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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 231-256 (1. Oktober - 30. Oktober 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0957

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M 236.

Sbomunmttffpreis 45 Äreujer in Jpeibelbera
butdj bie yoft 57 Äreujet biertetiäljrig*

©amjtog, 7. Dftotjer.

$K3tig(it 3 fr, bie ^etitjeiff, M %u8funft8*
erfljetlung 4 fr.

1871.

^inlatmug pm Ifiottnemettt

auf baS

§riMbrrffer 3ourual

(65r Sa^r^ang IV. Quartal).

mit Dragerloptt.

5ßreiS Bierteljaprli® 57 ft.

„ monatli® 19 fr. ,

„ bur® bie $off 57 fr. (mit SSeffeUgebübv).

©ic (gfpcbifton.

Seleflraplnftöe £ßa<f)ric(}ten.

a3aben=35abcn, 5. Dft. 2)egügti® ber Keife
Sr. SKaj. beS HaiferS fmb folgcnbe SSefftmmungen
getroffen; ©e. SKaj. wirb am 6. b. SRittagS oou
pier nad) fRaflatt unb Karlsruhe abreifen, wofelbff
Druppenffpau ffattfmbet. Die Stnfunft in HadS*
mpe erfolgt 1 Ht;r 20 9Rtn. DaS Dejeuner wirb
im S®loß eingenommen. Die Sföeiterreife oon
HarlSrupe finbet um 3 Hpr 30 9Rin. über ©ru®*
fal, .£>eibetberg nad) üftannpeim ftatt, wofelbff
giei®faliS Druppcnbeftdffiguttgen ffattftnben. Die
Slnfunft in ^eibelberg erfolgt gegen 5 Upr,
in Ktannpeim um 5 30 STOin. unb wirb bie Keife
öon pier um 7 llpr über SBormS unb Darmffabt
na® Sranffurt fortgefe^t, wo baS Souper in
äBeßenbpatt eingenommen wirb. ©on pier begibt
ft® ©f- SNajcffät 9 Upr 15 SRftt. 3l6enbS über
Gaffel uttb SÖiagbeburg na® ©erltn, wo bie Sin*
funft am 7. b. SftorgenS 8 Upr ffattfinbet.

SpartS, 4. Dft. Die „Slgence £>aoaS" mclbct:
ßufolge eines neuen UebereinfonmtenS mit betn
beutf®en ©ontmanbtrenben foU Sejjtercr bie ganj-
liebe Käumnng beS Departements Dife angeorbnct
haben.

— 5. Dft. DaS „gonrnal offigiel" evftärt bie
Bom „Siede" gebrachte SOfittlfetlung über bie ©er*
gänge im Säger »on Satorp für crfunben unb
fügt fjingu, baß fein Kegiment -entfernt, fein auf*
rüljrerifdjer $0aff auSgebra®t fei. 5Rarf®alI 3Rac
äRapon habe na® grünblicper llnterfu®ung ber
Kegierunq gegenüber in feinem unb ber Druppeit
9tame gegen jene unbegrünbete ®erü®te protefftrf.

iPfabrib, 4. Dft. Der Honig hat gefiern Slbenb
°jit Sagaff a unb ©anta ©rüg conferirt, weldie
rietpen, ©fpartero mit ber Kcubitbmig bcS ©abf*
binetteS gu beauftragen, ©agafia erflärt ffd) gut
Shinapme eines tßortefeuiUe bereit. Der Honig hat
an ©fpartero telegrapptren laffen, bie Antwort bef»
feiben wirb erwartet.

