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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 231-256 (1. Oktober - 30. Oktober 1871)
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JM 253.

Jlbiimumlltttprtr« 45 Ärcujcr in cpit-rlber«
burcj) bit poft 67 Ärrujcr oitrtfliä&rtf).

^rettag, 27. Dftofcer.

Hn3tiflC« 3 fr» bie ^erttjeife, ' ei Su'6funft6*
er Teilung 4 fr.

1871.

gür bie PRonate Plobcmbcr unb Des
jetnbcr »erben Seßeßungen auf baS §eibeE6erger
Journal für auswärts bet ben betreffenbcn ffloß»
anßatten, unb l)ier bet ber ©rpebition unb ben
Prägern entgegengenommen.

$rctS für tjtet mit Drägevlohn 38 fr.

„ burcb bie ffloß 38 fr.

Die ©ipeöition.

Selegrap^iföe SHadjridjtett.

©erlitt, 25. Dft. fReichStagSßbnng. 2Xuf bie
Interpellation öon ©c^ulgc unb ©ettoffen, betreff
t*nb bie 93ertf)cilung ber ben Plcferoißen unb ber
&tnbwet)r gugewicfenen Unterßü$ung, erftärt ©taatS»
mintfter Delbrücf: Dte gürforge für Plcferötßen
unb Sanbwebr fet eigentlich Sa4)e ber etnjelnen
SSunbeStegicrungen. Da j:ebo4) baS iSebürfniß ein
bringenbeS gewefen fei, waren bie bewilligten öier
PRtßionen öorfcbußweife unter bie P3unbcSregierun-
gen »ert^eüt worben. DaS PBdtere müfTe ben ein»
gelnen Regierungen überlaffen bleiben. Der Reichs»
regierung flehe fein Re4)t ju, über baS ©erfahren
ber eingelnen Regierungen Nachfrage gu halten.
3n ißreußen feien gwei ^Drittel öon ben ihm gu»
faUenben 2,495,000 Dip™. nach ©erbältniß ber
Referöißengahl unter bie etngelnett ©rooingett öer»
thcilt, baS ie^te Drittel wäre für befonbere Se»
bürfniffe referötrt. ©Düte ein weiteres ©ebürfniß,
Welches bei eingelnen ©unbeSßaateti immerbin wahr»
fcheinlich ifi, eintretcn, fo werbe bie ©efriebigung
beffelben ©a4)e biefer Regierungen fein. Stuf bie
Sntcrpeflation ©olcf’S erwibert StaatSmtnißer
®Obrüif: Der SunbcSratf) habe bem ©efebent»
tourf, betreffenb bie Aufhebung ber ©autfonöpßiht
Unb bie ©ntjtebnng ber SSefugniß gum tßreßße»
werbebetrteb, niept gngeftimmt. ©tu (Sefepentwurf
über baS ffkeßwefen fei ausgearbeitet unb werbe
bem ^Reichstage in ber grühfahrSfeffion oorgelegt
Werben. — Die ©efefce, betreffenb bie 3urücfjah-
lang ber Anleihe öom 21. jult 1870 unb bie
©ontrole beS ©tatS pro 1871, fowic baS ffSoßtar»
gefeh werben in britter Sefung genehmigt. ©S folgt
bie erße unb jmeite ©eratljung ber ©onöention mit
granfreich öom 12. Dftobcr. gütß ©iSmarcf er»
flärt: Die ©ubfOtution gewijfer ©cßimmungen
für bie territorialen ©ürgfhaften granfreicbS tag
tm 3ntereffe beiber pactirenben Shetlc. Die Dccu»
pation war für unS eine notbwenbtge Saß. ^ Die
öon ber franjoftphen Regierung angebotenen pnan»

