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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0929

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JVf 229

JUflMtmntqirtia 45 Jtreuser in ^eibettera
bnt(6 b(f fCojl 57 Äteuji-t vitrtella§iig.

Freitag, 29. (Beptembev.

$n3eißcn 3 £rf bte petit$eIfe, bei .SKu^funftÖ*
erffyetlung 4 fr.

1871.

ßinlaiwng sum Ämtemeui

auf bad

geitwUwrfler Journal

(65r ßafjrgang IV. Quartal).

$reid Bierteljährlih 57 fr. I „ , ,

„ monatlich 19 fr. j m,t Svaaerlo&n-
„ burcfj bie 5J3ofi 57 fr. (mit SBeffeügebühr).

©te (SrfJcfctfton.

Selearaffhifdje Slaifjvtffjte«.

SBetlin, 26. Sept. Sie „S)3rQ».=©orre|p." fagt
in einem „ßum 28. (September" übertriebenen
Sfrtifel betreffs bcr Stimmung ber elfafHothringi*
fhen IBeoölferung: SBir bürfen nicht »erlangen ober
«märten, baff in furger griff eine ffhtliche, offen*
funbige SBanblung ber potitifAjen ©effniiung ein*
ttete. Sie SBcrwaltung beb ßaitbed mürbe leicht
®uf ßrrwege ober gu grunblofer ©nlmuthtgutig ge*
taugen, trenn fie ftc£> bei tl)ren SRaffttahmen etwa
burcb bie Hoffnung beffimmen liefe, ton jefff eine
tnftige polftifhe Stimmung bmortreten gu [eben.
@ine feffe, iljred ßieled flar bewuffte, habet mitbe
unb lroljltrollenbe Verwaltung batf aber ffher fein
baf bie grühte i(jred SBtrfend auch in ber Volfd*
ffimmnng reifen trerben.

— Sern „9tet<f)bansefger" gufolge trirb bie
@{fenbabnbetriebd=©ommiff{on gu Strafburg »oitt
1. Dftober ab bem SReihöfangleramte unferffeflf.
— ferner »eröffentlicbt baffelbe SSIatt eine SBcrorb*
nung beb SReihdfanglerd, nach welcher beljufd @r*
leitffferung beb ©elböerfetjrd »ora 15. Dftober ab
bte ©ingteljung »on (Selbem btb 50 £f)tt. tinfhlieff*
Heb bnrh ißoffmanbat erfolgen fann.

SreSben, 26. Sept. greifferr ». galfenffeitt
iff »on ber geituug beb ©ultudmfnifferiumd eutbun*
ben unb gleichseitig aus bem Staatbbienffe über*
baupt unter Anerfennung ber gelefffcten Sienffe
entlaffen. Sem ffJrofcffor ©erber {ff »om 1. Oft.
ab bab SultuSminiffetium unter (Ernennung gum
Staatbminiffer übertragen.

KJiitnljcn, 27. Sept. Soeben trurbc ber 8anb*
tag burcf ben ^ringen Suttpolb im Stuftrage beb
Äonigb im Sifjungdfaale ber Stbgcorbnetenfaramer
«öffnet. @{ne $§ronrebe t»urbe nfci)t »erlefen- Ser
"itniffer beb ßnnern »erlab bie ©inberufdorbre.

SParid, 26. Sept. Ser „Vatrie" gufolge Ijnt
bab bieffge Strbeiter* unb ©cbülfenfomite bcfhlof*
fen, au bie Slrbeiter bie Slufforbberung gu richten,
baff fte ftci) »on ber „^Internationale" lobfagen, »on

bem Spffem ber Slrbeitbeinffellung abfeffen unb
bie {Regierung burd) frteblidje SOBieberaufnahme ber
Strbett, fotoie burd) Aufrechterhaltung berDrbnung
unterffüigen möchten.

