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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 283-307 (1. Dezember - 30. Dezember 1871)
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M 290.

J^mnumntUprei« 45 Ärrestr in £ftbr[(>fr<!
iijrJt Cie $oft 57 Stauiti «tateCiälitifi.

samftag, 9. Dejemfcer,

ästigen 3 fr* bie ^etttseile, bei Hutfiuffc*
ertfycilunß 4 fr.

1871.

JelegrßDhift&e WailicWjteii.

IRannljeim, 7. Seg. 2luf bie ältion ber 9tbei-
nifcbcn £n)potbefenbanf finb aa ben ^tcftßen ©ub*
fcription«fieüen gablreid)e Stnrnelbungen erfolgt.
Sie aufgelegten betrage ßnb größtentbeil« gebeeft
unb iß ber ©ebluß ber ©ublcription beoorftebenb.

Stuttgart, 7. Seg. Slbgeorbnctenfammer. Siebt*
gehn ÜRitgliebcr ber Dppofttion, barunter SSrobft,
Qeßerlen, ©tretet), Sotlmer unb |>opf, beantragten
folgeube SJicfolution: 3» ©tmäguitg, baß bie Ißcr*
fatÜer Verträge bie SRei<h«oevfajTung nur unter ge«
Wiffen ödcbiätifungen auf SBürttemberg au«bcbn-
ten, baß bie 8anbe«oertrctung ihre ©enebmigung
nur rücfftd)tlicb jener ©Infcbränfungen au«gefprocben,
baß folcbe 33efcbrönfungen fdbßoerßänblid) nur
oertrngdmäßlg unter 3ußintnutng be« württember*
gifeben Staate« beieitigt werben fcmnen, baß Scfc*
tere, gemäß ber SanbeSoctfaßuug, bie ©tnwilligung
ber ©tänbe crbdjd)t, befdßießt bie Kammer, i^r
ßußimtnungdrecht ju wabicn unb ber Regierung
ju erfläven, bafi bie Äammcr eine ohne bie 3u3
ßtmmung ber ©tänbe tc|cbtojfene 33ertrag«abänbe-
rung al« ben württembergifeben Staat nicht ocr*
pßiditenb ertenne, baß ferner einseitig bierin oor*
gebenbe 9tegierung«organe ßd)_ ber Serlejgmig ber
Schaffung fcbulbig machen würben. Ser 31 titrag
wirb ©atnßag begrünbet werben.

Sarmßaöt, 7. Seg. 31 in 18. b. fott bic feier*
Hebe ©röffnung ber Sabnftrccfc äRaing^Sllgcp, am
20. btejenige ber Dbenwalbbabn ßattßnben. Ser
Sunnel bei S&*ß iü oom 10. an befahrbar.

ßobtenj, 7. Seg. Set Dberpräftbent ber
SRbfinprooiu}, o. ißommer=©jcbe, würbe ^eute 93or-
mittag« com Schlag gerührt unb blieb tobt.

iÄiindjen, 7. Seg. Ser ©rjbifcbof oon 3Rün*

eben ruft ben „oerfajfung«mn§lgen" ©ebub ber
Staatsgewalt an l)infici)tltdt> ber 'Botlfivetfung bet
(Sntffbung brr Pfarrer oon Suntenbaufen unb
ßteferefdben oon ihren $frünben.

2BicH, 6. Sej. Ser „Seiten fr. «ßreffe" jufolge
würbe £>olggetbnn einfiweilen ba« ginangmlniße*
rium bi« jur Vorlage bc« SSubget« nor ben (Reich«*
ratb beibebalten. Sa« üRinißerium foö beabßd)*
tigen, au« ber raicben Slnnabme be« 33ubget« eine
SßertraucnSfrage gu machen, um bie Sauer ber
©effion möglicbß abjufürjen unb ßeit jur 2tuS»
arbeitung ber Sorlagcn für bie näcbße ©effion,
welche halb folgen foll, ju gewinnen. Sie £bron-
rebe würbe bem genannten Slatte jufolge eine he*
jüglidse Slnbeutung enthalten- 3n biefer ©effton
be« fReicb«ratb gebei.fc ba« StRittfßerium ©efeßoor*

lagen, bttreffenb bie ©rridjtung eine« 95erma!tuitgS*
gcrict)t«bofe« unb bie fBerbefferung ber 8age ber
Staatsbeamten, etnjubvtngcn.

