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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0797

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J\s 196

JMwttttfittttttaprtis 45 Äreujcr in £>eibel&erg
burclj tote |>oftN57 Äreujcc öiwteljiaJjrig*

Httjeigen 3 !r* bte ^etitseile, bei SuSfunftö*
erttjeilung 4 !r.

1871

Selearapljiftije SRadjridjteu.

®edin, 18. Slug. Sie „©ermania" oeröffent*
lid)t ein Schreiben be« gclbprobRe« ©tphof« 5Ram-
cJanow«lt, in weitem berfelbe bie ÜRittheiiung «er*
fäpebener 3eUun8cn> bie ©onferenj ber Siphbfe
habe am 3. b. 3R. in gulba pattgefunben, für
»nwahr erflärt. Sie ©onferenj Werbe erp am
5. ©ept. in gulba abgchalten werben.

— 19. Slug. Set „ftreujjtg." wirb au« SBien
8*f<bricben: Sie Slngelegenheit ber ©epjjer ber ru*
mäniphen ©ifenbahn*Dblfgationen geht einer freunb*
lid)en Regelung entgegen, ©laubwütblgen 5Ra<b*
*W)ten jufolge ip eine ©crPänbtgung im 3«8C-
SRan »ernimmt jugleid), e« fei ©runb »orhanben,
fine birecte ©ercinbarung jwiphen bem beutfehen
Steife unb ber ^Regierung be« gürpen Äarl Reffen
i» burfen.

m ®u“,6inntn, 19. 3lug. Sa« 3legierung«=9lmt«*
Äretfen^Binr'«^ bie ®H«a <n bcn breffcitigen
St«tm ift ^.DIc^0' ^ unb »rburg
SJSSLmKn b °.crorbnct bie Errichtung «on
6anitat«commtjTionen in fämmtlichen Greifen

qjart«, • ^“8* ®ie »erftebert wirb, ftnb
SSerljanblungen im ©ange, um ben Antrag Rioet
itt nachPehenbem ©inne ju mobifidreu: ®ie gM*
macht Sfper«’ foll für jwel 3«hve «erlängert wer*
ben unb berfelbe ben Sttel „©rcitibent ber iRepubli!"
führen. Sie ©erantroortltdpcit ber SWintfler wirb
eingeführt, aber SE^terö behält ba« 5Red)t, pep an
benSebatten ju beteiligen. Sie fRationaloerfamm*
lung trennt pep nicht, ohne «orhet gewiffe bereit«
bejetdmete ®efepe ju «otiren. — 2Bfe e« Ipipt, toirb
bie ©ommiffion ihren^ Serichterfiatter nlcpt oor
©ienjiag ober ÜRittwocp waplen. Sie St«cuffion
felbft lann btg^alb im bepen gaffe nicht öorSon*
tterfiag Pattpnben.

IBerfaille«, 19. Slug. SRationaloerfammlung.
Ser ©encrat ©panjp «erließ ben (5omm{ffton«be-
rieht über ben neuen SCrmtegefepentwurf. SDevftlbe
maept ben Sienß «om 20. bi« 40. 3apre oblfga*
torifch, hebt bie Stelloertretung auf, phließt bte
unter ber gähne btPnbUd)e ÜRannppaft »om Stimm*
recht au« unb lö«t bie ülationalgarbe auf. 164
SKitgtfeber finb für fofortige Sluflofung ber üia*
itonalgarbe. Sie Sringlicpfeit wirb befcploffen.

Stotrpool, 18. Slug. 2Bie hierher gemelbct
Wirb, iji bet Pacific ©offbampfet „£enri ©paun*
cep" bet ©ap |>enrh (int füllen Dcean) »erbrannt.
Sie ©affagierc würben gerettet, bagegen gingen
Sabung unb ©oPfäcfe ju ©runbe.

