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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 27-50 (1. Februar - 28.Februar 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0117

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JV? 27.

JUomttmenUprt!« ff. 1. 3 tc. in ©eibetberg
burdj tie ff. 1. 16 fr. oiertrijalrig.

söfttttoüä),

2Ut3fiuen 3 fr* ,bie. 'Oetitjeife, bei
frffyetlung 4 fr.

1871.

- - gür btt ©tonate gcbrnar u. ®tärj werben
gedungen auf bab gcibelbergcr Sontnal f«*
nubwärtb bet ben betreffenben ©offanffalten, unb
9*cr bei ber ©rpebition unb ben Prägern entgegen*
genommen. ©reib für hier mit Srägetlohn 50 fr.

Sic ©rpebition.

9teuefte Wachritfjten.

©erfaifleb. golgenbeb iff ber Hauptinhalt ber ©a-
hltulatton: SBaffenffidffanb tritt bet ©arib fofort
f Ävnft, in Scpartementb nach 3 Sagen. Sernar*
®tiott«nn{c fepeibet ©alonbab, u. ©ine, läßt in beut*
iw« Occupatton gartlje, Snbre goiret, $).onne unb
!j®n baöon norbweffltd) außer ©ojac, ©alaib unb
”orb. 3n (lobe b’or, Soubb Sura unb bei 33et-
fort bauern Äriegboperationett fort bib auf Set*
tereS. Sie ©eefräfte finb im Saffenffiflffanb itt*
Gegriffen mit bem ©teribtan Sünftrd)en alb Sr*
matfationblinie. ©artfer ©tabtwad toivb bebarmlrt.
Sinie, ©eetruppen, ©tobtlgarbe ffnb StriegSgefangene
außer 12,000 Wann für einen ©icherheitbbtenff.
9tationalgarbe, ©enbarmerlc behalten bie Saffen für
©icherheitbbtenff. ade granctireurcovpb ftnb auf*
gulöfen. ©aiib ja^lt 200 ©tlMonen geancb ©on*
ttibution innerhalb 14 Sagen.

Dfficiclle militärlfchc ©achvicfften.

SBcrfnifleS, 29. San., ©acht«. SDic ©cfe(j«ng
»o« ©t. Senib unb fäntmtüchen gort« »o.tt
$ati« |at am 29. ohne 3wif«henfad ftattgefunben.

o. ©obbielbli.

®trfaille&, 29. San. an ihre Äönigltdje $0-
Wt bie ©roffhergogtn oon ©aben. ©effertt Slbenb
~"nfffnfftdffanb auf 3 Sodjen gefchloffett. Heute
10 Ui)r oon unb ade gort« befefttj ©ationalgarbe
in ©arib bleibt bewaffnet gut aufredffljaltung ber
Otbnung. Slrmee ffreeft bie SOßaffen, bletbt aber
in ©arlö. Sie Armeen-im gelbe beheben <Demar-
fatlonbllnten; ingwifeben Saht einer Regierung,
©ett fei Sauf für biefen wichtigen ai)|d)nttt!

(gej.) griebrief).

Stuttgart, 30. San. 9tad) einet ÜJtelbung
heb „©taatbangeigerb" befehle bie württembergifche
^ioijlon geffern bie gort« ©raotlle uttb gai*

fanbrie.

Ser Äönig beglücfwünfchte ben beutfeffen Äai*
{« gu bem neueren großen ©rfolge ber beut}d)en
®affen; auch bie Äatferin würbe bom Könige in
r* ' mit ber Königin Olga beglücfwünjc^t.

©om Äaifer unb ber Kaifertn ftnb Sanf=Selc< ,
gramtne tingetroffen. [

©tünchen, 30. 3an. 3« ber heutigen ©tftung j
ber ahgeorbnetenfantiner würben bie aubtrittbge* |
fudje ber abgeorbneten Stebner, ©aroit gteberg, j
g, X. ©c^mibt unb |)aering genehmigt.

©afei, 29. San. SSourbaft fuebte ftd) bureb
einen ®iffolenf^ufj baf geben ju nehmen, ijat ftt^
aber nur eine fernere IBerwuubung beigebra^t.

