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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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^Alferger 3mmtal

M 219.

JUoimtmtlttiptti» 45 iEtrajev in £eibtl&era
bntd) bie 'jo(i 57 Äteujcc »ierteljöljrig.

@omttag, 17. ^eptemftev.

3 Ir* bte ^etitjeite, Xufffunftfl*
erttjeilitnß i fr.

1871.

Deleöraftfjiftße Sladjctcßten.

SSicit, 14. .©ept. Sämmiticbe Sanbtage ftttb
beute eröffnet worben. Uebcraß, ausgenommen itt
Semberg, Drfeft unb Snndbrud, würben SRegie*
rungdoorlagen etngebraeßt, betr. abäitberung ber
Sanbedorbnuttg unb bed anbangd 511t Sanbedorb*
itung, fowie betreffs ber neuen ©Sablorbnung. 3m
oberoftemießifeben Sanbtage »erließen 16 ©erfaf«
fungdtreue ben ©aal, fm ntäbrifcben ift gletcbfaßd
bie ßinfe abwefenb, ber Sanbtag oon Hraiit tft in
golge ber Slbwefenfyeit oon 12 oppoftiioneßen 3Rit«
gtiebern beftblußunfäbtg. Sm bobmifeben Sanbtage
würbe ein foniglicßed IRefcript oerlefett unb mit
Subei aufgenommen. Die bemfelbett oorgelegte
©Sablorbnung unb bad ©atfonalitätengcieß würben
auf bie nücbfte Dagedorbnung geftelli.

— 15. ©ept. aud oerläßlidjer Duelle Oerlatt*
bet, baß ©rsberjog Subwig ©tetor (jungfter ©ru-
ber bed Haiferd) ftd) mit einer Softer beb @rfo-
ntg» oon H«nnooec oerlobt habe.

HJrag, 14. ©ept. ©in ilt t>a- heutigen (erfien)
Sißung beb bobmifeben Sanbtaged jur ©evlefung
gefommened fönfgltcbed ©efertpt fnüpft an bad
©atent 00m 30. Sult 1870 an, brüeft ben ©Sttufch
aud, baß bie Scjiebuugen bed Hcmfgrefchd ©obmen
gum ©efammtvefdje geregelt werben mosten unb
erflärt bie Stnerlennung ber ©echte bed Höntgreicbd
Sobmen fowie bie ©ereitwißigfeft bed Königs, biefe
anerfennung mit bem Hronungdeibe ju erneuern.
S)a« ©efeript forbert fobann ben Sanbtag jur ©e«
tatbung über bie ftaatdredftlicßen ©erß&ltnfffe bed
Honfgdreicbd Söhnten ohne ©evlefung ber Siebte
ber übrigen Königreiche unb Sauber auf unb er«
wähnt fdüicßUcß ber ©egieruugdoorlage über bie
neue Satibtagdwaßlorbnung unb bed ©ationalitä*
tengefebed.

©arid, 15. ©ept. SEbierö ift beute nach ©arid
gefommen Die ©atfonaloerfammlung wirb morgen
bie ©orlnge, betreffenb bad Slrrangemcnt mit ber
beutfeben ©egferung, beratben. Die annaßme wirb
nicht bezweifelt.

SßerfaißeS, 14. ©ept. ©attonaloerfammlung.
«Der ©itntfter bed auswärtigen jeigt an, baß bie
ffierbanblung bezüglich ber Regelung ber elfäffifch*
lotbringifdfen Sotlfrage fortbauerten, unb erflärt:
£ro$ unfered ©Sunfcßed, bie eblen ©eoölferungen
»on (§tfaß*Sothringen ju begünftigen, haben wir
nicht gerechte ©efeßwerbett uttferer nationalen Sn«
buftrte beroorrufen wollen; er unterbreite alfo ber
©erfammlung bie folgenberntaßen abgefaßten®runb-
lagen einer SonOentfon: Der ©räftbent ber ©epu«

