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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0769

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JM 189.

$>cit»elticrricr ^ouritöL

JlbomjfmeHtfprfis 45 Ämtjer in £flbrI&crQ
burdj bie $ajl 57 Äreuj« aiettcliä^rig*

13. ?l«öuft.

Jltt3ftgen 3 fr* btf ^Setttjettf, *ft *u$funft$*
ertfjetlung 4 fr.

1871.

SelefitßDljiftöe SHa*tt(fjtc».

IMiitidjen, 10. Sluguft. ©« ctrfulirt ^eute fol-
flenbe uo* unverbürgte «Minifterlifte: Sleußere« ®raf
vfflnen&erg, innere« Dbcgierung6praftbcnt B. Vfeufs
'J}i ;Panbet für ben jurücftrctenben «Mlnifter Bon
~*lör ber bisherige «Mtnifter be« Snneru B. Vraun,
Julius o. ßu^ 3u(jfj gäuftle, ba« gittanj* unb
“''■wgäminifterlum würben unBcranbert bleiben.
CSeftätigung {ft abjuwarten.)

— 11.'Sluguft. Äaifer ffitlpelm traf geflern
Stbcnb gegen 6 Upr in (Begleitung beb König« 8ub*
fctfl in Ncgenöbnrg ein, wofelbft bie beiben dürften
bort einer japllofcn «Menf*cnmcnge mit ^ubel be*
fltüftt würben. £)eute früh 8 litte trat berKaifer
bie SBeitcrreife an, nactjbem ber König non Vapern
f*on 9fiact)tö na* Verg jurüefgefehrt war. Slbenb«
trugen ©efangBereine Bor bem |>otel patriotif*e
Siebet cor. Ser Vürgermeiftcr brachte ein £>o*

rm^et ftu8' *n bab bie Berfammelte «Menge

entbufiajtifcb einftimrate. hierauf folgte eingacfel*

»C1t ®euerWfbr. £eute «Morgen« 8
fe^tc ber Äatfer bie !Reife na* «ffiel« fort.

Mcgen&burg, 10. Sluguft, Soeben 53/4 Up*
ifi ber Kaifer, begleitet oom König »on Samern,
pter eingetroffen. ©roße «Menf*enmaffe, ungeheurer
3ubel. SDer Äonig fehlt nach ©erg jurücf.

— 11. Sluguft. Sie Slnfunft be« Kaifer« in
@*wanborf, wo Äonig Subwig in preußtf*er &u*
faten-Uniform benfelben erwartete, erfolgte geflern
Nachmittage 4 Uhr. Sic beiben «Monat*en be*
fltüfjten ft* bur* eine h«JÜthr Umarmung. Um
6 Uhr lief ber 3«ß i« ben ^ieflgen Sahnhof ein,
ßön welchem bie «Monarchen nach bem $otel „3“»«
ßolbencn Kteuj" fuhren. Ser Äonig öerweilte ba*
felbjl eine Vtertelftunbe unb reifte bann mit ber
®tfenbabn wieber ab.

ÖBien, 11. Sluguft. Sie „«ftrefft" f*reibt, baß
ba« ©rgebniß be« erflen ©emefterS ber Untonbanf
ln Vörfenfreifen auf 20 ft., ba« ber SCBe*fetbant
auf 16 ft. tarirt werbe.

HßcIS, 11. »uguft. Ser Kaifer Bon Defterrct*
ift um 11 Uhr Vormittag« jum ©mpfang beb beut-
f*en Kaifer« hier eingetroffen unb würbe Bon ben
Sftehörben am Sahnhofe empfangen. Sie Slnfunft
be« Kaifer« «EBttpelm wirb um 123/*’Uhr erwartet,
©n japlre(*e6 iftttblifum ift am Vahnpof«perron
Berfammelt.

VerfaitttS, 10. Sluguft. Sie Mattonaloerfamm*
lung genehmigte befinitio ba« Separtementalgefep
mit 519 gegen 129 Stimmen. SNintfter 8ambrc*t
wirb unoerwetlt ben Somplemcntar=®efehentwurf

für ba« Seine*Separt erneut Borlegen. SBie Ber» ,
lautet, hätte bie Subgetfommiffton ba« Negierung«* j
projeft einer 20proäentigen Steuer auf bie Mop' |
ftoffe enbgiltig unb mit großer «Majorität oerwor» j
fett. — Vogue«, ber ehemalige SDJaire Bon ffßuteauy, j
würbe Bom Bierten Krfeg«geri*t ju lebeii«längli*er ;
3wang«arbeit Berurtheilt. Sa« britte Kriegsgericht j
Bernahm mehrere 3eugcn über 2lffi.

