Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

DOI Kapitel:
Nr. 51-77 (1. März - 31. März 1871)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0233

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3HV gür ben Pionat SRarg werben
33cfieU«ngcn auf baS geibelberger Journal für
auswärts bei ben betreffenben Poßanßalten, uttb
^tr bei ter ©rpebition unb ben Srägern entgegen»
ßcnommeti. IJSreiö für Jjier mit Srageriohn 25 fr.

Sie ©fpebition.

9ieuefte 5fla®rt®ten.

©erlin, 3. ^DJärg, SWitfagä. Soeben wirb »om
*aif«palais l)erab folgenbeb Selegramm beb
"faiftrS an bie Kaifetin unter ©locfenge»
laute Detlefen:

Perfattfe^, 2. Piärg. Soeben habe i® ben
öuebengf®(uß ratifrgirt, na®bnn er f®on gefiern
ln Sorbeaur »on ber Pationaloerfammlung ange-
Wommen worben.

Soweit ift baS große SBerf »oUenbet, wet®e$
bur^ ftebenmonatlicbe ßegret®e Kampfe errungen
würbe. Sanf ber Sapferfeft, Eingebung unb Slug*
bauet beb un»crglei®tt®en HcrreS in allen feinen
S&eilen unb ber Dpferfreubigfdt beb PaterlanbeS!
Ser Hctr ber £>eerfcbaaren h«t überall unfere
Unternehmungen ß®tli® gefegtiet, baber biefen
*hren»oflen Stieben in feiner ©nabe gelingen laffen.
3hm bie ©h«! ®cr Strmee unb bem ®aterlanbe
mit tief erregtem Serien meinen Sanf!

SBithelm.

©erlitt, 3. Piärg.

Sin bab ffliinifterium beb Innern.

Heute Piittag 12 Uhr Petfünbung ber Patt*
fUation ber Präliminarien »om Palfon beb föntg»
Ubhen PalaiS; grtebenSf®üjfe j ^eute Slbenb 3ß«-
mination. »on greborf.

SRünfht«, 3. Piärg. Sic ©emeinbecoKcgien
Piün®enS haben in gemeinf®aftli®er Sifcung aub
«inlaß beb griebenSf®luffeS 100,000 ©ulben gur
©rünbung eineb älfplb für SBaifen, bereu SBäter
im Kriege gefallen flnb, bewißigt.

Sdjmcrin, 2. Piärg. Ser ©roßhergog hat eine
Stiftung für mecftenburgifche Stwaliben c®ne Unter»
fchfeb, oh biefelhen mecflenburgifthen ober frcmbeit
Sruppen angeboren, errietet Siefe Stiftung hat
»orgugSweife ben 3mecf, Smmliben mit einer evflen
^wbfteuer bebufb Uehernahme eineb ©ef®äfte6 gu
»«feljen. Ser ©roßhergog Bewiaigt hierju aub
%nen SDlittel« 20,000 Shalev “«b_ etne gleite
Summe aub ben gonbS ber PiiUtaröerwaltung.
3Me Annahme »on Prioatheiträgcn gu biefem 3wecfe
ift »orbehaltcn.

Sufemburg, 2. Piärg.

Ser 31hg. SBürth gieht feine 3nterpeHation gurücf,
inbem er erflärt, bah eine offentlidje SiSfufßon
nach ben bem geheimen Komitee bur® bie Siegle'
rung gugegangenen Piittl)eilungen ungweefmäßtg
erf®eine. Praffeur fünbigt eine SnterpeUation über
bab ©ifenhahnneh ber Pring Srturichb'Pahn an.
Pie$ fragt an, oh bie SluSlaffungen preußif®er
ofßjtbfer Plätter gegen bie Suremhurger Preffe
einen neuen 3wif®enfaU befürchten liehen. Ser
Staatbminifier will morgen bie SnterpeUation be»
antworten.

