Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

DOI Kapitel:
Nr. 127-151 (1. Juni - 30. Juni 1871)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0525

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
JV? 123.

jU>omununt5prtt« fl. l. 3 tr. in £etbelberg
burd) bie j>o|l fl. 1. 16 fr. öiertet jährig.

Freitag, 2.

lUtjeigen 3 fr. bte tyetttjetle, bet SluöfunftS*
ertt)eilung 4 fr.

1871.

•»-w §ür bcti ©lonat 3utti werben
©cjMungen auf ba® Hcibtlhergcr Journal für
au®wärt® bei ben betreffenben ©oftanftalten, unb
^ier bei ber ©rpebition unb ben Drägern entgegen*
genommen. iJSrei® für hier mit Drügerlohn 19 fr.

Die djpcbition.

SJelegrajiljifiöe Dla^vii^ten.

öerlin, 31. ©lai. Der Hteich®tag eriebigte in
feiner heutigen Sijjung ©etitioneu ohne allgemeine®
3nttteffe. Die nächfic ©i^ung finbet ©iorgett flatt.
35er „©övfenfourler" melbet, bajj in granffurt a.©l.
nicht blofj eine ©anfagentur fonbern ein ©anfbt*
reftorium errietet werben foß.

©trajjburg, 31. ©iat. Ser Hldd)®fangler hat
bert hieftgeu ©chörbett mitgett)eilt, bafj ©räftbent
®?üh!wetter oon ©erltu feine hieftgen ©efchaftc nicht
mehr übernehmen, fonbern unmittelbar in feinen
neuen ©Sirfungöfreiö eintreten toirb. Der ©eneral*
goußerneur ©raf ©i®marcf = Sohlen wirb mit ben
gunftionen be® ©loilfommiilav® betraut toerben.
3n ber hcutlBen @^u,'g ber ©eneralfommtifton
befd)!of biefelbe in ber ©ntfchäblgungOfrage, baß
bie Vergütungen nur gum ©Sieberaufbau ber ger*
flörten ©aulichfeiten gu oerwenben ftnb. ©ine 93cr-
orbnung be® ©eneralgouoerneur® verfügt, bah bie ^
Sergütungen für ben Ärteg®fch«ben au® bem HJetch®* t
fonb® nicht ber ©ifd)lagnal)mc auf Orunb bc®
Slrt. 557 unb ber folgenden ber bürgerlichen 'JSro-
jefjorbnung unterliegen.

©iiinchen, 30. ©Jaf. 23 beutle ©tfdfofe,
pefcle fehlt, haben gwet gemcinpaftliche, bie Un*
fehlbarfett betreffenbe Hirtenbriefe an bie ©läubi-
gen unb an ben jtleru® erlaffen.

— 31. ©lat. 3n aßen bcutidjen Diocefen ftn-
ben am 16. 3unf, al® bem funfunbjWangfgjähriqen
^Regierung® Jubiläum beb ©apfieö, augcrorbentlfche
Äirchenfeferlichfeiten flatt.

_ (£>ft0 hirftge ©afloralblatt oevöffentlicht bie

Bon bem beuticben ©pf®fopat erlaffenen Hirtenbriefe
an bie ©laubigen unb ben ©leru®. Die Unterfchrift
Hefele’® fehlt.

DreSbcn, 30. ©Jai. Dem „Dre®bcner 3onr-
nat" jufotge hat bie jlänbige Deputation be® 3u-
riflcntageö geftern in Selpgtg befchloffen, ben 3u*
rifientag gum 28. ©uguji nach Stuttgart einjube*
rufen.

2Bicn, 30. ©Jai Da® Slberbblatt ber „9?.
fr. 5ßr." melbet, bafj bieSlbrcjfe be® 2lbgeorbneten-
häuft® heule bur<h ba® ©räftbium überreicht wor-

ben fei. Der Äaifet habe ben ©räftbenten fthr
erregt empfangen unb in feiner Slttiwort bie ©oli-
tif be® ©ltniftedum®, entgegen bem Urtheile brr
©fajorttät be® Hletd)®tag®, gebilligt. Der ©räftbent
habe ft eh fobann ju bem ©iintjlerpräfibent begehen,
hehuf® ©ntgegennahme ber 2lbfcbrift ber Antwort
be® Äaifer®, um biefelbe in bet nactjficn ©ifjuttg
aulhenttfch mittheilen gu fbtinen.

