Hndelöerger Wvchenölätter.
Xo. 68. M ontag, den 8. April 1839.
Ereignisse.
Bayern. ES iß jüngS vorgckommen, daß der
Gebrauch einer Sorte Rauchtabak krankhafte Er-
scheinungen zur Folge batte, indem daS grüne Pa-
pier, in welches der Tabak vnmittelbar eingefüüt
geweseu, mit arseniksaurem Kuvfer ( sogenannreS
Scherle'scheS oder Schweinfurter Grün'j gefarbt war.
Zn Folge eineS Min.« Reskripts hat nun die k.
Regierung von Mittelfranken befshlen/ daß den
Tabakfabrikanten der Gebrauch solchen giftigen Pa-
piers zum Tabakfüllen untersagt, auch die Kaufleute
vor dem Einlegen so verparkkcn Tadaks und das
Publikum vor dem Gebrauch deffelben, so wie der
mit demselben Pigment tingirten Tapeten öffentlich
gewarnt werLen soü.
PariS, r. April. Alls Kombinationen waren
aufgegeben, aüe die mühsamen Versuche zu Brl-
duug eineS neuen KabinetS erfolglos gedliebcn.
Schon geSern hieß eS, die Gttzung werde am 4.
April cröffnet werden. Endlich sprach der Moniteur,
und daS Publikum erfuhr, daß Manner, vortheil-
haft bekannt durch ihren Karakter, aber nicht sehr
ausgezeichnet durch parlamentarischeS Talent, den
Aufrrag übernommen haben, die Kammern zu eroff-
ncn. Daß das neue Äabincr bloß eine UebergangS-
flnfe ifl, sagt der Moniteur mit klaren Worten.
Eine Thronrede wird nicht flattflnden. Die Miniflex
werden die Kammern für eröffnet erklören und die
Eidschwüre der Abgeordneten entgegennebmen. Die
Kammer ifl jetzt oberfler Richter über dre Geschicke
Les LavdeS. Niemand weiZ, wshin ihre Entschri-
dung fallen wird, wenn ihre unvereinbaren Befland-
theile einmal durch dag Wort der Rednec aufgeregt
scyn werdcn. Die Opposnion erklärt offen ibre Ab-
flchten. Wie im Zahre 1827, wird die Prüfung
der Vollmachten mit größter Strenge vorgenommen
werden, und es ifl vorauszusehen, daß schon über
diese Vorfragen bestlge Verhandlungen sich ergeden
werden. Am hitztgflen wtrd aber der Kampf bei der
Präsidenlenwahl seyn, welche den AuSschlag geben
wird. Die größte Wabrscheinlichkeit hat die Ver-
muthung für sich, daß die Mehrheit im Sinne ber
gemäßigten Schattirung des linken CentrumS auö-
fallen wird.
London, 30. März. Man verflchert mit Be-
flimmtheil, eS seyen von unserer Regterung durch
den hiesigen nordamerikanrschen Gesandten, Hrn.
Stephenson, Mittheiluugen an die Regierung ber
vereinigten Starrten ergangen, durch welche die
frtedlicheBeilegung deö GränzflreitcS zwischen Maine
und Neubraunschwejg angebahnt werde.
Madrid, 23 März. DaS Kabinet scheint kei--
nen langen Befland mehr haben zu woüen; mit
jedem Tage nimmt die Uneinigkeit der Mintfler zu;
malr erwartet mit jedem Tage eine Entscheidung
— GeneralAlaix, wte eS durchblickl von ESpartero
angefeuert, will durchauS dem Mißbrauch der Pcrß-
freiheit Linhalt thun uad soll selbst den Vorschlag
gemacht haben, einen der bedeutendsten Redak-
toren zu deportiren. Biöher wurden solche An-
träge mit Protest zurückgewieseu. Der Kriegs-
minifler hat jedoch erklärr, daß, im Falle zu
Madrid eine Emeute auSbrechen sollte, die Zour-
nalißen dafür büßen müßten. — Von der Co:teS-
auflosung wird fletS grsprochen, aber man weiß
hierüder nichts GewiffeS. — General van Halen
und Baron de Meer behalten, heißt es, ibre Bc-
fehlShaberflellen bei; General Alaix wlll seldß die
Zentralarmee be'ehligen, natnrlich um im Veretne
mtr Eöpartero gegen Cabre:a zu F:lde zu ziehen.
