Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

DOI Kapitel:
Nr. 127-151 (1. Juni - 30. Juni 1871)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0569

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M 139.

Jlbountnuntspnis ft. 1. 3 fr. itt £eibel5era
butif) bie Pofl ff. 1. 16 fr. »jcrtetjälfrig.

greitag, 16. ^unt.

^n3eigtn 3 fr* bie ^etitscilf, bei auöfunftS*
ertfyeilung 4 Ix.

1871.

(^tnlafeutig.

2ICfcv^bc^ficr Slnorbtmng gufolge ftnbet nahften
feonntag ben 18. b. 2R. ein gmbengbiwffefi
Int, wcld)eS burd) einen geftgottesbienft in fämmt*
lieben Kirchen begangen »erben fott, an »eichen
ft(^ eine ©obtenfeier auf bem griebpofe basier an-
fliegen wirb.

«^tergu beehre fd) mid), alle meine Mitbürger
mit bem ©eifügen einjulaben, bap ber gefigotteS*
btenji in ber fjeiliggelfifirhe eoangelifcpen unb fa*
tpolifcpen Stnt^eilö, fowfe in ber Sroofbengfircpe
»m 9 XXt)r unb in ber ©f. SeterSfivdjc um 10 Va
Uhr feinen Stnfang nehmen unb bie ©obtenfeier auf
bem griebpofe RacpmittagS 4 Uhr beginnen wirb.

Um bieiem ©anffefte auch einen äufjern ©hmuef
ju oerleipen, labe ich meine SRitPürger ein, ihre
Käufer an biefem Sage gu beflaggen.

^eibelberg, ben 15. Sunt 1871.

Dberburgetmcifier:

SrauSutttim.

SelcQtrtfrfjifiöe Sia^ci^tc».

«Berlin, 14. 3uni. ReihStagSftfcung. Següg*
lieh ber Petitionen beb SorftanbcS beb SereinS ber
mittelrheiniüben gabrifanten gu 9Raing unb beb
bleibcnben SlnSfhuffeS beb beutfdjen |)«nbelStageS
gu ©erlin, betr. bie (Errichtung eineb ReihSOerfeprS«
9RinifteriumS, wirb ber (EommifftonSantrag ange*
Kommen, nad) welchem bie Petitionen bem Refd)S*
fangier mit ber Slufforberung jur ©erüeffthttgung
überwtefen werben, baS butep ben Sefchlufj beS
norbbeutfepen Reichstages beantragte ©efep über
bab (Sifenbahnwefen, tnSbefonbere behufs ©crfteüung
geeigneter Organe für bie SluSubung ber bem Reiche
juftehenben Sefugntffe fhleunigft öoegulegen. ©e-
gtiglid) beb SlntrageS beb Vieler (Eomite’S für ben
Sau eines Rorb=DftfeefanalS, ber Reid)Stag möge
feinen gewichtigen (Stnflu^ geltenb machen, um ben
bcutfdjen Regierungen ben ©au anguratpen, bean*
tragt bie (Sommiffton, bie Petition an ben RelhS-
fandet gut Kenntniftnapme unb (Erwägung gu über*
Weifen, gürft ©tSmarf erflärt, et fonne oerftepern,
bap namentlich bie preufttfepe Regierung 3eit nnb
ERtttel ben SanalifatfonSproJecten wibmen werbe;

ba er aneifennen müffe, baf? ba# Paterlanb nicht
auf ber fjöpe ber SerfeprSoerpältniffe flehe, welche
feine 2Rfttel unb feine (Stellung Ipm guwtefen.
©er Antrag ber (Sommiffton würbe hierauf angt*
nommen. (SS folgt albbann bie gwette ©erathung
beb ©efepentwurf# betr. bie ©ewäprung oon ©ei*
hülfe an bie Singehörigen ber Rcferoe unb ßanb-
weht. Stuf bie Anfrage ©ernbutgS erflärt gürft
©tSmarcf, bie oerbünbetcu Regierungen feien bamit
einoerfianbett, bap über bfe Serwenbung ber ben*
felbnt gur Scrfügung gefieflteti (Selber innerhalb
ber oerfaffungSmäftigen Sorfhnftcn in jebem Sanbe
eine Rechnungslegung erfolgen werbe. (Der ©e*
fepentwurf mtib einftimmig angenommen.