— Der ,,©olf®freunb" oeröjfentiidjt eine @n*
chclica be® ©apfteö att b:e ©ifdwfe, d. d. 15 ©Jai,
worin ber ©apjl bte ©arantfen ber italtenifcben
Hiegicrung al® ©ladiwerf ber 8ftge unb HfUcbelef
begdehnet; bte Öerlchung ber päpilltchot Hledjte
unb greiheit heroorhebt unb bagtgen proteftirt.
Der ©apjl forbert bie 93ff<^ofe auf, ben ©eiflatib
©otte® su er flehen, bamlt ber £irchenfrtebe, bie
Hluhe ber 335lfer unb bte Scfct)rung ber geittbe
erjielt würben.

Sern, 30. 90?ai. Der 58unbe®rath hielt heule
eine gebeime ©i^ung, öerbffcntlicbt aber feine 23ufle-
tin®. ©® heip/ bie Sßerhaftung ippat’® unb ©rouf-
fet®, toelcbe in ©enf we.len, fei anbefohlen worben.

JBcrfaitlc®, 30. 5Diat. Den ^Behauptungen ber
Sournale entgegen wirb oon gut unterrichteter ©eite
oerftcljeTt, baß über SUinifierBcränberungen itod)
nicht® beftimmt unb namentlid) in S3esug auf ba®
3)tini)fcrtum be® Sleufjern oon einer Slcnberuug feine
Hiebe ift. — Unter ben 3nfurflfulcn^ weiche fid>
nad) bem gort oon 93incennc® gefluchfet unb ba-
fclbif auf ©nabe unb Ungnabe ergehen hatten, hes
finben ftch 15 TOitglicber ber ©ommune. — 3n
ber Hiationaloerfatnmlung befürwortete ©cntral
Drodju bie ^nbetrachtnahme be® Anträge®, bie Hals
tung ber Hiegierung ber nationaler. Vertheibigttng
einer Prüfung gu untersiehen. ©eneral Drochu,
bte Urfachen unferer militäriidjeu Unfälle barlegcnb,
fagt: Die Hlrntte ift nicht jcbulbig, fonbern Opfer.
Da® gange Oanb war fchtilbig, inbem e® gwef @ei-
geln über fiep herdnbreeben lief): engltfcbcn 8uru®
unb ttnlicnifcbe SSerberbnig. 3)ie Äammer gench5
mtgte fcbliefjUcp bie Snbetracbtnahme.

— Saut bem ,,©oir" würbe SBlanqui hierher
tran®portirt. ©egenüber bem ungeftümen Drängen
ber HTionarchiftcnpartei, bte Slburtbetlung Sffft)’®
unb (Sonforten ju befebieunigni, ift ba® Unterfud)»
ung®gerid)t im ©egentl)eil bemüht, ben fßewet® ju
liefern, ba® 2lffp unb Sotifotten al® Urheber bet
unbeilBoüen Hfiärsfataftrophe im ©olbe bet 3m*
perialiftenpartei gel)anbe!t haben.

©ruffei, 30. HJiai. 3n ber heuttflen ©ifeung
be® Senat® gab ber Httinifterpräftbent, ©raf 3fne-
than, in ^Beantwortung einer 3nterpellatlon folgenbe

©tflärttng ab: Da bie Hiegierung ben ©rief Sic*
tor Huflc’^ bte 3nteve(fen be® Sante® compromitti®
renb eradjtcte, forberte fie Sictor Hl,go auf, ©et®
gieu gu Bcrlaffcn. Derfelbc weigerte fid) unb wir
haben in golge beffett betn Könige eine ©erfügung
Borgclegt, welche begweefr, ben ©enannfen gum fo*
fortigen ©erlaffen be® ßanbeö gu notljigen. Die
©erfügung ift bereit® untergeichnet unb wirb gur
^ubfü'hntng gelangen. ('Mfeitige ^ufümmung.)

— Die „©tmie beige" bringt heute foigetibe®
Delegramm au® ©evfaille®: 3U'C® gaore unb ©U
carb haben ihre Demiifton eingereicht, woburcheine
ern|te politifche ©rifi® herBorgerufett wirb.

