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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 283-307 (1. Dezember - 30. Dezember 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#1169

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M 289.

jJUflvafmratfprtts 45 Jtn-mrr in oetoetttru
wm$ fit poji 57 Jfrtuj« olecteljiäC)tin.

gmtag, 8. ©egemte

$ta3eigti* 3 fr» bie ^etifgeile, »'ei Suöfunftö*
ert^eilung 4 fr.

1871.

_ gür ben äJJonat Sejembtr werben

Seftetlungen auf baS ^cibclbcrgtr Journal für
auswärts bet bcu betrejfenben Softouftatten, unb
Per bet ber ©rpebition unb bcn Prägern entgegen»
genommen.

SreiS für tjter mtt Sragctlobn 19 fr.

„ burd) bte tfJoff 19 fr.

2>ic ©fpcöititm.

Xtltavafäifät Sftarfjrtifjten.

Scrlin, 6. ©eg. Sie „tßroö.-Sorr." befprlcht
bte SSerbangung beS SetagerungSjufianbeS in bcn
»ccupirteu frangoflfcfeen ißrosinjen. SDiefe SRape*
gel, welche junäcbft nur jur eigenen Sicherheit ber
Seutjcben in granfreidj beftimmt ift, wirb bie
granjofen ^offentlti^ jugleidj jum Sewupfetn brin*
gen, bajj jie feineSwegS tu ber Sage ftnb, bie äRilbe
SeutpianbS ungefiraft burd) bstauSforbernben Ue»
bermutb ju erwibern. — SDaffcIbe Statt fcbreibt
anläfjlidj ber ©ircularbepepe beS ©rafen Slnbrajft):
3nbcnt Slnbrafft) ftdj Pf*mft nidjt nur ju einer
offenen, unerfcbütterlpen griebenSpolitif, fonbern
aud) gu ber poltttfd&en fifnie bekannte, welker fein
Vorgänger folgte, ift fein Sfntritt in bte Seitung
ber auswärtigen Stngetegenbeiten juglep ein ueueS
Unterpfanb für bte fortgefepe aufrichtige pflege
wahrhaft freunbfcbaftlper Sejiebungen", welche
jwipett bem beutfe^en tRepe unb bem füboftücben
5Rad)barretcbe neuerbingS fo ftd)tltdj gefefllgt wor-
ben finb. gür bie Surchfüljrung biefcr Sotftff gibt
audj bte boebgeaebtete unb bebcutenbe iJJerfonUctjfett
femie bie (eiterige Soltlif nnb |)aitung beS neuen
SRinifierS tolle ©ewäp. — Ste „Srooinjial*
©orrctpcttbenj" bcßätigt, bafj tu bem Sefinben beS
güvftcn StSmarci bereits eine erbeblicbe töefferung
eingetreten fei. — SBie bie „jtrcujjeitung" »er»
nimmt, werben bem hanbfoge folgenbe neue ©t*
fenbabnprojefte »orgelegt werben: eine Sab« »on
©oblenj nach Syrier unb eine Sahn oon Sehr«
nach älrenSbaufen.

Strapurg, 6. Sej. Sine Sefanntmacbung
beS Qberpräftbenten unterfagt ben Sebit ber Ser*
Iiner 3fitung „©eimania" im ©ebtetc »on ©Ifajj*
ßotpringen.

Söicn, 5. Sej. 3Me „SReue freie treffe" bringt
anläßlich beS ©rafen Seuft auf feiner Sffeife nach
Sonbon bem Sräfibenten ST^icr^ abgefiatteten Se*
fud)S einen SCrtifel, in welchem fferoorgeboben wirb,
bafj biefent Sefucbe nur bie Scbeutung eines £>öf-

IpfeitSacteS gegen StprS unb bie franjoftPc fRc*
publif beijulegen fei. DftcrrcP wünfd)e graitfrefih
alles ©ute 5 oon einer Serbinbung mit granfreid)
ju anberen als jn grtebcnSjwccftn werbe aber nie*
rnalS bte fRebe fein tonnen.