2Bnfljingtott, 18. Slug, ©epapfefretar ©outwett

Stettfiag, 22. Sfoguft

hat angeorbnet, baß bie am 1. ©ept. fällig wer* :
benben (SouponS ber @taat«fchulb fepon üom 22. j
Sluguji ab ohne Slbjug augge^ahlt werben. j

B.C. ^)och bem SJaifecl

Ser beutfehe ßatfer iji in Dejierreich, unb wo J
ihn bie beutfch=öjievreichif^e SSebolferung ju ©eficht !
hefommt, ruft fie ihm mit Segeiperung ein |)o<b
ju. Sa« gefchieht in bemfelben ßanbe, welche« oor
5 Sahreit oon bem Eonige oon ißreupen beftegt
worben ip, bemfelben gürPen, bejfen |)anpt heut
ju Sage bie beutfehe Äaiferfrone füjmucEt. Santal«,
nad) Roniggräj, Ijatte fxcj) ba« ©efühl ber Semü-
thigung, welche DcPcrreich bnrcl) ißrcnfjcn« Ärieg«s
führutig erlitten hatte, lebhaft ber ©eifier bemach*
tigt, unb Jene grucht be« $affc« getragen, ben bte
aSölferciferfucbt fo üppig erjeugt. Siefer ^)ap war
Parf genug, um bem greifen gürpen ju «erwehren,
ben gewohnten Sefnch in @aPein ju machen, um
bort' in herrlicher ®ebirg«luft unb in hetlfamen
SBaffern ftch bie jugenbliche Äraft ju Paulen, bie
ben beutfclien Äaifer heute noch unter ber ißatriar*
chie fürpiicbet @efc^lect)ter fo ganj befonber« au«-
jeibhnet. |)eute hat in DePerretch ftch bitfer |)ap
gelegt, an feine ©teile ip SScrehrung, begeiperte
Sewttnberung, patriotlfche Siebe getreten.

Ser San£ bafttr gebührt grattfreich. ©ein
Uebermuth hat ben i?rieg gegen Seutf^lanb her*
öorgerufen; aber wie hoch au^ ber Unmuth gegen
SPreufjen gePeigert war, im fatholifcheu Seutf^-
DePerreich hat bie beutfehe ©epnnung ben ©teg
baoon getragen — oor Client beutfh — bann oPer-
reichif^ unb fathottfeh- Sie Seutfchen in ber
Dftmarf fühlen ftch ^cutc als Sheilnehmer ber
©iege gegen ben SBelfchen, unb pe thun bie« mit
bemfelben Siechte, mit bem ©übs unb 2öePbeutfchs
lanb nach bem Qahre 1813 Pü) a!« national be-
theiligt bei ben ©legen ber beulphen SOBaffcn auf
ben ©cbladpfelbern «on l)3reupen unb ©achfen fühlte,
felbfl ba, wo bie efgenen Ätnber unter ben wan-
fenben Slbterit Stapoteon« gegen ben Befreier ipre«
tßaterlanbe« fämpfen mupten. Sie Seutfchen fn
Deperreich haben aber au«h allen ©runb, bte ©lege
bei JB&rth, 2Rejj unb ©eban unb bie ihnen gefolgte
gänjliche Slieberlage be« gvanjenreich« al« eigene Sri*
umphe mitjuempftnben. Sie fßolitif Deperreich«
|at ben Sag näher gerüeft, bet fte nothigt, ben in*
nigen 3ufammenhang mit Seutfehlanb in ba« Pro-
gramm be« Seutfch * DePerrei^er« bi« ju einem
®rabe aufjttnehmen, ber feither noch al« »erbädpfg
unb hebentlich erf^ten. Sie neuePen Siete be« j
SRiniPerium« Hohenwart bebvohen bte ©eltung unb

(SulturPellung ber beutfehe« ©tämme in OePerreich,
Pe rufen bereit« bie beutfehe tßreffe bafclbP jum
Hampf für biefe hocftflen ©fiter auf, unb bie jSltt»
lehnung an ba« grope beutfehe fReich allein »ermag
ben Seutfchen inDeperret^ bie $raft unb ©tärfe
ju «erleihen, welche fte bebürfen, um in biefem
Kampfe nicht ju unterliegen.

