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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0729

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§eM&er

M 179.

Jlbomumtittaprcis 45 Äreujer in ^eibetberö
bur<$ bie 4>oft 57 Äreujer öierteliäljrtß*

SflittWoäj, 2. 2(uguft

JUijcigen 3 fr. bie 'TJetitjeite, .‘'ft SfuöfunftS*
er Teilung 4 fr.

1871.

fc*'a»r He Vlonate Sluguft u. September rnerbeu
Heilungen auf ba« §cibeiöcrgcr Journal für
wtöart« bei ben betreffenbcit Voftanftatten, utib
’ler bet ber ©ppebitfon unb ben Srägertt entgegen*

genommen.

fßmb für hier mit Srägetloftn 38 fr.

„ burd) bie Voft 38 fr.

$tc ©ipebitinn.

Selearafjfjtftöe Ma$vi$ten.

©erlitt, 31. Suli. Sk „91orbb. Sldg. 3tg*"
eotf)alt eine längere ©orvefponbeng au« granfretdj,
toelctje ben Slrtifel ber „Sranff. ßtg." Dom 22. b.
3R. begößüdj be« ©enetal« SRanteuffel auf bie ent*
fdftebenfte SBeife unb mit Snbignatton gurftefmeift.

©m§, 30. 3uli. |>ergog SBilbelm öon SRecfien*
bürg, ber ©rbprtng öon Dlbenburg unb ber bcutidje
Sotfcpafter in gonbon, ©raf Ventftotff, finb pter*
felbjt cingetroffen.

— 31. 3uli. Ser ßatfer wirb am 1. Stugnft
SRacpmittag« öon f)ter nad) ©obkng abreifen unb
bort ben 2. unb 3. öerbieibenj am 4. reift ber
Haifer nad) 5Bte«baben ab, am 7. finbet in SRaing
eine Sruppenbcftcbttgung ftatt, nad) beren SSecnbi-
gung ftd) ber Äatfer nach ^omburg ö. b. £., mo
berfelbe feinen Slufentbalt bi« gum 9. Slug, gu nep*
men gebenft, begibt.

©traftburg, 31. 3uli. ©« mürben picr gmölf
©emeinberätpe befinitiö gemäbtt, biefelben ftanbeti
auf ber liberalen unb clericalcn gifte gugleid). 24
üRachmaplen finb notpmenbtg. Sie Vetpeitiguitg an
ben SBapkn mar bebeutenb. Sie Sluöjtdften ftnb
günftig für bie liberale gifte.

SBictt, 31. Suli. Ser beutfcfcc ©efanbte mürbe
beauftragt, ein ^>anbfcbreiben be« beutfdjcn Äaifer«
an ben Äaifer öon Defterreid) gu überreichen- @o*
bann follen Veftimmungcn über bie Sufammenfunft
ber beiben «latfer erfolgen.

sjjeft, 30. Suli. Sie öon ber ungarffdjen 91e*
gierung mit ber ungarifepen Vobencrebitgefeflfcpaft,
ber fv«nco*nngarifcben Vanf, ber franco=ofterreid)i-
fcpenVanf unb mit ber öon ber francomngarifepen
SSanf öertretenen ©ruppe öon berliner Vanfpäufern
gepflogenen Vcrpaublungen begüglid) ber ungart*
fdjen Stnleipe ftnb geftern Slbenb befinitiö abge*
fc^Ioffeu morben.

ipariS, 30. 3ulf; Stbb«. Sa« „3ourn, be« Se-
Bat«" annoncirte in feinem ftnangieden Vericpte,
baft alle italienifcpen SRententitel bepuf« neuer*
lieber Sübftempelung beponirt merben müffen. Sie«

; ift ber ©runb ber bermatigen, auf gufünftfgen eöen*
i tuellen Veftp bafirten ^>auffe.
j — Sie Sitcl ber neuen Slnkipe merben mapr*
| fcbeinlfcp im Saufe be« foramenben SRonat« au«-
| gepänbigt. — Ser Slntrag auf Verlängerung ber
| Vodmacbtett Spier«’ (oft näcpfte SBodje eingebraebt
l merben. — 3ule« $<töre uerfiebt — in ber ©r*
jmartung, baft ber ©pef ber öoilglcbenben ©emait
| in bie Slnnabmc feine« ©ntlaffung«gefud)c« miilige
i — bie ®ejd)äfte be« ausmärtigen SRiniftenum«
j nod) meiter. — 23et ben beute ftattgebabten @r-
I gängungSmabiett gum ißartfet ÜRunicipairatb ftnb
'< gemäbtt morben: 20 ©anbibaten ber gifte ber
„Union pariftenne", 26 ber gifte be« ©omite« ber
9tue Suvbtgo unb 2 beiben giften gemeinfamc ©an-
bibaten.

