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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 103-126 (2. Mai - 31. Mai 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0501

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l\fO 122 Jtoonnemettifprti* fl. t. 3 fc. in ^eibclbcrß

y= fc«r4) t>ic $oft fl. 1. 16 fr* oiertcli^rig.

Jlnjcigtn 3 fr* bie ^etitjeile, bei Sluöfunftö*
er Teilung 4 fr.

1871

Sfleßroßljifffje 5Had)vi(fjtett.

ScrfaillcS, 22. Ptai. 3” ber heutigen @if}-
«tig ocr Jcationaloerfammlung crflartc Sßferb, baß
ajanf ber tapfern Armee bie ©aße ber ©ereßtig*
teit, ber Drbnung unb ber (5iöi(tfattoit triumphire.
(Sinßtmmiger SSeifall.) 3n Setreff ber militari'-
ft^en Operationen fagt £l)ierg, bab Armeccorpb beb
©eneralb Oouap fei bib jum Oriumphbogen oot-
gebrungen, gleißjcitig habe ©cncral Sabmirault
bie Aoeuuc be la granbe Armee bib gum Ortumph*
bogen befefct. ©eneral Sinop retßc ©eneral Stffel)
bie Hanb. Olcfcr lefctere leljne ßß mit feinem
Unfen glügel an bab ^)otel ber Snoaliben, mit
feinem reßten an Ptontparnaffe. ©eneral Slfn*
ßant fei burß ben gaubourg @t. H°"or6 bib jur
Oßer oorgebrungen. @o fei bie Sage um 2 llf)r
SRaßmlttag« gewefen. „SBir haben ben feßen
©laubeit, fährt Ot)ierb fort, baß ^Sariä an feinen
totrflißen Souoeratn, b. $. an granfreiß balbigff
juruefgegeben trirb. 3n Scjug auf bab ©ßidfal,
melcbeb bie Snfurgcnten erwartet, fagt S^erb:
Oie ©efefce Werben mit Strenge üotljogcn werben.
Piit bem ©cßfj in bet Hanb werben wir Jene ©len*
ben »erfolgen, welche weber bab Prioatefgenihum
noch bie Oenfnialer aßten.

— Paßmittagb. Oie Armee t;ot ben piafc
bor ber neue» 0per befe^t. Oab Hauptquartier
beb ©eneralb Siffcp hefinbet fid) in bet Pfilttär*
fßule. Um 12*/a Uhr fanb in ber Peitbahn beb
©eneralftabb an ber Sbplanabe bcrSnoaliben eine
bebeutenbe Srploßon ftatt, weiße eine geuerbbtunß
jur golge hatte.

— 9 Ut)t Abbb. Unfere Oruppcn fepen ihren
Sotmarfd) in Patib fortj biefelben haben ben
Saljnhof öon PJontparnaffe naß leichtem ®efed)t
befet^t. 2)ie 3"iurgenten haben auf ber Oerraffe
ber Oullerien eine Satterie errichtet, welche bie
Sfjampb ©Ipfeeb beßretebt; bie Poßtton würbe Je*
boß vx>ui ©cncral Sllncbant umgangen. 3Kan
hofft baß ber SDBiberßanb nicht lange anhalten wirb.
SMe Gruppen haben bereitb 8—10,000 ©cfangene
gemacht, (Einige Parifer Piaireb ftr.b tiefen Abenb
»on hifr abgereiff, um ßß in ihren Plairien wie*
ber etnjußuben. SBa^renb einiger Sage wirb Pte*
manb nad) patib gelangen, noß baffetbe oerlaffen
lonnett, bib bie Hauptführcr Snfurrcction »er*
haftet fein werben.

— 23. Plat. 3" ber Pationaloerfammlung
fßlug geßern Simon oor, bie SapeHe 8ouib XVI.
nnb bie Scnbomefäule wieber h«jußellen. Stuf
lefjtere fofl bie Statut granfrelßb fommen. Oie

Sionnevftaß, 25. Sftat.

Oruppen haben bie Ouiletien, ben piafc Senbome
unb be la Soncorbe befefct.