— Der fßrogrefftftenclub oerfügte ft® in cor-

pore gu 3arfQa, um bemfelbcn feine energ(f®e
Unterffütjung aujubieten. 3tüe iProgrefftffendubS
ftnb aufgeforbert worben, ben ÜRabrtber (51 ub gu
miterffüpeit. — ^)eute fanb im fjlrabo eine 2Ra-
nifeftation gu ©unften 30riüa’S fiatt. Die Küpe
blieb ungeftort. — ©Spartero hat eS aus ©cfunb*
peitSrücf|1®tcn oerwefgert.. na® SOfabrib gu fomrnen.
Watt halt bic SÖitbung eines ©ermittelungSmlnl*
fteriumS unter äßalfcampo für waprf®einti®,

— Ka®bem ©Spartero bie Kettbilbung beS Sa*
binetS abgelcpnt hatte, unternahm SRalcantpo bie
äRifffoit, geffern 2lbenb baS neue Sabtnet ju bil*
ben. Die SRulic würbe weber in ber $auptfiabt
nod) in bett iProrittgen geftbrt.

BC. granlEreiif) uttb ba§ beutfdje 8lei®.

Sranfretd) f®eint ft® bereits wteber in feinem
jehigett 3nftanbe üarf gu langweilen, baS ©efpenfi
beS ©onapartiSmuS muff Stoff gur Unterhaltung
biefnt, na® ber Meinung ber ©inen foU ber alt*
li®e $crr ?,u (5t)ifcl0urfi tmmenfe ©ummen gur
Sfgitatlon für feine DtefiaurationSpläne aufbieten,
anbere, bie betn (Sruttb ber Dinge näher fomnten
burften, hegen bie 31bft®t, bafj gerabe. ber fDtangel
an nerrus rerum eS iji, ber 31 n Borläufig tto®
fiarf in ipaffiottät erhält.

SlHerbingS f®etnen intperialifiifdjc Hunbgebttn*
gen befonberö in ber Strmee im ßunehmen begriffen
ju fein, wogu nt®t wenig ber Sifer beS ©räfiben*
ten ber fRepubüf beiträgt, beit er gerabe für bie
SIrmee uttb ihre (Spercitten cntwicfelt, baft Dffigiere
unb ©etttetne nt®t mehr fo wie fotifi hcrumlottern
fotlen, fd)eint ihnen ni®t gu behagen.

SlnbererfettS aber foU eine bebeutenbe Selb*
unb ©agenerhöhung für baS SOftlitär Bom $räft-
benten beabft®tfgt fein, baS würbe allerbingS ber
bonapartiftifdjen ^Sropagattba einigermaßen bie Spt|e
abbredien; eine anbere ^rage aber ift bie, ob bie
frangöftf®en ginangen, bie $err ©heoatier eben im
„DebatS" f®onungSloS in i(;rcin wenig blufenben
3uftanbe MoS gelegt hat, eine berartige SWaßregel
ertragen fonnen.

9to® immer hat bie grage ber SoßcBBOcntioit
wegen @lfaß=8othringett feine beftnitioc Sofung gc-
funben; fo oft au® bie frangoftf®ett Quellen bie
grage aller S®wierigfeiten entbehtenb bargeftellt
haben, fo muß bo® ihre Söfung feine Iei®te fein,
■fjerrn Dt)ierS ftnb eben bie fjänbe gu feßr bur®
baS SSotum ber fllatfonalBerfammlung gebunben
unb fo weit geht baS SBertrauen in 2®terS SUa®!
auf Seite ber beutf®en ßtegierung ni®t, baß fte baS
SSotum ber flfationalBerfammlung unterf®ähenb ohne

SffieitereS ohne gewi®tigc ©arantien 3ugcftänbnijfe
Boit ^terrn DbicrS accepliren wirb, bie feiner 3c>t
Bon ber fftationalBerfantmlung Biellei®t über 58orb
geworfen werben.

2lm 2. Dft. würbe ber Snbepenbatice aus fßa*
riS telegraphtrt, baß ber beutf®e ©tBollmä®tigte
am 30. Sept. bem fßräftbenten ber iRepublif bie
Antwort beS bentf®cn SRei®SfanglerS auf bie ftati*
göftf®ett ®orf®läge mitgetheilt habe, wona® ber
Bon ber fRationalBerfammlung bem ©ntwurfe bei*
gefügte Slrtifel 3 beftuitiB abgelehnt fei. DßierS
habe barauf erflärt, er fei bereit, ben Slrtifel fallen
gu (affen, wenn bcutf®erfeitS auf eine S3etfürgung
ber für baS 9tei®Slanb beattfpru®ten SluSnahme*
frift etngegattgen würbe. 3io® ift feine beftnitioe
97a®ri®t angelangt.