IBafei, 30. San. Ser babif^e iColijeifommif*
für am iöaljniwfc in SSafcl an baö Winifferium
beb Snttertt in ^arlbrufie.

SSourbafi’fi^eSlrmee fammt Äanonett
iff bei (ßruntrut unb gieuenbürg in bie
© cl) w e i j eingerüeft. ©clbftmorbber fu et)
Sourbaft’b beffättgt.

©orbeauj, 29. San. Sie Regierung bringt
fofgenbe Sepefcbe ganre’baub SSerfailleb,
28. bv 11 ■‘■/a tti)r Slbenbb, jur Kenntnis ber®rä«
feften unb ©enerale:

„2Bir unterjeiebnen beute einen Vertrag mit
SSibmarrf. ©in äÖaffenfftlifianb auf 21 Sage ifi
abgefcbloffett, bie 9fational»er|ammiung für ben 15.
gebt, nad) 33orbcaur einberufen.

bringen ©ic biefe SOfittbeilung jur Äcntttni^
gratifreicpb j laffeu ©ie ben Söaffenßiöffanb oofl-
ffreefenj febretben ©ie bieäßablen für ben 8, gebt,
aub. ©in Dfegierungbmitglicb reibt fofort nach S3or»
bcaup ab."

Siefe Sepefcbe würbe in Sorbeaur öffenttid)
angef^lagen unb jwar mit na^foigenben Söorten
eingeleitet:

„Sie SJfegierungbbelegation inSSorbeaur, welebe
bibber übet bie ®erfailler SSerbattblungen nur
butcb bie aubwartige ffSteffe ^enntntft erbieit, ent*
pftng in ber oerffoffetten 9fa^t biefe« Selegrautm,
welcbeb jte jur Üettntnip beb Sanbeb bringt."

ganban, 30. San. ©antmtlidje 3>torgcnblätter
begrüben ben 3Ba ff enftiUft aub unb glauben,
bab ©ttbe beb Ärtegeb fei gefommen. Sie „St*
meb" fagt: „Sie gegenwärtige Wäfjtgung Seutfcb*
lanbb gegen bic gänjli^ unterbvüiften geinbe iff
ein guteb SSorjeitben für bie wetteren Unterbanb*
luttgen. granfreici) bäO« ln feiner äufierften 3fotb
freigiebigere Sebittgutigen ntemalb erwarten fönnen.
granfret^ wirb bie Stbingnngen beb ©iegerb an*
tte|men. gelterer t)at felbff eine Suif«ffe baran,
bie Sebingungeu moglicbff erträglidb einjnrtc^ten."

Sie fraitjoftf^e Sotfdjaft forbert offijteU jur
SBeforberung aöer bibpontblen &orn*; 3Jiebl u.
Eoblenoorräibo uad) Sieppe auf, wo bie
‘ frangofif(^e fflegierung Slnfaufboo-rbereitungen treffe.