— 10 Uhr Sorm. Paßrißten aub Patib
oott h«nte 6 Uhr äliorg. melben, baß unfere Orup*
pen bie iplace be ßtichp, ben Sahnhof oon @t.8ajave,
bab Salaib be l’^ubufirie, bab Salatb beb gefefs*
gehenben Äorpevb, bab Hotci ber Snoaltben unb
ben Sahnhof oon ’Uiontparnaffe befc^t halten- Sin
lebhafter itampf fanb an ber Slace be la Son*
corbe, weldje bie Snfurgenten noch nicht aufgegeben
hatten, fowie oor ber Slace Sliihh ftatt. Unfere
Oruppeit fttiO boll Äampfluft; thre Serlufie ftnb
leicht. 3Jian Bcrfi^ert, unfere Sruppen feien jum
Angriff auf Sicntmartre gekritten.

©*. Ocni«, 22. ü»ai, 7 Uhr Slhenbb. Oie
Sfolirung Bon Sarib ift oollfiänbfg. Oie Satterien
auf bem SRontmartre feuern fdjwad). Srploftoncn
fanben wieberholt in Satib ßatt.

— 23. ÜRai. Oie Sfolirung oon Sarib
im Storben unb ©üben ift ooüfommen. H£nte
früh furchtbare Äanonabe in ber 3lid)tung Bon
SRontmartre. Serfaillcr Infanterie bcfc^tc ©t. Qucu.

— 2 lU;r 15 2Jiin. üftadjm. Oie Oticolore
weht auf bem SJtontmartre.

IJJariS, 22. 3Jfai. 9?ad) oorheriger Serßänbi*
gung äwii\hcn bev ötegieiung Bon ScrfaiUcb unb
bem beutfehen ©eneralfommanbo iß bie Dtorbbahn
hermetifd) befeht, mn ßüd)tenbe ©ommuncmitglieber
ni^t htnaubjutaffen. Oombrowbfi fall gefangen fein.

SBcrlin, 22. SDiai. ©i^iing beo ßiet^biagb
(6^lnß.) ßu § 3 hat Slbg. B. ©tauffenberg an
©teile ber Sltinea 2 folgende gaffung beantragt:
Sib jnnt ©intritt ber üBirffamfclt ber SReichbBer*
faffung ift ber Hälfet bei ber Slueübung ber ®e
fehgebung an bie Suffimmung beb Sunbebrathcb
unb bei ©efc^cn, welche Slfaß unb Sothvingcn mit
Slulelhen unb ©arantien belaßen, auch °n Oie 3ns
ßimmung beb SReichbtageb gebnnOen. äöigarb be*
antragt, hinter § 3 noch einen neuen Paragraphen
efnjufchalten, wonach jum ©rlaß oon ©ffefccn
wahrenb ber Uebergangeperiobe bab oorhergepenbe
©utachten einer gewählten ßanbeboertretung notlj*
Wenbig fein foil. ©taatbminißer Oelbrüd hält
ben Antrag ©tauffenberg für unannehmbar, ba ber
gaü eintreten fonntc, m'öglidjft fdjitell eine Anleihe
contrahiren ju muffen, ©taatbminißer Oelbrüd
erinnert an bie allfeitig gewünfeßte ©rridjtung einer
Unfoerfttät in ©traßburg, woju bie Siittel wahr*
ftßeinlich burtß eine Slnleihe aufjnbringcn feien,
ba biefelben aub ben laufenben Sinnahmen nidjt
ju beden fein werben, ©taatbminißer Oelbrüd
fprießt ßd) fobann gegen ben Slntrag SBtgarb aub,

ba bie Berbünbeten ^Regierungen, wie fdjon aub ben
üRotlBen h«rBorgehe, ohnebicb beabßd)tigten, bei
abmintßratiBeu SIRaßregeln bie SRitwirfung ange*
febener Stnwohner beb Slfaffeb unb 8otl)ringen« in
Slnfpru^ ju nehmen. Sei ber Slhßimmung w'rb
§ 3 in ber gaffung ber Sommifffon mit ben 2lb*
änberungbantragen ©tauffenberg’b unter Slblehnung
aller übrigen Slmcnbementb angenommen, ebenfo
§ 4 unb jwar ohne Oebatte. Himm* iß bie jweite
Serathung evlebigt. ÜRäcbße ©ißung morgen.