©arig, 31. 3uli. Sie meifien ber geftern
Stbenb erfdftenenen Sountale halten bie S8cl)auptung
be« „®oit", baf) Stfier« gefonnen fei, gleichfalls
guruefgutreten, fall« gaöre unb @imon tbre @nt^
laffung nähmen, für burebau« unbegrunbet. Unter
ben geftern in ben fDiumgipalratl) ©emäblteu be-
ftnben ftd) 3ule« ftftottu unb Santagrel.

— 31. 3»li- Sa« „3ouvn. be« Sebat«" er-

fährt, baft Sl)ier« geftern bie Semifftoit gaote’«
angenommen Saffetbe Slatt fagt, baft ber

Sßarifer SRunicipairatb greftag, ben 4. Slug., gtt-
fammentreten, ein ©rpofe über bie ginangen ent*
gegennebmen unb über ba« ©tabtanleben beratben
merbe.

— ©tner Slacbridft ber „Sigence |>aöa«" gu-
folge beftätigt e« ftd), baf) SifterS He Semifftoit
3ule« gaöre’« angenommen habe. Ser Sfacbfolget
beffelben ift noch ttidft ernannt. Ser Siücftritt @i*
mon1« mirb bementirt.

ßflnbon, 31. 3ulf. ,3®et ©boierafätle ftnb auf
Äroitftäbter ©djtffen tm ^afen öon ^ull öorge-
fommen. Scr ©taatäratb bat bie 3ufpfction aller
(ftoleraöerbäcbtigen @d)tffe, befonber« au« ben Dft-

feeljäfen angeorbnet.

Slctti5^)orf, 30. Suli. Surcb eine Sampffeffel*
©rplofton auf bem gäbrboote SBeftftelb ftnb viele
ÜOtenfdjen, angebii* 150, um« geben gefoutmen.

JltWs^or!, 30.3uli. (Äabclielegvamm.) @d)aij-
fefreiar föoutmell l)at für ben äRonat Sluguft ben
Sltifauf öon 5 SRiUtotten Sollar« 33onb« unb ben
33erfauf öon 7 3RIU. ©olb angeorbnet.

©an ^raneiSeo, 29. 3«lt- 2)ie ©alifornia
fßaciftc 91. 91. ©ompanp bat tbr gange« 9fef}, ein*
fd)lieftlid) ber feiner Seit ermorbenen ©alifornia
fPaciftc ©rtenfton-SBabtt, nebft bereu Sepenbengett,
an bie ©entral Pacific 91. 91. ©ompanp öerfauft unb

übernimmt {entere gleicbgeitig bie ©arantie oder
barauf lafienben SRortgage* unb 3ucomc*Sonb«.

Setttfftjlani).

ÄatiSrube, 31. 3uli. Ser beute erfdjienene
@taat«angetger 91r. 32 enthält SBerfügtutgett unb
iBefanntmacbungen ber ©taat«bebörfcen. Sefannts
maebungen be« 2Rinifterium« be« 3nnern.- a. bie
£aifer=Söübelm«*@ttftung betreffend [Sa« @ta-
tut ber &ai!er=2öilbelm«=@ttftung für bcutfe^e 3n*
öaltben, fomie bie an @c. ßaiferl. unb Äönigl.
^ol). ben Ävonpringen be« Scutfdien 91etd)e« unter
bem 1. 3uni b. 3- erlaffene faiferlicbe Drbre.]
b. Sic evfte (tbeoretif^e) Prüfung ber gebramt«*
©anbibaten betreffenb [fte ift auf ben 18. ©ept.
u. ff. feftgefefptj Slnmelbungen längften« bi« 9Ritte
Sluguft].