— Sie „Stgence $aöab" erfährt, baff ©raf
Slrnim bei feiner gcffrigett ßufammenfunft mit bem
S)3räftbenten ber {Repubiif bemfelben mttgethetlt habe
baff er bie SBcrhanblungen wieber aufnehmen toerbe,
fobalb ber enbgültige ©ntwurf ber ßollconoention,
welchen er nach {Berlin gefchidt habe, gurücfgefom*
meit fein werbe. — Ser „Angence ^)a»aö" wirb
ferner gemelbet, baff fetnerlet {Rotenaudtaufc!) be-
treffd ber Seutfhen in Spott ffattgefunben l)abe.
©raf Strnim hätte nur münblich »ertrauliche S3e*
merfungen gemacht, auf welche Seifend bed SRini*
fterd bed Steuffent, {Remufat, etne gufriebenffellenbe
Slntwort erfolgt wäre. Sichere ©rfunbigungetr
hätten übrigend ergeben, baff bie betreffenden 890*
ner Vorgänge ohne IBetcutung gewefen feien.

Scrfatffcg, 26. Sept. ©raf Slrnim iff geffern
»on $artd hierher gefommen, unb hat eine Unter*
rebung mit Shievd gehabt. Ser „Slgence £m»ad"
jufolge nehmen bie Unterhandlungen einen günffi*
gen Verlauf. — Sie {Räumung ber {ßartd guuähff
liegenben »ier Separtementd iff beenbigt.

— 27. Sept. Sec Spring »on Affurten hat
Sfficrd befucht.

Örüffel, 27. Sept. Sie „ßnbcpenbance" »er*
(»riefft, tu töetreff bev »on bcr „©tolle beige" be*
fprocffeneti ©orrefponbettj gwifchen Sfapolcon unb
einem belgifdjen ßournaliffen bezüglich ber Ueber*
tragung ber belgifdjcn^önigdfrone nädhffend inter*
effante Socumente »evoffentlichen ju wollen.

Saufanttc, 26. Sept. Ser ©otigteff bet grie*
bend* unb greiheitdltga, welker geffern burd) ©ptet
eröffnet würbe, hielt heute eine jweite Sihung ab,
in welcher bie foctale grage jur S3e|prechnng gelangte.
2eo hielt eine Slpologie auf bie ©ommune, wad
lebhafte Sluftritte »eranlaffte. Sefrctan, {Rebacteur
ber „©ffafette", welcher 8eo uiiterffühte, würbe ge*
waltjam aud bem Sifmngdfaale entfernt. SJtehrere
{Rebner, Welche 8eo ju rechtfertigen fuhten, mufften
bie {Rebnerbüfjne »erlaffen. Unter ben Slnwefenben
waren aud) Sefrancaid unb ÜRalou.

URabrib, 26. Sept. Sie Dppofftiondpartet
hat bie entfehiebene Slbffcht, Sagaffa gegenüber {Ri*
»ero, weld)er »on bcr {Regierung begünffigt wirb,
ald ©anbibaten für bie ©ortedpräffbentfdjaft auf*
iuffeüen.

ßöafhingtott, 26. Sept. Sie äRitglieber bcr
©ommiffion gut Studführung bed äöafhingtoncr

SBertragd hielten heute eine »ertrauliche Sifsung.
Sic offiffeKen SSerhanblungen beginnen bemnächff.

Setttfdjltrnb.

Äarldruhe. @e. Äönigl. Roheit ber ©roffher*
gog haben mit allerhödjffer ©ntfhlieffung »om 23.
Sept. b. ß. gnäbtgff geruht,

ben {Rotar 21 cf e r ra a n n in {Reefargemünb gum
{Reoifor bei bem 2Rinifferium bed ©roffh. ^aufed,
ber ßuffij unb bed Sludwärtigen gu ernennen j
ferner

bem Dbcrrcotfor itratt bet biefern SRütiffe*
rium ben Sitel Dberredjnungdratl) gu »erleihen.
Sobanti

ben Sreidgeridffdratb ^»interfab in S3aben

ben Äreidgeridffdratt) ». ©I off mann ingret*
bürg,

ben Sreidgerichtdrath Sr. Sreper inDffen*
bürg unb

ben StaatdanWalt Staebel in SßiHingen be*
hnfd Uebernahme bcr ihnen »on Sr. 5Raj. bem
Seutfchen Äaifer übertragenen {Rcid)dämter in ©1-
faff=8othrtngen »om 1. Oft. b. ß. an and bem
groffh- Staatdbienffe gu entlaffen;