©« fp bamit feine«Weg« gemeint, bap bie So«*
reipung be« feutphett Sl)eil« «on DePerrei^ unb
beffen SSerf^meljung mit bem beutf^en 9teicf)e ber
3iclpunft ber PolitiE be« beutfehen fRei^« ober ber
Seutfchen in DePerrefcl) fein foll. 3u biefer neuen
wSeutfchenfragc" tp bie Sache nicht angethan; e«
lann Ipnt ju Sage bie Slufgabe einer guten $o*
litit nicht ictn, Slntterion«pläne au«jufpinnen, bereu
SSerwivflichuttg Äriege auf Kriege häufen würbe.
3m ©egentheil, ein gute« ©inoernehmen Defier-
reich« mit SDeutfchlanb liegt in beiberfeitigem 3n*
tereffe. Slber bte gcPigung bet beutfehen ©tämme,
unterer 8anb«!eute, gegen bie flaotf^en Slnmapun*
gen, bereu feubaliPifche unb flerifale ©önner bie
Dberhanb ju gewinnen im Pegriff Pehen, bie ge-
pcigerte geipige SSerhinbung mit ben beutfehen ©le»
menten, bie ©tärfung ihrer Äraft im SBiberPattbe
gegen bie getnbe be« germanifchen ©ulturpanbe«,
ba« iP etwa«, wa« bie Slnlehnung an ba« beutfehe
fReich ohne ©efahr geben unb wa« Seutfdpanb
rechtlich nicht oerweigern fann. Sie 3ufunft DePer-
reich« erpheint jur 3eÜ nicht gepchert. Sie Äräf-
tlgung ber beutfehen Stamme in her Slnlehnung
an Seutphlanb pheint eine ©runbbebingung einer
hoffmmg«refcheren 3n£unft für ben etwa« morfchen
itaifcrflaat ju fein, ©oflte beffenungea^tet eine
Slupöjung eintreten, fo wirb bamit auch &*r Söeg
gewiefen fein, ber bem nationalen fRechtc unb bem
©eiPe bet ©efchichte entfpricht.

Seutfifilaitb.

S?arl§ruhe, 19. Slug. Sie hwtigc, höchp he*
beutfame ©erhattblung haür iunt ©egenpanb bie
oberffrchenräthliche Borlagc, bie Drbnung be«
ÜRilttarlirchen w efen« hetreffenb.

Sngolge ber mit^reupen abgefchloffenen 3Ri-
litär!on«ention «om 15. Sloöemher 1870
hat nämlich ba« femtgt. pteup, Ärieg«mtniPerium
unterm 4. ÜÜRärj b. 3- erfiärt, bie preupifche 2Ri*
Utärf irepenorbnung oom3ulil832 mit Iltis
nen Slbänberungen, fammt ber bort jn SRe^t he*
pthettben ©otte«bienporbnung für bie ißa-
Poraticn be« groph. bab. Äontingent« eittjuführen.
Sie Dberfirchenbehorbe wei«t nun barauf hin, bap
bie firchcnöetfaffutigömüpigen ©inri^tungen inun*

tlfm nm JungpfElkn.

(gortfefeung).

SReht hem eigenen Slntrieb, al« bem SBinf ber
SRutter folgenb, uahm |)ebwtg eine frifepe IRofc
att« ihrem Bouquet, ba« oon bem galanten ©omite
ieber Same hei ihrem ©intritt überreicht würbe.
2Pit Jungfräulichen ©rr&then gab fte ihm bie halb
erblühte, bufterbe Jtnofpe, ihr ©benbilb, begleitet
«on einem Blfcf, um ben ihn jeber 3Äann be*
neibete.

„Sie SRofe," fügte fte hinju, „gebührt 3hn«n,
ttftfit nur weil ©ie ein guter IRebner, fonbern weit
©ie Pcher ein guter ÜRenfch, ein guter ©ohn Pnb."

Sa« war ju oiel für ben guten ©ottfrieb,- ber
gencPene 2Beht, «erbunben mit ber Slufrtgung be«
8tftc«, mit bem Saumei ber allgemeinen Begdfte-
T«ng unb bem 3«nber feiner frönen SRachbarin
taubte ihm ben SRefl feiner BePnnung. @r wnpte
«t<ht mehr, wa« er fprach unb that. ©eine ©chücp*
ternheit war wie ein btücfenber Slip «on ihm ge*
Wüten 5 er ^ielt noth immer £>ebwig« weipe fbanb

feP, al« ob er ftch nie »on ihr trennen wollte.
3« feinem fRauphc rebete er halb »on feiner »er*
nprbentn SRutter bie er fojärttich geltebt, halb »on
^nttn einfamen Seben, wäbrenb fie mit PchtUcher
~heilnabme unb iRühruttg jnhbtte, wobur* er fld)
i° auigemuntert fühlte, ba« er oerphiebene »erfäng*

liehe gragen an feine fRachharin richtete, bie biefe
mit niebergefchlagencn Singen ju feiner «öQigen
3nfriebenhcit beantwortete, worüber er eine uttbe*
f^reibliche ©eligfett empfanb.

