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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 152-177 (1. Juli - 30. Juli 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0653

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M 160.

JU)0mrnimttBprtis fl. 1. 3 Ir. in £eibetbcrß
bur$ feie 5>oft fl» 1. 16 tr* ötericliä^rig»

£>tenftag, 11. .Quli.

Hnjrißtti 3 fr» bte ^«itjerte, f’et SKuSfunftS*
erffjetlung 4 fr.

1871.

Selegtu^i^c SUmijridjtett.

hfS ' 8' ^uli. 3« ber heutigen Sigung
ces £unbe«ratg« würben Sluefd)ugbcricgte ergattet

i * J° 9®nbe auf ©lfag--8otgrtngeti bqüglidje Sor*
aßen: 1) ©efegentwurf wegen Slbänberung ber
©ericgt«»erfaffung; 2) ©ntwurf eines ©tats bet
Jufiijöerttaltung pro 1871 u. 1872; 3)®efegcnt*
teutf Wegen Öuariierletgung für bie bewaffnete
Sncubt unb wegen Saturaloerpffegung bet ©ruppen
im gricben; 4) ©efegentwurf, betreffenb bte ©in*
fügtung ber beutfegen 3ofl= unb Steuergefcggebung;
5) ©efeg, betreffenb bie ©infftgrung be« Seid)«*
gefege« über bie Stempelfieuer, unb 6) ©efegent*
Wurf, betreffenb bie ©infügrung be« beutfe^en Straf*
gefegbuege«.

SßicSbabcn, 9. 3ult, 10 Uhr 40 2Jtin. So*
eben ifi ber Kaifer basier eingetroffen unb würbe
»on ben Spieen ber Segörbett unb bem ©etneinbe*
ratfy am ©aunu«bagngof empfangen. 150 3ung-
frauen, alle ©efang* unb ©urnöerefne, fowie bie
geuerwegr mit gagnen bilbeten Spalier. Um 12
Ugr beffegtigt ber Kaifer bie Slufffeßung be« Sa*
taißott«, um 3 Ugr fxnbet ba« ©iner galt unb um
5 Ugr erfolgt bie Slbreife nach ©tn«. ©er ©mpfang
war entguftaffifeg.

Strnpurg, 8. 3«ii- ®fe gwffge 33orfe wirb
greitag ben 14. b. wieber eröffnet werben, ©fnff*
weilen ftnb bie Sörfentage auf ©ienffag nnb gret*
tag feffgefegt. — Sf« geufe Mittag ftnb ©ntfcgä*
bfgung«gelber im Setrag »on 1,180,000 graue«
gejault worben. — 3m „Sieberrg. ©our." wirb
ba« ißrojeft ber ©rünbung einer elfäfftfcgen $gpo-
tgefenbanf befproegen unb lebhaft befürwortet.

SBtctt, 8. 3uÜ- Sie „S. fr. fßr." »ernimmt,
bafj nunmehr bie ©rgebung ber öfferreicgtfdjen
©efanbtfcgaft in Serlfn su bem Sange einer S3ot*
fWaft entfegieben fei. gurfl 33t«m«vrf bat bem
öflerretcbifdjen ©ettretcr in SSerltn in warmen
Söorten feine Sefriebigung für bie fftnipatgifcge Sebe
be« ©rafen Seufi aubgebrücEt unb lieft bemfelben
biefj aud) burd) ben ©eneral ». Scbweinig $ut
Kenntnifj bringen.

spart«, 8. 3«li- 35a« „3ourtt. off." fegreibt:
©ie Segterung erflärt ^inficljtlt<I> ber Slnwenbung
be« ©efege« »om 12. 9Sai begöglic^ ber Sücffor*
berung ber »on ber ©ontmune »eräufjerten ©üter,
baß al« Sag be« Slufgören« be« Sarifer Slufffan*
be« ber 7. 3uni ä« betrauten fei, ba ber regeU
mäßige ©ang ber ©erlebte an biefem ©agein Ißa*
rf« wfebergergeffeßt würbe.