^ari§, 11. Slug. 3)er Slntrag auf Serlänge* \
rung ber Vollmachten S£^ier6* wirb hrutr ober mor= j
gen eingebra*t werben. 35ie Vefprechung barüber, j
ob bie Sauer biefer Vollmachten auf swet 3ahre i
feftgefeht unb ob bie Verantwortlichfeit ber SRinifter t
eingeführt werben fotf, wie bie« ba« re^te Sentrum j
Berlangt, bauert fort. Sie Vubgetfommiffion hat \
geflern ben Slntrag Ißerier’ö auf Sinführung ber |
®infommenfteuer jur Verathung jugelaffeu. i

— Sa« „Journal be« Sebat«" beflätigt, baft
bie Vubgetfommiffion in ihrer geftrigen Sihung bie !
20 p<5t.*Steuer auf bie Nohftoffe (unb jwar mit
19 gegen 8 Stimmen) oerworfen hflt unb fügt
htnp, bie (Sommiffion hat,e einen Steuerjufchlag
Bon 3 pSt. auf aüe jollpftichtigen Slrtifel, auege*
nommen ©etratbe, Steinfohlen unb bie neulich einer
SJJehrbejteuerung unterworfenen ©egenftänbe Bor*
gefihlagen. Sa« (Srgebnig biefe« 3uf<hlag« würbe
ft* auf 75 ÜWiQfonen belaufen.

Snnbott, 11. Sluguft. Sa« Dberhauö hat blc
VaHotbitl mit 97 gegen 48 Stimmen abgelehnt.
— 3m Unterhaufe würbe bie Nefolutfon Sorten«’,
ba« $au« möge ©labftone wegen ber ©eltenb*
ma*ung ber ffSrärogattoc ber Krone gegenüber bem
Vefthlufte bc« Dberhaufe« in bet ^)eere«biüfi;age
feinen Sabel au«fpve*en, mit 114 gegen 83
Stimmen oerworfen.

aWabrib, 10. Sluguft. Sie Vehauptung, baft
bie fpantf*e Negierung beabft*tige, etn ®ef*w«ber
na* Sfenejncla ju entfenben, ift unri*tig. Sie Ne«
flternnfl wirb ft* barauf bef*ranfen, in biplomatt*
f*em SBege über bie f?Ut>uftfer=<Srpebltion, wel*e
Bon Venejuela na* Suba in See gegangen, an»
^fragen._

Sie beutfefte SBiebergeBuirt a. 1807—1813 i
«nb ba§ Verhalte» ber granjofe».

SBenn wir heute über bie 2öa«gauberge hin* j
überbauen in« wälf*e 8anb, fo meinen wir immer I
unb immer wieber fn*en ju müffen na* einer all*
gemeinen, evnften Slrbeit, ber SBieberherftellung be«
©emetnwejen«. SBir fönnen ben ©ebanfett ni*t
«bf*ütteln an bie 3e0/ i« wel*er un« bie fraitj.
Siege eine ähnli*e Vtüfung auferlegt Ratten, wie