B. C. SBiefo „föerfftffttJigSffitttet" ?

®ar wunbcrlicbe Singe erleben wir. Sie
Ultramontanen fdjettten an i^rem bibbertgen 9la*
nteu feinen redften ©efallen me£>v jtt ftnben, ffe
f^aaren ftd) unter bem neuen S3nnnev „ißeifaf*
fungbpartei", welcbeb, perff »on bei: preuffiftben
Elerifalen erhoben worben. SBte bie gelteren ju
tiefer ©epiebnung gefommen, flimmert mtd nicht}
nur bentevfen wir, baff außer ihnen felbff in ganj
Ißreuffen noch ebenfowtnig ein SffJenfdj bieb fRätb1
fei ju lofen oermag, wie int übrigen Seutfcfflanb.
Sn weld)ent Sinne aber öollenbb unfere babt*
fd)en Uttramontanen mit biefem tarnen prunfen,
bab mögen bie ©öfter wiffeit! Saff eb nfibt bie
babifebe Skrfaffnng iff, für wcldte fte ftd) be-
geiffertt, haben fte unb jur ©enüge aubeinanbergec
fefet. kber aud) bie Oiei^boerfnffung fann cö
nicht fein. Senn oon einer „®erfaffungbpartei"
wirb ntan boeb im ganjen tSereicbe ber metifdjlicbeit
gogif erwarten bürfen, baff ffe bie ©erfaffung, auf
welche ffe ffcb begieht, fo wie ffe iff, in allen
©unfteu aufrecht ju erhalten entfchloffen iff. 9iun
iff ja aber befannt, baff bic UUramontanen in
bab Sffeich eintreten mit ber abffcht einer ©erfaf*
fungbättbe r u ng. ©ie wollen eilten neuen ©a*
ragrapben itt bab 9feid)bgntnbgefeb bringen, wel*
«her bab ©erbälfntff ber Äiv«he jtim ©taate unb
jur ©cbulc im gangen 9icid)e nach ihren SBünfdjen
regeln unb fo ben Staat ©aben gwfngen foU,
mti, wab feine ©efebgebung tu biefer ©egieljung
im berfloffcnen 3at)vgc^nt geraffen, wieber urngu*
ffoffen unb bab ©ptel an ben Ullramontanibmu«
oerloren gu geben. Sa, wenn man ben ©erfiche*
ruttgen beb ^©falger ©oten" trauen barf, fo iff
feine ©artei fogar bereit, bie eigentli^e ©aftb beb
gegenwärtigen ffietcbbgebctubeb, ben ©unbebffaat
auf ©ruttb ber bibberigen ©tngclffaaten rabical
umgugeffaiten.

j 97od) mehr aber, untre ©egner rechnen mit
j aller ©effimmtbeit barauf, ihre große ©artei bur^

| ben gelammten Ultramontantbnmb ©aiernb gu oer*

• ftarfen. Sinn, werben bie Sorg unb ©reil, bie
! SRaffr unb fffulanb, welche foebett bie ffieiebboer*
! faffung noch mit ber SButb beb Sobfeinbb befämpft
: haben, fortan alb biegefdjworenen greunbe beb*
j felbcn auftreten ? Unb bod) wagen wir ni^t gu
bezweifeln, baff wir biefe Herren auf ben ©änfen
beb fflelcbbtageb in trautem ©unbe mit ben Uteri*
faten gattg Seutfchlanbb erbliefen werben. Söober
in aßee Sffiett bann für biefe ©artet ben Flamen
„©erfaffungbpartei"?

3« be« ßatafombett boit fPariS*

Unter ben Selegrantmen beb 18. 3an. befatib
M golgenbeb aub ©rttffel: „©in Äorrefponbent
3nbep. beige melbet aub ©orbeaur oottt 12.
3an., man heabffebtige in ©arib ber_©eoölferung
®ie ©ingange gu ben Äatafomhen gu öffnen, bamit
ao bei fei b ff ©chuff gegen bic ©omben ffnbett." ;
frauenhafter ©ebanfe, baff bic gebenben Schuft
'u<hen foKen bei ben Sobten! ©or einigen ©io*
‘’aten, alb ©arlb ttodi bic fdjöne, bie fettere ©tabt
War — bieHeicht ni^t gang im ©intte ©iftor £>u*
8°> bie ber ©ienfdiheit heilige, boeft aber bie
ftabt, wo fleh bie ©IcnWheit am beffen amüffrte,
«ab 50)effa i(jreb ©ergnügenb: ba hatte bab SBort
»i><e Äatafomben" etwa« ©ntfeftenerregenbeb für
®ie ©arifer, unb nur SBenige oon ihnen mögen
@d)Weflc biefcb Sobtcnreicheb Übertritten haben,
*übtm ffe ftd) nad) einer übrigen« nicht letd)t gu
trhaUenben ©rlaubniff einer üon ben obrigleitlich
üngeorbneten ©jpebitioneit anfdjloffen, welche oier-
Wal beb Saffreb im Sntereffe ber baupolizeilichen
Sicherheit ben |)abeb oifftirten, ber ffch fo bi«ht
un‘« ©ar(ö &^net.