— ©ie »on ben 3onrnalen »erbreitete Sacg*

riebt über einen 3lu«taufd) »on ©rfläruttgen $wi*
feben Ställen unb granfreid) au« Slnlaß ber Slb*
reife be« franjöftpen Sotfcbaffer« ig optte ©runb.
©te guten Sejiebungen jwifebett granfreid) unb
3talicn gnb in feiner 2Betfc gegört. ©ie j?unb-
gebung bed ©rafen »on ©bantborb erlangt wenig
©rfolg. SKan glaubt, bag bureb fette Äutsbgebung
bie gttgon ein ©ing ber IXnmöglidtfett geworben
fei. ©er £)erjog »on 97cmour« unb ber ^erjog
»on 3llcncon gatteten gegern 5£^tevS einen Se*
fu<b ab.

— gaibberbe »eröffentlidjt ein wichtige« SBerf
über ben gelbjug ber fRotb*3lrmce. ©aSfelbc ig
©ambetta unb beffen glübettben Satrioti«mu« ge-
wibmet. ©ie neue Silans ber fransöftfdiett Sanf
trägt bie tlnterfcbrlft »on 9loulanb al« @ou»erneur.

— 8aut einem ©ecret ber SRcgierung werben
nur jene 3ei<bnungen auf bie neue Slnleilje mit
45 pSt. beritefftdjtigt, weldje bt« jum 27. 3uni
Slbenb« in ben -fmnben ber ütegierung waren.
Spätere ßeiebnungen bleiben unberüefgehtigt.

ScrfaiKeS, 7. 3uÜ- 9tational»erfammlung.
Seratbung be« ©efege«, betreffenb bie ©cneralrätge.
^rtifel 1, welcher bie ©citeralräfge wieber berßellt,
wirb angenommen, ©ie Seratgung be« 9trt. 2 bejüg*
lid) ber ©infübruug ber ©epartemcnt«=©ommifftonett
wirb auf morgen »ertagt.

— 8. 3ulf. ©te Sationaloerfaminfung pat
mit 483 gegen 5 Stimmen bie neuen Steuern auf
ßuefer, Kaffee, Sbce, Sllfofjol, Sabaf unb ©acao
angenommen.

— ©er ginan5=Stiniffer melbet, bag in ben
$äfen enorme Settbungcn gewtffer 3lrtifcl anlan*
gen, unb »cranlagt bie Scrfammluttg, un»erjüglich
einen Sgetl ber neuen ßölic ju »otirett, ba fong
ber Schah täglich mehrere üKiUioncn oerliert. ©te
©ringlichfeit wirb angenommen unb barauf bie
neuen Stbgaben, eine nach ber attberett, »ottrt. ©ie
^>üt;e berfelbctt unb bie »on igr betroffenen Slrtifel
ffnb befannt. ©te »or ber ©tnrefdjung be« @nt-
Wurf« angelangten SBaaren werben nur nach bem
alten Sartf bejahlt. ©er ganje ©efegentwurf lg
angenommen.

(S^artrcS, 7. 3uli- Ste „Union" »evöffentlfcht
eine ißroclamatton be« ©rafen ©hamhorb »om 5.
b. ü)t. ©erfelbe jeigt an, er werbe Schlog ©batn-
borb »erlaffen, um feinen Sorwattb ju Slgitationen
SU geben; aüein graufreich wiffc, bag er bem Sa*
terlanbe angehöre, ©r werbe nie bie Sfftchten »er-
geffen, welche ihm ba« monarihijche 3becht aufcrlege.
©raf ©hamborb protegirt gegen bie 2lnf<hauung,
' al« wolle er bie fettbalen ßehnten unb Dtcdhte wie*

ber in« Seben rufen, ©r beabgefffige bie wetge
gagne wieber aufjupganjen, unter weldjer bie na-
tfonalc ©ingeit gefchaffen würbe. |)einrt<h V. fönne
bie weige gagne Heinrich« IV. nicht »cvlaffcn.

gonbon, 7. J3ult. Sigung be« Unterhaufe«.
Stuf eine 3ntevpeKation antwortet ©labgone, e«
hätten bi« fegt in Setreff be« franjöfffchen £anbel«-
»ertrage« nur »crtrauliche Scfprecgungcn gattge*
funben. granfretch erfenne bie Sertrag«»erbinb-
tichfeit an unb werbe bemnäegg wagrfcgeinlich for*
melle 3lenberung«»orfd)läge machen.