K o n st a n t i n op e l, 13. März. Aus Perflen
ßnd endlich neuere Nachrichten an Lord Ponsonby
in 18 Tagen gekommen, welche dte wichtige Mel-
dung enthalten, daß der Sckah von Persien nach
der Abreife des englischen BotschafterS Mac-Nei!
plötzlich ein allgemeinrs Aufgebot anbrfohlen hatte.
Er selbst wollte sich nach TabriS dcgeben, um dort
ein Heer von äo,ooo Mann zu sammeln. — Nach
ben an Lord Ponsonby gelangten Nachrichten auS
Pecsien scheint cS wenig Zweifcl unterworfen, daß
der Schoh von Pcrsien, der sich in TabriS rüßet,
mit Mrhemed Alr, dessen Truppen gegen Bagdad
hcranrücken, im Einverständniß handelt, und somit
eine KrrflS rm Orrenr brschleunigt, an welche Nie-
mand zu denken wagte. Llle Nachrichten lprcchen
von einer Allianz PerflenS mit Aegypten. Jetzt be-
greift man die gcvßen Rüstungen dcr Psorte, und
den Diplornaten in Pera öffnen flch die Augen über
Lord Pvnsonby'S neucstcS Benehmen. Ter Schah
von Perflen folgt enlschieden fremdem Eiufluß;
Mehemed Ali aber, so meint jeder, der seinc Poli-
tik kennt, läßt venselben flcher im Stich, sobald
England den Krieg erkiäre. Jn jedem Faü flnd
diese Nachrichten von dec größten Wichtigkeit.
Dte deutschen Auswanderer in Bra-
sil i e n. ( AuS einem Originalbriese von dort.)
(Schluß ) Die deutsche Nation gehört unflreitig
zu denjenigen, die bier om wenigflen zurecht kommen;
denn diese hat für hier zu wenig Grschick, ifl zu
cbrlich und verflcht flch am wenigsten aus die
Svrache. Der darauS entstebende Mißmuth giebt
häufig Anlaß zum Trunk, und es ist daher selten,
Xo. 68. M ontag, den 8. April 1839.
Ereignisse.
Bayern. ES iß jüngS vorgckommen, daß der
Gebrauch einer Sorte Rauchtabak krankhafte Er-
scheinungen zur Folge batte, indem daS grüne Pa-
pier, in welches der Tabak vnmittelbar eingefüüt
geweseu, mit arseniksaurem Kuvfer ( sogenannreS
Scherle'scheS oder Schweinfurter Grün'j gefarbt war.
Zn Folge eineS Min.« Reskripts hat nun die k.
Regierung von Mittelfranken befshlen/ daß den
Tabakfabrikanten der Gebrauch solchen giftigen Pa-
piers zum Tabakfüllen untersagt, auch die Kaufleute
vor dem Einlegen so verparkkcn Tadaks und das
Publikum vor dem Gebrauch deffelben, so wie der
mit demselben Pigment tingirten Tapeten öffentlich
gewarnt werLen soü.
PariS, r. April. Alls Kombinationen waren
aufgegeben, aüe die mühsamen Versuche zu Brl-
duug eineS neuen KabinetS erfolglos gedliebcn.
Schon geSern hieß eS, die Gttzung werde am 4.
April cröffnet werden. Endlich sprach der Moniteur,
und daS Publikum erfuhr, daß Manner, vortheil-
haft bekannt durch ihren Karakter, aber nicht sehr
ausgezeichnet durch parlamentarischeS Talent, den
Aufrrag übernommen haben, die Kammern zu eroff-
ncn. Daß das neue Äabincr bloß eine UebergangS-
flnfe ifl, sagt der Moniteur mit klaren Worten.
