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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 257-282 (1. November - 30. November 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#1085

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JltaBnnnintnirci» 45 Smijtr in fceittlbe«
6unf) Cif Soft 57 ßttujft oierteliä^ttfl.

©ienjtag, 14. ^oöetnkv.

3 fr* toie ^Jetitseile, ftuöfunftt?-
ertfyeilimg 4 fr.

187j.


Seleßrahhift&e 9lad) richte«.

tBerlin, 11. 9?oo. 91ei*«t«g. Sluf bfc 3«ter-
Dilation 5Ri*ter’« um ©daß eineö @efe^e6, bie
Regelung be« 2tpotl)efergerocrbe« unb ber gewerb-
lieben ,£)üi«faßen betreßenb, gab Sfaat«minißer
Selbrücf eine ©rflärung ab, in wet*er er f)eroor-
hob, baß etne einheitliche ©efefjgebung wegen ber
S3erfcf)iebenbeit ber gewerblichen ©oiicefftonen in
ben einjdnen Staaten feßr f*wierfg fei, bo* werbe
ba« 33ebürfnf§ berfelbtn anerfannt unb füllen balb-
mögli*ß berücfft*tigt werben, ©in ©efej;, betreffenb
bie gewerblt*en ^jülföfaffert, fef in ber 93orbcrei-
tung begriffen. — ©« folgt bie erfle Seratbung
über ben Sflei*«münjgefcj5entwuvf. Staatömintßer
Selbrücf leitet bie Serljanblunq mit einem lßßöft'
f*en SRücfbltcf über bie Müujangelegenhett ein.
Serfelbe gebenft ber Münjconoentionen oon 1837
unb 1857, erwähnt, baß im 3abre 1867 ber Uebcr-
gang ju bem granfcnfpßem angeregt worben fei,
bie betreffenben SSerijanblungen ftcf> febo* jerf*la-
gen hätten, ba bic Ma*t ber Serhältniße ßärfer
gewefen fei al« bie ibeale Settbenj ber internatfo*
ttalen Münjcinbelt. SDie im oorigen Sa^re bcab-
fi^tigte ©nquete bef)uf« ©infübrung einer nationa-
len ©olbmüuge fei bureb bie befannten Scrbättniße
unmöglich geworben, Matt habe injwtfchen bie
tteberjeugung gewonnen, baß biegrage ber Münj-
einbeit im 3tnf*luße an eine« ber beßeßenben Si)-
ßeme nicht ju lofen fei, beßhalb empfehle ber ®e-
fefcentwurf ein felbßßänbige« nationale« Münjfpßem.

— Samberger erflärt ft* im aiOgemeinen mit
bem ©efeßcntwiirf einoerßattben unb fünbigt ein
Ämenbcment an, welche« oom Sage ber ©efe^publi*
tation an bie lu«prägung ber Silbermünjeti oer*
bietet. Mittißer ©ampbaufen erwiebert auf bie
SBemctfungen Samberger’«, baß oor einigen Mo*
naten bfc üJtetafle im greife junicfgrgatigeti feten,
Wa« bie fRegferung oeranlaßte, bie SltWprägung
Don ©olbmüttjen ju bef*Ieunigen; leitbem habe
ft* ber äßeltmarft, inSbefonbere ©ttglanb«, beruhigt
unb ein richtige« Scrbattntß jwtjdien @olb unb
©Uber fei wieber hergeßellt unb nicht weiter alte«
rirt worben, ba bie jReid)«n.gterung im Seftfcc einer
großen Menge ©olbbarren war unb bie beutfehen
Santen oorgeforgt hatten. S*wlcr(gfeiteit bei
^ürfjnhlung ber in englifeber Valuta creirten Schng»
«nweifungen würben nicht erwaebfen, ba 3,600,000
5ßfb. Sterl. billig jurüefgefauft würben, bie jur Ser-
Utinberung ber Saßen be« 5Rei*e« oerwenbet werben
tollen, ©in Ueberßuß Pon ©olbmünjen feji nicht
jn beforgen, wenn bie Santen mit ben nötigen