— Sott unterrichteter Seite oerlautct, bafj
mit £erbji wegen Ucbernabme beS ginanjimnifie*
riumS Unterbanblungen gepflogen werben unb bie*
felben einen günfttgen Seriauf ju nehmen pcinen.

SJcru, 6. Sej. Sic Scrwaltnng ber ©ott*
barbtbabn bat gecr^erjog (Slarau) jurn fßrafiben*
ten, Sllfreb (Sper (ßüricb), Scbultbei§ 3inßg unb
SegierungSratb äßeber (Seibe in önjern) ö« 2M-
reftoren gewählt.

ijjuris, 5. Sej. Sie flarfe Satffe ifi wefent»
lief) eine golge ber fiattgebabten ßroangSoerfaufe.
— Sie Dfacbricbt betreffs Siobiftcatton beS Sabi*
netS wirb bementirt. — 3n ter lebten ©ipng
ber Slfabemte ber SBiffenpaften würbe bte Siuf*
nähme ©milic Dflioier um ein Saht »erfeboben.

— 2ßie man oerfteberf, hätte £bierÖ M t’«1
gegen auSgefprocben, baf bie Sfinjen oon Orleans
ihre fßlabe in ber SRationaloerfammlung einnäb*
men.

— 6. Scj. SbterS bat bie Snnjen sott Sfu»
male unb oon ßoinoifle empfangen. Sie entfehei*
benbe Unterrcbung über ihren'©intritt in bie 9la*

< tionaioerfammlung iR bis jum greitag oertagt,
i SaS Sommunemitglieb giebenne würbe jum Sobe
f oerurtbeüt.

SerfoiffeS, 5. Sej., SlbenbS. Sei ber in ber
heutigen ©ibung ber Sattottaloerfammlung ooü*
jogenen 3üabl beS SrafibialbüteattS würbe ©reop
mit 511 oon 521 Stimmen jum Stäftbenten wie*
bergewäbit. SeSglepfn erfolgte bie SBicberwabl
ber früheren Sicepräftbenten unb Secretäre. 2tb-
mital Saureguibevrp jeigt bie Stiebericgung feiitcS
ÜJtanbateS att. Sic nüihPe ©ibung ber Scrfamnt*
lung Wirb npt oor Sonnerfiag fiatiftnben.

©ritffrl, 6. Sej. Ser „9Roniteur beige" wirb
morgen bie neue 'iRinifierüfte onoffentlicben. Sfan
oerjichert aus guter Quelle, bah ber StaatSmini*
jier 3«leS SRaiou bie enfcgülttge ©abinetSbilbung
ju Staube gebracht habe.

Stodljoim, 5. Sej. Ser ÄriegSmtnifier Slbelin
\ hat feine ©ntlaffung gegebejt, fein fRachfoiger ifi
| Dherfi üßeibenhicm. — Seit Sonnabenb ifi ber
f Serfehr auf ben ©tfenbahnen in goige beS hci'r*
penbeu SchneejiurmeS unterbrochen,- bie fßofien
| ftnb feit oler Sagen attSgeblieben.

Snfareft, 6. Sej. Sie ^Regierung hat ber Äam*
- mer einen ©efebentwurf oorgetegt, welcher bie

Sevhtnberung oon SluSfchreitungenfJjber S«ffc 6c*
jweeft.

Selgreb, 5. Sej. 5Bie mit Sefiimmtheit oer*
lautet, wirb baS ganje SRinifterium jurüeftreten
unb fotl bie auswärtige fpolitif eine totale Ser*
äuberung ber fRichtung erfahren.

Sonbon, 5. Sej. Sic europäifch*fübamtrifa*
nifche Selegraphen=©efeKfchaft für |>erficllung eineS
unterfeeipen ÄabelS jwipen Portugal unb Sra*
ftlien hat ihren IßvofpeciuS oerbffentlid)t. hiernach
foll baS ©apital l1/^ 3Riß. Sfb. Sterl. betragen.
Seiner wirb beabftchtigt, ju SRabeira utib auf Sap
Serb 3mipenfiatfonen, iowie nach St. Söuls unb
©oree (S3efifüfte oon Slfrifa) ßuoeicjfabel Ju legen.