^nag, 7. 3«l'- 2)fe jweite Kammer geneh*
migte ben Scrtrag mit ©nglanb, betreffenb bie
Slbtretung ber ^oUanbifctjen Seffgungen an ber
Küffe »oit ©uinea, mit 34 gegen 30 Stimmen,
»erwarf bagegen bie Sorlage über bie 9Iu«führung
be« 1858 mit bem Sultan »on Staf (Sumatra)
gefchloffenen Sertrage« mit 36 gegen 28 Stimmen.

ijJctcrghurg, 8. 3«lt. ©ie Straföcrljanblung
gegen ben be« Sücherbiebgatg« angcflagten ©r.
Sichler ig nunmehr beenbet. ©erfelbe würbe »on
ben ©efcgworeiten jcgulbig befunben unb su jwei
3agren ^ngeblung im ©ouöernement ©obol«f»er-
urtgeilt. ©a« Urtgeil füll febod) bem Kaifer sur
eoentueüen Strafmilberung im ©nabenwege »or-
gelegt werben. __

B. C. Slttrö eitle (gftmteruug-

Kaum »ergegt fegt ein ©ag, ber un« nicht bie
ho^bewegten Suliwocgen be« »origen 3ah»e« in
»öliger gebenbigfeit »or bie Seele riefe, ©a« heuch»
lerifchc SBort DUiüier«: „Sie war ber griebe ge-
gdjerter al« fegt", jwei©age fpätcr urplöglicg ba«
Sllarmgefchrci über bie fpanifche©gronfaitbibatur eine«
Srinjen »on |)ohensollcrn=Sigmaringen, fofort ba-
rauf bie brü«fe ^)erau«forberung SrcMp»3
ben Ferrit ». ©ramont, au«gefprochen im ©efeg*
gebenben Körper, »or ben Slugett aller SBelt, fo*
bann ^>errn Senebetti’« ^clbcntgatcn, bie Selägi-
gung unb fogar, obfdjon bie befagte ©gronfanbibatur
gurfufgejogen war, bfe unergörtege Selcibigung be«
in ©nt« weücnben König« »on Sreug£u, enblich
bie frioole Krfeg«erflärung granfreid)«, nieberge*
fdiriehen „mit leichtem bergen", wie Dllioier ffeg
hrftgete — ba« 3lüe« gießt auf« Scuc an un«
»orüber, erregt auf’« Seue unfern Sbfdjeu. StCein,
e« ig niegt unfere 3lbgd)t, hi«r e*ne ©gtwil
»ergängnigfdjwereit ©refgniffe jener 3cft Su liefern
©« ftnb uttenblich geringfügigere ©inge, an bjc
wir erinnern wollen; boeg tg auch biefe ©rinnerung
un« gerabe in ben legten Sagen hefonber« nahe
gelegt.

ficidenfckftlicltc

(gortfegung).

Sffier benn anber«, al« Slnna gatte in ber »ergan*
genen Sacgt fein Sdjlafjimmer betreten? Sangfam
fegrte igm bie ©rinnerung an feben einjelncn Um*
ganb jurücf unb, wa« er anfattg« für einen »er*
Worvenen ©raum gehalten, gegaltcte fteß igm halb
flargcn SDBirfli^feit. 3n geberhafter ©rregt*
hett bnrcgtnag er ba« ßinnter. „Sein unb taufenb*
fie er einmal über ba« Slnberc au«;

ftnnhr« Ö<el Öut f“r ei,ie f° nfebrige

Tin e^rer würbe, id; annegmett, bag

. „ L.aul öegeimnigootle SBetfe mir einen Sefucg
bas entwcubet gaf." Sber
WlE ta t b^e wibergreitenben ©ebanfen