Sie Äatalomben erßrecfen ft^ in einer ffunben*
lÄcn unb 'breiten ^ubbehnung oon Dff nach
l«eff unter ber ©übljalfW oon faff «n

»ie ©eine unb begei^nen unter ber ©rbe genau

bab gelb, welche« über ber ©rbe gegenwärtig bie
beutfeffen Äanonett oov ben ©übfortb beherr|chen.
Sic gaubonrgb @t. Sbtichel, ©t. Sacqueo unb ©t.
©tarcel bib an bic ©rengen beb gaubourg ©atnt
©ermattt geben auf ber Dberfiädje bab beutlidje
©ilb threb Umfange«: bab ©anlheon, ber gurem*
bourg, ber Sarbin beb ©lanteb, bab Db(eroatortum,
bab Dbeon, bic ^ofpitäler beb ©al=bc*@race, ber
feil, anna, ber hüffofen ütnber, ber ©latevnüe
(bab ehemalige ©ort = ©oftal) nnb ber ©aloetriere
ffel)cn über biefen ungeheuren Siefen, ©ur eine
©rblruffe oon nicht aügu beträchtlicher Stde trennt
biefe oollreidjen Quartiere »on ben abgrüitben,
welche ff»h weit unb lichtlob unter ihnen bahin*
Ziehen. 2Bentt man bie Äatafomben burchwanberte,
fo lonnte man burd)„bie fchauerliche Stille, welche
ringbum war, ffch gu ben Raupten etwa« oeruel)*
men, wie ben fernen ©djaH eine« bumpfen, un*
unterbrochenen Sonnerb: eb waren bie Sagen,
welche oben in ©arib, über bie ©ouleoarbb ©tont*
©arnaffe unb ©tontrouge ober burch bie ©ue ©au*
glrarb unb ©eoreb rollten.

©fehrfach aber auch unb namentlich gegen bab
©nbe beb oorigen3ahehunbertö, lurg oor bem aub*
btud) ber frang. SReootutiön, oernahmett bie ©e*
wohner biefer ©egenben einen furchtbaren Son aub
ber Siefe, ber' ©eben unter ihren güffen fehlen gu
wanfen, wie oon einem ©rbbeben, einige fffäufer

fenltcn ffbh, unb mehrere würben gängltch oer*
fdilungen. @b marett bie Äatafomben. Site ©tein*
brüche, welche feit bem 5.3nh*hunbert in ©«brauch
aub ber ©bette oon ©tontfourib bib in bie ©a^-
barfdjaft beb ©iottt ©t. ©etteoieoe gewühlt wor»
ben waren, lagen nun feit 3ohrhunberten fchott
ocrlaffcn unb in oöffiger ©ergeffenheit. Soch nun
fdiien eb auf einmal, alb ob bie Siefe, welche einff
bab foffbare ©iaierial für bleÄtrchen unb ©aläffe
oon ©arib geliefert, tljr ©igenthum jurüdoerlange.
Sa machte man ffch nothgebrungen an bie arbeit,
biefe oerfallenen ©änge, weiche fo feljr burch bie
Seit, bie ©ernad)läfftgung unb bie gaff bet übet
ihnen aufgethürmten ©auten gelitten h^tu, gu
bur^forf^en. ©Jan faf), baff bie ©fcherheit »on
©arib bud)ffäblid) .auf ihnen beruhe, unb baff mit
ihnen zugleich auch ©arib buchffäblidj gufammett*
brechen würbe, ©tan errichtete baijer ff arte ©fei*
ler unb »erbanb ffe burch Swagbalfen mit einan*
ber 5 man führte ©alerien, mauerte bie Sölbun*
gen aub, ffüftte bie Secfen unb f^üftte ff« gegen
bie geud)tfgfeit burch Blnffflatten. ©tan räumte
hier auf unb füllte bort aub, »erfdjüitete bie|)&h*
luttgen hier, erweiterte ffe bort gu ©lüften ober
»erlängerte fte gu Straffen, öffnete an »erfd)iebenett
Steden ©erbfnbungbwege mit ber Oberwelt «nb
hatte guleftt, fttbem man genau nach einem ©ftffetn
»erfuhr, ben üatafomben eine beffimmte ©effglt
 
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