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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0221
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Heidelberger Wvchenblätter.

Ko. 54. Montag, den 18. M är z 1839.

Ereignisse.

Baden. Nach einer Bekanntmachung der gr.
Regierung deS Mittelrheinkreises' vom 6. d. M.
ift durch höckße Entschließung auS großb. SkaatS-
minifterium vom i. d., Nr. 292, sowohl die AuS«
fuhr, alS auch der Transit von nach Belgicn be-
ftimmten Pferden im Großherzogthum bis auf
WeitereS untersagt worden.

Baden, 12. März. Dem längft gefühlten
Bedürfnisse, die hieftgen Heilquellen auch für den
Winter den Fremden zugänglich zu machen, ift
durch den unternehmenden Jnhaber deS Darm-
ftädterhofeS auf etne zweckmäßige Weise abgeholfen
werden, tndem er auf Anordnung deS vielver-
Lienten BadearzteS, geheimen HofrathS vr. Gug-
gcrt, seine äußrrft eleganten Badkabinette zum
Heizen eingerichtet hat, so daß den ganzen Winter
hindurch von den hter ziemlich zahlreich anwesen-
den Russen, Engländern und ondern Fremden
mit vielem Erfolg Bäder gebraucht wurden- So
wird Baden von nun an auch seine Wintersaison
haben, wozu eS seine gegen Nord und Oft geschützte
Lage, der vergleichungsweise billige und comfor-
table Aufenthalr vor andrrn Kurorten Süddeutsch-
lands vorzvgsweise eignen. — Die Neudauten im
KonversationShause schreiten rasch voran, und nahen
ihrer Vollendung; die neuen Einrichtungen dasetbst
übertrcffen an Eleganz und Zweckmäßigkeit selbft
Hschgeftellte Erwartungen, so daß Baden in kurzer
Zeit einrS der pruchtvollsten Gebäude in Deutschland
aufzuweisen baben wird. Unsere Regierung, deren
unftchtiger Fürsorge Baden seine europätsche Be-
veutung zu verdanken liat, wird gewrß die herrliche
Anlage dadurck vollender,, daß großartige Arkaden,
tn der Weise der münchener Schlvßgartenarkaden,
erbaut werden, wodurch nicht nur cincm zunächst
dringenden Bcdürfnisse adgeholfen wird, sondern
anch die btsherigcn zum Ganzen nicht mehr passcn-
den hölzernen VerkaufSbuden cntfernt werden können.

GonderShausen, 9. März. Gegen den Un-
fug, welcher bei der Konfirmation der Kinder mit
deren Kleiderpracht getrieben zu werden pflegt, hat
der Fürft von SchwarzbUig-SonderShausen folgende
wohlgemetnte Verfügung an daS fürstltche Konstfto-
rium erlasscn: »Mit Bedauern habe ich biöher ge--
sehen, daß die heilige Handlung der Konfirmation
für die Konfirmanden an Ler eigentlichen Würde
viel verlieren mußte, indem die Aufmerksamkeit
der Linder durch äuftern Tand an diesem für fte so

beiligen und festlichen Tage mrhr oder weniger ab-
gezogcn wurdc. beauftrage Sie daher, bet An-
näherung der dieSjährigen Konsirmation die Elterv
der zu konfirmirenden Ktnder darauf aufmerksam zu
machen und dieselben zu veranlassen, dteselben in
einfachem schwarzrn Kleide, welcher Snzug der an-
gemessenste für diescn Tag ist, zur Kirche gehen
zu laffen, damit die Kinder nicht durch ihren Putz
dic Weihe und Heiligkert einer Handlung vergessen,
welche zum bleibenden Denkmal für daS ganze Le-
ben ihnen werden soll. ES verstebt ftch von sekbst,
daß ftch dieS nicht auf die Kinoer der ärmern Klasse
bezieht, sondern rS dieser überlassen bleibt, fte so
zu kleiden, wie cS ihre Verhältnisse geftatten. Son-
derehausen, am 28. Febr. 1839. Günther Fried-
rich Karl, F. z. G. S.«

Wien, 9. März. Zn Beziehung auf die ge-
mischten Eben und die deßhalb mtt der päpftlichen
Regiecung im Gang befindlichen Verhandlungen ist
bereits, wie verlautet, eine Conferenzfttzung ge-
halten worden. Ste blieb vorläuflg ohne Resoltat,
da wichtige Stimmen ftch gegen eine Aenderung
deS btsh. Systems auögesprocken haben sollen. Der
Pfarrer, welcher ein gemischteS Ebepaar nicht ein-
segnen wollte, hat nicht refignirt, sondern ist suspen-
dirt worden, da die LandeSregierung natürlich nach
dem bcstehenden Gesetze zu entscheiden hat.

PartS, 11. März. ES sind heute drei neue
Wahlen bekannt gewordcn: Die deS Gcneral Leydek
zu Forcalquier, des Legitimiften v. Gaintenac zu
Pamiers und die des GcnerallieutenantS, Botschaf-
terS tn London, Grafen Horace Sebastiani, wel-
cher in Ajaccio auf Korsika wtrder gewä'hlt worden
iß. ES fehlt jetzt nur noch die Wahl für Baftia.
Don den -438 Gewählten'sind oder waren bisher 216
(i83alteund 33 neuc) Anhänger deS MinifteriumS
Molo, und 242 (192 alte und 30 neue) sind Geg-
ner desselben, so daß die Mebrheit gegen daS vtshc-
rige M-nisterium sich auf 26 beläuft. Der TemvS
enthält folgende Klassifizirung der Kammer: 198
Anhänger deS vorigen MsnlsteriumS, 238 von der
Ovpofttion und 23 LegittmiSen. Das Si«cle zählt
233 Mitgliedcr der bisherrgcn Oppofttion, welche
wieder in folgende Unterabtheilungen zerfallen: 1)
rechteS Centrum, Hr. Guizot und seine Freunde,
26; 2) linkeS Centrum, Lhiers, Duptn, Paffyre.,
82; 3)Linke, Odilon Barrotre., 110; 4)äusserfte
Oppofttion, Laffitte, Dupont de l'Eure rc., 10;
4) Radikale, Garnier-Pagös rc., 4; 6) Legiti-
miften 23.
 
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