2öaS uns betrifft, wir fonnen warten. DaS
beutf®e ßteid) fleht bem gef®wä®tcn unb unter
gerbre®li®er ^)ülle fo Biel 3ünbfioff für neue Um-
wälgttnqen bevgenben granfrei® feft unb ft®ct wenn
au® gu allen mogli®en @rlei®teruugen gegen ben
beftegten geinb bereit im ©efühl feiner Stärfe ge*
getiüber. Uttfere nationale grage ift beftnttio ge-
loft, ber IßarticulatiSmuS faitn nur no® nörgeln unb
an o|nmä®tfg an ben ©äulen beS nationalen
S3aueS gn rütteln Berfu®ett, bie ®rrungenf®aften
beS beutf®en fRei®eS fann er nf®t mel)r in grage
ßellen.

©crabegu fotnif® nimmt eS ß® ans, wenn
frangößfdie Journale, wie g. S3. bie 5J3atric in einem
Slrtifel ber ©rörterung für wer® halten, ob es benn
überhaupt nothwetüg fei an Deutf®lanb bie im
griebenSf®luß jiipulirten SJtilliarben gu gafflen. 3Bte
fd)on oft, würben au® bet btefer ©clegcnheit wie*
ber S®mergenS= unb |)ülfcrufe an ©uropa Haffen.
Sie Berhallen wie ein SBfnbbau® in bie feere Suff.
Sßie wenig grangofen Bermögen ihr SooS als 33es
ftegte mit SBürbe gu ertragen.

SfBtr fonnen warten! Unfere Solbatcn werben
braußen (u bem als gaußpfanb fefigehaltenen Sanbe
ni®t weniger gut auSgebilbet, als in ber ^)eimatb,
wenn wir ihnen au® balbfge ^cfmfehr gönnen
mö®ten. Die Deflamationen unb Sloßfeufgct ge*
Wtffcr frangößf®er Drgane treiben unfere SÖatail*
lone nt®t bbu bem befehteit Soben hinweg.

Difcutirt bie frangöftf®e Ißrejfe bie Sebingungett
beS griebcnS, fo f®afft fte ihrer ßtegierung nur
SScrleqenhcitcn unb bewirft hö®fienS, baß unfere
Staatsmänner ft® weniger gu ©oncefftonett bereit
ftnben laffen.

|)fr

(Sottfefeung.)

©in lci®tcS runbeS Strohhüt®en mit einem na®
hinten waUcnbcn 9lcthcrf®opf faß fe® auf ihren
hellbraunen gle®ten. ©ine Slrt Dunica Bon bun*
felgrünem Sammt geigte bie f®lanfen ha.monif®en
gormett ihrer gierli®en ©efialt} eine bttnfelgrüne
Kobe Bon wei®em SBoUenfioff war ho® aufgcf®ürgt
unb ließ weite türfif®e 33einfleiber Bon glei®em
Stoffe feße, wcl®e über ben gterlf®en hohen S®nür*
fitefel®cit Bon rothbraunem 3u®ten gufammenge*
faßt waren, lieber bie S®ulter trug fte eine fleine
elegante 3«gbtaf®e mit mehreren Kctfjen $olgpa-
fronen, uttb am Kiemen eine lei®te furge Doppel*
ffinte Bon ber feinjien frangöftf®en Slrbeft.

„Slb, fteh ba, unfere fleine Diana! Ma foi,
c’est charmant!" fagte ber alte SegationSrath mit
einem faunenpaften 8ä®etn unb fonitte fein Sluge
Bon ber liebli®eit ©rf®einung Berwenben: „SBenn
Dt® unfere jungen ©legants in Setlin fo am
fjubertuSfeffe fähen, Du würberfi ein paarDupenb
bergen bre®cn!"

— „Sie ftnb ein höfer ©pötter, lieber 3Sor*
munb," lä®elte S3eDa.