Eine Thronrede wird nicht flattflnden. Die Miniflex
werden die Kammern für eröffnet erklören und die
Eidschwüre der Abgeordneten entgegennebmen. Die
Kammer ifl jetzt oberfler Richter über dre Geschicke
Les LavdeS. Niemand weiZ, wshin ihre Entschri-
dung fallen wird, wenn ihre unvereinbaren Befland-
theile einmal durch dag Wort der Rednec aufgeregt
scyn werdcn. Die Opposnion erklärt offen ibre Ab-
flchten. Wie im Zahre 1827, wird die Prüfung
der Vollmachten mit größter Strenge vorgenommen
werden, und es ifl vorauszusehen, daß schon über
diese Vorfragen bestlge Verhandlungen sich ergeden
werden. Am hitztgflen wtrd aber der Kampf bei der
Präsidenlenwahl seyn, welche den AuSschlag geben
wird. Die größte Wabrscheinlichkeit hat die Ver-
muthung für sich, daß die Mehrheit im Sinne ber
gemäßigten Schattirung des linken CentrumS auö-
fallen wird.
London, 30. März. Man verflchert mit Be-
flimmtheil, eS seyen von unserer Regterung durch
den hiesigen nordamerikanrschen Gesandten, Hrn.
Stephenson, Mittheiluugen an die Regierung ber
vereinigten Starrten ergangen, durch welche die
frtedlicheBeilegung deö GränzflreitcS zwischen Maine
und Neubraunschwejg angebahnt werde.
Madrid, 23 März. DaS Kabinet scheint kei--
nen langen Befland mehr haben zu woüen; mit
jedem Tage nimmt die Uneinigkeit der Mintfler zu;
malr erwartet mit jedem Tage eine Entscheidung
— GeneralAlaix, wte eS durchblickl von ESpartero
angefeuert, will durchauS dem Mißbrauch der Pcrß-
freiheit Linhalt thun uad soll selbst den Vorschlag
gemacht haben, einen der bedeutendsten Redak-
toren zu deportiren. Biöher wurden solche An-
träge mit Protest zurückgewieseu. Der Kriegs-
minifler hat jedoch erklärr, daß, im Falle zu
Madrid eine Emeute auSbrechen sollte, die Zour-
nalißen dafür büßen müßten. — Von der Co:teS-
auflosung wird fletS grsprochen, aber man weiß
hierüder nichts GewiffeS. — General van Halen
und Baron de Meer behalten, heißt es, ibre Bc-
fehlShaberflellen bei; General Alaix wlll seldß die
Zentralarmee be'ehligen, natnrlich um im Veretne
mtr Eöpartero gegen Cabre:a zu F:lde zu ziehen.
K o n st a n t i n op e l, 13. März. Aus Perflen
ßnd endlich neuere Nachrichten an Lord Ponsonby
in 18 Tagen gekommen, welche dte wichtige Mel-
dung enthalten, daß der Sckah von Persien nach
der Abreife des englischen BotschafterS Mac-Nei!
plötzlich ein allgemeinrs Aufgebot anbrfohlen hatte.
Er selbst wollte sich nach TabriS dcgeben, um dort
ein Heer von äo,ooo Mann zu sammeln. — Nach
ben an Lord Ponsonby gelangten Nachrichten auS
Pecsien scheint cS wenig Zweifcl unterworfen, daß
der Schoh von Pcrsien, der sich in TabriS rüßet,
mit Mrhemed Alr, dessen Truppen gegen Bagdad
hcranrücken, im Einverständniß handelt, und somit
eine KrrflS rm Orrenr brschleunigt, an welche Nie-
mand zu denken wagte. Llle Nachrichten lprcchen
von einer Allianz PerflenS mit Aegypten. Jetzt be-
greift man die gcvßen Rüstungen dcr Psorte, und
den Diplornaten in Pera öffnen flch die Augen über
Lord Pvnsonby'S neucstcS Benehmen. Ter Schah
von Perflen folgt enlschieden fremdem Eiufluß;
Mehemed Ali aber, so meint jeder, der seinc Poli-
tik kennt, läßt venselben flcher im Stich, sobald
England den Krieg erkiäre. Jn jedem Faü flnd
diese Nachrichten von dec größten Wichtigkeit.
Dte deutschen Auswanderer in Bra-
sil i e n. ( AuS einem Originalbriese von dort.)
(Schluß ) Die deutsche Nation gehört unflreitig
zu denjenigen, die bier om wenigflen zurecht kommen;
denn diese hat für hier zu wenig Grschick, ifl zu
cbrlich und verflcht flch am wenigsten aus die
Svrache. Der darauS entstebende Mißmuth giebt
häufig Anlaß zum Trunk, und es ist daher selten,