. i

wir notbgebrungen fte in biefen Sagen über granf»
rei* oerhäugten. greift* war unfere Sage na*
1806 eine no* Biel f*limmcre. Samat« waren
unfere beiben größten Staaten ln großen Kriegen
Bon Napoleon I. barniebergeworfett, im ^erjen Bott
Scutf*lanb erhob ft* ber K'6nig«thron eine« Na*
poleonibett, ber Neft ber Nation war bur* ben
Nheinbunb jum willenlofen SBerfjeug be« Kaifer«
gema*t worben, man mußte bulben, baß a. 1810 bte
8anbf*aftcn an betn Unterlauf ber ©m«,2Befer u. @lbe
jti gvanfrei* unmittelbar gef*lagcn würben, u. ft*
mit'ber SNoftotrung begnügen, „baß bie Umftänbe bie
Slnnerion gebieten." Vor allen tief lag Vreußen
barnieber, fein halbe« ©ebiet war ihm genommen,
eine gewaltige, h&*ft unbillige Krieg«fteuer gehrte
an feinen langfam ft* wieber erholettben ginanjten
wie ein Kreb«i*aben, franjoftf*e S*aaren blieben
in feinen Stabten um jebe felbflänbige Ncgung bc«
Staate« $uüberwa*en; Seutf*lanb foilte na* bem
SBillen Napoleon« gefnebelt unb gefeftelt bleiben;
bettn woher hätte er fonft bie üDitttel genommen,
um ben fpaniftpen Volf«ftieg ju bämpfen unb
Nüßlanb, bie einjige no* freie 3Na*t auf betn
gcftlanbe, ju befriegen? SBie gerabejn harmlo«
ift bem gegenüber unfere heutige Stellung $u gtanf*
rei*; Keine Ncbe baoon, baß wir feine (Einheit,
fein Selbftbeftfmmung«re*t antaften wollen, ba«
wir ihm jweimal jurüefgaben im Sepf. 1870 wie
Slnfangö gebr. 1871 gegen ©ambetta; wir wollen
nf*t wieber au« ber Vretagne, Slguitanien, au«
Vurgunb uttb ber ifkoöfn« unabhängige Staaten
f*affen unb beutf*e V-injen mit Kronen oerfor*
gen; wir forbern ni*t ba« ÜJitnbefte mehr, al«
was ein bef*toorener Vertrag un« gewährleiftet,
unb fohaib bie Krieg«fteuer in unferen Kaffen ift,
fel)ren unfere Sioiftonen ben granjofen ben Nücfen,
ben fte im Kriege nie ju ®eft*te befommen, unb
überlajfen ihnen, i()re eigenen Stngelegenheitcn na*
Boltem Velieben, in «Dilnne unb Ne*t ober unter
SNorb unb Vranb, beftulegen. Nun fragen wir:
wer gibt ben granjofen e'fn Ne*t, ft* bie Ver*
pfti*tung jur Na*e ebenfogut jn oinbijiren, wie
Wir fte a. 1807 hatten ? ©enau hetra*tet fämpftett
wir bamal« gar ni*tum Na*e, fonbern nurumunfer
3)afein; ni*t ba« Slnbenfen an 3tüfterll| u. 3cna
tBOÜten wir au«löf*en bur* neue Siege — bafür
hätten un« Noßba* unb Slfpern genügen fönnen;
wir wollten unfet befe^teö Vaterlanb befreien, ga<
ben ttnfer Vtut ^in für bie SBiebererringung ber
erflen ©runbbebingungen unferer nationalen @ri*
ftenj; ni*t eine ©renjptoBinj, wcl*e ni*t unferm
Vo!f«tf)um angehörte, wolltett wir wieber erobern,

IddenfckftMe

(Sortfefeuns).

©ine f*lau bere*nenbe binterliftlge Natur,
fu*te et aH’ feinen Sh«ten t<nc cble abÜ*t un*
terjulegen, um beflo ungeftörter feinen Vortheil
^folgen ju fönnen. 3* erinnere mi* nl*t genau
btr fragen, bie er mir an jenem «Morgen in Ve*
B«3 auf St* oorlegte. ©benfo wenig weiß l*,
*oa« i* in ber Verwirrung aller meiner ©eban*
len — bie Nähe be« ©cliebten — ba« ©lücf, am
Siele JU fein — bie beBorflehenbe Stbreife u. f. w.
— ihm geantwortet haben mag. So* hat er je*
benfaü« bie ri*ftge 31u«funft, wo Su Sein ©tlb
aufbewahrteft, ob Su Sf* eine« fefien S*lafe«
»rfreueft u. f. w. bur* allerlei gef*icfte Kreuj*}
«nb Querfragen au« mir herau«gelocft. ©enug! ;

hatte ben bübif*en «JJlan gefaßt, ft* an* in j
«ejifc ber jweiten Stifte Seine« Vermögen« ju !
Heu. 3* war genötftigt, auf einen furjen SWo* i
«ent ba« SBohniiwwer ju Bertajfen. «EBähtenb
®Jcfer Seit hat er, eh«c baß i* nur bie leifeftt
Ahnung baoon halt«/ ®ftffle«heit gefunben, ft* in
jßein S*lafjimmer ju f*let*en. ©r nahm Sein
«-afchenbu* nebft Nlltm, wa« barin war, mit
fl* fort.

