1839
Hndelberger
Xo. 55.
Dinstag, den 19. März
Greignisse.
Karlsruhe/ 16. März. Dis Nummer 7 des
großb. S'kaalS- und RegierungSblattS vom Heuligen
enthält:
I. Folgende höchstlandesherrliche Verordnung:
Leopold von Gottes Gnaden/ Großher-
zog von Baden/ Herzog von Zähringen.
Wir haben beschlossen/ Unsere qerreuen Slände
auf den <4, künstigen MonarZ um UnS zu versam-
meln. Wir laden daher sämmtliche Milulieder der
beiden Kammern ein/ ssch an qeöachtem Tage dahier
einzufinden/ die gewählren Abgeordneten der erüen
Kammer und die Abgeordneten der zweiten Kammer/
welche im Staatsdienste stehen/ nachdem fie vorerst
den erforderiichen Urlaub bei der ihnen vorgesetzten
Stelle nachgesucht und von UnS erbalten haben
werden. Dte Dauer der Sitzutig beßimmen Wir
auk drei Monate.
Gegeben zu KarlSruhe in Unserem Slaatömini-
Kerium/ den i4. März 1839.
L e 0 p 0 l d.
R r b e n i u S.
Auf höchßen Befehl
Seiner königltchen Hoheit des GroßherzogS:
B ü ch! e r.
Stuttgart/ 7. März. Ueber das immer mehr
in den Handel kommende leinene Maschienengarn
enthält ein Auffatz im württemb. „Wochenblatt für
Land- und HauS'Wirthschaft" rc. No- 9 Notizen/
welche alle Brachtung verdienen dürften. Es wtrd
nämlich dort versichert/ daß alles englische Maschi-
nengarn/ ohne Ausnabme/ sobald man es ern wenig
aufdrehr und ganz gelinde ausetnander zieht/ fich
regelmäßig in fingerlange Trümmer avflöst. Die-
ssr schllmme Umstand liege aber wesenrlich in der
Einrichtung det engl'schen FlachSspinnmaschinen /
welchs nur dann feines und namentlich gleiches
Garn liefern konnen/ wenn an derr Feinspinnmü'
schinen dis Entfernung der beiden Kaare Gtreck-
und Zug-Walzen vvn einander ntcht mehr als et-
nige Zolle beträgt. „Es ist jedoch einleuchtend
hetßt eö dort wrrter/ ^ daß die Entsernung dieser
Streckwalzen von einnnder immer ein wenrg größer
seyn soütc, als die durchschnrrtiiche Länge der
wentg elastjschen Flachgfasern; denn ist ihre Ent-
fernung nur mit der Flachslänge gleich oder gar
noch gerirlger, ss werden die Fasern an beiden En--
den von den zwei/ mit verschiedener Geschwindig«
keit fich bewegenden, Walzpaaren ergriffrn und/ so
nahe diese beisammen liegen / in eben so kurze Trüm-
mer zerrissen. Auf diese Weise beraubt also die
Maschine wahrend deS GpinnenS den Flachs seiner
schönsten Tugeud/ nämlich der durch die natürliche
Längr seiner Fasern bedingten großenDauerhaftigkeik.