— ©fe Kaifenn Slugufta, fowie ber ©rop*
hergog unb bie ©roftpergogin oon ©aben ftnb heute
SRorgen hier eingetroffen. — ®ie „prooincial*
©orrefponbeng" fcprefbt begügtich beS IRlUtärpen*
ftonSj@efepeS, bap bie Perfünbfgung beffelben un-
geachtet etngelner erheblicher ©ebenfen unocrweilt
in StuSpcpt gu nehmen fein bürfte. ®ie ^©runb*
fäpe, auf welchen baffelbe beruht, würben theilweife
auch bet ber wünfdjenSwertpen Perbefferung beS
©loil=PenftonSwefenS gur ©eltung gelangen.

— ®te (Eommfffton gur Sorberatpung beS ®o*
tationSgefepeS hat in Ihrer gefirtgen ©fpung nah
langer ©ebatte, währenb welcher gürft ©iSmarcf
wieberholt baS SBort ergriff, bie Porlage mit ber
Slenberung angenommen, bap bie «Summe oon oiet
■äRifllonen ®ha(ern bem Kaifer gur ©otatibn an
|)eerfühter unb beutfehe Staatsmänner, wel^e bei
ben nationalen (Erfolgen beS Krieges in hei:üot-
ragenber dßelfe mitgewirft hätten, gur Perfügung
gefieflt werbe. 3unt Referenten würbe ©ennigfen
gewählt.

©reSlou, 14. 3uni. ©aS Stabttheater ifi
ooHfianbig ntebergebrannt. ®ie PorüeUung ^attc
bei bem Sluebruch beS geuerS fchon begonnen, boch
tonnten baS Publlfum, fowie bie P?itwtrfenben fleh
alle in Sicherheit bringen. Plan oermutbet, bap
baS geuer auf bem ©chuüvboben auögebrocheit ift.
®ie ©ibliothef nnb bie 3nftrumente«wurben gerettet.

Sßien, 13. Sunt. ®te ©cneralfhnobe ber hei*
oetifchen ßonfeffton befchlop nach ernfter ©ebatte
mit groper ÜRaforitat ihre Trennung in eine böh*
mif^*mährifd)e mit bem Sih in Prag unb in eine
beutfehe mit bem @iig in SBieti.

HJcjl, 14. 3uni. ©er „ttngariphe Slohb" er*
fahrt auS Konflantinopel, bap bie fDUfflon beS
päpfilichen Segaten granht wahrfhefnlt^ fcheftern
werbe, ©erfclbe h<ibe oerlangt, bap bie Pforte ben
s abgefe|ten Patriarchen |)uffum wieber einfc|en foHe,

was Sllt Pafch« entfdfieben guvücfgewiefen h«be, ba
bie Pforte nie einer fremben SRacht bie 3uriSbictiou
über ihre Uutertt)anen cinräumcn werbe, waS man
in Rom gu oergeffen fheine.

