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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0737

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M 181.

JplbflimwiunUprcl» 45 tfrcujer in £dbet&era
feurcf) bie 57 Äreujer ölertetiäljriß.

greitag, 4. $uguft.

^ujeißttt 3 fr* bic ^etitjeUe, f,ci SÜuöfunfJÖ*
erfljeilunß 4 fr.

1871.

ffiw, ftut b*e 9ftonate JJtuguR u. September werben
ejc..lln9en auf baS 4£>ciÖcll»crßcr Journal für
«j ||r|« bei ben betreRcnben fßofianjialten, unb
’ att ber ©rpebitton unb bcu Drägern entgegen»

genommen.

^ßfctä für hier mit Srägerloljn 38 fr.

„ bur<3) bie 9ßoR 38 fr.

_ 3)ie ©jpcbition.

Selegraphiftöe Sla^ciföte«.

^Berlin, 2. Slug. Sie „fßroBtnjtaUSorrcfpon»
beiU" fagt in einem Slrtifcl über bic fatbolifcbe
Brage jum ©chlufe: @3 ^anbelt Reh für bie Re»
fiieruitg nicht um bie Stnerfennung ober Richtaner»
Innung eine«! ©laubenSfapcS alb folgen, fonbern
b«rutn, ob fte im SSerciclje ihrer gefepüdjen üftit»
Mrfung eine 8ei)re unterRüpen fotl unb barf; weldje
Rc für baS 3Serljältnife jwipen ©tont unb Äitchc
öerberblid) erachtet. — Semfelben 33latt jufolge
Pbt in SluSRcht, bafe bie 3Sorfd)läge für bie gleich
®ä§ige SlufbeRerung ber ©e^alte ber Beamten,
bon beit unterfien Stufen an bis ju ben SDitni»
Rertalrätfeen, fotoeit bie SRtttcl irgenb oerfügbar
Rnb, in bem nädpen ©taatShauShaltSentwurf eine
©teile ftnben werben.

sjjaris, 1. Slug, ©erüdjtwcife Bcrlautet, bafe
3femufat 3«leS gaßre erfcpcn werbe. SfRcrS for»
berfe in ber geftrigen ©ipung ber 33ubgetcommif»
fion eine entfifetebenc Slntwort auf bie Bon ber Re-
gierung Borgelegten ©teuerplänc, inbem er barattf
IjinwieS, bafe bie mit ©nglanb fdjwebenbeit 93cr-
fjanblungen eS notfewenbig machten, einen ©ntidflufe
ju faffeit. — SaS ©rgebnife ber Ijkvifer ÜJiunicU
palmaren hat bei einem Steile ber Seputtrten
einen ber Uebcrftebelung ber Serfammlung unb
Regierung nad) RkrtS nicht günftigen ©inbrucf
hctBorgebradjt. 9Ran glaubt, Sautrain werbe jum
RräRCenten beS Rlarifer fDluntcipalratbeS gewählt
tuerben. ©S helfet, bafe bie gragc betreffs ber 93cr»
längerung ber SSoßmachten SfeierS bi« nach ben
gerlen ber Rtrfammlung üertagt werben wirb. —
S)er ©rofefürfi ßonRantin wirb h«te Slbenb hier
io.Wtrtrt‘ — Sie Siauibation bet neuen Slitleihe
»T «£te ^icr »ofljogen. Sie Ditel werben ©nbe

3?r0(Je. «u«flehänbigt. - 3 pSt. diente 0.29,
neuc Anleihe 0,15 Raport.

— 2. Slugnfi. ©eRern Slbenb brücfte Shierö
bor einer Shijahl Seputirten ben lebhaften SBunfd)
OUS, bafe baS Separtementalgefep bahin mobificirt
toürbe, bafe ber $räfect ben SßorRp in ber Separ»
temental»Sommi(feon führe. Siefe Sleufeerung rief
rtne gewiffe 33ewegung pr»or, feboct) glaubt man,

SßiienfchaftMß §ßim

(gortfefeunfl).

a ,.®*e iMte mitftdjcren unb leidsten Ißinfei»
Jtrti^en baS 33ilb feines eigenen ocrfehltcn @h ele-
j\en* flejei^net; aber bie Slrt unb fBeife, wie fle
ben ®^ema behanbelte, braute ihn suglci^ auf
aene 3>b<lnfen' b“fe »ofe1 ,mr ber bcn Sraueit ei»
in erlnnül18' e<nen ©inblitf in eheliche SBerhältniffe

fonntc. Vs ibic S« {^reic Sra8e fci«

lfud)tcte ihm ein, bafe fle neugierig

j bafe eine Serflanbigung jwiidien SfeierS unb ber
©ommiffton erjielt werbe. Wan glaubt, bte dta-
tinaloerfammlung werbe heute ben Slntrag IRaBincl’S
in Serathung jiehen.