©ern, 3. Piärg. Sie PunbeSreüißonS*@om»
miffton hat bie Pchanblung ber Piilitärfragen be»
gönnen. Sic Sienßgeit ift im Punbebheete auf
23 3ahre fefigefc^t.

— 3" bem Sftfenal gu PiotgeS (Sattton SBaabt)
fittb bie Piunftionboorräthe ber intemirten gran«
jofen in bie 8uft geflogen. Sie Piagajine beb
SlrfenalS flnb »erhrannt. Ser Schaben ift he*
trächtlich; man jähtt »icle Serwunbete unb Sobte.

Paris, 2. Piärg, SlbenbS. ©egen Piittag ent»
fianb Aufregung in ber Pähe beb 8ou»re, ba man
in bemfelheu beutf®e Solbaten gu erblicfen glaubte.
Sie Pehörben liehen bie äufjeren 3ugange fdjlicßen,
worauf bie Slufregung ß® legte. Sab Haupt»
quartier beb Dftupationbforpb ift in ben ©harnpS
elpfeeb in ber Pifla ber Konfgin=Pintter »on Spa»
nien. Ser Pe»ue in 8ong®anipS wohnte eine Be»
trä®tli®e Pienl®cnmenge bet. S()terS wirb morgen
erwartet, gaüre ifl heute in bab beutfäje Saupt-
quartier ahgeveibt, um bic fofortige Päumung »on
Parib ju erwtrfen. Sie PitUtärbehorbe hat eben'
faflb Perhanblungcn hierüber mit bem bcutfdjen
Hauptquartier eingeleitct.

— 3uleb 8a»ve »erlangte in Perfatlleb bie
Päumung »on parib. ©raf Pibmarcf antwortete,
Herr Shierb muffe etfi bab »on ihm unb ben ©om»
miffionbmitgliebcrn unterjeichnete Socument cor»
legen unb bagegen bie Patififation mit ber Unter»
fchrift beb Kaiferb Sßilhelm empfangen.

©riiffel, 3. Piärj. 3um ber grle-

benboerhaitblungcn falten bie PeooKmächtigten
Scutfchlanbb unb granfrcichb ihre Si|ungen im
Stabthaufe ab.

Sonbon, 2. Pfärg. fReuter’b Purtau melbet:
Sie 3ahlung ber Kriegbfoften »on Seiten granf*
reifhb erfolgt in brei Paten} eine PiiUiarbe ift »or
©nbe beb laufenben 3ahreb, 2 weitere Piilliarben
finb »or ©nbe 1872 unb bie lebten PiiDiarben
»or ©nbe 1873 gu gahlen. Sie 3i«f(u ftnb bei
ber lebten ©ingahiung gahtbar unb werben »om
Sage ber Patififation an berechnet. Pon ber lebten

Pate wirb ber Sheil ber frangöftfehen Staatbfchulb
abgegogen, welcher auf ©Ifah unb ben abgetretenen
Sheil ßothtingcnb fällt. Sie Summt wirb auf
etwa 7* PiiUiarbe gefchäht. Werner wirb berSBerth
ber Dftbah« in Slbgug gebracht. Pet ben WnebenS»
»trhanblungen ift eS gwtfchen ShierS unb bem Putt-
belangter begügli^ beS HanbelcSöertragcS gu fetnerlet
Siöfuffton gefontmen. 3lHe gegent|eiltge ©erüchte
ftnb unbegrünbet.

— Sen „SimeS" wirb »on PerfaitleS telegra»
phirt, bah tn golßc ber bereits auSgewechfelten
Patififation unb ber Untcrgcichnung beS*grtebenS»er-
tragö bie Sentfchcn morgen Paris räumen werben.
Prtng Sriebrich Karl gieht ftch mit feiner Slrmee
fofort hinter bie Seine gurücf. Ser Kaifer unb
ber Kronpring »erlajfe» in einigen Sagen PerfaiHeS
unb gehen gunächft na^ gerriereS.

