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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 127-151 (1. Juni - 30. Juni 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0565

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M 138.

$bfraneracitt0prm ff. 1. 3 fr. in £etbett>ern
Bur$ bte $oft ff. 1. 16 fr* bierteliäljrig*

2)onnerjlag, 15. _3uni.

^it3tigcn 3 fr*, bte $etit$eUe, ei $Äu$funft$*»
ertleilung 4 fr.

1871.

^cIeato^if*c ^richteit.

v,,„fi?lr!i!,l13'Auni- ^ichstagfthung. Sa«3Mitär*
Ltinrnm* ^ beftnitio nat)eju etnfttmmig an*
*L t f°lflt bte erftc Serathung be« ©e*

k!fcröel itnb Wt ®eibülfe an 2lngct;origc Der
w a\ u « 8anbhJC^'- Surft StSmarcf eröffnet
f '7tba‘tc’ ®a« ©inüerftänbttiff be« SfJcie^Stagö
mit bem Srincfp be« ©efe^e«, fagt ber Reidjefanj*
1er Ct Don anbeten ©elegenljeiten befamtt,
tm SunbeSratfie waren nicht unberechtigte Sebenfen
SeQen bie Seljanblung ber Sache im Reid)Smege
erhoben. Sa« eittfachfte wäre gewefen, bic güv*
forge ben ©injelregietungeit ju uberlaffen, ba je*
bo(h gegenwärtig fein ©injeßanbtag »erfammelt fei,
fo habe es bie Rlaforität be« SunbeSratl)« für ge*
boten errad)tet, »orfdjuffweife efnjugteffen. Sie
beftmtioe ©rtebfguttg ber Angelegenheit fei hterburch
nicht beabfichtigt. Ste ©tnjelregierungett müßten
ihretfetw au« bem Rntheile ber Kriegöcntfchäbigung,
[°. ”teI "otb»«nbi8 ift, nachhelfen. Sin ber Sei*
hülfe follen äße klaffen ber Referoe unb ßanbwehr
partictpirenj aße Offnere unb ÜJtannfchaften Bät*
ten ihre Schulbigfett im »stiften Sinne gethan,
auch im OfffjierSftatibe fämen häufig gälte »or,
Wo bie Setreffenben burch ben Krieg im hofften
©rabe befchäbigt feien. Sie S«ffung ber Vorlage
fei beSftalb eine fo lodere, weil einjclne Regierun*
gen ba« Sebütfniff ber Unterftü|ung beftritten. —
Heber bie gefcpaftlidie Serhanblung ber Sorlage
entfpinnt ftd) eine längere Sebatte, in beren Ser*
laufe ber ReichSfanjlet ^croortjebt, baff bie Rn*
lichten ber SunbeSregterungen über ben Sunfenfchen
Rtttrag noch biefelben feien wie früher, baff bte
Regierungen bie Rotlfwenbigfeit eine« folgen ®e*
fej}e« fchon »or bem Sunfenfdjcn Rntrage erfamtt
Unb ben SBunfch gehegt hätten, Rbljülfe ju fchaffen.
©d)liefflich wirb ber Slntrag $cnnfg’S auf lieber*
Weifung biefer unb ber Sotatien«»orlage an eine
©ommiffton mit geringer 5D?ajorftät abgetchnt, fo*
sntt bic Sßlenarberatffung angenommen. <§ä folgt
bie erfte Serathung ber SotatfonSoorlage. gürft
SWmarcf erflärt, bie Sorlage fei »or. ber anberen
innerlich »erfdjfeben, Jene fei eilt 2lft ber Unter*
ftüpung, biefe ein Rft ber grefgiebigfeft beb Kat*
fer« unb er (ber ReidjSfanjler) bitte um ihre Un-
terftü$ung. „Sch wiß Sie nicht barauf aufmerf*
fam machen, wie biefer Krieg hatte »erlaufen fön*
nen, wenn nicht unfer Kaifer auf bem preuffifdjen
Shron gefeffen hatte. ©ar es nicht möglich, baff
ein anberer Regent nicht ben (Ruth hatte, Shron
unb geben einjufehen, ober aus griebliebe ben Krieg

