Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

DOI chapter:
Nr. 27-50 (1. Februar - 28.Februar 1871)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0139

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
JVT32.

^bauncmentspr«!« fl. l. 3 fr. in £etoel&erß
burd) bic j>oft ff. 1. 16 fr. öicrteliäljriß.

2)tettffaö, 7. gefcruat.

gür bie ©lonate ftcbrnat u. SRärj werben
«gen auf ba« §eibelbergcr 3fournal f“t
auSroärt« bei ben bctreffenben ©oflauftalten, unb
^et bei ber ©rpebitlon unb ben Fragern entgegen»
flwommen. ©rci« für hier mit Drägertohn 50 fr.

Die ©ypebition.

9leuefte 91a$ridjten.

©crfaifleS, 5. gebr. 33er Ka iferin unb
Königin in ©erlin. SBegen ber lebten ent»
tWbenbeii Kämpfe, be« ergwuttgenen Uebertritte«

80'°00 ©l««n jiarfeit feinblthen ©orp« auf
'®htoetgergcbiet, fo wie für bie »ollgogene 33efe^-
üng aller gort« um ©ari« foö ©ictorta gefhof*
Un Werben. ©Silbel m.

— (Offtjiel.) flöährenb be« «BaffenfiillfianbeS
Serben offtjiefle militarifcfye -ftacfyricfytcii nur bei
außerorbentlihen milltärifhen Qreigniffen oeröffent»
Ilc^t werben.

a3crfttiUe§,_ 4. gebr. ©raf ©i«marf b«t
au^er bern gegenüber bem ©ambetta’fhen ©Japl*
beeret »om 31. 3a«uar erlaffenen ©roteji, beffen
SBortlaut bereit« Pon ©orbeaur gemelbet würbe,
auh eine längere STlote ähnlichen 3nl)ält« gleich*
ieitig an % gaüre gerietet, welcher btefelbe burh
bie 3ufage ber Aufhebung Jener ©efchränfungen
ber «Baufreiheit heute beantwortet hat.

Serliit, 6. gebr. 8onbon=©erfaifle«: Deutfh*
«anb beabfteptigt nicht bei griebenSfhluß mit granf»
*^<h irgenb welchen ©efitj an gnbien, Elften ober
tr«nSatlantifchen ßänbern gu erwerben.

©ern, 4. gebr. ©iS fejgt ftnb 66,000 gratt»
i°fen übergetreten. 50,000 bei ©erriere«, 16,000
bei ©aflorbe unb 0t. Srofr- ©efiern unb »or*
gejiern festen bte Deutfhen beit Kampf fort.

©orbeauj, 4. gebr. ©ambetta läßt folgenbe
SWitthcilmtg »eröffenttleben: 3h empfange au« ©er»
faifleö »om 3. b. ba« folgenbe Telegramm: „2ln
Herrn ©ambetta in ©orbeaur. 3m tarnen ber
burch bie SSaffenfitflftanbSconüention fcftgefc^ten
3ß«hlfreihett protejiirelich gegen bic unter 3h«m
tarnen getroffenen ©efttmmungen, welche gabireihe
klaffen frangöfifher Sitrger »on bem Rechte, in
bie ©onflituante gewählt gu werben, auöfchtießen.
^*hltn, welche unter einem Spftetne wiUfürlicher
Hnterbrücfung erfolgen, werben nicht biejenigen
•Rechte erlangen fönnen, welche bie «Buffenfiittjtanbö-
eonöention frei ©ewählten guerfennt. geg. ©t«*
war cf." 3u bem Telegramm macht ©ambetta fol»

genben 3ufaf}: „2Bir fageii, baß ©reuten gur ,
©efriebigung feine« ©brgdgeö auf eine ©erfatnm*
lung regnete, in welche, Danf ber Kürge ber gri»
ften, fowie ber materiellen Shwiengfeitcn jefcer
Slrt, ©ompticen unb ©egünfüger a&gefe^tev, mit
©veußen »erbünbeter Dpnaftienbätten etntreten fönnen.
Da« »on ber Delegation ber Regierung iti ©orbeaur
unter bem 31. o. «R. erlaffene RuefhHeßungSbe»
cret »ereitelt biefc Hoffnungen. Der Slntpruch be«
preußifhen «RtnifierS, fich in bie ßufammenfehung
einer frnng6jtfcf)en ©olfSoertretung einmifchm gu
fönnen, ifi bie glängeitbfle Rechtfertigung ber Sei»
ten« ber Regierung ber Republif ergriffenen «Raß» |
regeln. Die 8ebrc wirb nteßt »evloren fein für j
Diejenigen, weihe ein ©efüßl für bie nationale
©ßee haben." Uutergeihnet ift bie »orjlcbenbe «Rit»
theilung »on ©ambetta.