Damit nun der auS solchen zerrissenen Fasern stch bil-
dende Faden wieder Haltbarkeit bekomme/ so gibt ihm
zwar der Maschinenspinner weit mehr Drehung/
a!S sanst nölhig gewesen wäre; aber hierdurch ist
nur für den Augenblrck geholfen / denn dekanntlich
reibl fich ein festgedrehrer Faden sehr fchnell aö/ und
ist dieses Abreiben an Leinwand/ die auS solchem
Msschinengarn geferligt ist/ mehrfältig geschehen/
so muß fie fich um fo bälder auflösen/ je kürzer ze»
rissen die Fascrn ihrer Fäderr find." Diese Anga«
ben flimmen nun sehr überein mit den Klagen/ die
man in neuerer Zeit häufig vernimmt/ daß Lein-
wand auS Maschinengarn auffallcnö fchnell zerreißt;
und Frauen/ die das Solide und Dauerhafte lieben/
mögen fich unter diesen Nmständen tn Acht nehmen/
ehe fie dem leinenen Maschinengarn und dem daraus
gewobenen Tuche vor dem Handgespmnst und der
längst alS dauerhaft erprobten HauSleinwand unbe-
dingl den Vsrzug geben. ZugleiÄ werden drese
Betrachtungen ohne Zwetfel auch Denjenigen zum
Troste gereichen/ welche in der Maschinenspinnerei
beretts den gänzlichen Ruin aller der Armen/ die
fich burch die Handspinnerei biSher ihr Grsd er«
worben haben/ zu sehen glaubten. Von einer svl-
chen (gänzlichen) Unlerdrückung der Handspinnerei
kann wohl so lange die Rede nicht seyn, als nicht
Maschinen erfunden werden / die den Flachs oder
Hanf nach seiner natürlichen Länge/ d. h. ohne
ihn zu zerreissen/ zu einem schönen und soliden
Faden verspinnen können.
Matnz/ 10. März. Die Dampfschifffabrt auf
dem Rheine niwmt in diesem Jabrr eine« Duf-
schwung, den man vor 2 Zahren für unmöglich
gehalten hätte. Fünfzehn Boote der Kolnischen
und 7 Boote dcr Düsseidorfer Gescllschaft fahren
nun/ erstere zwjsch.en Rorterdam und Ekraßburg/
die zweiten zwischen Rotierdam und Mainz. Nun
ist auch die Riedcrländische Gesellschaft um eine
Concesston eingekommen/ ben Rhein voa Rvtter-
dam biS Mainz befahren zu dürfen. (Gisher suhr
ste nur biS Köln.) Erhält ste diese Concesfion,
was kaum zu bezweifcln ist/ so fahren tägtich 34
Boote auf dem Rhetne auf- und abwärtS. Vor
10 Jahren fuhren 3 Boote; diese hatten eben ge<
Hndelberger
Xo. 55.
Dinstag, den 19. März
Greignisse.
Karlsruhe/ 16. März. Dis Nummer 7 des
großb. S'kaalS- und RegierungSblattS vom Heuligen
enthält:
I. Folgende höchstlandesherrliche Verordnung:
Leopold von Gottes Gnaden/ Großher-
zog von Baden/ Herzog von Zähringen.
Wir haben beschlossen/ Unsere qerreuen Slände
auf den <4, künstigen MonarZ um UnS zu versam-
meln. Wir laden daher sämmtliche Milulieder der
beiden Kammern ein/ ssch an qeöachtem Tage dahier
einzufinden/ die gewählren Abgeordneten der erüen
Kammer und die Abgeordneten der zweiten Kammer/
welche im Staatsdienste stehen/ nachdem fie vorerst
den erforderiichen Urlaub bei der ihnen vorgesetzten
Stelle nachgesucht und von UnS erbalten haben
werden. Dte Dauer der Sitzutig beßimmen Wir
auk drei Monate.
Gegeben zu KarlSruhe in Unserem Slaatömini-
Kerium/ den i4. März 1839.
L e 0 p 0 l d.
R r b e n i u S.
Auf höchßen Befehl
Seiner königltchen Hoheit des GroßherzogS:
B ü ch! e r.