: blif ift ermächtigt, mit bem Kaifer oon Deutfeh«
1 lattb einen ©ertrag abjufdftteßen, welcher befagt:
I 1) Dfe ©robufte unb SRanufafturen oon @lfaß-
Sotbvingen werben in granfreid) zollfrei jugdaf*
| jen bid jum 31. Dezember b. 3-, zahlen ein ©fer«
■ tel bed ganzen ßoRed 00m 1. Snnttar bid 1. 3uli
| 1872 unb bie pälfte bid ©nbe 1872. @d finbet
: ©Sedßelfeitigfett für bie franz’oftfdicn ©robufte unb
dJlanufafttircn ftati. 2) 3n golge biefed ©ertraged
werben bie Departements atdne, 2lube, ©ote b’or
; unb 3ura unoerzüglid) geräumt unb wirb bie 3if-
I fer ber beutfeben ©efabungdtruppen auf 50,000
berabgefeßt. Der ©ftnifter feßt hinzu, baß bie SRe-
gierung einen großen ©ertrauendbeweid oerlange,
tnbem fte bie Hammer erfuebe, noch oor ißver ©er?
iagung über biefe Slngelegen^eit zu befcbließett, unb
legt bte ©ort^etle einer foleben ©onoention bar.
Die Hammer erflärt hierauf bie Dringlfdjfeit unb
ftellt bie Didfufttott auf bie morgige Dagedorb*
nung.

@todbßlui, 15. ©ept. Die erfte Hammer wählte
in ben audfebuß für bie ©orlage betreffenb bie
Sanbedoertbeibigung ÜRitglieber, welche wahr*
fcbeinlid) für bie ©egierungdoorlage audfprecbeit
werben. Die jvoeite Hammer wählte mit 108 ge-
gen 69 Stimmen ®cgner ber ©egterungdoorlage.

Honftantinopel, 15. ©ept. Dfe „Durquie"
tpeilt ben wefentlidjen 3nbrt0 eined ©eprefbend
mit, welcbed ber ©abfnetdfecretär bed ©ultand im
auftrage beffelben an ben ®roßoejier gerichtet habe.
Demnach ift ed bed ©ultand SöiHe, baß bie ©er*
tl)eibigung ber ©echte aller bie pauptgrunblage
ber ©eform hübe, womit ber ®ro§oejter betraut
fei. Dad Suirrejfe bed Sanbed erheif^e, ben ®e^
bräueben unb ©emobnljeften bed ßanbed nicht ganz*
lieh praftifebe 3nfiitutionen zu opfern. Dad ©rin*
Zip, welcbed ben ©roßoezier in biefer aufgabe lei*
ten muffe, beftebe barin, eine genaue Slndübung
ber Sufttj ju oerbürgen, allen fcad ©efübl bed
Sertrauend unb ber Sicherheit einjufloßen, bie
audübung ber Suf^Z würbigen, reebtf^affenen,
fähigen ©iünnern anjuoertrauen.

Sic internationale in Slmerifa.

Die Holn. 3tg. enthalt folgenbed Schreiben and
9teWa©orf: „2Sährenb jenfettd bed Dceand
nicht allein bie ©liefe ber ailtagdpolitifer, fonbern
auch bie ber ©taatdmänner mehr benn je auf bad
Dreiben ber „Sntevnationale* gerichtet ßnb, f^enft
man berfelben hier fafl gar feine ©eachtung, unb
boch bat ße beveitd auch bei und ihre äBurzeln un-
ter ber arbetterbeoolferung gejchlagen. greilichift

aüed noch tm (gntfie^eu begriffen unb zur ©lüthe*
treibung ift bie Sntemationale noch ntdft gelangt,
| aber — wie gefagt — feftgefeßt hat fte ftch- liier,
| wo bad ©owbt)wefen itt ooUfter ©lüthe fleht, nimmt
: matt baber auf bie ihm oerwattbte ©rf^etnung ber
j Sniernationale weniger ad)t, ald fte ed oerbient.