— gürß Sibmard iß heute Slbenb 83/* ange*
fommen.

©erlitt, 23. ÜRal. SRefcbbtagbßbutig. Se*
ratl)ung beb bringllcßen Slntrageb b. Sunfen’b,
wotta^ bei Slubarbeitung eineb ©efeßeb, betreffenb
bie Serwenbung ber Hriegbentfchäbigung, gonbö
jur Slufhilfe ber rüdfehrenben bebürftigen IRefer*
Bißcn unb Sanbwehrleute gebübet werben feilen.
SRadjbem 2lbg. b. Saufen feinen Slufrag befür*
wortet, erfiärt ©taatbminißer b. Oelbrüd: Oie IRe*
gierungen erfennten bie Dpferwtüigfflt unb Hht*
gtbuttg beb gefammten firne#, befotiberb bet Sie*
ftroißett unb Sanbwehrleute, an, bcbglcichen bie
großen Opfer, weiße biefelben befonberb burß
Unterbrechung ihrer früheren Oljätigfcft erlitten
hätten. Oie ^Regierungen fä^en in bem Slntrage
Sunfen’b fetnerlci Siißtrauenbootum, allein gegen
bie Sehanblung biefer grage alb IReißbangelegen*
ßett ßellten ßß unbeßegbare Sdjwiertgfciten fßott
beßbatb entgegen, weil bie Bcrfßicbeneti Staaten
Berfßiebene militärifße Sinrißtungett hätten, ©e*
rabe bie Sanbwehrmänner unb fRejerBißen Bertheil*
ten ftd) in ben etnjelnen feeren burd)aub nißt naß
bem ÜRaßftabe ber Präfenjßärfe. Oie ^Regierungen
ßlmmten beßhalb ber Sehanblung ber ©aße alb
9ieißbangelegenl)eit nißt juj eb fei inbeß barnit
nißt aubgcfßloffcu, baß bie etnjelnen [Regierungen
ihrerfeitb auf geeignetem Söege biefen Sebürfniffen
abhülfen. 3n weißet SBeife bieß am beßen ge*
fclKbe, werbe oon ben Serhältniffcn ber einjclnen
ßäitber unb Prcoinjen abhängett; bnb Pefß fei
nißt in Oer Sage, allgemeine ©runbfäfce hierüber
aufjußellen. OerSRinißer bittet, bem Anträge bie
Sußimmung nißt ju ertljeiltn. — 3m weiteren
Serlanf bev Oebatte ergreift Oelbrüd noßmalb
bab SBort. Oerfelbe erfiärt wieberholt, baß ber
Stntrag ber IRegfetung eine Aufgabe jumuthe, ju
beren (Erfüllung bie oorhanbeneit Hräfte nißt aub*
reißten. Sb fehlten gegenwärtig aße Stemente,
bie H»he eineb folßen gonbb ju beßimmenj auß
fonß ßänben ttnüberwinbliße Hinberniffe entgegen,
btefe grage aib Peißbfrage ju behanbeln, biefelhe

(gortfefeung).

„3ß hin jufrieben," erwiefcerte ber befßi
Hünßler, „wenn bab SBerf ben Seifaü eineb
nerb wie 3hre Ourßlaußt ßnbet, an bem mi
um fo mehr gelegen iß, ba oott 3h"en aßeit
©lüd rneineb Sebettb abhängt."

„Sieben Stc, lieber ScethoBen! unb Sie
neu oerfichert fein, baß iß StUeb für @ie
Werbe, wab in meinen Hräften fleht.*

„@o erfahren Sie benn, wab iß bibher c
unb aßer Sffielt oevborgen habe. 3ß liebe '
ein üCRäbßen, beffen Perwanbte mit aub Soru
ßre Hallb otrweigern."

„Sagen Sie mir nur, wie iß 3hnen
helfen far.n."