Mitteln jum Umtauj* oerfehen feien. Sie @in-
jfeljung ber Silbcrmünjen fei Sache ber etnjelnen
Staaten unb ein Serbot gegen bic SBeiterprägung
oon Sübermttnjen unnötlßg. 9lu* wolle Srcußeu
noch Siegeöthaler prägen laßen. Schließlich erflärt
Minißer ©ampöaufeit, er jfet)e bie Marf bem ®ttl-
bin oor. ©raf Mtmßcr erflärt ß* gegen bie
Seßimmung be« ©efehentwurf«, baß bie 'Jietd)S-
münjesi ba« Silb be« 8anbe«fürften tragen füllen.
Ser baperifd)e ginanj-Mintßer o. fßfte^fthner oer*
theibtgt biefe ©efe&eobeßirotmtng, inbem er fagt,
baß Me Srägung mit bem Silb be« Sattbeofürßen
al« 31u«ßuß be« Münjregdl« betrachtet werbe, auf
welche« bie Sanbeöfürßen nicht oerjißßct hätten.
Um 5 Uhr würbe bie Sitzung unb bie SDi«cuffion
über ben oorliegenben ©eßhentwurf auf ülcontag
oertagt.

Sßünthcu, 11. 9t?oo. $cr ^ron=Dbcrft*^)ofmeis
ßer Sfarimilian gürß ü. Sburn unb Sari« iß
geßern SJilttag« in 3lcgen«burg geßorben.

Jiubün, 10. 5ßoo. S)a« ©efchwornengericht hat
ben ber ©rmorbung be« Solijetinfpeftor« Salbot
angeflagten D’Äeüp fretgefprochen. |)ter fo wie in
©orf fanben unbebtutenbe Solfebemonßrationen ju
©unßen O’iteUiy« ßatt, 51t einer fRuheßörung iß
e« jeboch nicht getommen.

§agcn, 10 3loo. 3)ie hieftge |>anbel«fammer
hat folgenbe« Seiegramm an ben Sßeich«fanjler
gürßen Si«marU gerichtet: „Serfammd.'e |)an-
bcl«fammer be|ß)äftigte ft* heute mit ben coloffa*
len Stocfungen, bie auf bieffeitigeu ©ifenbahnen
bahnen beßehen, unfere Snbußric bereit« tbeilmeife
jum Sttllßanb brachten, bie 8eben«mittel ocr-
theuern, bie Slrbciter außer Serbicnß ft^en, unb
befchloß, ©w. SDurcblaucßt Slufmertfamfeit auf biefe
ba« ©emcinwohl fhäbigenben Slißßänbe hinjulen»
fen, Slbhülfc ju erbitten, ba äße anberweitigen
SScmfibungm unb öffentli*en Sef*wevbcn erfotg -
lo« blieben.

Söicn, 11. fßoo. 35er Äatfer ma*te heute bem
©rafett Seuß einen hulbßünbigen Sefuch- — SDcr
©emeinberuth oon ScpUfjoerUel) bem ©rafen Seuß
ba« ©hmtbürgerrecht; bie Untoerßtät entfanbte
eine 3lbf*icb«=S)eputation an ben ©rafen.

— 2)fe „Sage«preffe" enthält eine 3)arßellung
über bie Sorgänge, welche jur ©ntbebung be« ©ra»
fett Seuft Oon feinem S^ßen geführt hätten, unb
hejeißjnet biefe ©ntlfebung al« auf SBunf^ be«
beutf*en Saifer« erfolgt, welchem gürß S(«marcf
ben ©rafett Seuß al« etnjfge« ^)tnberniß eine« itt-
nigen Serhältnfße« jwifhen 35cutfhlanb unb Dc-
ßerrcich bejeidjnete. 3« wohlunterri*teten Greifen

hält man bie gattje 3)arßcHung al« eine abft*tlich
unwahre, unb bie Sefjauptung, baß ber beutßhe
Äaifcr ober gürß Stemarcf trgenbwie 3Bßnf*e für
bie ©ntlaffung be« fRei^öfanjler« auegefprcchtn
hätte, für abfolut erfunben.

— 2lnläßti* oerßhiebener Serftotten, nach wel«
*en bie ©rnennung be« ©rafen 2lnbraßp"jum 33?i-
nißer be« 3leußern in fßeteroburg einen uttgüttßi-
gen ©inbruef gemacht habe, fotl ©raf Slttbraßp
ftd) gegenüber ben hießgeu 35iplomaten melftfa^
batjtn geäußert hüben, er werbe bemüht fein, nicht
minber gute Sejiehnngcn ju SRußlanb ju untcrhal-
ten, wie ©raf . Seuß.