Sltljctt, 1. Piärg. Sie griethifd)« Pegietung
hat bie fvangoftfehe Pegietung anerfannt.

B. C. @ine ffhtuebenbe grage.

Ser nun enbliÄ) wieber einfel)renbe griebe wirb
bie öffentliche Slufmerffamfeit Wieber frei machen
für eine Peiffe »on Slngelegenheiten, welche »on
bem KriegSgetümmel in ben H<nt«rgrunb gebrängt
würben. Picht am lefcten pia^e unter benfelben
wirb bie grage ftehen, welche Stellung ber papfi,
naefbem er feiner weltlichen H**rf^°ft entfleibet
worben, in Bufunft eingunchmen haben wirb. Pfatt
Weih, bah Ultramontanen feit »orfgem Hfrtft
eine gtofie, auf bie SBieberherfietlung biefer H«*-
fcHaft gerichtete Pewegung in’S SBerf gefegt haben,
man erinnert ftd) auch, tag ber ©rgbifchof »on
Pofen in btefer Slngelegenheit mitten im Kriege
in’S beutfehe Hauptquartier reiste5 man weih nicht
minber, bah unfre Ult.ramontanen »on bem neuen
beutfehen Kaiferthum ni^tS ©eringereS, als einen
Krettggug gum üBfcberaufbart beS KirchenftaatS er-
hoffen. Siefe Haftungen werben »orauSft^ilich
nl(ft ermangeln, jt<h bemnächh in flürmifcheS Srätt»
gen umguwanbelit, unb gwqr nicht in Seutfdjlanb
allein, fonbern audj in Defterreich, granfreich, Pcl-
gien, »ietleicht auch in ©nglanb.

Sabei wirb Piemanb leugnen, bah bie eingelnen
Staaten ein fehr erhebliches 3ntereffe batan haben,
baS Oberhaupt ber fatholifchen Kirche nic^t ber
©ewalt unb bem ©influflfe einer Weltlichen Piacht
unterjiellt gu fehen. Sie müffen bemna^ »on 3ta-
lien gang bePimmte ©arantien gegen eine berartige
©oentualität »erlangen. Solchen Slnforberungen ifl
aber bie italienifcbe Pegterung bereits guoovgelom»
men, inbem fte ihrem Parlament einen ©efehtttt«

Pbgeerbnetenfammer.

^JartS ntä^rcnb ber Belagerung. I.

Pon §anS 3Bacfe nfu) en.

PcrjaillcS, 26. gebruar.
(gortfehung flatt Sdjluh-)

311S ber erfie Schrecfen überwunben, faßte Pa»
tiS mit feiner natürlichen ©lafHcität wieber neue
Hoffnung. DUiöier warb abgrfeht, Palifao, bie»
fer alte guchS, fam ans Puber. @t hatte gefehen,
bah bie ganfaronnaten ber gefaKenen Pegierung
nichts mehr galten, er befolgte alfo baS entgegen»
gefegte Spfiem unb unterbrüefte alle Pachrichteit
über bie milftärifchcn Operationen. Säglich, am
©<blufj einer ©fh«ng, nahm er einen Pfini»
ftet hei Seite unb raunte ihm gu: „3Benn Paris
**>üßtc, waS ich weih, man würbe heute Slbenb U»
Jnminiren!" Sabei legte er ben ginger auf ben
®lunb. Ser 3n^me ergählte baSfelbe feinen 3n>
«men: „3Ch barf ni^ts fagen, aber lüeS fleht
gut!" — @0 ergählte ©iner bem Slnbcren unb
nahm man einen ©eneral ins ©ebet, fo antwor»
«te er: „3(h !ann ni^t mehr unb nicht lauter
wttchen, benn ich habe fett gwangtg 3<»hren eine
««flel in ber Prüft, bie mir baS lange Sprechen
»erfagt! ~ Unb baS Publifum rief mit ©tjiafe:
„Söelch ein Pfann! ©r hat frtt breißtg 3ahreit
*ine Kugel in ber Pruß!“

