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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 205-230 (1. September - 30. September 1871)
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M 227

5U»0ttiwntettt*pr£i3 45 Äreujer in ^ejbelbera
burd) bie SjJofl 57 Arniger oierteltftyrig«

27. September.

^Ittsefflfn 3 fr, bte ^ctitjeile, Bei SluÖfunftS«*
ertljeilung 4 fr.

1871.

ßinlaimng jum ^üoiutement

auf bab

friMPerßer Journal

(65t Saprgang IV. Quartal).

^Sreib oierteljäprlip 57 fr. I . Tr- prf-n
„ monatlich 19 fr. j mit Sra3crlov"-
„ burp bie fßoß 57 fr. (mit Seßcügebüpr).

SDte ©^pebition.

Seleßtaßpifdje SHaptiptext.

ilRünpen, 24. ©ept. 3U bem heute tu ber
{Rifolatfirpe oott beit ülltfatholifen abgcpaltencn
©ottcöbtenfte, bet welpem Sr. IRipelib bie SMeffe
Ratten ftp oiele Selegirte fowie eine große
SWcnfle anberer Slnbäptiger eittgefunben. {Rap bcr
~cffc Würben ©ebete für Sltuocnbung ber ber
»ru?!fbro^enben ©efapr unb für bie oerßorbetten
«Utratpoltfen, namentlip für Ißrofeffor 3enßer/
gejpropen. g)fc ge{er tn p&cpß würbiger,
erpebenber unb ruhiger sißeife cor ftdj.

3n bcr heutigen lebten öffentlichen Serfamm*
Jung ber SlltfathoXifen fprapett [Reinfeitb, ©tutnpff,
Sangertnann unb äRtpelib. SScgett oorgerüefter
3ett fonnte bie Serlefung beb Srogrammeb ber
Slltfatholifen nipt mehr erfolgen. $rof. o. ©pulte
gab nap einem H°P auf Söllinger ben ®orßp
an Dberßaatbanwalt SGBotff jurücf. Siefer fploß
bie SSerfammlung mit einem Hop auf Äönig 8ub-
wig. RBäprenb ber ©erpanblungen waren gahireit^e
ßußimtnungbs unb ©lücfwunfptelegramme einge*
gangen.

— SOßeltprieffet Sr. ptrfc^walber aub 95re6-
lau tfl oom ©rjbifpofe oon {Diünpen [?] fubpen*
birt worben, weil er am 2Utfatl)olifen:©ongreffc
tbcilgenommen habe.

Stuttgart, 25. ©ept. 3m 14. RSaplfreib
würbe Ißrofcffor [Römer (Tübingen) faft einßim*
mig junt [Reipbtagbabgeorbneten joieber gewählt*
3m 13. Sffiaplfreib würbe an ©teile ©treip’b ber
nicht mehr alb ©anbibat auftrat, äRorip 2Ropt
gewählt*

S$itn, 25. @,ept. Sie he«tigc SBorbörfe war
beb jübifcpeti geiertftgeb wegen ganj gefpäftblob.
— Sie granco=9lußrianbanf ift oom @einc=lßrä-
ßbenten jur ©ntgegennahme bon 3ei<hnungen auf
bie [ßarifer ©tabtanleihe für ben 26. unb 27. 6cp-
tember autorißrt worben. Sie erße ©injahlung
iß auf 50 grb. feffgefe^t.

HJartS, 24. ©ept. Sem „Siede" jufolge wirb

bie ftänbige ©ontmtffion ber {Rationatoerfammtung
morgen in 93erfatlleb jufammentreten. Sitte 3our»
nale melben, baß bie [Regierung bie bemnäpßige
3aplung bcr bierten halben SRtQliarbe bcr Uriegb*
fontribution borbereite. Ser „SOioniteur" bemerft
biebbejüglip: SBcnn bie Operation gelingt, fowirb
bie Räumung bcr fepb Separtementb nicht auf
ßp warten laßen unb bab [Berliner ©abinet ftp
in bie {Rotpwenbtgfcit oerfept fehen, unb anbere
©oneeßionen anjubieten, falle eb barauf bcharrte,
3onbeßimtitutigen ju®unßett ber elfäffifch=Iothrin-
gifpen {fRanufactur«©rjeugntße ju forbern.

