©inoernepmenS 5« »«leihen. RHe Sin*
geiepen beuten barauf hin, baff biefe Hoffnung in
ben Dpatfadjen ipre Reffätfguug gefunben hat, ob*
Wopl offenbar jnm Rbfdffuff förmlicher SQerträge
leine Reranlajfitng »orlag- 3)aS frcunbfcpaftlicpe
Rerpältniff gwifepen ben Regierungen DeutfcpianbS
unb DefferteicpS iff bnrep bie »on beiben ©eiten
offen befannteWeberjeugung gefiebert, baff ihr ©in*
»erffänbniff gleidj&eitig bem SBopl ber beiben Reiche
Wie ber ©rpaltung beS attgemeinen eutopäifepett
SriebenS ju ©ute fommt." — Demfelben Platte
Pfolge wirb ber RunbeSratp »orauSffcptlicp SRitte
©eptember jufammentreten.

— Dte „Äre«3}eitung* erfährt aus Sßfen, baß
bie rumänifche Regierung ben Kammern fofort bei
beren Sßieberjufammentritt einen ©efepentwurf öor*
legen werbe, welcher bie im Rrinjip bereits juge*
ftanbene» ©ntfchäbtgung ber ©tfenbapn=DblfgatfonS*
heffpet «gelt. ~ Regierung bftrfte fiep burep
geeignete SRittpeitungen »orweg ©ewiffpeft. »er*
feffaffen, baff ber Inhalt ihrerSSorlage äße weitet«
Reclamatfonen abgufepneiben geeignet ift.

©Iropurg, 29. Slug. Die „©traffb. 3tg."
fliäjirt ben UnterricptSplan für bie höheren ©cpu*
ten beS ©Ifaff. Danach toirb bie ttnterricptsfpracpe
für bie unterfien ©taffen bie beutfepe, für bie mitt*
leren unb höheren noep möglfcpff bie franjofffepe
fein. Der Unterricht .in ber beutfepen Sprache toirb jj
in allen ©affen wöcpenttfdj fed)S ©tunben umfaf* *

fen. ©pater wirb bie UntcrrtiptSfpracpe eine ge*
theiUe fein, unb 3War wirb für bie claffifcpcn ©pra*
epen, ©efdffcpte unb ©eographie baS Deutfcpe, für
Riatpemattf, Rppfff, S()emie unb Raturwiffenfihaf*
ten baS granjofffche eintreten.

2)arrajiabt, 30. Slug. Rad) Sefdjluff beS ett-
geren SluSjchuffeS ftnbet am 4. unb 5. Qctober
hicrfelbft ber fünfte beut{d)e Rroteffanteutag ftatt.
©egenffänbe ber SageSorbnung werben fein: 1) ®fe
i ©tellung beS beutfehen IßroteffantenoereinS gegen*

| über bem SSorgehen Romä (Referent Sluntidjii);

| 2) bie ©tellung beS RroteffantenöereinS gegenüber
ben flerifalen 33iffvcbungen innerhalb ber prote
i ffanttfdjen JStirihe (Referent S3aumgartcn).

Stuttgart, 30. Slug. 3>» weiteren Verläufe
ber heutigen ffMenatffthtutg beS SuriftentageS würbe
bie Reuwaht ber ffänbigen Deputation »olljogen
unb »on ben ferneren 33efd)!üffen berSlbtheilungen
^enntniff genommen, tjkäftbent ©neifi ploff fo-
bann ben Surifientag mit feurigen, patriotifihen
SBorten. @r nannte bte SBahl Stuttgarts als Ser^
fammlungSort eine hochff glüctltihe; ben Stotben
jiehe eS nach ©üben, JurSBiege ber beutfdjenSuls
tur, welche im »origen Sahre mit $cvnid)tuug be*
broht war, aber burep bie gemeinfamen beutfepen
•ÜBaffentpaten gerettet würbe. RacpmittagS ftnbet
baS geftmapl im ÄönigSbau patt. -Dtorgen SeP-
fahrt nach ber 33urg i)ol)enjoKcrn. 3» ber »fer-
ten Sfbtheilnng fpraih ein »lämifcher 3utip als
®aP beS 3uvtffentageS.

— 3n ber heute Pattgehabten jtoeiten ^lenar*
ftpug beS 3uviffentageS gelangten bie Berichte ber
Slbtheilungen &ur ©ntgegennahme. Unter benfel*
ben ift ber Bericht ber brftten Slbtheitung he^oor*
äuheben, welcher bie moglicbP auSgebehnte Rtit*
wirfung beS SatenelementS bei Slburthetlung aller
©trafrecptSfälle wunfept, unb jwar bei ©tvafge*
richten mittlerer unb unterPer SnPanj ln gorm beS
©(h'offengerlcptS. Den ©cp&ffen fotle baS Ricpter*
amt in »ollem Umfange übertragen werben.