5Rad) aufgehobener Safel folgte laut bem $ro-
gramm ber 33aU, unb ©ettfricb tanjfe, tanjte wirf*

■ lieh mit fccr fronen §ebwig, bie er nicht mehr «er*
liep- 2Bie im Srattme fchwebte er an ber ©eite
be« holbcn SRäbchnt«, befpn IRähe ipn ju »erjün*
s gen fdjien, fo bap ber greunb ihn faum wieber er*
| lannte. SU« ihn tiefer enblich jum Slufbruch mahnte
’l nannte er ben 0iecbt«anma!t einen alten BhlUP«',

| eine baumwollene ©cblafmüpe, inbem er erflärte,
bap ihn Oor bem ©otillon nicht aÜe äRfidpe be«

I Fimmel« unb ber |)olIe fortbrfngen würben, ba er
; mit ber ltebcn«wurbigPen Same auf ber ganjen
; SBelt ettgagirt fei. fRatürlt* tanjte er aud) ben
©otiUon mit ber Soccer be« Brofeflor« Unb feierte
; babei ben gropten Srittmpb, ba ihn alle Jungen
Samen au« Sanf für feinen Soaß mit Drbcn unb
©hrenjeichen aller Slrt überhäuften. Sa« hotte
pch aderblng« ©ottfrl-b ni^t träumen laffen, bap
er ber |)db be« Sage«, ber gmubtePe Sowe ber
©efellfchaft auf bem öffentlichen ©alle fetn würbe.

Ueberglücfltd) febwanfte er nad) .&aufe, nach*
bem er oon bem ©rofeffar unb beffen ©attin einen
jebt herjlicben, »on ^jebwig einen lehr järtlicben
Slbfchfeb mit obligatem f&ancfup genommrn batte.

Unterwcg« rebete er fehr «erworren ben filbernen
: üRonb an, ber gar nicht pchtbar war, unb fang
| ein alte«, hfllb »ergeffene« 8iebe«lfeb fo laut, bap
| ber fRadßwächter ihm IRuhe gebot. 3«weilen «et*
| pel er in eine hHP gerft^rtc Stimmung., fo bap
\ ber greunb ernPUch für feinen ©erffanb fürbhtete.

„3d) bin ein folchc« ©lücf gar nicht Werth,"

} fdjhuhjte er halb lad)enb; halb weinenb. „fRein!

| ich bin ffe gar nicht werth- ©ie iff ju gut, ju
! febon für mich, eine ©öttin. ÄannP Sn e« leug-

| nen, bap pe eine ©öttin fp.?"

| Sa ber SRedß«anwa!t bagtgen nicht« cinjuwen*
i ben hatte, fo beruhigte p^ ©ottfrieb unb liep ffd)
«on bem greunb ju ©ette bringen, worin er halb
in einen tiefen ©cplaf «erpel. Sl« er am nächPtw
SRorgcn erwachte, empfanb er einen bumpfen Äopf*
fchmerj, ein ganj unbefchreiblich Jämmerliche« @e-
fühl. SlUmählig erP lehrte bie ©rinnerung an ben
geprigen Sag jurücf unb mit ihr ba« ©ewuptfein
feiner Shorhciten. ©r fatn ffch wie ein Serbre*
eher oor, ober noch fcblimmer, wie ein Plan, ©ein
laute« Stöhnen weefte ben no® fcplafenben greunb,
bet erfcbrccfcn auf feinem Säger eraporfuhr.

„9Ba« fehlt Sir?" fragte ber beforgte Recht«*
an Walt.

„3<b bin ber unglücflichRe ÜRenfch auf biefer
9Bdt,“ fcufjte ©ottfrieb. „28ie t<h fürste, habe
ich eine entfeblidte Summheit begangen."
 
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