Öonbon, 25. ©ept. Scripten aub fRewcafile
j jufolge ift eb wahrfcheinlt<h, ba^ im Saufe, biefer
i SBoihe ein 3lubglcish swtfihcn ben Slrbeitgebern
unb ben Arbeitern erjielt werben wirb.

§aaS, 23. ©ept. 3n ber heutigen ©i^ung
ber äweiteit Kammer würbe bab Subgct für 1872
oorgelcgt. Sie 2lubgaben betragen 97 ÜRillioncn,
»an benen 8 ÜRillionen auf bte Slfenbah« entfal-
len, bab Seftcit beträgt 9 3Rillionen. 3ur
j fung bcffelbcn feblägt bie ^Regierung eine allgemeine
I ©infommeus imb ©chlachtfieuer oor, beren ©rtrag
lauf 8. refp. 5 ÜRtllionen gefthägt wirb. Sagegen
| fott bie ipatentjieuer abgefchajft werben.

1 Söafhington, 25. ©ept. üRadj ben offigfetlcn
j Berichten über bie ©etreibeernte in ben ^Bereinig*

• ten ©taatcu ift bie äßeijenernte gitnfiiger, bie IRog»

\ genevte weniger befrfcbigeitb auOgefallcu, bie ©rate
; fn ©erjte tfl mittelmägig.

1 ———...

j B. C. Statiottalitiifcttgcff^ i»

Sab SRintficnum pohentoart toiU bab gewalt-

| famc ©rperiment machen, burdh bab bem böhmt-
j f^en Sanbtag oorgclegte SRationalttätengefeh eine
, @prach= unb ©tammebregulirung oorjunehmen, bie
: fleh wohl faum fo mit einem Schlage wirb
1 {teilen laffen.

Ser 3nhalt beb fRationalitätengefeheb ift im
j SOBefentlichen golgenber: Sie brei erfien RJaragra-

( pl)en enthalten einleitenbe SePimtnungen, benen ju»
j folge ©lei^bereihtigung beiber {Rationalitäten ga-

| rantirt wirb, in Scjug auf bab SBahlrecht, btt
! Sefleibung öffentlicher 2temter unb SBütben, gleich*

) mäßige Serücfficbttgung bei geftftellung ber S3er-

| waitungb- nnb ©erithtbfprengel, bie 33erhanblungb-
i fprache öffentlicher Sehörben unb Slnftalten, fowie
f gleichmäßige ©ewäfjrung ber Unterriihtbmittel.

] Sefttmmungen ber erßen Paragraphen

j pal* natürlich ganj gerecht, boch ftnb fte burchaub
I nid)tb fReueb, bie öjterreichifchcn SSerfaffungb= unb
©taatbgrunbgefe|e garantiren biefc @ietchbcreihtig-

ung fchon ootlfiänbig u. ift bie äßieberholung im fpc-
jiellen Sanbebgefehe ganj überflüffig. Ser § 3. fagt,
bie Sanbebgefehe ftnb in beiben Sanbebfprachen jur
SefctjlußfafTung oorjulegen, ju befchließen u. funb-
jumadjen- 3äbeb ÜRitglieb barf ft<h ber einen ober
attbern Sanbebfprache bebienen u. f. w. Ser Sor«
jtfsenbe beb Sanbtagb unb feine ©teHoertreter müf*
fen beiber Sanbebfprachen mächtig fein. Sic le|te
Sefiimraung erfepeint auf ben erften SSlicf auch
nur gerecht, bocp werben bie Seutfcpen ftep für fte
taum begeiilern fönnen. Sie golge baoott wäre,
baß nur Sjecpen an bie ©pipe beb Sanbtagb ju
flehen fänten, benn tpatfä^licp lag bib fept für
bie h^bm'ragenben Seutfcpen in Söhnten fein Sin*
laß oor, fiep ooUjiänbig bie Äenntniß ber ejeepis
fepett ©pracpe anäuelgnen, wopingegen Jcber audp
nur palbtoegb gebilbete ©jeepe, Ja feber im -£jan-
bei u. Sßerfepr ftep bewegenbe ber beutfepen ©pracpe
mächtig ift.

