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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 127-151 (1. Juni - 30. Juni 1871)
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§eMfergcr Journal

jSä 136.

JCbonntmtntBpirti« fl. l. 3 1t. in £eib«Ibtra
bur<$ bie ^>ofl fl. 1. 16 fr. »intelw^rig.

£nettftag, 13. $mi

JWtftißen 3 fr» bte ^etitjeile, Bei SuöfunftS*
errtjeilung 4 fr.

1871.

Skfcßtaßljifd&e 9laä)tifyUn.

~u ®ctrl**b *0 3uni. [ReicgötagSßgung. Oebatte
uöcr ben Antrag Sölf’S betreffend bte Seeinträcg*
^e« SetitionSrecgt« ber Beamten. [Rachbent
45olt feinen Antrag begründet gat, erflärt Staat«*
Bunijier SDelbrüd wiebergolt, baß e« ben Snnbe«*
regiernngen burebau« fern liege, da« SetitionSrecgt
J)er [RdcgSbeamten, namentlich ber Soßbeamten ju
beeinträchtigen ober ju oerfütmnerit. 2Bcnn ber
Abgeordnete Sölf feinen Antrag bamit motioirr,
baß beßimmte Sgatfacgen »erlägen, welche biefe
Annahmen rechtfertigten, fo forme er ertlären, bafi
bie S£^atfa<f>en, au« welken biefe Folgerungen ger*
geleitet worben, mißoerßanben feien, denn lebiglicg
Wegen ber (Anbringung ber ^Petitionen fei feine 23er*
feguttg erfolgt, hierauf werben brei Slnträge, oon
Kuffcrow, griebcntgal unb SBtnbtgovß, angeßegt«
ber oon ben [Regierungen abgegebenen Erfläruttgen
jnr XageSorbnung überzugeben, abgelegnt. 5)eß-
gletcben Wirb ber Slntrag Sölf’S, unb zwar mit
119 gegen 116 Stimmen, abgelegnt, womit ber
©egenßanb erlebigt ift. E« werben fobann in brit*
ter Seratgung beßnitto angenommen: bie©efegent*
Würfe, betreffend ben Erjag ber ÄdegSfchäben, bte
@ewägrung »on Seigülfen an auSgewtefene 25cutfcge
unb bie Entfcgabigung ber beutßgen [Rgeberef, ferner
ben ©efegentwurf, betreffend bie Seßellung be«
SunbeSoberganbelSgerichtS jum oberften ©eriegt«*
gofe für EIfaß=gothringett, ber ©efegentwurf über
ben Erweiterungsbau für ba« 5)tenßgebäube de«
^Sunbebfanjleramt«, unb fchließlicg ber ©efegentwurf,
betreff« ber Sefcgaffung ton SetriebSmitteln für bie
©tfenbabnen in Elfaß?,gotgringen. hierauf folgen
SBaglprüf ungen unb bte ©rlebigung oon Petitionen.
— SDie Ißetttton ber Setegirteu be« Stabtoorßanbe«
»on SKatnj, »nt ©cwtatgung eine« ßufeguffe« »on
2 äRiütonen ®uiben ju ben Äoftcn ber projetttrfen
Erweiterung ber Stabt 3Kattij au« 3tctcg$mitteln,
beitebungbwetfe au« ber franz&fifcgen ÄdcgSentfcgä*
fcigU!tg — wirb bem [RetcgSfanzlet jur Erwägung
überwiefen.

— SDie Ernennung be« gltigelabfutanten Oberß*;
lieutenant ©rafen SBalberfec, früheren SRilitärbe* \
oottmäcgtigten in Pari«, junt ©efcgäftSträger bei \
ber franjofifdjen [Regierung ftebt, gutem Sernegmen j
nach, unmittelbar beoor. — ®er Kaifer »on Sflu^= [
lanb ift heute Sormittag 11 Ubr »ott hier abge*
reiß. Kaifer äBilgelm unb bie Prinzen oerabfegie*
beten fug »on bemfelben auf bem Sahnhofe. Prinz
Friedrich SCBUhtelm, ältcßer Sohn be« Kronprinzen,

iß bem rufftfe^en [Regiment „Kaifer »on 55eutf<h*
lanb" attaegirt worben. 5Die beiden füngfien ©roß*
fürßen hoben ben fchwarjen Ablerorben erhalten.