Äaelltufte, 30. 3ull. Ser ©taatSratuifter be«
3nnern, Sr.3öHb» wirb, mie man l)ört, in ben
näcbften Sagen eine längere Urlaubsreife antreten.
— Sie Söabkn gum ganfctag merben öorau«ftcbt-
liefe in ber 9Rittc be« ©eptember öorgenommen.
91od) immer lafteit bie ßü^en einer reellen SGBafel*
agitation auf ftd) marten. @« ift mobl moglid),
baft bie Serkgung ber politifd)en |>auptintereffen
in ba« fUeid) einige Slbfüblung in ben Slgitationen
be« ©utgellanbe« feeroorbrfnegt; ba« märe gefäbrlid),
menn nicht bie Slbfüblung ber Parteien eine gegen*
feitige ift. (@. 5R.)

□ Sßont Sktfar. Sic 3eit fefeeint gefommen
gtt fein, mo bet fatfeoltfefee Äkm« in unferm babi*
fd)ett ganbe öon feinem ftlecbte, begüglid) be« ©in*
tritt« in ben Drt«fd>ulratb, ©ebrarn^ gu machen
für gut hält. @« bürfte ftefe jeboeb halb geigen,
baf er bie« nicht jum SOBofeie ber ®olf«bilbung unb
im ©inne bc« §. 25 be« ©cbulgefefje«, fonbern
öitlmebr gum SBebe ber fatfeolifefeen gehret tfeut,
ober aud) um feine Slbftcbten begüglid) ber neuen
?Dlenfcfecn * ©ötterkfere bei ben @d)üktn :c. bejfer
bemerfftellfgen gu fönneit. Unter ben fatfeol. geh*
rertt be« ganbe« feerrfefet in golge beffen in ncuefter
Seit bie gebrüdtefte ©timmung unb man hört aflenk
halben bie fdfttmmften SSefür^tungen laut merben.
Seber ftellt feinem Kollegen unter öier Slugen bie
grage: „Söie mirb’« un« geben? Unferc felbft*
ftänbtgen freien Sage, mo mir, ma« nnfere ©rfolge
in ber ©d)uk bemeifeit fönnen, mit guft unb Siebe,
ohne ^emmnift arbeiten fonnten, mareit leiber öon
furger Sauer." @« ift mobl angunel)men, baf bie
gebrer bet biefeit ^Befürchtungen niefet gtt febmarg
fefeen. Sen gebier fann eine fette fftfarrpfrünbe
nicht gut Slbgotterci unb gut Verleugnung feine«

Jerxen.

(gortfefeung).

©o mar be« ßabte« fd)önfter SRonat, ber feolbe
^lat, berangefommen. Sie in öielcr SScgfcbttng
^abrbaft parabieflfcbe Umgegenb be« fleinen ©täbt*
men^ranflte putltcn garbenf^melg be« Frühling«.

„'y,1 befa§ in einiger©ntfernung öon ber©tabt
erbaut' ®tüa, bie im reinften italieniftfeen ©tfel
al« einTL»0" rcigenben Varfanlagcn umgeben,
*„„„tr “Hfienebmer ©ommeraufentbalt gelten

K ^n, baf fte in ber 91ä[,e be«

lieSbefkeuten'sfi^^' biö ^ be^en Ufer ^ bie
! l^0e beS Vatfe« bfngogen. hierher

WMrbf0a^ Söetter einlabenb mar, Slueflnge
gu guf ober in ben gierltcfe gebauten Slmerifain«
be« Sanfter gemalt; man au^

bie Vermalt o er fonftigCn greunbe ber ange*
[ebenen gamtl e hier, ba bie ©afifreunbfcbaft be«
teilen |)anbct%trn öenügcn^ ^cfannt war, SKatt
lußtvanbelte ciWonnu tn ten blütBengeujolbten,
fdiattigen Slfleen, ober planberte in ben buftigen,
bic^tem Sölättctflf jlccpt umfpoiuiencn Snubcn,

«nb ber jüngere Sb^l ber ©eftftf^afe ft(b auf
ben umfangreichen grünen fttafenpläfcen mit ftleifen,
Vad: nnb Viänbevfpiekn öergnügte.