Sie inneren Qualitäten ber beiben Sprachen
finb nun einmal fo burebaub oon einanber oer-
fepieben, baß wopl ber ©jeepe aup opne äußern 3»ang
opne bie beutfpe Stlbungb* unb RBeltfprape nipt
burpfommen fann, baß hingegen ber Seutfpe bab
©jepifpe nipt braupt. SBem eb Sebürfniß ift,
nun gut, ber fann eb lernen, bicb Sebttrfniß aber
burp ben 3roang ber ©efepgebung pr {Rotpwem
bigfeit ju rnapen, wiberfpript bem natürlipen 3w-
fianbe unb wirb nie gelingen, ©b muß in Sctrapt
gejogen werben, baß bie ©prape ber 4 ÜRtHioneit
©jepen eben feine ©ulturfprape ift, fte ift gewif-
fermaßen nur ein 3biom unb aub biefer ©fgen-
fpaft gept ber fefcige favox, ber opne

Ungereptigfeit gegen bte ©jepen rupig fortbeffe-
pen fann.

{Rap bem §. 5 beb ©efepeb foll fn einer ©e*
meinbe, in ber 2 günftel ber ©inwopner ber 2.
{Rationalität angehören, biefe jweite Sanbebfprape
itt gleicher SGBeife wie bie ^)auptfprapen angewen*
bet werben, eb wirb in fpr aup ju amtiren fein,
mit einem SGBorte, bie Seamten müffen beiber ©pra*
pen ntäptig fein. Sab ©efep will überhaupt ben
beutfpen Seamten jwingen, ejepifp ju lernen, bab
ift eine ©ewalttpätigfeit, ba bab Sebürfniß eb
nipt erforbert.

3n ejeptfpen Siftriften bagegen, wo bab
ejepifpe eben notpwenbig oom {Beamten gefpropen
werben muß, ba wirb man mit Sffept nur {Beamte
anfiellen, bie ber ©prape mäptig ftnb. Sab @e-
fep ift ein ©prapjwanggefep, eb will offijiell ber
ejepifpen ©prape unter bie Slrme greifen, wo
ber natürltpe ©ntmfcflungbgang nipt ftarf genug

Dr. $arl Sittel.

©in 9tapruf oon Ißrof. Dr. öotpinann.
(gortfepung.)

II.

3n ben 3npren beb babifpen Utnfpwungb lebte
ber oon unb ©efpiebene überhaupt nop einmal
®«f unb gewann nipt feiten bie ganje grifpe uttb
fpres ©vfolgeb ftpere Jfraft ber früheren Sage totes
‘>cr* Slber jn einer Speilnahme an ben fe|t toie-
bcr bebeutenber werbenben Slrbeften ber babifpen
^amman hätte er ßp nipt mehr entfpließen fön-
nen. Safür würbe er in ben 3«h«n 1861 unb
1867, toie amt) f^ou jg47 gefpepen war, in bie
für bab 'Bcrfaffnnggic{,en jjer eoangelifpen 8anbeb-
firpe entfpctbettbßen ©eneralfpnoben gewäplt. Slber
fo groß aup bab SRnfepen WaX/ welpeb fein SfBort
ttap wie oor begleitete, f0 war bop feine {Rolle
picr feincbfallb bte eineb eigentlichen IjBarteiführerb,
oielmehr napm er mit Sewußtfein eine mehr refer*
ofrte, in Hauptfragen Jtoar immer entfpiebene, im
Uebrigen aber aubgleiPcnbe^unb auf HerßeUung
friebliper 3aftänbe unb oerföhnlipev ©timmungen
reffectirenbe Haltung ein. 3c^CI1faHb fap er aup
in ber neueften Äirpenoerfaffung unb in iprem
burpgeführteu ©etneinbeprinclp tofeber einen oon
jenen ©ebnnfen oerwirflipt, für bie er feit langen
3apren gefämpft patte. 3Xber weber in feinen ^n«