©orbcauy, 4. gebr. ©efiern würbe fm Sweater
8oui« ein fiarf befueßte« «Reettng abgel)alten. «Ran
befcßloß, eine große Demonftration ©eiten« ber ©e»
»ölfcrmtg gu machen, um ©ambetta gu fragen, ob
er gefonnen fei, bie ©räflbentfhaft im ©omite ber
öffentlichen SOBoblfahrt gu übernehmen unb ben .Krieg
fortgufefjen. Da« ©olf wirb eine fchrtftlichc 3lnt»
wort »erlangen, ©ämmtliche Rcbner erflärten,
burch bie ©apltulation »on ©ari« fei bie ©rocing
nicht gebunbett. @ie »erbammteti 3ulc« gaorc
unb bie SerfaiQer ©onoention unb fprachen ftef) ge»
gen bie SBahlen au«. 'Die Rettung fei nur »om
©omite ber öffentlichen SBohlfahrt gu erwarten,
inbem biefe« bie Rcactton gu ©oben würfe unb bem
Kriege einen mächtigen Rnffchwnng gebe.

fiillc, 5. gebr. Sefielin, ber ©eneralcommiffär
be« Rorbbepartement«, befürwortet öffentlich ben
grieben unb befämpft ©ambetta’« Sanbibatur. ©r
erflärt bie« für nötlfig, obgleich er ©ambetta’«
greunb fei, weit blefelbe ben ferneren SBcberftanb
perfonifttlre.

©rüffel, 4. gebr. Die „©toile beige" »er»
öffentllcht ein ©tauffefi be« Hergog« »on Slumale
»om 1. gebr. an feine Söähler, worin e« hctßt:
3ch glaube bie ©fftebt gu haben, eine ©rläuterung
über bie Rrieg«» unb grieben«frage, fowie über
bic ©erfaffung«frage ju geben. Da ich an ben
Sieten, welche ben Krieg »orbereitet haben, nicht
hethettigt bin, barf ich lu ber Krieg«» unb grieben«»
frage bic »olle greihelt ber ©eurtheilung heanfpru»
cf)en. 3<h bin bagu mehr wte feber anbere bercch»
tigt burch bie Huthätigfeit, welche mir auferlegt
würbe, al« ich ba« Recht in Rnfpruch nahm, mih
gu fchlagen. SBa« bie ©erfajfnng«frage anbelangt,
fo bleibe ich »on ben ©ortheilen eingenommen,

^ujetßtit 3 fr. bie ^etitjeHe, frei augfunftö-
ert^cilung 4 fr.

weihe bie SRonarcbie barbietet; fh ftnbe aber in
meinen ©cfühlen nicht«, wa« mich »on ber Repu»
blif trennt. SBentt granfreih bie Republif will,
bin ich bereit, mich »or feiner Souneränetät gu
beugen.

©riiffcl, 5. gebr. 2lu« ©ari« »om 2. Wirb
gemelbet: SRitglicbcr ber Regierung werben am 10.
gebruar nach ©orbeaur gehen, um Rcchenfchaft »or
ber ©erfammlung abguiegen. Drochu hat ein ©chfd*
ben »eröffentliht, um febe ©anbibatur abjulehnen.
914 Kricg«gefangene, welche bie partfer Slrmet ge»
macht hatte, ftnb au«gewechfdt worben

Da« offteiefle 3ournal fagt, 3ule« ga»re wäre
bei ben ©erhanblungcn gu ©erfaille« mit gnflruc»
Honen feiner ©oDegen »erfehtn unb »om ©eneral
©albau begleitet gewefeti. ©eneral ©inop wohnte
ben »orhergehenben ©eratljungen be« Rathe« ber
©ertheibfgung bei.