öermieb, ober au« SRangel an ©efdftd unterlag?
2öem »erbanfen wir bie fo glüdtidje Seenbigutig
be« Kriege«? Sn evftet Sinie bem Könige, in jwei*
ter (einen treuen Serbünbctcn. SBenn ein Rtonard),
an Sahren unb ©hmt reich, Weben einen .Krieg fo
burchgeführt unb ftcgreidj nad) langem Suter*
Wegnum al« beutfeher Kaifer jurücfgcfeövt unb ftd)
fragt, wem habe ich Ju banfen ? fo fällt fein Sltd
juerft auf fein $eer, auf bie Saftferfeit unb Süch-
tigfeit ber ©enerale. üftutl) haben and) bie granjo*
fen gejefgt, aber baö ©efehtef ber guhrer fehlte,
©teilen Sie ftch auf bie ^)öbe ber Situation, »er*
geffen @ie bte Stellung ber bcwilligenben Slbgeorb*
neten, benfen Sie baran, einen tperjeneSwunfch bcö
Kaiferb ju erfüllen unb nehmen Sie bie Sorlage
an. ». Hnruh beantragt im Rauten feiner »oliti*
fchen greunbe, unter ,f)inmeiö auf ben Sorgang
beS 3ah»cö 1866, bic Sorlage an eine Sommiffton
»on 14 SRitgliebevn ju »erweifen. — Slbg. 8öwe
beantragt iStenaroorbcrathung. Rach furjet Sebatte
wirb bieSorlage an eine Äommiffton »on 14 5Rit-
gliebern »erwiefen, für wcldie bie Deffentlfhfeit
andgcfchloffen wirb. Sie 2Bahl ber Rlitglieber foll
fofort eine halbe Stunbe nad) bem Schluff ber
Siffung erfolgen, bie ©ommifjton ftd) fogleich con*
ftituiren unb wenn möglich nod, heute in Seratl)nng
treten. Rädjftc ©i^ung morgen.

— Sie ©omtniffton für bad Sotationdgefeh
hefteht aud folgenbett SRltgliebern: gürft $ohen*
tohe*Sd)ülingöfürft (Sßovfth'enber), SBennigfen (Stell*
»ertretenber), SWarquarbfen (Schriftführer), Scnthe
(SteKoertretenber), (Srämer, granfenherg=8ubwigö-
bovf, Kiefer, ©rauchitfef), ©hulje, 93arth, Mennig,
fBenba unb Reichenfperger (Olpe). Sie (Sommif*
fton tritt noch heute Slhcnb 7 Uhe $ur Serathung
^ufammen.

— Ser Reich^aujeigcr puhlicirt bad ©efth,
betr. bie SSeretnfgung »on @lfaff*8othringcn mit bem
beutfdjen Reiche.

®ien, 12. 3nnf. gelbjcugmeiftcr grcil)err »on
©ablenj wirb bem bcutfdjcu .Ctaifer anläftltch ber
©nthüßungcefeier beö Senfmal« König« gricbrich
2Bill)elm« III. ein eigenhänbige« ©lüdwuitfd)*
fchreiben be« Kaifer« »on Oefierreich) überbringen.

SSerfaiffeg, 12. Sani. Sie »on bem Reuter’*
fchen Sureau in 8onbon gebrachte Rachvicht, e8
feien 150 guhrleute erfhoffen worben, was groffe
©ntrüftnng erregte, wirb al« total unbegrünbet
bemeniirt. — 33on ber f^arifer Rrmee werben in
einigen Sagen 50,000 3Rann nach 8pon ahgehenj
50,000 SRann follen in Revfaille« conccntrirt
werben.

— SBic bte Sßläiter metben, hat ginanjminifter
fPouper-Qucriier in ber (Bubgetcommifffon »orge*
fchlagcn, 450 Riillionen burch neue Steuern ju er*
heben. @« follen baooit 90 SRiHioncit auf ©e*
tränte, 50 DJHHionen auf ßuefer unb Kaffee fallen,
200 ÜJlißionen mfttelft ©rhöhung ber ©ingang«*
jöUe auf Rohftoffe wie Sffiebftoffe, 8eben«mittel,
©olcniatwaaren, £äute, ^>o1g, ffSetroleum, 50 3Ril*
lionen burch anbere ßölle erhoben werben. Ser
^erjog »on ©Ijartre« ift geftern Ijier angefommen,
bagegen reift ber ftcqog Aumale ^eute nad) ©ng*
lanb jurücf. Sie Kriegsgerichte ftnb noch nicht
formirt unb werben wal)rfche(nlid) nidjt »or ber
nächften 2ßochc in Shätigfeit treten. Sie 3bre,
ben Siff ber Regierung unb ber Rationaloerfamm*
lang nad) fJSaviS p »erlegen, fhctnt bei ben Se*
putirten SSoben ju gewinnen.