fprapen an bie Äirpengemeinbeoerfammlung in
Heibelberg nop in fpriftlipen Äiinbgebungen ber
lepten jepn 3apre pat er Je eine ©degenpeit oor*
übergehen laffen, optte auf bie, ben neu gewönne*
nen IRepten ber ©emetnbe entfprepenben lJ3fltpten
pittjuweffen, toie bettn überhaupt eine firengere 3U°
fammenfaffung ber firplip intereffirten Äräfte unb
eine gewiffe, in biefem Sinne ju übenbe Siöciplin
entfpteben in ben Intentionen feiner lepten 3«hre
gelegen pat. ©ö würbe ftp bieb opne3toeifel fepr
beutlip auf ber ©eneralfpuobe beS laufenbett 3ap*
reb gegeigt haben, wenn ipm bie auögebropene
Uranfpeft ben ©intritt in biefelbe — er foüte oon
©eiten beS 8anbe$perrn unb Sifpofö berufen toer-
ben — oerßattet hätte.

Ser ganje ©pwerpunft feiner Spätigfeit fiel
in biefen lepten 3apren je länger befto mepr in
feine pfarramtlfpe Spätfgfeit. ©r totrfte pter nipt
blo6 mit alten greunben auö ber ißolitif, unter
toelpen ber unwanbelbare ©eftnnungögettoffe 5J3 a =-
gen fiep er, ein Sollege auö bem Ißarlament, nop
befonberö ertoäpnt fein foll, fottbern aup mit fepr
oerfpiebenartigrn SlmtSgenoffen freunbfpaftlipji
jufammen, juerji mit@abel, Sittenberger
unb H^lpmann, bann aup mit fßlitt, julept
mit Hetbß, Döfar ©pellettberg, bcmjütt-
gern Sruber beö oben ©enannten, H^nig unb
©ptoarj. 3^^1 1867 jum erßen

j ©tabtpfarrer bei ©t. fßeter unb f{Sroüibenj oor«
i unb bamit überhaupt in bie bebeutenbßc geißlipe
I ©teHuttg in Heibelberg eingerüeft. SBeiläußg fei
S um ben Bnterfpicb oon 1847 unb 1867 anfpau*
J lip ju rnapen, nop ertoäpnt, baß ipm itt bemfeh
»ben 3apre burp {Berleipung beö3apringer8ötoen-
j orbenö eine bebeutfame Shterfennung oon ©eiten
j ber [Regierung ju Speil tourbe. Ste afabemifpe
i Soctortoürbe iß ipm oon ©eiten ber Bnioerßtät
j 3e«a juerfannt worben., Smeitnal iß er feit @in-
| füprung ber neuen Äirpenoerfaffung jum Sefan
l ber oercinigten Siöcefe SRannpefm unb Heselberg
| ertoäplt worben, unb, toietoopl fein eigentliper ®e-

Ijpäftömann unb naraentlip ©preibgefpäften gern
auötoeipenb, pat er biefe Stellung ßetö im ootlen
fBetoußtfein um ipre Sebeutung auögefütlt unb bie
i fBerpanblungen ber Siöcefanfpnoben unb Zirpen*
i gemcinbeoerfammlungcn mit jener bißinguirten SRupc
i unb SOBürbe geleitet, welpe ipm wopl anflanb.
| 2US fßfarrer unb ©emeinbeprebiger aber erfreute
i er ßp eineb je länger beßo unbeßritteneren ©r-
fotgeb. 3n bemfelben 5Kaße alb er ßp oon ber
politifpen Sühne jurücfjog, fpien alle 3ntenßöis
tat unb {Rappaltigfeit feineb SGBirfenb auf bie Äan*
jel überjugepen. SJian war ßetb ßper, feine Äirpen
gefußt ju fepen, unb bie SertrauenbßeHung, welpe
er ftp in japlretpen gamilien, namentlip aup in
gebilbeten ober oornepmett Äreifen, ju fpaßen
 
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