Sern, 6. Seg. Ser «Rationalratb gewäbrlciftete
bei ber fortgefegten Skrotbung über, bie IRcotfion
ber 33unbcSöerfaffung in bem bie «(Religion betref*
fenben Slrtifel ©laubcnS* unb ©ewißenSfreibett.
9ltemanb foll wegen ®taubcn«anftcbten in 3lu««
Übung politif^er unb bürgerlicher fRechte befcfcränft
unb Sfiemanb jur 93ornabme religiöfer ^)anbitingcn
»erhalten ober wegen Unterlaffung berfelbcn be«
firaft werben, gär eigentliche ®ultu«jwecfc foüen
nur Slngebörige einer fReligion«gfttojfcn|(haft be«
fteuevt werben. ®!aubfn«anftcbten entbinben nicht
oon ber ©rfüöung ber IBürgerpjltcbten.

ipcß, 6. Seg. Slnläpltcb ber wieberbolten
Srobungcn tfihecbifcber SSlättcr mit Segünftigung
ber Sfcbe^en burd) fRujflanb weifen „?cßi SRaplo*
unb ,Hefter glopb“ übcteinßimmenb barauf bin,
ba§ weber in SSien noch in Petersburg bie Slbfitht
beftetje, gmgetr aufjuwerfen, weldfe eine Störung
be« guten ©inoevnemen« beiber ©abinette bfroor-
rufen (önnten.

tpariS, 6. 35eg. ÜRorgen bei SSegtnn ber
ung wirb bie fßotftbaft be« ffSräftbcnten »ertefen
werben. -— Sie UnterfudMingScommifflon über bie
©apituSationcn b«1 f« gtaoirenbe Socumente gegen
Sajaine itt ^)änbcn, baß berfelbc oor ein Äricg««
geridjt geftellt werben wirb.

PcrfaitlcS, 7. Seg. 3n ber geftrigen ©i^ung
ber jRationalütrfammlung würbe in ©egenwart bet
fßrinjen oon Drlean« bie SageSotbnung über bie
Petition bejüglid) fRücferßattung ibrev (Suter ootirt.
Podfer, ihr tBertrauenSmann, war SReferent. Sie
bringen büvften momentan baoott abfieben, in ber
Äammcr ihre ©i^e einjunebmen.

— 6. Sej. Sa« neu gebilbete ©abfnet
Se Sbeur-SERatou enthalt fein iülttglfeb ber tatb-
SReformpavtet. @« repräfentirt bie alte tatboHfcbe
gartet. Seutnad) ftep eine rein clecicalc ffSolitif
ju erwarten.

Srüffel, 6.Sej. ®'e bie S31äfter mclben, bat ber
Äönfg folgtnbe beftnitioe SRiniflertiße unterteiihnet:
be Sbeur fj3ra|tbent unb SRinißer ohne f|3ortefeut(Ie,
SRalou ginanjen, 3Ronbeur ößentlidfe Arbeiten,
Seclour 3nnereS, b’3l«premont = Sbnben Sleußere«,
be gantbeerc 3nßij, ©utßaume Ärieg.

ßonbon, 6. Sej. SBie bferber gemelbct wirb,
iß bie 8egung be« uttterjeeifdjen Äabel« oon fßor-
torico naeb Santaica.

Sentfdfim.b.

Karlsruhe, 7. Sej. 8. öffentliche ©ißung ber
ßweiten Äammer unter btm QSorft^c be« präjiben«
ten K t r « n e r.