2>ic stoeite @ihu«fl§Dcriobc bc§ bctttf<hett
8lcich§ttt8§-

Ser beutpe SRefchötag hat auch in feiner jwei*
ten, foehen ju ©ube gegangenen SibungSptnobe
eine fReibe ber wptigfien Slrbeiten in erfreulidjcr
Uebereinfiimmung mit bem SunbeSratb ju Stanbc
gebracht. SaS golgenbe ifi eine furje Uebevpau.

Sie ©rbffnung beS SRepStagS buvcb ben l?ai*
fer fanb am fiatt 16. Oft., ber Schlup burd) äRtniRer
Selbrücf am 1. Sej.,* in biefcr ßcit würben 36
Sibittigen gehalten. Seim Seginn berfelben wat*
tete berfelbe äftififtanb, wie im oergattgenett grüh*
fahr, ba^ bie Sorlagen beS SunbeSratbS nicht iu
gtnügenber 3nb^ Oorbauben waren, um eine rafd)
fortpreitenbe unb ftetige Slrheit ju ej;rnögltcottt.
Ser OiepSiag felbft wat anfänglich nicht in ber
bep.lufifähtgen 3“hl oerfammett, fo baf erft in
bev 5. Sinnig bie ooliftänbigc Äonfiituirung er*
folgen fonnte. SaS Sraftbium würbe ber bewahr*
ten *$anb SimfonS anoertwut; ihm jur Seite
waren gürfi |)oben(obe*SchiflingSfürft unb oon
ÜBeber, wepc beibe in gäEett CeS Unwoblfciud
SimfonS mehrmals jur Seifung ber Serbanblungeu
berufen würben. Scr iReichStag wählte 4 Äom*
mijftonen: für Petitionen 5 ©epüftSorbnung; für
baS gehungSrapongefeh; für baS Subget. Se^terc
Äommtffion war jfebodt) nur in 9febenfragen bepaf*
tigt. Ser ©tat fclbji würbe buvd) freie Äommiffa*
rien für bie etnjeinen ©tategruppen oorbcrcitet
Srei ©allen jum fRepStag würben fafftrt: bie
beS grprn. 0. 8oe, getjilichcn SRat|S nRüaer, @ra<
fer* 0. S<bulenburg=Sccbenborf. Sier ÜRitglieber
traten erftmalS in ben SReidtStag ein: SRobl, Schön,
Streife, 0. Äebler. ©in SRanbat ifi erlebigt (oon
£aha=[Rabtih); ein ^Reugewäblter (gorfimtißer
Sürig in .Rifjtngen) ifi noch nicht eingefreten.

Son ben ©efehgebungSarbeitcn ift an etfiet

£iiur WLtlt I

(gortfefeung.)

3Rein gehcimnipoller Sepüpr aber, fo wohl*
WoHenb unb tolerant er in allen anberen Singen
war, oevflanb in biefer tRidjtung feinen Scherj — *

„SMe", rief bie ÜRutter, „fo ifi cS Sir oerbo* .
ten, ju helvathen ?*

„Sanon war bis jep uibbt bie fRebe,„ antwor* !
tete Karl Srcit, „aber eS ifi mir oerboten, ben
£>of J« machen, mich SRab^en ju nahem, furj
mich J« berlieben."

„Slber wie fann man fo waS »erbieten ?" feuf jte
bie Schweflet auf.

„©ettug, es würbe mir fo geboten," fpradf ber
Ooftor," «nfc *<h habe tS bis hcufe treulich gebal* J
ten, unb mache mir nicht einmal ein Serbfenfi ba* |
rauS, benn P bin nie fonberlid) in Serfuchung j
gcfommcK. Ufberhaupt haben wir unS oertragen,
id) unb mein fb,cr mthfclbaftcr greunb. 3föen
SRonat traf pünftlid) baS ©elb ein. Ser Soft*
ftempfl bewies, bafj mein Sepü^er ben Slufenthalt
häuftg wedifelte unb id) »erfolgte feine iRefferoute
mit grepter Speilnabme aus bem beutpen Süben
nach bem 5Roiben, »on ba nacb fjotlnnb, Selgien,
granfreich, Spanien U. f 3<h bagrgen mufite
ftdS an bif'elbe Storcffe unb benfrlbtn Ort pret*
bcn unb einen genauen Sirpt »on meinem Beben,