— ,35ie ©cmctnberätße ber Stabte ©raj unb
Saibach hoben bem ©rafen Seuß ba« ©hretibür*
gerredjt oerltehett. — Seim ©mpfange be« Sot=>
ftanbe« be« 3ournalißtnoerein« „Soncorbia", wel«
eher ßh 00m ©rafen Seuß oevabßhicbetc, äußerte
berfelbc, bic erfreuliche Sßatfa*e, baß fein fffaö)*
folger bit bi«her oon ißm felbß befolgte lf3oliti£
einjuf*lagen gefonnen fei, ermögliche e« ißm, au^
fernerhin im Staat«bfenße ju oerbleiben. — 2Bte
ba« Sageblatt erfährt, foÜ ber bi«ber(ge SDirectot
ber fatferlihen ©abinet«fanjlei, StaatbTath üon
Sraun, für ben Sotfcßafterpoßen in Sonßantttto-
pel beßimmt fetn.

^eß, 11. ßfoo. „Scßt Sßaplo" melbet: „3n
bem geßern abgehaltenen Siinißerrathe machte
©raf Slnbrafft) bie Wittheilung, baß er ba« Wini-
ßerium be« Sleußern übernommen höbe. Sie ST(a*ä
folgerfrage erörternb, fpra*en ß* fämmtlt*c Wt-
nißer na* eigener Slnßcbt wie nach ber berrf*enbcn
Sartcißimmmig für bie Winißerpräftbentfhaft 80s
npap’« au«, ©raf 3lnbraffp ertlärte, et habe ftih
in gleichem Sinne gegenüber bem ßaifer geäußert
unb feine Slnficht bie ooße Siflignng be« Äaifcrß
gefunben. SHefe 00m Wtnifterratbe abgegebene
©rflärung würbe fofort 8otU)ap telegraphif* m(t-
gctbdlt. 3)erfe(be fofl heute hier eintreffen."

Sern, 11. ßioo. ®er flfationairath hat bic 2ln-
träge ber ©ommtffion, bie Sentralifation be« fßjweis
jerifeben WUitärwefen« betreffenb, mit großer Wa*
forität angenommen

fpari«, 11. 9foo. 3)ie beute ßattgel)ohtc ©e-
neraloerfammlung b<« ©rebit mobiiier h®t bie
Slußöfuttg ber gegenwärtigen ®efeßfcb«ft unb bfc
©rrichtung einer neuen mit einem Sapital oon 80
Wifltonen befdjloffen, an welcher ftd) ber ©vebit
■Mobiiier mit 48 Miß. betheüigen würbe. 35ic Slctto»
näre foßen 2 neue gegen 5 alte Slctien erhalten.
„Meffager be Sari«" theiit mit, baß ber Serwal*
tung«rath berSanf oon granfreich heui£ ctntSifcunf}

§U

„ 3ohanna!"
her Unruhe oon

Baitdü des Jluts.

(gortfefeung.)

fagte er, ba ße fiep nun in jittern®
thm lo«ma*te, unb bie 3lugen
auf ihn geheftet, bann au ben SOBätiben entlang
ßarrenb, au« feiner 91ähe jurüdtrat, „3ohanna!
58a« haß 2>u; — fehe3)id) unb ruhe 3M<b ou«."

w3Bo ßnb wir?" fragte fie oerßört. B35a« iß
leine Verberge; — wo ßnb wir? SBarum fü^rß
S)u mich her?"

„gaffe Sich, fojfe ©ich," erwfeberte er, ohne
ße anjufehen. „3« einigen Stunben, benf ih
fahren wir weiter."

„S5o ftnb wir, wo ßnb wir?" wicbcdjolte ße.

Sic trat an ba« genßer; bod) nun eilte er
^hr na* unb faßte ihre $anb. „3ohanna!" rief
leibenf*aftli* ou«, unb fanf oor ihr auf ben
^eppid) nicber. „S)u biß meine Sraut! biß inein!
3* wiß, i* fann 3)i* ni*t täuf*en; jte mi*
luhig an; — heut Morgen hab i* 3)i* getäuf*t.
3)t* JU retten — Seine Scheu ju befiegen.
ßerbe, 3ohanna, wenn Su mir nicht oerjeihß!
3* fann 3M* nicht ju meiner Mutter brtngen,
iß unbettfbar, unmögli*. ©in Sorwanb war«,
’J’U Si* ju befreien — filier lieg i* unb ßerbe,
mit Seine Siebe nicht »erjeihen fann!"