Da« offteiefle Sournal »om 1. gebr. faßte,
3ulc« ©tmon werbe ft<h ber Delegation anfchlicßcn,
um bie ©onoention »om 28. 3anuar gur Ru«füh-
rnng gu bringen unb ben 3ufammentritt ber Ra»
tionaH©erfammlung »orgnbereiten. ©ine ©rocla»
mation be« ©eneral« 8efIo »om 30. 3flnuar • an
bie ©olbaten fagt: *@o lange noh ein Siffen ©rob
in ©ari« war, habt ihr ©ari« »erthefbigt. 3«|t
habt ihr neue ©flicbten; gebt ein ©eifpiel »on Di«»
cipliit, »on guter Haltung unb »on ©ehorfam.

!EBien, 4. gebr. Die R. gr.©r. fcpretbt: tfDie
Seforgutjfe wegen ber rumäntfhen Slngclegenheit
ftnb im @<h'x'Men begriffen. Die 5Dfäci)te hoffe«,
gürfl Karl werbe ba« 8anb nicht »erlaffen. Rllß»
lanb, Deflerreich unb Deutfhlanb begegnen flcjj
in biefem 28uitfche unb ftnbett in bem ©ater be«
gürfien einen gewichtigen Slnwalt. ©elbfi bei bet
Slbbanfung be« gürften würbe e« bei ben begehen»
ben fricblicben Di«pofttionen befottber« auh Ruß*
lanb« nicht gu einer Krifi« fomrnen."

©eft, 4. gebr. 3n ber ©erathung über bie
Uebertragung bet 2lchtätg=3WiHionen=@hulb in bie
©ücber ber ©taat«fchulben=Kaffe nahm bie Reic$«-
rath«=Delegatton bie erRe Ru«fchußrefolution an,
wonach bie Delegation »on ber ©rflärung be« ge»
meinjamen ©lintfterium«, baß burch bie lebiglid)
abminifiratioe ©erfügung ber Uebertragung ber
©anffhulb in bie ©üchet ber @taat«fhuU>enfaffe
fein ©täfubig gefhaffen werben fann, Äenntniß
nimmt unb auh ihrerfett« befhließt, baß ein fol»
her abminifiratioer Rct ein ©räfubig nicht fhaffett
fann. Der erfie Rbfafj ber gweiten Refolutton:
„bie »om ÜJUntfierium angegebenen SRotioe reht»
fertigen nicht bie Uebertragung", Wirb gleichfalls

S3on blattet) ita$ 33elforf.

SSon Suliu« ». äBidebe.

®ic Rahriht »on ber Kapitulation »on ©ari«
«nb ber ©hließung eine« bretroöhentlihen 2Baf»
T'uftiflflanbe« erfüllte un« 3löe mit ber lebhafte»
wn greube. S8ar boh baburh fhon ein fefier
™cunb gu ber Hoffnung gewonnen, baß ein batbt»
9er grteben«fhluß biefem furhtbaren Krieg ba«fo
hHß erfehnte ©nbe bringen werbe. Unb wir wün»
m)en, mit SluSnabrae ber fteinen 3ahl, &ie au«
J’.eeuniären Rücfßhten, wegen hoher Diäten, reih»
llher gclbgutagen, guter Cluarticrc mit »oflfiänbl»
fier freier ©erpflegung, »iefleiht ben ie^igen 3Us
Raub bi« in ba« UncnbHhe »erlängert fehen möhte,
®fle fo bringenb ben golbenen grieben. Slber auh
grangofen in ihrer übergroßen Riehrheit ftnb
Ie^t fo fttjr »on^ ber ©ehnfuht nah grieben er»
Tuflt al« nur möglich- ©o fhmerglih bie Hbtre»
*UU0 »on ©Ifaß unb bem beutfhen Dhelte »on
Lothringen auh Öen übermäßigen frangöfifhen Ra-
Honalftolg fränfen mag, fo überfieigt ber SBunfh
Ufth grieben unb Ruh« hei allen, bie .nur nod)
ba« ©iinbefie gu »erlieren haben, boh »ofl-
flanbig febe anbere ©ebenfühfeiten. granfreih blu«
tet au« Daufenben »on SButtben, ifl bl« gum Reu»
erfhöpft unb wirb allein Sahrgelmte ber
refften Ruhe unb be« unau«gefefctejien gleiße« be»