Sie 3anrna!e waren natürlich gefdjwahigcr. >
©ie erhielten mit faufenberlei phantaftifchen Sdjtl- f
berungen bie Parifcv in 2lthem unb ließen an ci= !
nent eingtgen Sage 20,000 pveufjen in einen j
Stcinbru^i fallen unb elenb barin nmfomtntn. j
Sie Parifer gähltcn alle bie prcujjen, bie f^on \
getobtet fein mußten, unb baS Heer ^eS 3£erreS j
felbß lonnie fein fo entfehlicheS Plutbab erlitten ;
haben wie fte. Paris lebte »01t ben abenteucrli^»
flen ©rgählungcn, nnb hoch gab eS cingelnc Stirn»
men, bie bofe Pachrichten bagwifchen warfen.

©S hatte ftd) bic Ptittheüung verbreitet, baß
Pagaine in Pfeh eingefchloffen fei. Unglaublich
nach all ben glängenben Perioden! Plan fanbte
Pegimetiter über ^Regimenter an PfatPiahon, ber
in ©halonS lag unb eben eine neueSlrmte bilbete.
3bev biefe erregte fein Pertrauen, weil fie groß»
tentheilS aus Pfobiien beßanb, bie fingenb ober
betrunfen in giafern, auf Karren ober in Unorb*
nung gu guß aus Paris hinaus gegogen waren
unb beten Plarfch mehr ein DeBcente de la
Courtille, einem PfaSfenfcherg, alö einer Srup»
penbewegung glichen; ße hatten baS Saget an»
gegünbet unb ihrem ©eneral, ber ihnen »on ©h»e
u. Paterlanb fprach, unter bie Paft gelacht. Unb
ingwtfdjen brang bergeinb immer weiter inSfianb.
©ine Stabt nach her anberen ergab fl<h einem
halben Sufcenb burch baS S|>or htwinfptengenber

Ulanen; bie geßungen würben maSfirt; bie Seut«
fehen Waren fd;on in ber ©hampagne. 3n »iergeh«
Sagen fonnfen ße »or Paris fein!

'3um gweiten Pinie bachte Paris an feine Per»
tl}eibtgung, aber ohne ©tlc. Stuf waS wartete man
auf waS »erließ man ßch? Sluf irgenb etwas
Un»ovl)ergefeheneS, auf irgenb ein SBunfce», auf
irgenb etwas!

Unb biefeü ©twaS fam. Piac Piahon foKte
na® Porben »orgerüdf fein unb Pagaine bie H«nb
gereift haben, um il)n gu entfern. Pian ergählf
ShicrS habe ß® »or Palifao auf bie Kniee ge»
worfen unb ihnjgebeten , biefe Drbre gurücf gu
nehmen. Sie Pcoölferung inbefj warglücfli®, benu
bie ©efaht entfernte ß® babur® »on Paris.
Pian gähtte mit Stolg bie ^Regimenter unter Piac»
Piahen’S Pefehl, mtnbeßenS 180,000 Piann, bie
Plüthe ber Slrmee! ffSBaS mußte man »on biefen
beiben ©eneralen erwarten, »on benen bet eine
bur® feine Pieberlagen no® großer geworben war,
wäßrenb ber anbtre bur® feine ©nergie unb feine
militärif®en Salente glängte!"

Sa, eines SamStagS, als man ß® in Paris
f®on gwei Sage lang na® Peuigfeiw« fragte, fam
bie Pa®ri®t »on einem großen öteigniß. Pian
fpra® PnfangS »on einer großen S®!a®t bei Se*
ban, in ber ba$ ©lücf ß® halb na® bet einen,
halb na® ber anbern Seite geneigt. 3BaS aber
 
Annotationen