— Sn ber f)eut(gcn Si^ung ber Rationaloer*
fammlung »erla« ber Ißräftbent ein Schreiben beS
ipvinjen Sotnoillc, welcher, in ben SepartementS
RfandW unb |>aüte Rfarne gewählt, erflärt, bie
SBahl für miaute Riarne anjunehmen. ffSouper
Duertier legte hierauf einen ©efehentwurf über bie
©rhehung »on netten Steuern im Setrage »on 463
fRülioneit »or. Ser Snhalt beffelhen ftimmt mit
bem bereit« telegraphifch Riitgetheilten überein,
©tttige Riltglieber »erlangten, baff berfelhe att eine
©pecfalcpmmiffton uherwiefen werbe. Shier« fd)lug
febod) »or, ber.felhen an bie Subgetcommiffton ju
»erweifen, wetdjc bie grage berett« fentte, matt
würbe hferbttreh 3eii»eti«ft »ermciben. Sie SSer*
fammlung überweift hierauf ben ©efehentwurf an
bie Subgetcommiffion. ShUcffUch beantragt Shiet«,
bie Rerfammlung möge, um ber Rrmec einen Se*
wei« ihrer Sufriebenhett ju geben, einer Reöue bei*
wohnen, weld)c nächften Sonntag itt Sari« »or bet
Riilitärfchtile ftattfinben foK.

— 13. Suni. „Sournal offtciel" »eröffentlicht
ein ©chretbeit Shfer«’ an Ricarb, batirt 12. 3nni,
worin elfterer fein Schauern auefpridjt, baff fßkarb
bte ©tede al« SanEgouoeriteur nuSgcfthlagett habe,
bie groffen Sienfte ffoicarb’« heroorhebt unb befott*
ber« feine Seitung be« ginanjwefen« wähtettb ber
Selagerung rühmt. — Sie Srinjen »on Orleans
nahmen am Sonntag an einer Soiree bei Sl)ier«
Sheil, aber nicht an bem »orhergehenben biplotna*
tifhen Siner. — ©eneral gabrice, welcher am
Sonntag Shier« einen 3Ibfd)icb«befuch abftattete,
war ju letzterem gelaben.

^lari«, 12. S«ni, Rhenb«. Suma«, beffen Srief
Ruffehen erregte, caitbibirt mit unjweifelhaftem ©r*
folge al« Seputirter. — Sie „Dpiuion nationale"

feiilenfclmftlich § mm.

(gortfeffung).

Ohne baff ih mir eine ©rfläruttg über ba«
„Wie" ju geben Weiff, umftridte fie mein $erj,
ba« ich ftet« für gepanjert gegen bie Sfetle be«
8iebe«gotte« hielt, mit einem Sauber, gegen ben
mein Serftanb halb »ergebllcb anfämpfte, unb ba*
bei lag gleichwohl in ihrem Sntehmen nicht ba«
©eringfte, waö mich hätte ermuthigen fönnen, ihr
offen unb frei meine Siebe ju geftehen. Sie ©r-
laubniff, fte juweilen befuchen ju bürfen, hatte fte
mir freilich/ wenn auch mit ftd)tli<hem SBiberftre*
ben, etngeränmt, fonft aber gewahrte fd, tn ^rfm
Setfeh» mit mir nidjt« weiter, al« ein gewtffe«
freunbfchaftliche« SBohlwoften, wie cs wohl jwifiit
Serfonen obwaltet, bie einander achten, ftd) im ©e*
leife oberffächlidjer Sefanmfdsaft bewegen unb im
©rnnbe genommen ftd) bod) fremb ftnb. Oft wollte
e« mir ju meinem Sdtmerje fhetnen, al« fei fte
in ber $&bat für febe jartere Regung be« £)erjen«
«nempftnbttd). ®ne« nl« ich e« wagte,

auf eine i)6c[)fi röcffic^t^^ouc SBetfc non meiner
Siebe $u t()r ju fpred?cu; lentte fte mit einer be-
munberungömurbtgen it auf ein anbere#