PerfaiHeS, 13. Sunt. Rationaloerfammlung.
©erathung beS SlntrageS auf (Ernennung einet
Sommiffton gur Unicrfudmng ber ^anbiungen ber
RationaloertheibigungS.Regierung, ©er Slntrag ifi
für bringlith erfiävt. Sorgeil iinterftüfjt benfelben,
inbem er bemerft, er habc um bet (§hte öeS 8an-
beS willen ben Slntrag eingebracht; im Uebrigen
wolle er ber ©erathung nicht oorgreifen. Sefeore
fpricht ebenfalls für bie Snguete, weldte, wie er
hofft, ©ambettu glanjcnb rechtfertigen werbe, ©et
Slntrag wirb angenommen, ©et ©erathung beS Slti*
träges) bap bie ÜRitglieber ber Regierimg ber na*
tionalen Perthcibigung Rechenfchaft ablegen feilen,
ergreift $rod)u baS- ®ort, um bie llrfachen beS
PerfatleS ber Slrmee unb ber ünglücfSfäUe am
Rhein bargulegen. ©te Rcoolution hatte ihren ttr*
fprung in ber ©empralifation ber Slrmee, welche
in feiner Sßeifc batanf oorbereitet war, bem geinbe
fchon Slnfang Sluguji entgegen gu treten, ©rochu
erfannte bie mit einer ©etagcrung oon Paris oer*
bnnbenc ©efahr, madjte ben Kaifcr barauf auf*
merffam, bap alle anbern ©rcigniffe bagegen unter*
georbneter Ratur feien, bap bie Pereinigung ber
Slrmee oor Paris bie efngtge Rettung granfreichS
fei unb bie Slrmee ©agaftte’S beppalb gnrücfgerufen
werben müffe. Polittf^e Rücfftchten oerhinberten
bie SluSfühnmg ber bereits begonnenen 3Rapregel,
unb feit btefer Stühpunft fehlte, war bie Sage Pott
Paris im hofften ©rate bebrohlid). ©rocöu nahm
an ber am 17. Slttgnji in ShalonS abgehaltenen
Sonfercng beS KaiferS, 9Rac SRahon’S, Prtng Ra*
poleonS u. 81. ©hell. SS t>arcbeltc ftd) barum, bap
ber Kaifer baS Sommattbo nieberlege. ©er Katfer
wollte bie Regierung wieber übernehmen, ©rochu
übernahm feinerfeitS mit bem ©itel ,®ouoerneur
oon Parts" bfe Slufgabe, bic Rücffehr RapoleonS
nach Paris oorgnberetten, jeboch unter ber auS*
brücflfcben ©ebingung, bap bie Slrmee ÜRac SJJahonS
na^ Paris marfebire, um als |)itlfSarmee für Pa*
riS ju bienen. SS war bic Kaifetin, wel^e ftch
auS Piiptrauen in ber entfcljtebenficn SBeife ber
Rücffehr beS KaiferS wiberfefste. Palifao empfing
©ro<hu fehr übel, ©erfelbe war gegen ben SJlarfd)
ber Slrmee ©againe’S auf Paris unb fapte im
©egentheil ben unglücflidfcn Sntfchlup, ade oerfüg*
baren Kräfte nach Perbttn unb SRefj gu fhiefen.
©rochu führt ferner auS, wie er gwifd)cn bem 18.
Stugufi unb bem 4. ©eptbr. fletS ©egenpanb beS

fadcttfriutftlkfo %mm.

(Sortfefeung).

„3ch faüe baS innigfie ÜRitleib mit biefen ar-
men ©ef^öpfen," oerfehte baS Junge Ptäbchcn leb*
haft; „Sie werben inbep gugefiehen, bap gwifepen
3hreo Srwählten uttb 3cnen ein Unterfd)teb begeht.
3^ wollte auch nicht fagen, bap man 3rbermann
fein Sertrauen febenfen foÖ, — o nein — nein!
n5r Pfanne wie Sie fottte man offen unb

ohne Rmfhalt entgegenfommen, — baS ift meine
SReinung. Sin Porurtheil haüe ich burchauS nicht
©aS aber, Sbmnnb, fage & 3hnen SK
würbe cS erforberlthenfaftS oor aller 5ßelt wieber-
holen: ich fönntc einem folgen oerfchloffenen eiaen’
artigen «öpf nimmer gut fein, föünte ^e S
nimmer Sertrauen gu thm faffen, nnb fo beaieria
ich öin, bie ©amc 3hrcS ^etgenS fennen gu Ur-
nen, erhebt ftih in meinem 3nnern eine ©timme,
»eiche mich warnt oor einem 3ufammentreffen mit
ihr. 3ch fühle, ^ »f«1 eir‘mal etwas grembar*
ügeS gwlf^eu unS, baS fein wahrhaft hergltcpeS
©inoernehmen auffommen laffen würbe. ©c{ 3hKen,
©bmunb ber @ie lieben, — ifi öaS freilich attberS.