— 55er jum ©efcgäftSträger bei ber franzöß*
fc^en [Regierung ernannte Dberßlieutenant®raf SBal*
berfee, wirb ß<g am 13. b«. 3Rt«. nach Pari« be*
geben.

Säten, 10. 3«nl* [Röhrichten au« Peß infolge
beabftegtigt ber SRinißer ©oraoe feine 55emifßon
ju geben.

— Slnläßlith be« funfunbjwanjigjährigen bapff*
liehen Subiläum« wirb ftcb der Dberhofmeifter be«
Äaifer« Fürfi ^ohcnlohe bemnäthft mit einem eigen*
hänbtgen Seglutfwünf^ung«fd)reiben be« ätatfer« an
ben Sßabff uath 3iom begeben.

— ©utem Scrnehmen nach hat in Folge ber
öcrlauftgen Slöijiruug bc« »on bem italfenifchen 2R{*
niftcr be« Sleußern erlaffenen ©ircularfdtrelben« über
bie Verlegung ber fjaubtjiabt nach IRom ber bffer*
reid)ifd)e ©efanbte am ttalienifchen ^>ofe Saron
Äübecf bie SBeifung erhalten, bem Könige »on 3ta*
lien nach fRom ju folgen.

HJeß, 9. Sunt. 5)er SRinifferrath bef^loß, in
näcbfter Sefftoit einen ©efehentwurf, bie [Reform be«
Dberhaufe« betreffend, einjubringen.

©eigrab, 9. 3uni. Jllauber, Dberinfpector ber
oßcrrelchifihen Staat«bahn, iß hier eingetroffen, um
mit ber ferbtßbcn Dfegferung in Eifenbahn*2litgete*
genheiteit ju conferiren.

©erfaitte«, 10. 3utti. 55er $r(ni »on 3oin»ilIe
unb ber ^erjog »on 2lumale trafen geßern hi«
ein unb haben &hier« unb ©re»h «inen Sefuth ah*
geßattet. 2Ran »erftchert, baß bie f)altung ber
^Srirtjcn fehr jnfriebenßeßenb fei, btefelben hatten
2^hi«^ und @re»t) bie beruhigcnbßen Serßchernngen
gegeben. 5Ran glaubt, ®re»h werbe heute berüRa*
tionaloerfammlung einen Srief ber S»iui*n *nit*
fheileit, worin legiere ihre Entlaffung geben. 5)a«
„Sournat ofßcid" oeröffentlicht ein IDefret öom 9.
t>., bureb weti^e« bic SBähter oon 113 SBahlfoUegfen
auf ben 2. 3ult gut Säornabme ber Erfagwablen
einberufen werben. 35a« amtliche Statt bringt ferner
eine Kundmachung, worin ben Sntereffenten mit*
getheilt wirb, baß «Ke in ber Sanf »on F»«nfreidj
hinterlegten üöerthpaßiere ober fonßigen SOBcrt^e un*
angetaßet gehliehen ftnb.

— 11. 3uni* 2>a« offtcieHe Sourttal metbet
bie Slbbaufuug ffäifarb’« al« @ou»erntut ber Sauf.
2>te Sfiuje« »ou Drleau« haben Serfaitle« noch
nfdß »erlaffen.

iPatig, 9. 3«ni/ 3lbenb«. 55er Schluß ber Sorfe
War flau. [Rente 53. ©8 wurde befannt, baß ber

Finanjntinißer Slngeßht« ber unannehmbaren Ueber*
nahmSofferten Seiten« öerfdßcbener Finanjconfortien
bte Slnleihe »on drei URiKiarben au«fd)Ueßlich buteß
eine öffentliche Subfcrfptlon in fünfprocentiger ßiente
jum ©tniffton«couv« oon 82V* beefen will. — 55ie
in ber nächßen [ffloche erßheinenbe [ßuhlifation be«
Sanfau«weife« wirb fech«hunbert unb fünfjig SRil*
Itonen ©olboorrath conßattrcn.