9eßen bie geg fowogl fein
©efugl wie feine Sernunft gräubte, ge gürmten
immer wieber »on Senem auf tgn etn unb betnäd;*
tigten W ner ,e!e halb mit einer Sfacgt, bag
er wie getgfg »erniegtet nnt, gCgro(^en unter ber
fürchterlichen Sag in einen Stngl fanf. SBar igm
benn bie ©attin ttidji febergeit rätgfelgaft, »erfcglof*
fen erfegienen? Unb wenn ge auch in ber legten
Seit ben Schleier gelüftet gatte, ber igre Sergan*
gengeit »ergüßte, — er mugte geg b0(^ e{ngegegen,
bag ge bamit nur neue ßw^eifel unb fragen in
feiner Seele wgeggerufen, für beren göfuitg igm

feglicger Sngalt feglte; uttb bann fragte e« fteg fa
aueg, ob ge igm überhaupt bie SBagrgeit gefagt
gatte? greilicg gatte er feit jenem Slbenb, att bem
fte in »oßer Dffengeit igm igr gattje« wuttberbar
reiege« ©emütgsfebeu erfcgloffett ju gaben fegten,
gemeint, fte »oligänbtg ju feitttett; wer aber ganb
igm bafür, bag im ©rtttibe tiefer fo tief angeleg*
ten Satur niegt noeg ©ebanfen unb Scigmtgen
fdtlummertcn, bie nur ber leifegcn Slnregung he*
burften, um ftd) im »öligen SBiberfprud) ju igretn
fongißen SDBefcn ju entfalten? Sod) einmal burd;-
lief er in ©ebanfen Sille«, wa« fte am Slbenb igre«
ßufammentreffen« mit Dttomar igm mifgctgeilt
gatte unb immer cntfdjiebener figüttclte er beit Kopf.
©« fam fo SJanche« in igrer ©rjäglung »or, wa«
et fegt mit igrer Strf, ftd) geben, beim hegen
Sßißen nidjt in ©ittflang bringen ju fönnen glaubte.
S^on bie blutige Katagropgc in bem Kavl«baber
©aggofe, ju ber eilte träumerifdje Serwirritttg
igrer 8eben«gefgcr bie Scranlaffung gegeben gaben
foflte, erfegien igm gerabeju unnatürlich. Sod)
unwagrfcheinlicher aber fam igm äße« ba« »or,
wa« ge über bie S»lSen jener unheimlichen Scene
igm gefagt gat. 3e megr er fteg feinem gngcrcn
Srüten gtngab unb geh ben ©inbruef »ergegenwär*
tigte, ben fie in ber legten auf igtt gemacht
gatte, bego megr gelangte er, ba fein SSifffraucn
einmal erregt unb er in folcgen gäßen äu 6.cb

fcglimmgett Sorau«fegttngen geneigt war, gu ber
Ueberjeugnng, bag jene abenteuerliche ©efegiegte
nid)t« weiter al« ein fcglatt au«gebacgte« Stärken
fei, cinjig unb aßefn barauf beregnet, ign ju täus
fegen, um ign ginterger mit bego grögerer Sper*
geit plmtbern ju fönnen. „©ie geibenfegaft für
ben |)eiggeliebfett," — fo fagte er fteg, „gat fte
öerleitef, igre bi« bagin reine §anb nach frembem
©ule au«5tigre<fcn. Sie woßte igm niegt hfo«
eine forgenfreic ©rigettj »gdjern, fonbern ancg feine
8eben«lage fo glättäenb al« möglich gegolten. Sie
gat e« für feilte Sünbe gehalten, mir ba« ©elb
3« rauben, mir, ber fa bte Sevanlaffung war, bag
ber arme Scrlobtc noch fo lange 3eit in feiner
Slrmutg, getrennt »on ber ©diebten, fÄmacgten
mugte."

3n biefer SGSeife fugr er fort, immer neue ©rünbe
für feinen Slrgwogn gerbeiäujiegen unb bamit eine
©ugenb ttaeg ber anbertt öott ber eing fo angelte*
iefett grau gcrabsuveigen. ©ie mugergafte ©reue,
mit ber ge igrett Sfficgtcn al« ©afttn ttacggefom*
men, mit ber fte bi« jurn legten Slugenhlicfe an
feiner Seite geblieben war, gielt er für Sergeßung.
Sie woßte in ben Slugett ber SBelt für eine an-
gänbige grau gelten, woßte beffer fegeinen, al« ge
itt ber ©gat war. 3« e^ncin fort wiebergolte er
geh, bag gc eine ©eufclfn in ber Sergeßung«fung,
bag ge ba« »erwergiegge ©efegöpf fei, bag
 
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