SSHen, 30. Slug. DaS „DePerr. Sournal"
braute in feiner lebten Rümmer einen Strtifel, in
welchem eSfagt, baff Defferreich ein ©efammtreichS»
Parlament (mit Ungarn) nur burch eine fobera*
tioeRollti! erlangen fbnne. Die „Söfener Slbenb*
pop" erflärt biefem Slrtifet gegenüber, aus wel-
ehern mehrere hieffge ®lütter bereits weitgehenbe
Schlüffe auf bie lebten Sntentionen ber Regierung
jiehen, baff Weber bie Rtittheiluugen noch bie Sin*
fdjauungen beS genannten SournalS auf irgenb
Welchen autpentipen (S^arafter Slufprucp erheben

j fönnen unb bie Regierung feben 3ufammenhang
i mit bemfelben entfepieben ablepnt.

IJJariS, 29. Rüg. Die republifanifcpc Stnfe
\ pat abgelepnt, bem Slntrage ber äufferffen Bin*
1 fen auf SlufTofung ber Rationalocrfammlung bei*
i jutreten, ba ffe benfelben a!S unäeifgtmäff unb ge*
| fäprlicp betrachtet. — Dem „DempS" jufolge hätte
! ©raf »on ©houtborb ben legitimtPifcpen Deputaten
I anempfohlen, bem SSorfchlag, hei ber SCBapl eines
I Ißräftbenten ber Republif »on DpierS ab^ufepen,
| feine golge ju geben.

— 30. Slug. 3n ber heutigen ©ipung ber
t Rationaloerfammtung wirb ftep bie Debatte paupt*

I1 fäcptich mit ben Slnträgen »on SSuffet unb ©poifeul
befepäftigen. Der Slntrog SBuffet wirb »on ber
Rechten unterpüpt, ber Rntrag ©poifcnl, jn wel*
epem bie Regierung ipre Suffimmung erflärt pat,
| wirb bagegen »on ben brei gractionen ber Binfen:
f bie gemäfftgte Binfe, baS linfe ©entrum unb bie
’ äufferpe Binfe, unterPüpt werben. SSeibe, fowopt
ber Stntrag SSuffet wie ber Stntrag ©poifeul, ge*
pen baptit, DpierS bie auSübenbe ©ewalt auf
©ruublage ber S3erfaffung »on 1848 ju »erfeipen.
©poifenl’S Rntrag will DpierS auep baS Red)t 3U-
gepepen, ben SBeratpungen ber Rcrfammlttng bei*
guwopnen, unb nnterfepeibet ffcp »on bem Slntrage
SBuffet’S auep baburch, baff er ber gegenwärtigen
©erfammlung ben ©parafter einer ©otiPituanfe niept
guerfennt. DpierS wirb in ber heutigen ©ipung
jugegen fein. SRatr pätt bie Slnnapme beS Rn*
trageS ©poifeul für Waprffpeinli^p.

— Racpricpten auS ©otftca beftätigeu, baff
Rbattuccl fein Rianbat ntebergelegt pat unb in ei*
nem ©epretben feine SBäpler aufforbert, fiatt fei*
ner Rouper jum Deputirteu $u wäpien.

SBerfaitteS, 30. Slug. DpierS unb fämmtlicpe
SRiniPcv maepen eine itabinetSfrage aus ber Rn*
napme ber 3“fapartifel Dufaure’S jum Rntrag
Rioet. SRau hofft auf friebltcpe RuStragung ber
ÄriffS.

SufnreP, 29. Rüg. Die SRitibeftungcn SBie*
ner 3<utungen, betreffenb bie ©ntbeefung eines 9Rt-
UtavcomplotS, bie auS Slntaff beffen erfolgte Ror*
napme »on Rerpaftungen, beffgletcpen bte SScricpte
über einen auf bie ©pnagogc einer ^vooingialpabt
»erübten Rngrtff ftnb »oöig unbegrünbet. Die
Rupe unb Drbnung ffnb nirgenbS gePört worben.

□ ^»eibelhcrg, 31. Rüg. ©ePern fanfc bie
feietli^e Seerbigung beS SRanncS fiatt, ber fo lange
3apre fegeuSreicp in ber ©emeinbe ^eibelberg unb

(gortfefenng.)

— „DaS War in ber Dpat parf, ©ugente!"
»erfepte er.