SBcrfaiHeS, 1. Sluguft. flfationalBcrfammlung.
S3erathung beS SepartementalgefeheS. SJiiniftcr
Sambrecht erflärt, bafe bie ^Regierung in bie Sin»
nähme bes SlrtifelS 2 ber SommiffionSfaffuitg,
bur^ welken eine Separtcmental=Sommiffton ein*
gefegt wirb, willige, falls bie SSerjammlung meh»
rere ber folgetiben Slrtifel niobifteiren wolle. Sie
^Regierung werbe morgen bieSbejüglich mit ber
Sommiffton conferircn. ©in Slntrag ßepcre’S, bie
Slbfiimmnng ju Bertagen, wirb abgelchnt (bic 3Ri»
nifier ftfmmten bafür) unb ber Slrt. 2 mit 430
gegen 212 Stimmen angenommen.

Seutfc&laub.

Karlsruhe, 1. Slugujl. (®eneralft)nobe.)
3n ber heutigen 3tad)mittagS=@i§uug würben bte
^Referate ber Sibtfeeilungcn über bie SBahlen (24
geifelicbe unb 24 weltliche fammt ben cnlfprechenben
©rfahmannern) Bernommen. (SS würben fämmtliche
SBahlen für unbeanjlaitbet erflärt. Soch Bcratt»
lafete bie 28ahl eines geijllichen Slbgeorbneten im
fünften Söahlbejirf (©mmenbingen) unb bie beS
geglichen ^bgeorbneten im erfien SBahlbejirf
(©«hopfhetm) eine äicmlich lang anbauernbe unb
lebhafte ©efprechung.

— 2. Slug. Sn ber heutigen S3ormittagS»©ih-
ung fanb bie eigentliche Äonfiituirung ber @t)nobe
unter bem felbfigewählten fßräftbenten unb SSijeprä»
febenten unb ben 4 ©efretären ftatt. StlS ^räp
beut erhielt @clj. IRath 331 untfehlt, ber au^
bie lepe @t)nobe leitete, 36 Stimmen, fein ©egen»
fanbibat Sr. SRühlfeaufet 17. 3u>u 93ijeprä
ftbenten würbe Prälat Sr. $ o l $ m a n n, ber gleich»
falls in ber früheren ©pnobe biefe ©teile eilige»
nommen hatte, mit 37 gegen Sefan SBagner,
ber 16 erhielt, gewählt; ju ©efretären würben ge»
wählt: bie b. ©Bier, Ißrof. Sefjagfeel,
IDcfan ©cbmtbt unb Ißfarrer ©ilg.

33 lunt fehlt übernimmt fofort baS Ißrärtbium
mit gewichtigen Söorten; er banft für baS nun
wieberholt ifem bewiefene 33ertrauen, hejeichtut als
Slufgabe bcS ijlräpenten, im Sienp ber 33erfamm»
lung ju Re()en, waS er unparteiifch BoHbringen
wejbe. 3)ie ©egenfäp betrachtet er als fein lln»
flluef, pielmehr bienen ffe jur 33ereicherung unb
Sorberung beS 8ebenS, aber nur unter ber SBebin»
gung, bafe jebe ißartet ft^ bem ©anjen unterorbne.
Sluf ber ©pnobe 1867 würbe unter lebhaften