„Oab einjige Hf^miß, bab mir entgege:
iß meine bürgerliße Slbfunft. Oiegamilie iß
auf ihren h°^en ®Hein fönntn

©ßwierigfeit burß 3hr* ßütige Sermittlung
ften, ba ©ie mit ben Angehörigen meiner ©elii
öefrennbet ßnb *

»Pennen ©ie mir i^ren Pamen unb iß
fehen, wab iß in biefer Angelegenheit oermag

„©räfin ©utcciarbt, bie Pathin bet
bigtn gurftin." ^

„Oie fßöne 3ulia," tief bet gütß erß<

i „3Bcr hätte bab benfett foßenJ Oa werben wir
aßerbfngb einen fßweren ©tanb haben. 3ß teuue
bie gamilie unb weiß, baß ße hoß tßnaub will.
Ooß iß gebe nißt bie Hoffnung auf. Plein SBort
gilt Biet bei ihr unb ber ©tanbebunterfßieb, auf
ben bie Serwanbten ein fo großes ©ewißt legen,
läßt ßß Bfeßcißt burß 3hre Pobilttirung befet*
tigen."

„@fe würben mld) burß 3hre gürfpraße für
ewige Seiten nerbinben. Sßtc 3hre Ourdjlaußt
wißen, waren meine Sorfahreit Bon altem Abel,
ben ße feboß Im Saufe ber Belt alb ße oerarmten,
abgelegt haben. Sb haubelt ßß baßer nur um
eine Srneuerung unierer in Sergejfenheit gerathenen
Prioilegien. 3ß felhß bin weit baoon entfernt,
eine folße Srbcßun8 f"r äu bcanfprußen,
aber bie Potßwenbfgfeit jwingt miß, biefen ©ßritt
ju ißun."

„@ie oerbienen ben Abel, auf ben 3ßr ©enie
3h"en bab ßößße Anreßt giebt unb iß jwetffe nißt
baran, baß ßß ber Äaifer, fobalb erß ber griebe
wiebet hergeßeUt iß, burß meine gürfpraße bewc*
gen laffen wirb, 3ßren SOBunfß ju erfüllen. 3ß
felbß will bann alb greiweeber mit ber mir befreun*
beten gamilie ©uicciarbi für ©ie fpreßen. Ser*
laffen Sie ftß ganj auf miß."

„3ßre Ourßlaußt geben mir bab geben wie*

ber, unb iß werbe 3hIIf11 öib an mein Snbe banf*
bar fein."

„3ß werbe mit ber gütßin noß barüber re*
ben, wie ßß bie Angelegenheit am beßen arrangi*
reu läßt. 3" Stebeefaßen ßnb bte grauen aubge*
jeißnete SRatbgeber, bab iß ißr eigentiißeb Sie*
ment, ©ie fönnen ganj uubeforgt fein, lieber Seet*
hooen!"

„Sßie foil iß Sw. Ourßlaußt für fo Biele
©üte lohnen?"

„Oab wirb3h"f" "ißt fßwer fallen," eitfgeg*
netc ber gürß, „ba iß eben im Segriff ßanb, ©ie
um einen ©efallen ju erfaßen. 3ß beabßßtige
nämlid), in ben näßßen Sagen ju Sl)ren beb fran*
joßfßen ©eneralb @t. Stalr, ber ein großer Hunß*
freunb iß unb bringenb ihre Sefanntfßaft ju ma-
ßen wünfßt, eine mußfalifße Aufführung ju Ber*
anfialten, wobei iß hauptfäßliß anf.3h^e Plithülfe
reßne."

„Oab tljut mir leib," oerfeßte Seethooen aub*
weißenb, „ba iß, wie 3hre Ourßlaußt wiffen,
miß nur ungern Bor gremben höven laffe. 3n
biefem Augenblide bin iß weniger alb Je baju ge*
ßimmt."

„Oab wirb ftß ßnben. 3ß @ie «nö Weiß,
baß ©ie nur ju wollen Draußen, um 3hte Höttt
ju entjuden. Ptir ju lieb werben ©ie 3ßre Sau*
nen überwinben, nißt wahr, liebet Seet^ben?"
 
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