Stuttgart/ 7. März. Ueber das immer mehr
in den Handel kommende leinene Maschienengarn
enthält ein Auffatz im württemb. „Wochenblatt für
Land- und HauS'Wirthschaft" rc. No- 9 Notizen/
welche alle Brachtung verdienen dürften. Es wtrd
nämlich dort versichert/ daß alles englische Maschi-
nengarn/ ohne Ausnabme/ sobald man es ern wenig
aufdrehr und ganz gelinde ausetnander zieht/ fich
regelmäßig in fingerlange Trümmer avflöst. Die-
ssr schllmme Umstand liege aber wesenrlich in der
Einrichtung det engl'schen FlachSspinnmaschinen /
welchs nur dann feines und namentlich gleiches
Garn liefern konnen/ wenn an derr Feinspinnmü'
schinen dis Entfernung der beiden Kaare Gtreck-
und Zug-Walzen vvn einander ntcht mehr als et-
nige Zolle beträgt. „Es ist jedoch einleuchtend
hetßt eö dort wrrter/ ^ daß die Entsernung dieser
Streckwalzen von einnnder immer ein wenrg größer
seyn soütc, als die durchschnrrtiiche Länge der
wentg elastjschen Flachgfasern; denn ist ihre Ent-
fernung nur mit der Flachslänge gleich oder gar
noch gerirlger, ss werden die Fasern an beiden En--
den von den zwei/ mit verschiedener Geschwindig«
keit fich bewegenden, Walzpaaren ergriffrn und/ so
nahe diese beisammen liegen / in eben so kurze Trüm-
mer zerrissen. Auf diese Weise beraubt also die
Maschine wahrend deS GpinnenS den Flachs seiner
schönsten Tugeud/ nämlich der durch die natürliche
Längr seiner Fasern bedingten großenDauerhaftigkeik.
Damit nun der auS solchen zerrissenen Fasern stch bil-
dende Faden wieder Haltbarkeit bekomme/ so gibt ihm
zwar der Maschinenspinner weit mehr Drehung/
a!S sanst nölhig gewesen wäre; aber hierdurch ist
nur für den Augenblrck geholfen / denn dekanntlich
reibl fich ein festgedrehrer Faden sehr fchnell aö/ und
ist dieses Abreiben an Leinwand/ die auS solchem
Msschinengarn geferligt ist/ mehrfältig geschehen/
so muß fie fich um fo bälder auflösen/ je kürzer ze»
rissen die Fascrn ihrer Fäderr find." Diese Anga«
ben flimmen nun sehr überein mit den Klagen/ die
man in neuerer Zeit häufig vernimmt/ daß Lein-
wand auS Maschinengarn auffallcnö fchnell zerreißt;
und Frauen/ die das Solide und Dauerhafte lieben/
mögen fich unter diesen Nmständen tn Acht nehmen/
ehe fie dem leinenen Maschinengarn und dem daraus
gewobenen Tuche vor dem Handgespmnst und der
längst alS dauerhaft erprobten HauSleinwand unbe-
dingl den Vsrzug geben. ZugleiÄ werden drese
Betrachtungen ohne Zwetfel auch Denjenigen zum
Troste gereichen/ welche in der Maschinenspinnerei
beretts den gänzlichen Ruin aller der Armen/ die
fich burch die Handspinnerei biSher ihr Grsd er«
worben haben/ zu sehen glaubten. Von einer svl-
chen (gänzlichen) Unlerdrückung der Handspinnerei
kann wohl so lange die Rede nicht seyn, als nicht
Maschinen erfunden werden / die den Flachs oder
Hanf nach seiner natürlichen Länge/ d. h. ohne
ihn zu zerreissen/ zu einem schönen und soliden
Faden verspinnen können.
Matnz/ 10. März. Die Dampfschifffabrt auf
dem Rheine niwmt in diesem Jabrr eine« Duf-
schwung, den man vor 2 Zahren für unmöglich
gehalten hätte. Fünfzehn Boote der Kolnischen
und 7 Boote dcr Düsseidorfer Gescllschaft fahren
nun/ erstere zwjsch.en Rorterdam und Ekraßburg/
die zweiten zwischen Rotierdam und Mainz. Nun
ist auch die Riedcrländische Gesellschaft um eine
Concesston eingekommen/ ben Rhein voa Rvtter-
dam biS Mainz befahren zu dürfen. (Gisher suhr
ste nur biS Köln.) Erhält ste diese Concesfion,
was kaum zu bezweifcln ist/ so fahren tägtich 34
Boote auf dem Rhetne auf- und abwärtS. Vor
10 Jahren fuhren 3 Boote; diese hatten eben ge<