bürfen, um bie pecuniären Dpfer, Weihe ihm biefe
feh« ©lonate anferlegten, nur einiger ©laßen wie»
ber au«gugletcfcen. ©« beftuben ftd) j[e§t an 800,000
beutfhe ©olbaten unb ©eamten aller ©rabe auf
frangöftfhem ©oben, unb größtentheil« leben biefe
auf Äofien be« 8anbc«, ba faß burhweg nur ©in»
quartierung mit »oflßänbig freier ©erpflegung
©tatt ftnbet. Unb nun bie Rcquifitionen aller
Rrt, bie gar fein ©nbe nehmen, bie gu fieflenben
gnhrtoerfe, bie gerftörten ©ebäube, »erwüfletcn
gelber, ruinirten Han«getathe! ©erehnet fth boh
bie eingige ©tabt Rancp mit 50,000 ©Inwohnern,
baß fte an Requifttionen aller 2trt unb Quartiere
für bie Daufenbe »on Offizieren unb H««berttau-
fenbe »on ©olbaten, bie mit »oflfiänbfg freier ©er»
pflcgung in ihr einquartiert würben, in ben lebten
feh« Rionaten eine Summe »on ungefähr 7 SRil»
Honen granc«, bie eigentlihen^@teuern gar nicht
mttgerehnct hat aufbringen müjfen. Unb boh hat
8othringen ba« ©tücf, i« ber ©trfon be« Rlilitär*
j ©ouoerneur« ©eneral« »• ©onin, wie be« ©i»
»il*®ou»erneur« ©raf ©ifler«, SRänncr befom»
men gu haben, bie ©Übung unb wahre Huma«i£
tat »eretnigen unb gewiß Rfle« anwtnben um ben
Krieg nicht noh härter «nb graufamer gu machen,
tote er feinem wahren ©harafter nah ohnehin fhon
ifl. ©« geht aber nid)t anber«, bie Rnforberungen
für ba« ungeheure Heer, mit welhem wir je^t

fämpfen, ftnb gu groß unb alle anberen Rürfßh*
ten tnüffett ßd> biefen felbfloerflänblfcb unterorbnen.
©« ift eine wolfl ntht uueerbfente, aber febenfafl«
fehr harte Strafe, weihe granfreih für ben
frioolen Ucbermutfj , mit bem e« im »origen
3ahre fo »oflflänbig grunbto« an Deutfhlanb ben
Krieg erflärte, fe|t gu leiben hat, unb fie wirb
hoffeittlth gur SBarnung für afle fommtnben 3rt»
ten gereichen.

©S fommt aber fefcthoffentlihhalb bergriebe
ber unfere bra»eu Krieger in bie Hrtmath gurücf*
bringt unb bte Schwerter wteber tn ©flugfhaaren
»ermanbelf, unb Je weniger beutfhe Soibaten noch
biefen grülfling auf nationaHfrangößfhem ©oben
gu »erweilcn brauchen, beflo beffer wirb e« für
Rfle fein.

Sei meinem Jefjfgen Rufenthalte in Straßburg
belehrten mich längere ©efprähe mit einigen Deut*
fhen, bte fhon an 20 3ahre bafelbfl wofinten, wie
fhwer e« fein würbe, ben ©Ifaß unb ben beutfhen
Dheil »on Sotßringen, 8anbflrihe, bfe un« über
200 3abre leiber »oflftänbig rntfrembet waren,
wieber feft mit Deutfhlanb gu »ereinigen, unh auf
weihe unfäglthc H'aberniffe unfere ©cflrebungen
babet flößen würben. Unb boh JWtifelten biefe
»oflflänbig unabhängigen ©lanner, bie 8anb nnb
8cute im ©Ifaß au« »ieljähtiger ©tfaffrung genau
fannten, niht an bem fhließlichen ©rfolge.
 
Annotationen