©lan oerfebanzt ftcb babei hinter ben wenig ftich*

; haltigen ©ruttb: bei einer republifanifchen ©er«
’ faffung, Wie wir fte haben, liegt für bad ©faatd«
wefett gar feine ©efapr in ber Sntcrnaltonale unb
< fte wirb beßbalb in ben ©ereinigten ©taaien in ftd)
j felbft zerfallen. Dad ift ganz i^5lt pefagt, aber
i fdtle^t berechnet, ©erabe ber corrumpirte ©oben
| ©ew=©orfd, auf bem eine ftäbtifche ©äuberbanbe,
* wfe ed ber Dammanb = ©ing ift, in ©lüthe unb
! grüßte fließen fonnte, ift bad rechte gelb für bie
internationale, bie ftd) unter gührung polittfdier
! 3efuiten ber befferen ©tänbe, and ber pefe bed
| arbeiferftanbed z« recrutireti pflegt. Durch bie
\ abfd)eutid)en ©ctfptele oon fanctionirtem Diebftahl,
i wie fte unfere ftäbtifche ©erwaitung feit 3abr£n
i bem ©uhlifnm barbtetet, beförbert, muß ftch —

I fatld nicht halb eine ©abicalcur eintritt — bad
j internationale Unfraut auf unferem ©oben rafcb
' unb üppig entmicfeln.

3hr ©orrefponbent ift in ben ©tanb gefegt,
Sbncn über bie ©erbreitung ber Sniernationale in
ben ©ereinigten Staaten, in fo weit fte bid jeßt
organifatorifch gebieben iß, autbentifebe ©iittbei-
j lungen, welche btdber ben 3Btg tn bie ©reffe noch
| nicht gefunben ^abert, zu machen.

©eit Hurzem erft h^t ß<h bl£ Snternattonale
j bet und eingebürgert unb befleiß feßt in zehn Stb*
i theilungen; bfefelben btlben einen innigen ©etbanb,
i ber feine befonberett ÜBeifnngen oon Sonbon and
j empfängt. 3ln febem erften nnb brüten Sonntag

( eined ©lonatd ftnbett in einem mit fthauberbaft ge*
malten ©mblemen, unter benen ©eooloer unb Dold)
bie Hauptrolle fpielen, oerjierten fleinett ©aale
; einer obfeuven Hitefpe bed zehnten ©tabtoiertcld
j ©ißungen ber in ©ew = ©orf anfäjfigen ©ectionen
1 ber Sniernationale Statt, z« toelihen auch theü-
ä Weife Delegirte oon ben audwärtigen ©ectionen ftch
| einftnben. Die Debatten ftnb ber leibenfehaftiiehften

|©atur unb breben ftch um hen Umftnrz aller he*
ftehenben ©erhältttijfe, welcher art fte auch fein
i mögen — focial ober politifth. Daß natürlich
ber ©ultud bed ©ommuntdmud in feiner craffeften
gorm an ber ©piße aller ©runbfäße unferer Sn*
ternationale fteßt, hebarf gewiß faurn ber ©rwäß*
nung. ©eu bagegen bürfte bie Dßatfache fein, baß
ber zweite abfehnitt ber ©tatuten bad ©rincip ber

ger cJfÖrflera-luljuttlit.

(gortfefeung.)

— „Unb ein ©eifaß mit rotbec Dittte neben
bem ÜRotto! Saß’ malfeben!" fagte bie ©ttftdbame
unb mufterte bie fleine feine Schrift mit ber Sorg«
nette. „Starb am 20. September 184— bur<b
eigene Hanb; war ein wilber forfeßer ©tubent unb
warb hernach ein ftrenger ©eaetfonär unb ahfolu*
tift; fo oicl Unatigenehmed . . ."

,,©un, Daniißen, Du brießft ah?"

„®d paßt nicht für Dich, mein Htnb!"

„aber ich habe ein SRecßt, aHed zu erfahren,
liehe Dante! Dad Stammbuch ift mein, unb ich
will wißen, wad ©apa oon biefem SRamtc nieber-
gefdjrieben ßat!" Dfe Stiftdbame leiftete nur ge«
ringen SSiberflanb unb eine bunfle ©iutß ftog über
©eHa’d ©Sangen, ald fte lad: „©oft oiet Unange*
«eßmed mit feiner grau, einer leichtfertigen ©erfon
erlebt unb ftch bem ©P*el ergeben unb ein bebau*
ehirted Scben geführt ba&en, bid ihn ber ©erbaeßt
etned gemeinen ©ergeßend zwang, £anb a„
felber zu legen, armer Duidberg! talis finis,
qualis vita. Ecce homines! — ©erfteßft Du
bied, Dantcßen?"