Kämpfen rin gvofeeS ©nt errungen, bie ©leidjbe»
rechtigting Berfchiebeiier Sfibhtungcn; bieS ift ju wah»
| ren, unter Bollern SluSbrucf ber perjonlichen lieber»
| jeugung unb ber Hutung Slnberer. Sann werben
f wir ein ©orbffb auch für anbereßänber fein; über«
j aH ftnb bic ©egenfäp ba, aber auch überall baS
33ebürfnife, ftd) in gvcifjeit ju entwicfeln. Unfcre
Sage ift ernft, baS neu crRanbcne beutfehe fReich ifi
Boit jwei geinben bebrol)t, nicht mehr burch äufeer»
liehe geinbeSgemalt, aber Bon Snnen burd) ben ©rb-
feinb, fRom, bem gegenüber wir eine protefiantifefee
Slufgabe im friedlichen Serbanbe mit bem Staate
ju löfen habeii. Sie anbere ©efahr brofjt Bon
ber SRacht, wepe in granfrclch oerwüftenb auS»
brach, beit fojtalett, fontmunifiifcben ©rfcheinungen.
Sie SlrbeiterbeBÖlferung hat Btclfadi ben ©lauben
an ©ott, eine jtttlidje SBcltorbnung, baS Saterlanb
oerloren; ^ier hat bie protefeantifche Hircfee eine
grofee Slufgabe ju erfüllen, ju bauen unb ju ben
Duellen wahren religioS»ftttlid)en ScbenS äurücfju»
führen. Sin biefe SCBortc, beren ©inbruef ftchtlich
tief war, fnüpft ber IßräPent ben Sanf an ben
StlterSpräpenten, bem bie 33erfammlung juRimmt.

Slun erfolgte bie ttebergabe ber Sorlagen beS
DberfirdjenrathS, unter benen wir namentlich hfi-
oorheben: ©efeßentwurf, bie Umgehung ber Saufe
unb firchlicfecn Srauung unb 33eerbigung betrejfenb,
sßeränberung ber ÄonfirmatfonSorbiiung unb |)erab»
fehung beS ©fertRenlehrbefudjS Bon 4 auf 3 3ahte
in golge ber SSeRimmungen über ©cfeulentlajfung
im neuen ©chulgefeh, unb bie ©rfeebung einiger
gilialen ju felbRänbigen Äipengcmeinben, bie ©runb»
fäp für eine neue fPrüfuitgSorbnung ber ©eiRlichen
in golge beS ©efc^eS über bie wipnfchaftliche 93or*
Prüfung unb bie ©tellung beS iprebtgerfeminarS ju
^eibelberg, unb enblich eine Sßorlage über bie all»
gemeinen firchlichen SluSgaben unb beren SecfungS*
mittel, fammt einem ausführlichen 33erid)t über baS,
waS feit ber lebten ©eneraUpnobe auf firchlichem
©ebiet SBichtigeS Borgefomnten iR. (§ 113 bet
93crfaffung.)

3nv 33erathung biefer 93orlagen würben Biet
SluSfchüRe in SluSftcht genommen, unb jwar für
aSerfaffung, für 8chre, eine öfonomi che Äommiffion
unb eine foPe für Sur<hRd)t ber Siojefanproto*
folle unb beS obgenannten oberftrchenrathltchen
33erichtS.

Die ©pnebe befdjäftigte Reh bann noch bamit,
bie 3ahl her SRitglieber ber einjelnen SluSfchüRe
feRjnReilen, wobei man über ben ©rtinbfajj Reh
einigte, fämmtliche SRitgtieber, wenn immer thunlid?,
ju einer Äommiffion jujuweifen. hierauf oertagte

war auf bie

. ,, - u --i^iajce leineo ^erjens. lüteueicpt

in Vf. e net ®ergangenhett gehört unb wollte
Ausführliche« Bon ipm erfahren, um mog»

licherwetfe eine Stupanwenbung für Reh barauS ju
Jiehen. „Senn, fagte er Rd), „ein üRäb^en, Wel»
d)es oernünftlg fprfept, »erliebt Reh nicht ol)ne SSei»
tereS in einen ©ommi« ohne 93erm6gen, ber in bem
©epäft ihre« 33aterS alg bteneube $5erfon fungirt."