2lm lRegtcrung«ttfd)c: @taat«minifter Sr. Sollt),
SRiniftertalpräßbcnt o. Suf^, aRinißcdalratb
Sur bau unb 3Rinißerialratb äug. ©ifenlobr.

fRadjbem ein UrlaubSgefucb bc« äbg. pflüget
unb ber ©inlauf neuer Petitionen jur Äenntniß be«
^tatife« gebracht Worben war, crßattetc

3lbg. SB itt um Scridst über bie Soßen be«
orbentlidjcn Sanbtag« im 3ab^ 1869/70 unb be«
außcrorbentlidjen Sanbtag« tnt 3«bt 1870.

©r ftclltc ben Slntrag:

,1) Öm- ävchioratb ©olbfdtmibt für feine
auSgejeidfnete Stenßfübrung ba« älbfoluiotium ju
ertbeilen.

2) Sie abgenübten ober nfdjt mehr oorbanbenen
3noentavßüife in Abgang ju befvetiren.

3) Sen SRecbncr ju ermächtigen, bie alten "
tuttgen ju oeräußern unb ben ©rlö« ber großb-
@taat«faffc jußießett ju lojfen."

Ser Slntrag würbe ohne SEiberfprucb ange*
nommen.

©« erßattete hierauf

2lbg. © e r w t g 33ericbt über ben ©efeijentmurf,
bie ©infübtung ber beutfpen ©ewerbeorbnung be*
treffenb. Ser 33er(d)t bebt beooor, baß bur«b ba«
SRdcbSgefcj) üom 10. 9foo. 1871 bie ©infübtung
ber beutfdten ©ewerbeorbttung im ©roßberjogtbum
au«gefprod)en unb baburd) ba« bi« je^t geitenbe
©ewerbegefeb oom 20. ©eptbr. 1862 aufgehoben
worben fei. Sa« neue ©eief} beruhe auf liberaler
@runblan,e unb habe ben ©tunbfab ber greijügig*
feit unb ©ewerbefreibdt burebgängig jur Slawen*
bung gebrad)t5 man föitne alfo, ohne bic Sorjüge
uttferer bi«bertgen ©ewerbegefehgebung ju oerfennen,
mit bem Saufcbe nur jufrteben fein.

IRebncr bebt nun eine fReibe oon fünften her*
oor, in betten ftd) bie neue ©ewerbeorbnung oou
bem bisherigen ©ewerbegefebe in praftifd) bebcut*
famer SBeifc unterf^eibe. ©benfo biejettigen fünfte,
welche ber fünftigen fRegelung bureb 5Reich«gefebe
ober burd) 8anbe«gefebe Oorbebalten werben.

3u ärt. 1 3>ff- 2 wirb bemerft, baß ba« ®e*
feb oom 16. Sprit 1870, bie Scfpäftigung oott
Ätttbern unb {ugenblidsen 3lrbfitern in gabrifen be*
treffenb, burd) bic ©ewerbeorbnung genügenb er*
fejjt werbe, ba biefelbc bie jugenblicben Slrbeiter
nod) umfajfenbet f^one, al« bie« im bisherige»
©efebe ber gall gewefen fei.

3u ärt. 1 äbf. 3 büß« ber SSericbterßatter ge*

t'im'r aiuhircn

(gortfefenng.)

„3<fe nicht," fagte ber Softor, »aber

Womit fann id) 3bnen bienen? 3d) bin ärjt —*

,3^ weiß es," fagte ba« SRäbdjen, „eben be«*
halb —"

„©ie fünb bod) ni^t franf, SRabemoifetle?"

„D nein!" — Sie gransöftn lächelte unb geigte
jwd fRrtben blenbcnb wetßer 3äbne — »aber ich
habe immer für bie Herren üRebiciner ein gatble
gehabt, eine tiefe ©pmpatbie. 3^ habe einen
gveunb gehabt — er tß jebt Siegt bei ber grtrn*
bmlegion in Algier — einen fe^r guten lieben
greunb. 3lber mein Soer, oerlicren wir feine 3dt>
©ie fonimett oon ber «Reife, au« großer ©ntfernung.
aiw Smtfcblnnb wobi?"