— 55ie „Union nationale" fchreibt: SEhicr« hat
ßch getäufht unb burd) bie ©enehmigung ber 2Balj-
len ber [ßrlnjen be« ^)aufe« Drlean« eine große
Schwäche begangen. Er hätte beffer gethan ßch
jurüefäu^iehen. 3nbem er bleibt, iß er nidjt« mehr.
55a« ^ajarbfßicl beginnt.

— 10. 3uni- Eine offizielle Sefanntma^ung
ber5ielegrahhen=55treftton erflärt, baß oom 16.3uni
an ber birefte Selegraßhenoerfchr jwif^en F»anf*
reid) unb bem beutfehen [Reich jn gewöhnlichen Sa*
rett wieder eröffnet iß.

Petersburg, 9. 3uni. 23er ber Slbreife be«
Fürßen ©ortfdjafoff hat ein großer SRinißerrath
unter ßujiehung ©rmonchoff’« unb be« galfjifchen
Fürßen 55alufett ßattgefunben. 55er 3ufanm»en*
funft ©ortfchafoff’8 mit SiSmarcf wirb hier eine
politlfche Sebeutuftg beigemeffen.

B. C. Sic Dltttffehr bc« ©outBonett.

Ein Sefchluß, oerhängnißooHer ciefleicht, al«
aHe anberen, welche bie gegenwärtige franjößfehe
[Rationaloerfammlung bislang au« eigener 3nltia*
ti»e faffen fonnte, iß in ber oerffoffenen 253o<he
au« Ihr h«borgegangett: bie Stufhebuttg ber ©efeße,
welche die Familie Sourbon au« F»anfrei<h »erbann*
ten, unb im Slnfhluß baran bie blSfetß aufgefcho*
bene ©ültigerflärung bet ffiahten jweier orlean«*
fchen Srinjen, be« ^erjog« oon 2tumale nnb be«
Srinjen oon 3»fnotlle, zur [Rationaloerfammlung.

S?ie befannt, würbe bie ältere ber beiden Sfnien
be« ftanzöftfehen Kaufes Sourbon — gegenwärtig
nur noch bur^ ben ©rafen oon Elfamborb reprä*
fentirt — im 3«bre 1830, bie jüngere (orleanö*
f^e), welche infolge ber Sulireoolution zur $err-
fchaft gelangt war, <m 3«hte 1848 au« Ftanfreidj
Oerbannt. 5)iefe Serbannung wurde auch nach dem
4. Seßt. o. 3. aufrechterhalten unb im Februar
b. 3- burd) bie 2lu«fchließung ber Singehörigen bei*
ber Sinten üott ber Sßählbarfeit zu ber bamal« au«*
gefchriebenen [Rationaloerfammlung mittelbar be*
ßätigt. 2rogbem würben bie beiden obengenannte«
orleanS’ßhen Srinjen gewählt. 2Sa« ßch feltbent
begeben, iß in Silier ©ebäcßtniß. Shi«^ wußte
bie bereit« nach Sorbeaur geeilten Prinzen ju be*

f cidcn|cltaftltclie §etm

(gortfeßung).

„SRein Setter Snrgharbt — Sie fennen ihn
ja —" antwortete Emnu), „Sie wiffen, er bewirbt
ß<h um meine $anb. Er fagte mir, wie er au«
ftchercr Quelle erfahren habe, baß ße einem foge*
nannten — £>arfenmäbd)en au« bem Senb’lerfchen
Äaßeebaufe in auffatlenber SSeife beit cf mach*
ten. Er witt ®|e unauögefegt beobachtet haben."

»3n auffaUenber SBetfe?" fragte fffierner lä*

barauf an eö fommt

darauf an, wa« der gute sWenfcß unter auffaßenb

»erßeht, unb gefegt, e« wäre wirtlich ber Faß was

liegt benn darin SRerfwürbige«? ©a« sS*ciHft

gut unb unfd)ulb g, beßgt hiureichenbe Silbung

unb etn tiefe« ©emutg. 23er fann alfo ba« ©e*

ringße dagegen einzuwenben haben, wenn icb fie

ju meiner FtflU t»ad)en wiß?"

„Unb ©ie haben bie Ueberjengung baß Sie
»on ihr geliebt werben?"