Die Stiftdbame oerneinte. ©eüa aber ftarrte
mit großen äugen bad aufgefcßlagene ©tammbuch
an unb warb feßr nachbenflicß. „Dad flingt fa

ganz anberd, ald wir erwarteten, murmelte fte,
unb ttaeß einiger 3eÜ rannen ißr bie ßeßen Dßrä«
nen oon ben ©Sangen unb fte brach in ein leifed
Schluchzen and.

„Wein liched Hfnb, wad ift Dir?" ftüfterte
gräulein o. attgerftein ßerzutretenb unb umfing bte
©Seinettbe zärtlfcß.

— „Du fragfi noch, liehe Dante? Sft ed nicht
feßon ßart genug, ©Saife unb feßußtod zu fein?
SRuß man auch noch unt bed zufälligen ©efißed wil*
len ©egenftanb einer Spefulation foerben! . .

„aber liehed Hitib, ich bin fürwahr überzeugt,
Du gel)ft hierin zu Wett!" wanbte bie ©tiftdbame
begütigenb ein. „fRocß ift ja ©icßtd geffbeben, ald
eine anbeutung. atlerbingd ,tnan merft bie abfteßt
unb matt wfrb oerftimmt!4 aßein wer fann Difß
Zwingen? ©och ift jener Herr 0. Duidberg nicht
ßier, unb felbft wenn er ed wäre, läge ed in Dei«
ner SRacßt, ißm begreiflich z« machen, baß er nicht
©nabe oor Deinen äugen gefunben hat, ober mit
ber Hraft ber Schwachen, ber Sift, ißn barob im
Ungewiffen zu laßen, bid Du bad jwanzigfte Saßr
öoflenbet unb Deine ©ofljäbrigfeit nach i>em De«
ftamente erreicht ßaft?"

— „©ein, liehe Dante! icß üeraeßte Sift unb
Heucßclef," erwieberte ©eßa mit aufrichtiger ©ttt«
rüftung; „icß werbe niemald meine Sußucßt zu
foleben ©iitteln nehmen. 3<b ^«^e feiner 3eit

Herrn gelir 0. Hirf*ßfelbt offen erflärt, baß icß
ibtt nicht ßeiratben fattn, weil er mir feftte ©ei«
guitg cittßoßc unb baß icß feinem moralifcßen Drucfe
nachgehe, unb icß Werbe badfelhe auch gegen Herrn
0. Duidberg tßun!"

„Hm fo beßev! S^ fuge ja: wer fann Sicß
jwfngen, Siebe? Snbeßen läßt ßcß ja noeß nießtd
©eftimmted fagen, liebed Hfnb," fußr fte einlen*
fenb fort, entweber aud inftfi]ftmäßfger gureßt oor
Herrn ü. Hirfcßfelbt ober vielleicht auch um ©eßa
burd) einen fleinett ©Siberfprmß in ißrem ©orbaben
ZU beftärfen. „Hnfer abfeßeu gilt bnwftg ncebr ber
©et'foit ald ber ©aeße. Der Ha“Pfntann 0. Hfrfcß*
felbt war zu häßlich. ®u fnnnft über ben febmuefen
Hufarenlieutenant nießt aburtßetlen, heoor Du ißn
gefeßett ßaft. Du wirft nießt ungereeßt fein woßen,
liebed Hfnb? ©ießefdjt ift er nicht einmal in bie
ahftcßten Deined ©ormunbd eingeweißtl"

— „Siebe Dante, Du glaubft felbft nicht an
biefe ÜRoglichfeit!" erwieberte ©eßa lebhaft.

„Senun, neßmen wir biefe Unwahrfcbeinlicßfeft
ald ©ioglicßfeit an, meine tßeure ©eßa, unb ßan«
beln barnaeß!" fagte gräulein 0. attgerftein unb
faßte ße zärtlich unter bem Hfnn. „SRein ftuged
Hinb wirb jebenfaßd fo ofel Daft haben, weber
ben Segationdratß bureb ein tro^iged feßroffed ©e-
neßmen zu erbittern ober zu fränfen, noch ben Herrn
0. Duidberg ^ungeßort auf einen einfachen ©etbaeßt
 
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