^n einem beitem, milben 91afbmittage mar bie
'®roffer,id)e ganttik gleicbfad« ua^ bem ganbbaufe

bfnauSgefabren. SSerner batte, ba et feine Sltime*
fenbeit im ©omptoir für notiger hielt, bie an ihn
ergangene ©inlabung gmar abgelefent, mar jebod)
öon feinem mobltoodenben ©onner mit freunblicfeen
SBorten öorn Vulte fortßefeolt morben. Ser ftreb*
fame junge Vud)balter batte feine ©rmieberung
gefunben, al« ©roffer im Sone gemütlichen 2Bofet-
moden« gu tbm bie Vlorte fprad): „gaffen @te nur
bk Slrbeit für beute ruhen, lieber greunb! Utifer
guter «feerr [öodmatm toirb fd)on nadf bem 91ed)icn
fefeen unb nbtbigenfad« arbeite id) morgen Vormit*
tag felbft noch ein ©tunbeben mit. 3<b fürchte,
mir ba« SRtffaden unfever Samen gujugiefeen, memt
id) ©ie nicht mttbringe. Sllfo öormärt«! Happen
©ie bie biefen Sablenijerbergen gu unb fommen @te.
Ser SBagen märtet fdbon auf un«!"

Sarauf fein mar ihm nicht« übrig geblieben,
al« fo fefened al« möglich Soiktte gu machen unb
mit bem Vüttgfpal in ba« leichte ©ahriolet gu ftei»
gen, melche« alsbatm öon gmet munteren 9lfefelfcfeim-
mein fortgegogen, pfeilfebned gum Sbor biaau«
auf ber ganbftrafe babin gejau«t mar.

Sie SRutter mar mit ben Södftern unb eini*
gen ©ouftnen ber leckren feereitö feit einer ©tunbe
öorau«gefabren. SEI« brr |)au«berr mit bem jun-
gen SfRanne erfchien, fanben fte unter ber fchatti*
gen Veranba bc« |)aufe« eine gablreiche ©efeÜfcfeaft
öerfammelt, bie ftd) plaubernb unb febergenb unter*

i

i

hielt,* benn auch einige ftteunbe be« ^attfe« batten
ftd) mit ihren gamilien eingefunben. Valb barauf
mürbe ber Äaffee feröirt unb bie grobltchfeit mürbe
adgemein. SBäbrenb bie Södjter be« Vanfier« mit
ben anbent jungen geuten gum Slrvangement eine«
atnüfanten ©piele« in ben Varf eilten, brannten
bie äRänner bie ©igarren an unb befprachen ge*
fcfeäftlfefee Slngekgenbeikn ober bie politifchen Sa*
ge«fragett. Slud) SGBerner mar al« ein »ielfeitig
gebilbeter geftnnung«tüchtiger SRann in bie Unter*
baltung gegogen morben, batte jebodj faum einige
3üge geraucht unb feine Slnftcfet gu entmlcfeln be*
gönnen, al« feine Slufmerffamfeit fdfeon bur^ bie
fchlanfe gierlidje ©cftalt ber Vanfier«tochter in Sin*
fprttcb genommen mürbe, bie mit gerötbeten SBan*
gen unb blihenben Slugen in ficfetlicfeer Slufregung
auf bie Veranba gefprungen fam, fo leicht, gragiö«
unb fcfeneU in ihren Vemegungen mie eine ©agede.

91ur einen Sugeitblicf ftanb fte öermirrt öoe
bem ötvftummenben |)errenperfonaI, ba« fte fogaljl*
reich tool)l nicht ermartet batte, unb mie in einer
Slnmanblnng öon ©d)ant fenfte ftdj Ifer lafbenbe«
Sluge in ficfetlicfeer Verlegenheit gur ©rbe. ©leife
barauf aber fcfeüttelie fte mit einer fomifdj tro^i*
gen ©eberbe ba« ^)anpt, marf bie üppigen ßotfeti
entfchlojfen gurücf unb rief mit bem öoden SluSbruif
jugenblicben Uebermutbe«:

„SRetneHerren! ich rauft 3bnen offen geftebe«.
 
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