— 31. HJiai. Die ©lättcr oeroffentlichen einen
©rief Bon granQoi® Huö°® au^ welchem herßorgeht,
bnfi bie Äunbgebungen Bor bem HrtUfe> welche®
©ictor HllB° bewol)nt, bebeutenber gewefett finb, al®
man geglaubt hat. Die SJietige Berfucbte währenb
anberthalh ©tunben ba® Hau® gu brei Ber|d)tebenen
HJialen gu (türmen unb fliefj heftige Drohungen
au®. Sluch würben Steine gegen bie genfter be®
Haufe® gepieubert. Die „3»bep. beige" fpiicht
ftch über bie Hlueweifung migbiflfgetib au®.

fioiibon, 30. HJiat. Der ©ertdjt be® blploma®
tifefeen Sluofdiuffe® begrtchnet Hlngeftcbt® ber gegen*
wärtfgen ©erhäitnfffe HJittteleuropa® bie fofortige
Hiebuftion ber bittffdien ©efaubtfdwften an ben
fietnem beutfeiten Häfen al® unrathfam, glaubt
aber, bafj fiel) bie Sft'fd)affung einfger berfclben nach
SBegfaß ber gegenwärtigen Hinbcruiffe bem HJüni*
fiertum be® Hleufjern empfehlen werbe.

— 31. HRai. Der „Dailt) Delegraph" melbet
au® ©erfaUle®: ©carb unb Sefto haben ihre De®
miffton gegeben, Sefvance unb ©iffep werben al®
ihre Hlachfoiger genannt.

gioreng, 31. ©tat. 8nut 311flvuÜwncn an
bie ©räfeften wetben gegen biejenigen franjofifeben
glücbtltnge, welche hei bem Uehetfchreiien ber tta-
Henifchen ©renge jtd) nicht genügenb au®weifen
fötinen, ernfte HJiafjregeln ergriffen.

IJJctersburg, 31. SD?af. 3>r ruffffcjje Hteld)®*
fingier, güvft ©ortfehafoff, ift heute ua^ HBtlbbab
abgercift.

A 2>tc julünftige ©eftaltmtg

Der 3crlf|ung®proge9 ln granfreid) geht mit
hefehlcunigter ©efebwinbigfeit oor ftch. 3llie bie
j Berfdiiebenen ©tachthaber, welche feit bem 1. ©ept.

! 1870 nach5 unä nebeneinanber ba® unglücfiiche ©olf
regierten, haben ftch barauf hepranft, ©tein auf
©tein oon bem alten ©ebäube be® frangoftfehen
©taat«wefen® abgutragen, ohne etwa® an bie ©teile

Sädenfchäftlidtf Jerxen.

ßortfefeunfl).

„3ch mag biefe©ettelmuftf nicht leiben I" fuhr
ber junge ©iann auf, inbem er ftch auf ben ©tul)l
nieberltefi, ben ber eine ber beiben greunbe ihm
gurechtgeftellt hatte, „unb ich begreife wabriid) ben
Herrn be® Haufe® nicht, ber un®^ betgleieben gu
bieten wagt. 2Bo bleiben untere fdjönen Ouartette,
bte bereit® eine ©erübmtbelt erlangt hatten? ©on
morgen ab fomme id) nid>t mehr hierher?"

„Hlun," nahm bevjenige ber beiben greunbe,
welcher hwber gefchmiegen, taö HBort, „e® ift bod)
einmal eine Slbnecbitlung unb biefe eigenthümlichen
ungarifchen unb töbmifchcn ©olföweifrn, bie wir
gu hören befommen, haben boeh auch einen gewtffen
Hleig. ©Jan muh bergletdien Bon ben Äünftiern
ihrer Hclwatblänber »orgetraV« h&ren, wtß man
einen oolifommenen ®enu§ haben."