„Rber wapr, wie i^ an bem ©fnbrnef bcmevfe,
ben eS auf ©ie gemalt Pat/" entgegnete gräutem
». Rngetpein mit einem fieinen boSpaften fiäcpeln.
n©ie fepen, ich bin niept mepr bie furjficptige,
leichtgläubige SSenffonärin beS abeligen DamcnPiftS
Wie bamalS, — icp fenne bie SOBelt nunmepr, nub
auep bie SRenfcpen ein wenig! 3pre Reufferungen
»on peute Rbcnb tm «Sagen bejüglicp ber Rotp*
Wenbfgfeit »on gräulein SSeüa’S Rerpeiratpung lie*
ffen mfcp genugfam erfennen, baff ©ie ein $Iän*
^pen paben, baS ©ie mit ber an 3pnen befannten
©nergie unb — icp_ fonnte auS eigener ©rfaprnng
»ieUeicpt fagen: RüdffcptSloffgfeit — jum Siele
füprcn werben, ©io ffpen, |)err BegationSratp,
Wir »erftepen unS opne Kommentar,* barum jnr
©aepe! gräulein ®eKa fann uns Jeben RugenPIicf
überrafepen, unb i^ hin begierig, gu erfapren,
Welcpe Roße ©ie mir gugebaept paben, ba icp benn
nun boep einmal in 3Pren -^ünben Pin!"

— „SGBoplan benn, meine Siebe, icp oertraue
thenfo fepr Sptern ©eiffe wie 3Pr« DfScretion
unb — 3Prer SBelterfaprung, ©ugenie," fagte |)err
W ^tirfcpfelbt mit einer greanbiiepfeit unb Unbe* i

| fangenpeit, welcpe Pebeutenb »on feinem »origen et* ;
\ waS lauernben Doite abPacp. „©S foß 3pr ©^abe |
I niept fein, wenn ©ie mein SSorpaben mit aß bem f
I ©cparfblicf unb ©eifle förbern, Woooti ©ie nur fo |
eben einen eclatanten S3eweiS gegeben unb um bef-
fenwißeti icp gerate 3pncn baS Rmt einer ©pren*
bame bei meiner SRünbc! jugewiefen pabe!"

„SBaS fepr f^metcpelpaft, wenn auep gewagt
iP, S9aron, benn wenn icp miep nun räcpen woflle,
wie bann ?"

— „So würben ©ie mit einem fepr ungefepief*
ten gaftor rechnen, meine liehe ©ugenie, unb ftep
feibP am meißen i'cpabeu; benn wer ber Bogif ber
Seibenfcpaften folgt, täufept pep immer felPß unb
gräbt ftep einen ißfapl in’S eigene glcifip," fagte
^err ». |)itfcpfelbt treuperjig unb einfepmeiepeinb.
„3<P wiß ©ie übrigens feineSwegS Überreben,
©ugenie! icp wiß mir Wieber gewinnen unb
»erbienen, waS icp einfl »erfeperjtpabe — 3P*
SSertrauen, 3P*e 3uuci0un0!“ f

©ugenie fcpwieg, aber ipr Rtpem ging müpfam
— fo ganj opne ©inbruef waren bie SBorte niept,
bie ber BegationSratp mit ipr fpraep. Offenbar
panb ffe noch immer einigermaffen unter bem ©in*
bruef feiner hebeutenben geiffigen ffJerfbnlidjfeit.

„Darf icp naep aß bem ©efagten auf 3P«
SRitwirfung regnen, ©ugenie, wenn ich 3Pnen
mit meinem ©prenworte gelobe, baff ©ie eS nfept

bereuen bürfen, baff baS Requioaicnt, welcpce icp
3pnen anbiete . . ."

— „@cnug, icp wiß feinen Rertrag, SSaron!"
fiel ffe iprn mit einer ungebulbigen ^Bewegung tn’S
SBort. „3cp bin SScfla »on ^erjen gut. Söetm
baS, waS ©ie wegen gräulein ». ^apn’S Sufunft
Peabftcptigen, gunt wapren 93effen beS gränkitiS
bient, fo bin i^ mit greuben bereit, 3prc Rbffcp*
j ten gu forbern. 3»« anbern gaße werte icp, wie
icp utiep feierlich »cvpßicpte, über 3pre $läne ebenfo
unoerbrücplicp f^weigett, wie über unfere gegenfei*
tigen SejiepnngeH »ou epebem. ©inb ©ie bamit
jufrieben ? wo niept, bitte, fo maepen ©ie mir feine
©ntpüßungen !*

^)ert ». |)irf^felbt »erffeperte mit ber gröfften
SSeffimmtpeit, baff feine $eiratpspläne für SSeßa
nur beren wapteS SBopi im Rüge paben, unb baff
©ugenie barüber rupig fein bürfe, wie er feinerfeitS
gewiff fei, baff ©ugenie ipm in berfelben lieber*
geugung ipre $iife niept »erfagen werbe. — „Die
Rorfrage ift, ob Reßa’S |>erj no^ frei, ob niept
irgenb ein Rnberer unS ju»orgefommen {ff, ff^i
ipr 3ntercffe gu ffepern, ©ugenie. hierüber bitte
icp ©ie, ber bie Ucberwacpung Rella’S in biefet
^)inffcpt oblag, um 3Pre Rnffcpt," fagte er bann.

„Die grage iff fipiibp, Saron, benn wer »tt*
mag bie ©epeimtiiffe eines ^trjenS ju ergtünben.
3nbeff fo weit meine SBaprnepmungen gepen, pat
 
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