gießen ©ürgfhaften, welche öon einem ©onfortlum
©anfferS in |)öbc öon 650 PRifltoncn übernom»
men werben )ollten, waren unannehmbar, ba bei
einem etwaigen Umfchwung in granfreich bie
biejfetttge Regierung feinen Regreß hätte nehmen
fötincn. Deßßalb würbe mit fatferlicher ©enelj5
mignng ein neuer PRobuS oereinbart, nämlich bie
geräumten Departements für neutral gu erflären.
2Bir glauben bamit jur ©onfolibätion ber ßaat»
liehen ©erhältniffe unferer Placpbarn wefentlid) bei»
getragen gu haben, inbem wir btefelbcn nicht mehr
i'chäbigen, als für unfere Sicherheit nothwenbig
erfcheint. 33er Rcß ber occupirten SanbeStbetlc
bietet eine ebenfo auSreicbenbe ©arantie für 3x/ü
als für 3 PRtßfarben." ©egügtid) ber ©eßtrammt»
gen wegen beS 3öUübergattgS in @lfaß»8othringen
bemerft ber ReicpSfangler, man hätte baran ge»
bacht, ben .ßößübergnng gang wegfallen gu laffen,
boch wäre fcpwer gu entfeheiben, ob bie politifdjen
S3ortheile einer folgen SRapregel ober bie ofono»
mifchen Pfachtheile berfelbett großer wären. 93egüg-
lieh ber territorialen S3cränberungen fagt fRebner,
baß bie franjoftfehe Piegierung nod) einige Drt»
Idjaften an ber Suremburger ©renje reclamirt
habe, waS inbeffen abgcfchlagen fei. 33ie pSfalt*
fepen Pöalbungen in ber ©emeinbe Plaon öerblie»
ben in unferem 33e|lf}. hierauf wirb bie S8or-
läge in gweiter unb britter (?) Sefung angenom»
men. PlachPc ©((jung greitag.

Sctlin, 26. Oft. 33ie Öcrliner ©auf im S3er-
ein mit mehreren ber bebeufenbßen Satifhäufer
3)eutfd)lanbS grünbete hier foeben unter ber girma
SBattf für Pihetnianb unb SGBeftphalen
mit bem @i(j itt Äölu ein neues großes Sanfunter»
nehmen, ©apctal 10 PRÜltonen Shaler öorläupg
5 PRillioiten ©mfffioit.

Üßiett, 24. Dft. Plus gut unterrichteten Ärei*
fen wirb gemetbet, ©raf |)ohenwart werbe feine
CDcmtffton geben, falls Oer ©utwurf beS 2lntwort-
refertpts auf bic Slbveffe beS böhmifepen SanbtagS
nicht öon Sßevtrauensmännern ber fiaatsre^tUchen
Dppoption gebilligt werbe.

— 25. Dft. 3öte bie erfährt, haben

bie beutfehen ©tfeuhahttöctwaltungen btcSorfchläge
bet öfierretchil^cn betreffs ber ©ntfehäbigung für
Hbnü^ujtg ber PBaggons währenb beS ÄricgcS mit
3 PRilltonen ©ulben acceptirt, welche je nach bem
©d)abcnöerhäUniß repartirt werben follen.

tßariS, 24. Dft. 33ie ©efahr einer ©etbfripS
fchetnt befeitigt ju fein. — PRehrere Siätter wen»
ben p^ in f^arfen SuSbrücfen gegen bie öon ber
„SEimeS" öer'offcntlichtcn Pleußerungen beS ÄatferS

Plapoleon. — SCBie aus ScauöaiS öon heute ge»
I melbet wirb, iP ber -^)crjog ö. Plumale gum p3rä»
; Pbenten beS ©eneralrathS tm 33cpartement Dife
gewählt.

SJcrfaiöcS, 25. Dft. 33ie „5lgeuce|)aöaS" be»
menttrt baS ©crücht, ShterS beabpd)tige nach ©om-
piegne gu gehen 5 berfelbe werbe SßerfaiüeS nidtt
öcrlaffett. — Die mefpen ißräftbenten ber ©eneral»
räthe pnb ber ijlolitif ber teigigen Plegierung gute»
ftig. 58ou 87 pnb etwa 15, bie ber tabifalcn $«r-
tet angeboren, gewählt.