„O, mein ©ott!" ßammeitc ße unb lehnte

ßd) mit gcfdjioßenen Singen an ben Sif*, um ßcb
aufre*t ju halten. 3hre Äniec laufen. gd«ecf
fah e«, richtete ftd) auf unb fudße ße in feine Strme
! ju faßen. So* in bcmfelbcn 2lugetiblid jog ihn
| eine £)anb jurücf, baß er taumelte, unb e« rief
; eine Stimme neben ihm, bie il)u entfette. @r faß
ßd) um; ba« Mäb*en öffnete crfd)rccfcn bie 2lu-
gen. Sic erblicfte ben Sllten in boppdter ©cßalt:
bie eine in ber halbgeöffneten Sf)ür, bie anbere
bi*t oor ihnen, wie au« bem Soben gewa*fen.
i Sa« falfdie graue |)aar ßd mit einer £)anbbe-
: wegung oon ihm ab. Seine ßüge hatten ßtch be-
lebt unb 3®banna erfannte ba« @eß*t, bie gro-
I ßcn, glühenbeu Slugenßerne, bie ft*, auf gel«ccf
5 geriditct hielten.

i „©ienber Änabe, Su!" rief ber S*aufpieter
mit ber gaitjen ©ewalt feiner Stimme au«. „3*
nehme 3)i* beimSJort: h*cr foßß Su liegen uub
ßerben, wenn Sir meiner So*tcr 8iebe nicht oer-
jeiheu fann! — So* nicht bicr!" oerbeßerte er
ft* felbß, unb inbem er get«ccE« 3lrm ergrtß, jog
er ben gattj betäubten Menßhen einer anbern Sd-
tenthür ju. Sie war bat b oßen, mit einem guß-
tritt ßieß er fte auf. Sie alte Äapefle warb ß*t-
bar, in ihrer baraefen aliertbümli*en Sm*t; bäm»
merig oon eüier 8ampe beleuchtet, bie am Soben
ßanb. „Siel» Suh h,er um!" fagte ©ertjarb ru-
hifler; hier au Mefer Stelle wivß Su m*t ben

Mtith hoben, ju leugnen; |)ier, oor ©otte« 3lnge-
ß*f, unb Oor bem 2lngcßd)t meiner Sohter befennß
Su, baß Su ße bur* eine hotlifche Söge ju gc-
Winnen gefucht haß, baß Su mir ben falj*cn Srtef
ihre« Sater« bictirt haß — ahnungeio«, wem Su
ihn bictivteß! ©ienber Mcttf*! ju Seiner Mutter
l)aß Su ße ni*t bringen woflen — fo hnß Su
ße ju ihrem Sater gebracht! 3* bin«, ber hier
j wohnt. Ser hier bamal« ge|auß hat — bamal«,
j al« er fo ein Menf* war; wie Su! £)(et in bic-
j fer ßapeße hab t* mi* oor 3abantta« weinenbe
; Mutter auf bie Äniee geworfen, ben ^»eilanb ba
oben angerufcit, fte bei feinem tarnen bef*woren,
nicht oor ben Menf*en, fonbern oor ©ott mein
SSeib ju fein. Sor ©ott; — ©oft iß ßumm!
! ©r oerräth un« nicht, beeft feine 9ia*t über un-
fere greuben, ruft un« nicht oor weltliche« ®crt*t!
©r begnügt ß* bamit, un« im langfamern Ser-
lauf ber ßeit elenb unb unglücfli* ju machen;
wie er mt* gema*t hat — unb i* fage Sir,
au* Su wirß ihm nicht entrinnen! — SBiflß Su
Sein @*i<ffal foglei* h^raubforbern, jo thu«.
^ier ßd) i*: ßefl Si* mir mit glel*en SBaßen
gegenüber, wenn Sir bana* ju Muth iß. Su
biß ju mir in mein #au« gefommen, biefe ©aßs
freunbf*aft wenfgßen« wiß i* Str erweifen."

©r (ah gel«ecf erwartenb an; bo* ba« Mäb*
*en hatte faum bie Ickten SJorte gehört, al« fie
 
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