Schema über, unb al« ich aBl ®aÜe t)nrnuf meinen
Sefud) erneuern wollte, traf ift »i<ht mehr.
Sie wäre abgcrcift, fagte mir ihre SBtrthtn, unb

baSfelbe »erfünbetc mir mft einem 3td)feijucfen ber
Sireftor ber Sruppe, weld)cr fte engagirt h<*ttc.
RHe Rachforfhungcn, bie ich anftellte, um ihre
©pur aufjnftnben, erwtefen ftd) al« fruhtlo«, unb
mit jerrtffenem |)erjen reiste id) halb barnad) l)ter*
her jurücf, um meinen ©raut burch ba« einjige
üRfttcl ju betäuben, ba« id) für wivffam hielt,
nämlich riefenmäfftge Rrbeit. Sa« war mir auch
in beinahe befrtebtgenfcer SGBeife gelungen. Srci
Sabre — ba« ift fchon immerhin eftt Seitraum,
ber manche trübe ©rinnerang, wenn auch nicht »er*
wifdft, boch mäffigt . . . . ‘

„Sa fa_h ich fie ju meinem l)od)fien ©rftaunen
im Senbler’fchen Kaffechaitfc hier wieber. Sie hatte
bereit« einen ©dritt ttad) unten gemacht. Ru« ei*
ner Sdmnfpielerin unb Sonjertfängcrin war fte eine
wanberttbe |)arfen»irtitoftn geworben. Shre Se*
gleiter ftnb »agahunbirenbe Rfufifer ber gewöhn*
Itchften Rrf, bie nur bnrd) fte auf ein gcwiffcS Rn»
fchen Rnfpruch madjen fönnen. Sennoch erwachte
bfe unbegreifliche 8ctbcnfdj«ft, Weldie mein ^)erj
für ba« wnnberbarc Wäbchen »^griffen, in ihrer
ganjen Stärfe. Sonft war fte biefelhe geblieben
in ibren Rnftchten, Reiguttgen unb ©ewolcnheiten,
ein fd)öne«, tiefe«, poetifhe« Räthfel. SBohl mochte
ber ©cirocco ber SSelt auch an biefer fioljen Shtme
gerüttelt haben, aber e« war ihm nicht gelungen,
auch nur ein StütbenftänMjen »on ihrer Reinheit

unb ihrem ©lanje ahjuftreifen. Rur ein« fte! mir
auf. Sie fd)icrt mit ber Raffinerie einer gefd)id-
ten Sotlettenfünftlerin alte Retje, mit betten bie
Ratur fte fo freigebig auSgeftattct, ju »erbergen.
Sie erfdjten mir auf ben erften Slicf bebeutenb ge*
altert, unb erfl fpäter fanb ich, baff fte »on ihrer
grifche 'unb Schönheit nodj fein Sota eingehüfft
hatte. 3h' glaube ben ©runb biefer abftchtlichnt
fRetamorphofc ju wiffen unb ba« macht fte mir nur
noch theurer.

„Run, Wa« foll idj Shnm noch weiter lagen,
©mmp? Sie hat emgewißigt, mein ©cib ju wer*
ben, wenn id) ihre SebenSWctfc, il)ren Seruf theile
unb — ich habe mein SBort gegeben, benn ich liebe
fte ju fehr, um ben ©ebanfen ertragen j« fönnen,
baff ein Ruberer biefe fcltfame Serie fein nennen
foß. Run »ernrtheflen Sie mid), wenn ©ie fön*
nen, ©mm». S<h war offen unb ohne Rücfhalt
gegen Sfe, wie ich e« nur einer Schweflet gegen*
über hätte fein fönnen, wenn ba« ®c)djf<E m*r
eine fold)c befchfeben hätte. Rud) glaube ich, 3c^nett
biefe Offenheit fchulbfg ju fein. 3<b bfn ju lange
im $aufc ihre« §errn Satev« heimifd) «nb unfere
©Item ftattbett in ju inniger Sejieljung ju einan*
ber, al« baff wir mit gug unb Recht »or einanber
©eheintniffe haben fönnten."

„Sa« ift aud) meine Rnftht," erwieberte fte in
fanftem Sone. „Sennoch banfe idh S^nen für Shr

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