meinen Stubienfortpritten ablegen, ja oon meinen
Slänen, geheimfien ©ebanfen unb ©mppbuugen
fprechen, unb waS mir anfangs nur als eine SfiPt
erPien, würbe aßmählig jur füfjeften ©twohnhcii
jum tieftnnigfien Sebürfniü- Sic Septe, welche
P monatlich einem Unftchtbaren ablegte, biente
baju, mich »»r mir felbft ju bemüthigen, mich mit
mir in’S jflarc ju feiert. 3ch habe biefem feltfa*
men Sriefwecbfel »ict ©elbftcrfenntnffj, »iel 3Rä-
^igung unb Sefferung, ja SlKeS ju »erbanfen.
SBenn mein Sepü^er mit wenigen SBovten fabelte
fo Pnitt eS mir in baS £>erj, unb wenn er eben*
fo Plicht unb oerfiänbig gut hief, waS ich gef^an,
fo war ich ftolj unb glüdlich, unb pöpfte neuen
SRuth,. neue Äraft."

„?ßer mag nur ber geheime ffiohlthätev fein?"
fprach gebanfenooÜ bie SKufter.

„3<h habe nie nachgeforpt, »on SBcm bie Sriefe
famen,* fuhr ber Sohn fort, „noch an SBen bie
meinen gingen. @S wate mir felbft peinlich ge*
Wefen, baS ©eheimnifj ja lüften, unb ich mepte
eS auch ^eute nid)t. 3n ben gsrien ma^te p,
wie 3P wl§t, jebeSmal auf Slnorbnung meines
greunbeS „2tuS einer anberen 2Belt* eine gupeife
in einer burd) ipe Saturpönheiten auSgejePneten
hanbPaft, baS erfte 3Ral in bie Schweij, baS
jweite 3ap nach Sprol, bann nad) bem fRhcin,
bem Scbwarjwalb, Öem bsirlicben SBin*

fei beS füblidfcn S&hmenS, in bem 2lfcalbevt Stif*
terS wunberbare ©eppten: „Ser ^ochwalb* unb
bie „9?atvenburg* fpielen. 2US i^ mein Softor*
biplom errungen hatte, fehiefte mich mein Sepüpr
juerfi nach 3Bien, bann nad) Stag, Serlin unb
enblidj nach Sonbon, um in jeber biefer Stätte bie
Spitäler jn beftpen, bie SanitätSanftalten ju ftu*
biren unb mandjen Slrjt oon europaipem SRufe
fennen ju lernen. 3n honbon erhielt ich e.cblidj
auf wieberholteS Sitten oon meinem SePüfjcr bie
©rlaubnifj, für einige SBochen uad) $aufe juiütf*
jufehren, benn meine Sebnfud)t, ©uch wieberjufe*
pn, war ju gro§. IXttb ba hin id) benn in bet
alten |)eimath, in bem fleinen ruhigen |)auS, bet
Stuhe, in ber id) einft Sanbhaufen gebaut ^abc
mit ©rnfic, als wären eS unoergänglpe Sbfamt*
ben egbptiPer Röntge, unb mir ift ju 2Ruthe wie
lange nicht, füll, frieblp unb glücffclig."

Ser Softor ergriff bte fdiwielige |)anb beS al*
ten SarcrS unb fügte fie, unb ber alte 2Ramt fape
feinen Äopf mit beiten ^jänben, plojj ihn an feine
Sruft unb weinte. —

HRan hörte lange nichts als baS £if*£af bet
alten Sd)Warjwätberubr — fie Waren ade jiumm
unb glücfli* in ber fleinen Stube. —

Sffiochen oergingtn in ungetrübter greube, im
befien ©inoernebmen guter, finget, arbeitfamet
SRenpen. 3luS ber ganjen ©egenb ftrömteu bie
 
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