Senbon, 25. Dft. Die PRorgenblätter öerof»
fentlidjen ein @d)rtftpücf, welches bem ©fruchte
über ben Plbfchluß einer PlKtang gwifchcn mehreren
conferoatioen Dherhauptmitgliebern unb ben 2lr-
beiterffthrern »iberfpricht; eS waren früher aller»
btngS Sßerhanblutigen etngeleitet, biefeiben feien Je»
bad) fpäter abgebrochen unb nicht wieber aufge»
nommen worben. — Die „PRomingffSoP" begeich-
net baS ®erüd)t, wonad) ber Stranfheit ber Üöni»
gin halber eine IRegentfchaft eingefc^t werben fo Cf,
für burchauS unbegrünbet.

IRom, 25. Dft. Die „Dpinione" melbet, baß
ber ghtangminifier, bie Plaiionalbanf unb bie Sanf
öon Pleapel eine Sonoention untergei^net haben,
bur* welche bie genannten SnPitute mit bem
©taatSfdwfge betraut werben.

SRabrib, 24. Dft. Sei ber heute in brtt ©or-
teS fortgefehten DtScuffion über bie 3nternationale
betonte ber SRinfßer beS 3uncrn neuerbingS, baß
bie Piegierung bie genannte ©efeUfdgaft als außer
bem ©efetge fiehenb betrachte.

SRcWhotf, 24. Dft. Plachbem bie UnionSgefche
gegen bie fßolhgamie in Utah iit SötrffamfeÜ ge»
fefgt worben pnb, würben bafelbp gahlrci^e S8er-
haftnngen öorgenommen.

Deutfeh luub.

‘^^^eibelberg, 25. Dft. ©S ip in ber Sßreffe
bie grage aufgeworfen worben, warum in bem fflro»
gramm beS PRünchener Plltfatholifen=SongreffeS ber
änfd)luß au bie fd)iSmatifd)e ßirche öon Ut.»
reiht mit ihren nur etwa 5000 ©celen eine fo
hefonbere P3erücfftchtigung fanb. Plachbem btefe
grage anberwärtS unrichtig beantwortet worben,
gebenfeit wir Pe hier fo gu erörtern, baß ßd) bet
ßefer ohne 3meifel öon ber Plichtigfett felbft über»
geugett wirb. ©S iß, furg gefagt, ßauptfächlid) bie
SifdgofSnoth, in ber ftch bie beutfehen Plltfa»
tbolifen beftnben, waS ihnen ben Sltifdgluß au
Utredjt nicht btoS wünfchenSwertl), fonbern gur 9loth-
wenbigfeit ma^t. Pla^bem nämlid) baS PRündicner

Jie lande des Jlttta.

(gortfefeung.)

@ie brach in Dh^änen aus, fprang aber foglefcb
auf, als wolle pc ftch öon biefer Ptübrung nicht
begwingeu laffen, fuhr ftd) mit einer Spanb über
bie Plugen unb legte pd) bic anbere mit Ictbenfchaft»
lieber Plnmuth gegen bic SPruft. ,@S ip nun ein»
mal gefcheben", rief pc aus; „boch nun ip eS
borbet! — 2Bir PRäbchen pnb guttjergiger, als wir
felber wiffen! @r hatte wiebu meine ^>anb genom»
men, ich gog pe nicht weg, ich hörte PWeS gebulbig
an, was er mtr fagte. SCBic’cS ihn nun fdgen fo
lange getrieben habe, biefeS ©rab gu fehenj unb
Wie er geglaubt habe, baß ich auch gcßotben fet,
Unb wie er pdg anflagcn muffe, baß er pd) nicht
fd)on längp uw bie 9Bahrl)eit bemüht habe. Unb
fcaß er ein weltmüber, melandjolifcher PRenfd) fei,
b»n ber Sühne fort, unb ber PRenfdgcn fatt, —
nur baß ihm Jefgl wieber eine ©onne aufgehe, ba
tr fein Ätnb ffnbe, ba er noch einmal lieben unb
8Eliebt werben föntte. SSon feiner (Stimme flang
bas 2illcS fo gut! — 3<b latte jebeS PBort Der»
8cffen, baS ich ißw fagen wollte. 3Bir famen an
^ufer |)auS, er Utß einen PBagcn öor bie Dhur
l«hren, meine bepen Sachen fßnEtmuerfcn, id) flieg
cm wie im 2;rflUm. ©r fagte ber PRuhmc, ben
Jausieuten/ baß ich einen 23atev gefunben hätte,