„Du nennjt bo^ hcffentUch biefe Seute mit
ihrem ohrcngcrrelhfntl<n ®equt«fe unb ©eflimper
nicht Äünftler ?" fragte ©erner mit oträchtlidtem
Sachen, „©ebt ©ueb einmal ben Stlten an, wie er
ohne Sinn unb©nftanb mit bem ©iolinbogen auf
feinem ©eufgerfaften bcrumwirbelt. ©od) nicht einen
eingigen reinen Don habe id) fletfört. Da ift and)
nicht eine ©put oon IRunbunfl unb Äraft im gor*

tifftmo, feine 3bee oon ©legfamfett unb ßartheit
im Hlbagio, fein fünfte® Slnfcbwellcn, ©ibrireti unb
©erfcbw.mmen, unb oom ©taccato hat er gar feine
Hlbnungj unb nun erfi b efe® fred)f SG3eib®bilb,
ba® ba® fffierfgeug ber holbcften Äunfi gum ©ihä®
ferfiabe, ba® herrliche ®eiang--3tiffrumenf gur Heul*
mafdjlite macht! ©fui über eine foldje Herabwür-
bigung ber .Runft!"

„Dein Unheil Ift feljr hart, lieber SBerner!
\ e® iü graufam! man fönnte e® ungerecht nennen,
j wühte man nicht, bah ©buarb Höerner, obgleich
‘ nur Dilettant, bodj ein ©;olin«©irtuofe er^en Hian*
ge® ifi!"

glaube auch ein wenig Bon ber ©Juftf gu
Berflchen," fc^te HJanbom, ber gweite ber beiben
greunbe hiugu, „unb wenn ich offen fein toll, fo
muh id) fagen, ta(j bie ©orträge im ©angen ge-
nommen feinen üblen ©inbruef auf mich machen!"
i „HJun, meinetwegen!" verfemte HBerner mit
einem Slnflttg boii 3ttßrciiunfl- ©dchmncE

ifl oerichieben." Ohne weiter auf feine greunbe
gu achten, faf) er ftnfter, mit leichtem ©tirnrungeln,
aber boch tief nadtbenflich auf bie brei Äünftler
gerichtet. „Unb ba§ fie fich biefen ©agabuttben
angefddoffen hat, fie —"

©r hatte biefe ®orte h«U> pffernb, fall ab-
ftdjtelo® gefprochm, fid) aber fdjnell unterbrod'en
al® er gewahrte, wie bie greunbe ihn mit h»h*m

(grßaunen atifahen. „©Bett meinß Du eigentlich?"
fragten Seite wie au® einem ©Junbe. Dod) in
bemfelben 3lugenbltcf nahmen fie wahr, wie fein
Singe bUhäfmlid) aufleuchtete unb ein fliegenbe® SRoth
in feine ©Sangen fdjoh- 211® fte berHflchtung feine®
©liefe® folgten, jähen fie bie Havfneritt, bie gum
erften ©lal an bem heutigen Slbenb ba® Haupt em«
porgeworfen hatte, unb ßarren Sluge® na* bem
Diidje hinübertah, au Welchem bie brei ©fuftflieb*
haber fahen. @® war nur ein furger ©Joment ge-
wefen, allein er muhte hinreichen, um jebem fd)är*
feren ©eobachter ben ©ewei® gu liefern, bah in bie*
fern tfrfbunflen Slugenpaar eine ©Seit oon Hfätbfeln
lag, eine inhaitreidie 8ebcn®gefcbicbtegefchriebf n ftanb;
aber ebenfo muhte jeber, auf ben biefe Sitct ben
©lief richtete, ftd) eingeftehen, bah biefe unoerglenh*
lieben Slugen ihrem gangen ©Sefcn bie ©Seihe ber
©thönheit Beritehen, bah fie gu p!eid)er3dt fcffel*
ten, begauberten, entgücften unb oernichteten.

Der leiebt erregbare Hlanbow mod)te etwa® bem
3tebnltd)C® fühlen, ©r rief, inbem er oofler ©r-
tafe mit ber Hlfd)ten auf ben Dtfcb feliug:

„©ei 2löem, wa® mir bdlip! Da® iß efn 3u*
Wel, ber feinen ©lang bem Sluqe ber ©Seit gu ent*
giehen firebt! 8a§t in biefe ßarren ßüge be«
Hauch eine® glürflidjen ©ebnnfen® treten, lapt bic
rabenfebwargen Socfen frei unb fejfrllo® um bie
SUabafkrflfrne fpteleu, flatt biefe® attfränfijehen
 
Annotationen