„Kein, mein Hinb, Du hifi aborabel, gum Huf*
fen!" fagte bie ©tiftsbame unb betra®tete 33eUa
bur® ip« heHhlauen ©rillengläffer. „DiefeS fPhan*

taftefoffüm fleibet Did) reigenb; uttb i® wäre gang
bamtt einBerftanben, wenn nur baS abf®euli®e ®e*
wepr ba itidjt wäre! 21®, t® bin gang aufgeregt
Bor Slngfi, eS fönnte ein Unglütf gcf®ehen! . . .
SSenit baS ©eweßr loSgingc!"

„DaS foU eS ja, liebe Dante, unb gwar rc®t
oft!" lä®elte 93efla. „3® will Dir ben fd)önffett
^apn Berehreit, ben i® fepteße . . ."

„Kfeindhalbett, machöre! aber wenn i® nur
nt®t babei bin! 3® befomme SlapeurS, wenn fd)
nur an biefeS fd)ießcn benfe! Mon Dieu, i® werbe
feine rupige ÜJliitute pabeit, fo lange Du fort bifi!"
fagte bie StiftSbame. „Keben Sie ipr bo® ab,
33aron! eS gibt gewiß ein Uttglücf!"

„gür bie gafanen, ja, ober allfällig au® für
einen jungen fpafen," Berfepte |)err B. ^)irf®felbt
irotttf®. „gür (Bella Ift mir ni®t bange, benn fie
ift fein gimpferlidjeS l{Supp®tn! Sllfo Biel SBergnü*
gen, mein Hinb, unb Biel ®(ü®! unb wenn Du
ein paar fjafelffübner f®ießcn fannff, fo ®ue
Dein 2Rögli®fteS — fte ftnb mein 8et'bgerf®t!"

SBella Berabf®iebete ft® unb fepte ft® in bett
SBagen, ber görffer neben ffe, Hafpar auf ben I
SSorberf® gu 2llbre®t. (Bella grüßte erglüpenb no®
mit ber ^>attb hinauf gu gannp, wel®e Bor Keib
beinape barff, weil i^rc Kiutter Ipr gewehrt h«ho
Bon ber ffSartpie gu fein, gegen beiben anberen
Damen, wel®e (Bella’S Slufgtig un peu de trop

. unb ipr Benehmen etwas begagirt ftnben wollten,
! unb gegen ©bwin, wel®er bie gew<®Sten ©nben
| feines S®nttrrbartS bur® bte ginger laufen ließ
| unb fi® barüber ärgerte, baß ntatt ben Slbf®uß
i opne ipne Beranffaltet patte, ber babei wapre 3Bun*
ber feiner S®ußfertigfeit gum S3eflen gegeben pa*
bett würbe.

Der SSormittag war fo warm unb f®ön, baß
bie Damen unb ©bwin au ben genffern blieben
unb auS ber ©ntfernnng mit DolJonbS unb SBitto*
cleS bem ©ang ber 3agb folgten unb ipre SBemer*
fungett barüber auStanf®ten, fo oft ber Kau® ci-
neS S®uffeS braußen im gelb aufffieg. @S fnatlte
luffig, beim bie $unbe tpaten ipre S®ulbigfeit
unb ffattben im Hlee unb in ben |)aferä(fern unb
bem 53ra®felbe, halb gafanen, halb £>übner unb
|)afen aufjagenb, unb Httopp, |>aff unb Hafpar
waren iprer S®üffe ff®er. Sind) S3eöa fanb na®
einigen geplf®üffen halb bie nöipige Küpe, um ff®er
auf einen beffimmten 33ogcl gu palten, wenn einige
gurnal auff®wirrten, unb bra®te ipit bann meiff
herunter.

Die 8eute auS bem Dorfe waren rnctff brau*
ßen im gelbe, mit bem Slbncpmen ber Slpfelcrnte
bef®äftigt, mib f®auten oerwunbert bem Dreiben
unb Slufjug ber jungen ©ntSperrin gu, wel®e ne-
ben bem görfferS*2lojunften perging unb beffen
treffli® gearbeitetem |>unbc folgte, ©o War bie
 
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