„Safe @ie Bevheirathet »aicn, weife ich!" fuhr
Re in gleichmüthigem Sone fort, „nud), bafe Sie
bon 3hrer grau getrennt Rnb, {g mir nicfet unbe»
*armt. 8kbe fann alfo bnrdmus npt bie RärfRe
®äule ihres eheti<hfn ®ethällniReö gemefen fein.
Auf ber anbern ©eite abei fann p mie einen
30tann Bon 3brcm ©rmüthf unb 3hfen ©igenfdjaf»
*cn faum beuten, ber nicht eifrig fuepen föllte, ein
anbereä SBefen ju Rüben, welches mehr bem 3beal

entfprpt, baS er im |)erjen trägt, ©ie fönnen
bie Seere nicht ertragen, bie ohne ein foldjeS 3beal,
ohne ein geliebtes Silb in Jebem SRenfcbeiiherjett
waltet. Siefe 8eere würbe 3hr gaujcS ©emüthS»
leben jerRörcn. 3<h glaube ju wijfen, waS in
Shuen Borgeht, ©agen Sie eS nur frei heraus.
üRpt wahr? ©ie lieben!"

„SRein gräulefn! SaS iR eine ©ewiffenSfrage!"

„3<h gebe eS ju, aber ©ie werben fpäter ein*
fel)cn, bafe ich ein Recht ju biefer ©ewiffenSfrage
hatte."

„gväulein Ottilie! Sch bin ein unbebcufenber,
armer SRcnfch! ohne äuSf?d)f, ohne 33ermogen! Rehe
Shnen oodRänbig fremb gegenüber. 3öaS fann
Shnen baran liegen, ju erfahren, WaS hier —"
er legte bie |)anb auf feine 33ruR — „für immer
begraben fein fotl?"

„Unb warum woScn ©ie mir Shr 33ertrauen
nicht fchenfen ?" fragte Ottttie in leichtem Unmut!;.
„Sin ich 3hueit benn eine grembe? ©inb wir
nicht SlQe mit Boöem 33ertraiien entgegen gefom»
men? Unb nun wollen ©ie baSfelbe nicht etwie»
bern?"

„SBenn 3h«en benn. wirflids etwaS baran liegt,
ben Roman meines «£)frjenS ju erfahren — wohl!
id) habe feine Seranlaffung, ein ©efeeimntg barauS
ju madicn. 3a — id> will Shnen bieieS leiben»
fchäftlpe ^>crj mit all’ feinen gehlem unb gibern

gätijlich barlegen, wenn p baburd) bie oielen 33c-
weife non ©ftte nnb greunblfchfeit elnfgermafeen
Bergelten fann, bie mir in 3brer gatnflfc ju Dheil
geworben Rnb; fo mögen ©ie benn erfahren, baf
ich allerbingS ein liebliches 33tlb im ^jerjen hege.
©in einfaches, gutes, liebenSwertheS 3Räb<hen be»
gegnetc mir einR auf meinem SebenSwege; ein
SRäbchcn, beRen reine unb wahre Siebe mich erho«
ben hätte über bie fteinHdjcn 3ufäHigfeiten beS
SebenS; ein Sßefen, an beRen ©eite ich Jene Rtt*
liehe ©rbfee beS ©tjaraftcrS erreicht hätte, wie Re
bte fcbönRe 3^rbe beS RRanneS iR. Slber ich »er*
fannte ben holben, freunbltchen ©tern, um einem
3rrli<ht uachjujageit, baS m(^ tief abwärts führte
in bie grauenoollRe Debe unb Scere bcS 2Renfd)en*
bafeinS. Unb wenn ich nid)t in biefem ©umpfe
Bcrfunfen bin, fo Berbanfe id) eS wohl Jenem freunb*
It^en ©ternbilbe, Bon beRen ©lanje ein Strahl
in meinem |)erjen jurücfgeblieben IR. SBaS ich
bamit fagen will? 3ch meine bie ©rinneritng an
Jenes SRäbchcn, baS einR beRimmt fehlen, mich glücf*
lieh ju machen. Unb wenn in meinem gegenwar*
tigen Bcreinfamten geben ©tmaS im ©tanbe iR,
bie geere auSjufüllen, bie mein glühenbeS, unge*
RPteS Verlangen na^ wahrer gfebe in meinem
3nnern hrrsorrnft, fo iR eS biefe ©rinnerung!"

©ie hatte ihm mit bem lebbafteRen 3utfreRe
jugehort unb in ipem Sluge, baS mit bem SluS*
 
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