unb führe nun mit ihm in bie SÖelt hinaus, unb
PUleS fei gut. Unb ich hörte DaS an unb glaubte
eS fd)on nicht mcl)r. Plber cS lag über mir wie
eine PBolfe — ach, mcin|)err! SBer weiß in jebem
Plugcnblid gu fagen unb gu tßun, waS er eigent»
lieh foPtc, wennS in U)m felbft noch fo burapf iß!"
— @ic trat au ben HRauerranb öor unb geigte
tnS Dhfll hinaus: „Dort, bort fuhren wir her, wir
3wei im PBagcn, üt ben Plbcnb hinein. Unb ich
hatte eine Saft wie taufenb ©entner auf ber Stuß,
unb PlücS, waS id) öergeffen hatte, lag mir auf
betätige! @r ip alle bic3al)re nicht me n SSater
gewefen — tch will feilte Dodßer ntd)t fein! PBaS
heißt baS: ein Stinb haben? Daran ©chulb fein,
baß eS geboren iß? — 3GBenn manS nid)t geliebt,
nicht gepflegt, nid)t befchüht unb behütet unb er»
gogen hat, ißS bann nod) feines SßaterS Ätnb ? —
Plein, bei PXHcm, was auf ber 2Belt ^eiltg ip,
bagu bin id) gu gut! Unb nun iß baS 8e^te ger*
riffen, waS mich au ihn binbet — unb muß cS
ein 93ater fein, fo giebtS Ja noch einen Pinbern,
ben ich liebe, an ben ich glaube, gu bem id) mich
retten fann!"

(Sie hatte mit wadgfenber ©tregung gefprochen
fdien nun erft wieber gu empßitben, baß pe nicht
allein war, unb fat) bem gremben auf einmal glü»
henbroth inS ®eftd)f. ©S üherlam pe offenbar
baS ©efütjl, wie tief fte ihn in i|r 3nncreS hatte

blicEen laffen. 3n feinen Plagen fud)te fte gu lefeu,
Wie er öon il)r benfe. , Ptd)!* fagte pe utifchulbig,
„wie Sie ftp) wobl im Stillen an meiner Dffen»
heit, an meiner JRebfeligfcft ärgern! @S laut fo
über mich — PlUeS brängt ftch herauS- 34) weiß
bie PBortc nicht gu wählen, mein fjert! 34) habe
nicht bie ©rgiehung gehabt, bie man ftch wohl

wünjeht. Unb bann, wenn man erregt ip-“

@ie brach ab, um ben gremben nipp länger auf»
guhalten, fehle ftch ben £ut gurecht, fuhr ftch über
baS f)aar, baS pe tu Unorbnung gebrad)t hatte,
unb fehlen nun gehen gu wollen.

„28te lönnett Sie nur fo rebett, lieheS gräu»
lein!" erwieberte gelSed gerührt, inbem er ihr in
ben 2Beg trat. „PBollen @le bamit nur fagen,
baß ich ih«S 33crtrauenS nicht Werth hin?"

Sie fah ihn an unb fd)ütteite lebhaft ben Hopf,
©eine febönen Plugen rul)ten mit einer Pßärntc auf
ihr, bie fte ft4)tli4) öerwirrte. 8attgfam fchlug pe
ihren Slicf nieber unb warb wieber roth. 3br
Plthem png an, lebhafter gu gehen, ©r nahm ben
©tttbruef wahr, ben er auf fte machte unb mehr
unb mehr öon ihrer Plnmuth erregt, trat er näher
unb fragte: „PBohin wollen Sie nun? (Sie Pnb in
ber PBelt aßein, gräulein 3oßanna. Sie bttrfen
ni4)t ohne ©chu^ fetn. Plun, fo wahr i4) lebe,
ber ©ebufc tß ba: i^ oedaffe Sie nidjt! ©agen
Sie mir: waS woflen ©ie nun beginnen?"
 
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