. ben gegationdratfj 5ßirmin »on SRollenbec
gunt Sreidgerihtdrath bei bem Äreidgericht 33aben,

ben Dberfchutrafl) Äarl SRartin »on ßarld*
ruhe gum Äreidgerichtdrath bei bem Äreid* u. ^)of*
gertht greiburg,

ben Slmtdrfchtcr ßofef SRartin in Srfberg

gum Ärcidgerihtdrath bei bem Äreid* u. |)ofgeri(ht
Dffenburg,

ben Äreidgerichtdrath 2lntou fßfetffer gn
Dffenburg gum SRitglieb bed bortigen Slppellationd*
fenated,

ben Slmtdridjter ©uffa» gromherg tn grtt*
bürg gum ßreidgerichtdratb beim Äreidgericht
Sßalbdhut gu ernennen.

gaben, 26. Sept. ©effern {Rachmittag 4 U.
20. 3R., !am ein SRtlitär=Sonbergug mit bem 1.
{Bataillon bed 3. ©renabterregimentd, aud Soiffond
fommenb, burd) Dod. S. SR. ber Äaifer war bet
Stnfunft bed ßuged gugegen unb beffhtigte bte
SRannfhaften, wel^e ben Äaifer mit bonuernbem
|)urrah unb SRufff begrüfften. S. SRaf. lieff ffh
bie Dffigtere u. Unteroffiziere »orffellen unb fpraeff
mit febem berfelben. Ser Äaifer hielt aldbatm
etne 2lnfprahe an bad Sataitlon unb fagte, ed ge*
reiche i|m gu befonberer greube, ©elegenheit ge*
funben gti haben, bad {Bataillon ald einen Shrü
bed 1. Slrtnecforpd, weld)ed bad eingige fei, bad er
»on allen in granfreid) anwefenben Sruppen nicht

Dr. Äarl Sitfel.

©in Sladhruf »on ißrof. Dr. §o Ihntanrt.
(gortfehung unb Sdjluff.)

III.

Sein 93erluff trifft baljer ben i)3roteffanten»erein
nicht minber, ald er bie eoangcl. Äirhe Seutfhlanbd
unb ißabend unb ald er bic ©emetnbe ^)eibelberg
infonberheit trifft. Ülud) baff BitteI langfähriger
SBorffanb bed babifchen Bw>eiflt»ereinö ber ©uffa»*
Slbolf* Stiftung unb regelmäffiger lBorft$enber ber
S3erhanblungen bed {)Ircbiger»ereind gewefen, mag
bei biefer ©elegenheit noch erwähnt fein, ßu le^*
terer Stellung unb Shätigfcit befähigte ihn in aud«
gegeidjnetem ©rabe fein reged ßntereffe für ben
©ang ber theotogifhfn SBiffenfchafl/ i<h fann
nur mit Führung baran benfen, wie mandjed fhwer*
fällige IBud) über ßubenthum unb ©htiffenthum
ober beriet er gu lefcn ftdj »erpffichtet füllte, wenn
od ihm »on einem guten greunbe, ben er achtete
nnb liebte, überreicht war.