»©ewiß gäbe id) antwortete er nad> eint* '
0e,u Bögern, wobei er e« Jedoch »ermieb, ißtem
fotßhenben ©liefe ju begegnen; „wie ich ße fenne, i
to«»be ße mein äßeib nid)t werben, wenn ße mit j
äOf)oIb toare.*

®a« janöe SWäbchen feßwieg eine Beit lang unb i
lag ßnnenb oot ß4 nieder. Enblid) nahm ße bie 1

Unterredung mit bett 2Bortett wieber auf: „3<b
ahte 3h»e SSagl, £>erv SSerner, unb wünfhe oon
Kerzen, baß Sie recht glücfiich mit 3br« ©attin
fein mögen. Sie oerbienen c« Ja, SBerner! benn
Sie ftnb ein edler, rechtfdjaffener Junger 2Rann,
unb wer <Sie fennt, muß Sie lieben. Sie Un»
gieichheit ber Sergältniffe," fdßoß ße nach furzer
Saufe in fdfwanfenbem $£one, „wirb hoffentlich
in feiner SOBeife ßörenb zwifchett Bgre Kerzen tre*
ten —"

„Sein!" utiterbra^ er ße lebhaft, „äußere Ser*
hältnfffe müffen fajweigen, wo im innerßen |>erjen
wahrhafte Siebe waltet. 5>ennoch wirb oon meiner
Seite Sitte« gef^egen, um auch Jede Ungleichheit
in unferen äußeren Sergältniffen ju geben. S)et
erße Schritt dazu iß bereit« getgan. M habe
meine Steßung aufgegeben unb oerlaffe bamit jtt*
gleich bie Kreife, deren Anforderungen biSget
[Rechnung tragen mußte. 3d) bin forait frei unb
nicht« fann mich hindern, derjenigen, bie iß) über
Äße« liebe, $u folgen. Ebenfo gern unb freudig
mache auch ich bie Kunß, bie ße fo hoch öeregrt,
ju meiner ßebenSaufgabe. 3a, ich fb&cuc mich nicht,
meine Sioline zu ergretfeu unb mit igr oereint bie
Sieder ihre« ^eimatglanbe« durch bie 2Belt ju tra»
gen> wenn ich baburch tg™«1 |>erjtn näh«»* »üefen
fann."

„Ebmunb!" rief Emmi) beinahe erfegreeft, „wäre

eS möglich? 3e megr Sie mit ben 3ußanb3h»e^
Kerzen« entglitten, beßo megr wäch«t mein Erßau*
nen. Sieg! ich fege wogt, baß biefe« feltfame SRäb*
egen 3h» ganze« $erj beßgt. 2Bie allgewaltig.
Wie tiefgehend muß 3h»« Seibenftgaft fein, wenn
ße ßch in biefer SOBeife funb gibt. 3<h weiß wagt®
lieh nicht, Ebmnnb, wen ich megr! bewunbern fott.
Sie, ber Sie im Stande ßnb, ein foldje« Opfer
Z« bringen, ober ba« SRäbcgen, welche« im Stande
iß, e« anzunegmen. URan benfe, ein Junger ÜRann,
ber bisher mit 8uß unb Siebe in feinem Serufe
gewirft unb biefen fomit lieb gewonnen hat, gibt
feine Stellung auf, fagt ftd) lo« oon Allem, wa«
fein iunge« geben oerfegönte, oerläßt Freunbe unb
Sefannte unb bie heiteren, gefettigen Äreife, bete»
Seele er iß, entfagt all’ feinen lieben ©ewohnget*
ten — unb warum? einem unbefannten SDläbcgen
Zu Siebe, ba« zwar eine bedeutende Künßlertn iß,
Jedoch mit Settelmußfanten oon Ort juOrt jiegt!"—
Sdmunb war ergriffen Oon dem leibenßhaftltcgert
$on, in welchem Emmg diefe SBorte ju ihm fP»®dj.
23a« er oorgin trog der gefpannteßen Aufwerffam*
feit au« igrem Senegmen nicht gatte gerauSßnbe«
fönnen, iegt flang e« au« der fleinßen Silbe her*
»or, der guälenbe ©egmerz ber Eiferfudjt. Und
wenn e« tgre Stimme nicht oerratgen gatte, baß
er und nur er der Abgott diefe« Jungenbfrifcgttt
Kerzen« war, bann mußte er e« au« igrem feueg*
 
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