Seibenfchaft — anberS fann id) 3hre Reigung
Kun einmal ,nid)t nennen — hat 33ticf ge*

trübt unb wer weift, waS ©ieStßcS anberS fehen,
als eS in ber SBirflidifeit ift. Sielleicht —" ftc

hielt, wie in fitlleS ©innen oerloren, innt unb i
fchüttelte bann leicht ben Kopf, al'S oer werfe fte
ben aufgetauchten ©ebanfen wieber.

„PieUeicht?" wieberpolte aber ihr ©egletter
ladfelnb.

#3<h »oßte fagen: oieKetcht ift eS überhaupt
nur baS Räthfethafte, ©ehetmnipoolle, ftd) ewig
SBiberfprechenbe in ihrem SBefen, oon bem Sie
ftep fo unwiberftehlich angegogen fühlen. PBenn !
baS wäre, Sbmuub, o, bann wünfhe id) 3hnen,'
bap 3hrc Siebe tief genug fein möge, um nicht gu
fchwinben, wenn tiefe Räthfel gelöst ftnb. ©odj
— wir flehen am 3telc — id) banfe 3hncK, @b*
munb! nun leben ©ic recht wopl."

@ic reihte ihm mit frennblidjem Sächcln bie
fletne, weiche |)anb, oon ber fte ben ^anbfdjuh
abgegogen patte, unb epe er nod) ben ©tnn ihrer
Seiften SBorte reept begriffen patte, ftanb fte fepon
in ber geöffneten Sabentpür. Roch einmal ntdte
fte ipm frennbtiep gu, aber eS Wollte ipn bebünfen,
als tage auh r.iht bfe letfefte ©pur ber früheren
pergtidjen Pevtranltd)feit mepr in tprem ©ruft. @e-
banfetiooll fap er ipr nach- ®ann fepte er fopf*
fcpüttclnb feinen SPeg fort. 3Pre SBorte flangen in \
feinem 3>wcrn nach, bod> wenn er auch fühlte, bap |
fte mancpeS SBapre enthielten, rebete er ftd) bod) |
mit einer gewiffett ©enugthunng ein, bap bie ta* {
belnbc Krftif, weihe bie Junge ©anfferStocpter ge* i

j übt patte, wobl hauptfäcplih in ihrer Siferfnht
| begrünbet fei, fo gletcpmüthig unb nebenfädfttch
Smmp aud) fd)einbar tiefe Slngelegenpeit bepanbelt
patte. Unter biefen ©ebanfen erreichte er bfeSBal*
bemarftrape unb halb ftanb er oor bem §aufe, in
welchem bie SBanbermuftfcr logirten. Rafdj Jebe
©pur oon bem Unmutp, weihen feine ©egleiterin
peroorgerufen, Oon ftd) fdjüttelnb, trat er in bie
S £>auSftur unb Wollte eben bie Wefftgefcpeuerten ©tu*
i fen ber Steppe pinaufftefgen, als eine giemlid) lot*
putente, auffattenb gepnpte ©ame, in weihet er
fogtetd) bie ©eftperin beS fiaufeS oermutpete, ipm
mit ben SBorten entgegen trat:

„3u wem wüttfcpen Sie, mein $err? ©ort
oben wopnt Riemattb?"

„3h bähte, ber Ptolittift ©ranbep mit ben bei*
ben ©amen —"

„@inb peute mit bem grüpguge abgereiSt," un»
terbrah ipn bfe ^attSwirtpin.

©ein erfteS ©efüpl war baS einer gewtfjen
©etroffenpeit. ©alb aber gab ftd) ein SluSbrucf ber
©efriebigung in feinen 3ügen funb. „@S »ar alfo
boh fein ©hwinbet mit ber Slnfünbtgung beS nn-

| wiberruflih lepten SongertS," fprah er, mepr gu
; ftd) felbfi, als gu ber ipn auf merffam betradjten*

| ben ©ame. „SBaprhafttg, baS ftnb bie erften Sir*
t'uöfeu, bfe ipr Set-fprecpen palten, aber meine tpeurc
! Sinn« wirb bie Urfacpe fein. SBopin ©ie gereist
 
Annotationen