©in anbred ßntereffe, nicht minber rege unb
»ieHeicbt noch tiefer in ihm gewurgelt, braute ih«
mit ben {Raturwiffenffhnfktt in getührung. {Roch
in einem ber le^terf^iencncn „Rlrot. glugblätter"
ßahrb. b. b. {^rot. SB. II.) ffeht »on feiner
$anb ein SSuffah öf,cr ben Sarwinidmud, ber ba-
»on ßeugniff ablegt, unb beffen leitenbe ©ebanfen

ihn felbff auf bem Sobbeite befdjäftigten, ja auf*
regten. SGBfe er unter ben tief gehenben ©inbruefen
einer fehönen {Ratur gum ßüngling herangewa^fen
war, fo fuchte auch ber alternbc SRantt feine liebffe
©rholnng auf {Reifen, fei ed nad) ben lieblichen
{Rheinthäievn unb nach ben hohen ©ebirgen Sprold,
fei ed nach ben Scegcffaben {Rügend ober auch ««th
bem un»ergleid)lid?cn SReerbufen »on ©enua. ©r
genoff fol^e ©inbvücfe mit SEBonne. ©ntgücft er*
gählte er mir einmal, Wie er auf hoher 2tlp, bem
ewigen Schnee gunächff, wo längff affe anbereSBe*
getation aufgehört, eine wunberbar fchöne, garte
SBlumenwelt mit gang ungeahnten garbenreigen ent*
beeft habe. So trägt bad Seben auch auf feinen khs
ten fahlen Rolfen noch überrafchenbed ©tücf, unb
fo entfehäbigt fpäte, aber frühere SUjnungen noch
überffeigenbe ©vfüfftmg für bie unbefriebigt ge*
bitebenen SBeffrebungen ber ßahre ber Äraft. Sie
herrfchenben unb leitenden ©ebanfen bed ßebend
unfered greunbed — am ©nbe beffelben war ihnen
ber Sieg gugefaffen unb ipr ermübeter Slnwalt unb
SBertrctcr burfte fcheiben im »ollen fftdjte erreichter
ßbcale unb allgemeinffer 2lncrfennnng, ohne baff
fein ©eiff bem umbunfelnben Schatten eined fielen
©reifenalterd »erfaffen wäre,

SBenn ßittel fdjon feit 1866 tro^ bed »off*
ffen ßntereffed, welched er ben ßeitereigniffen ent*
gegenbrachte, boch ffd)tli<h immer mehr aud ber

Stellung eined SRitarbeiterd in biefenige eined SBe*
: oba^terd hinüberrüefte, fo war bad ©efüijl eined
heraunahenbeit Seihend nicht am lebten babei be*
1 theiligt. Sio^ weniger fonnten ftch SInbere barü*
ber täufd)en, unb an mattier fd)Weren Stunbe ber
SBcrffimmung unb Unluff trug bad immer beut*
lieber auftretenbe SRagenkiben bie Schulb. Seit
Slttdbrud) bed lebten Ärieged, ber ihn fo mächtig
erfafft hatte, baff er im ßult »origen ßahred ein*
mal auf ber Äangel gufammenbrach, fchritt bad
Uebel rafcher fort. Vinter Aufbietung aller Kräfte
fuchte er, »on einer ©rholungdreife gurüefgefehrt,
feinen SBeruf wieber audgnüben: no^ war ed ihm
»ergönnt, in ber erneuten Ißeterdfircbe eine ©in*
wethungdrebe gn hatten. Aber im beginnenben
grühjaf» »erfagten bie Kräfte aufd {Reue, ©ine
©rholung in Antogaff, wohin er ftd) fchon lange
gewünfdff, fonnte er bort nicht ftnben, fah ffch fo*
gar nach bereitd 10 Sagen genöthigt, unter ben
gröfften Schmergen ben Heimweg angutreten. Sein
Sohn © m 11, Stabtpfarrer in Äatldruhe, war ed,
ber ihn geleitete, ©d war nicht möglich, ih« Wei*
ter ald bid Äatldruhe gu bringen. Aid er tn bad
^>aud bed Soljneb gebracht würbe (2. Auguff),
fagte er: „So fann ich nun boch tuh>8
fferben."

Sagd guocr war bie ©eneralfpnobe eröffnet
worben. @r hatte noch feijt begehrt, auf ihr wirf*
 
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