»3a, Seutfcblanb," fagte Äarl SSreit, ba«
ßebenfe 2ßaffer in bie Sbeefanne girßenb.

„3dt baebte e« mir,“ fuhr IRoßne fort, „gewiß
haben ©ie Unorbir.mg m 3brem ©epäcf, bavf id)
midi anbicten, 3hntn 3«r 3i»tmer einguräu*
men? —*

,,©d'r »erbunben, ftRabemoifetlr, aber e« iß
91 (lo '' 'tu« genj eben."

»O-'er «ft ic-vas an ,Ihrer SBifhe git »erbef*

ifni?‘

■ ’>m n J > —"

©diott batte ftch bie l)übfd)e fRoßne einer Ußeft?
bemächtigte, bic über einem ©tul)lc hing. »Sa fehlt
gleich ein ifnopf," rief fte, „haben ©ie ihn?"

„Slßcrbing« — ba iß er," fagte 33reft lächelnb.

Sie grangößn nahm eilte SRabel mit fdjwavger
©eibe, wel^e fn ißrer ©diürge ßaf, fc^te ßcb ohne
Weiter ju fragen auf ben Stuhl unb begann gu
’ tragen, äl« fte fertig war unb ben gaben mit
1 ihren prächtigen 3üb«c« abgebiffen baß«/ f*{
fort: »|)aben ©ie fonß nod) etwa«, mein £)err
SRebidner? ma^en ©ie feine Utnßänbe, ich liebe
bie SRebiciner. 9Btr wollen greunbe fein, gute
! Äamerabcn!"

; 3e^t erft war Harl ©reit mit ftd) einig, baß
j er eine ber gutmütigen ©rifetten be« Quartier
j latin, jener weltbefannten lieben«würbtgen greun*
i binen ber Parifer ©tubenten unb jungen Scftoren,
| oor ßd) J)abe.

„3a, ba« wollen wir fein,* fagte ber junge
ärjt, »aber unter einer SSebingung, welche 3bnen
nicht gar fo lächerlich oorfommeit barf.*

„Unb biefe wäre?* fragte bie grangößn neu*
gierig.

»Sie Sieht muß au« hem Spiele hldheit.*

„sJBie ?*

„©ie bürfen ß4 ni^t ln mich Oerliehen, SRa«
bemotfellc.“

„©inb ©ie fo gewiß, üRotifteur, baß ©ie ß^)
nicht in mich oerlieben werben?" entgegnctc bie
Äleine mit ututachabmli^em ©elhßhewußtfein in
üRtcnc unb Haltung.

„3m ©egentbeit, ich fürste —*

„2Be«balb fürdjten ©ie?"

„9öell ich nicht liehen barf."

„Sie bähen eine 33raut babeim — ein'echter
Seutfcher!" fchmollte bie ©rifette.

„«Rein! nein!" antwortete ber Softor, „aber
Semanb, ber abfolutc ©ewatt bat übet mich, »«*
bietet mir gn liehen."

„©tu SBater ober ein Sormunb?“ ßel SRoßne
ein, „in jebem gatle ein Untbitr, ein aRcnfdjen*
fveffer."

„«Rein, ein gebeimnißootler Pefd)ö^er, unb ©ie
[eben bod) ein, baß id) al« 3Rann oon ©bre ein
93erfpre^en halten muß, um fo mehr, ba ich
einer Sßtrfon gegeben habt, ber id) äfle« banfe."

„©ewiß, ©ie bürfen nicht litben. Slbct ba«
iß febr langweilig,* fprad) fRoßne, unb nach clni*
gern «Rachbcnfen fügte ße ^Inju: „«Run ßnb wir
aber fRadjharn unb wollen greunbe fein aud) in
biefem gacht. 3<& 3hnen 3h« 6achen in
Qrbnuttg batten unb wenn ©ie wollen, menagfrtn
wir gufammen, Ich fod)t febr gut, woOen ©Ie
meine fleine Äücht (eben, t« foB un« 33dbett an
nicht« fehlen.*
 
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