«SBir Berlteften bit 3nftl ««& al« wir Stettin
mtt*t hatten, trafen »It foflUt* bie Vorberettun*


gen ju unferer cheli*en Verbfnbung. Kaum a*t
Sage mo*tcn in biefer SBeife sergattgen fein. SBir
wohnten in einem anftättbfgen ©aßhofe. Dttomar
war ftet« aufmerffam unb järtli* gegen mi*, aber
e« entging mir nf*t, baß fl* in feinem SEBefen et*
wa« S*euc«, Saftige« au«fpra*, wa« i* jebo*
einer ganj anberen Urfa*e juf*rieb. Slm neun*
ten «Morgen na* unferer Slnfnnft in Stettin —
e« war ein Sonntag — wartete i* oergebli* eine
Botte Stunbe auf Dttomar« ©rf*efntti jum grüß*
ftücf. 311« i* mi* bann in fein Sommer begab,
fanb i* ba«felbe leer unb erfuhr auf meine grage
Bon bem Dberfeüner, baß ber 3«haber be« ©e*
ma*e« bereit« in aller grübe abgerei«t fei.

3* fonnte ba« Unerhörte ni*t faffen unb fu*te
mi* ju Überreben, baß mein Verlobter nur in ®e-
f*äften au«gcgangen fei «nb balb wieberfeßren
werbe. ©Iei*jeltig überfab i* prüfenb ba« 3im*
mer, um ju erfunben, ob feine ©ffeften no* Bor*
hanben waren. Sa fiel mein Singe auf ein halb*
Berbrannte« Viatt Vapiet, ba« neben bem Vru**
ftücfe eine« rothen Saffianbecfel« auf bem ©rbbo*
ben lag. 3* büefte mi* f*netl, hob Vetbe« auf
unb wie etn Vftfcfkabt bur*ju*te mi* plöhli*
bie Söahrheit ber Sachlage, al« i* in bem gunb
bie Ueberrtfte Seine« Saf*enbu*e« erlannte. ©i-
nifle 3ahltn unb Vemerfungen, bie auf bem fßa*
pier no* ft*tbar waren unb woran« i* beutft*

Seine |)anbf*rift erfannte, ließen mir ni*t ben
gertngflen Sweifel übrig, baß berjenige, bem i*
Sille« jutn Opfer gebracht, ein ni*t«würbiger ge*
meiner Verbrecher war. 3* weiß ni*t mehr, wie
lange i* betäubt unb rathlo« geftanben habe. «Mein
^etj felbft meine Vernunft fträubten ft*, ju glatt*
bett, wa« bo* meine Slugen mit unblttli*er Seut*
li*feit faßen. Sarna* riß i* bie Dfcntlfür auf.
Sie 2tf*e Bon Berbrantttem Vapier flog mir ent*
gegen unb au* no* mehrere angebrannte Vlätter
Bon Seinem Saf*cnbu*e entbeefte i*. Serval*
lunfe war mit einem 8ei*tftnn ju SCBerfe gegan*
gen, ber eine f*le*te Vürgf*aft für fein Spij}*
bubengenie lieferte. Verjweiftung, S*mer$, {>aft
unb VButh fn ber Sruft begab i* mt* auf ba«
Volijeiamt. ©vlof*eu nnb tobt waren alle Stirn*
men in meinem 3nnern, bie no* Bor wenigen Slu*
genblfcfen in feliger Hoffnung unb 8iebe«jubel be«
fonnfgen üMorgen begrüßt hatten. Kein ©ebanfe
an S*onung bc« ©lenben, ber mi* fo ftbnöbe
Berrathen, meinen ehrli*en Namen mit ©*ma*
bebedt hatte, fam mir in ben Sinn. 3* tna*te
bem N(*ter Nnjeige Bon bem Vorfall, entwarf eine
genaue @*(lberung Bon ber «ßerfonlitibteit be« Ver*
bre*er« unb bat bie Kriminalbeamten, 2Wc« an*
juwenben, um ben Schürfen b«bftaft ju werben.
SBlber ©rwarten gelang e« ben Volijiften, ben ©len*
ben fefljnnthmen. 8r patte bie Stabt no* ni*t
 
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