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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0281
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No. 69

Dinstag, den9. April

1839.

E r e i g n i s s e.

KarlSruhe, L. Aprrl. Heule Mittag 12 Uhr
vcrsamk7"'ten sich die Mitglieder d;r hohen ersien
Kammer zu einer vorbereitenden Sitzung, in rvelcher
rine Deputation von 4 Mitgliedern zum Empfang
Seiner königiichen Hoheit des Großherzogs bei Er-
öffnung der Standeversammlung gewahlt wurde.
Ausser dem durchlauchtigsien Präsidenten und den
beiden Sekretören siel daS LooS auf die Herren:
StaatSrath Wolf, Graf v. Kagencck, Forsimeistcr
v. Kettner und Freiherr v. Andlaw. Sodann er-
folgte die AuSmiMlung der sechs äitestelr Mitglie-
der Behufs der Prüfung der Wahlen des grundherrli-
chen AdelS und der LandeSuniversitÜten (nach8. 3 der
GeschäftSordnung). Die Kommission befteht auS
dem Genciallieucenant Frhrn. v. Srockhorn, Ge-
neratlieutenant v. Freysiedt, Großhofmelsier Frhrn.
v. Becckheim, StaatSrath Wolf, Prälaten Hüffell ^
vnd Generalmajor v. Lassolaye-
KsrlSruhe, 6. April. Heute Vormittag fand
die feicrliche Eröffnung der SländeversammWg
Aatt. Nachdem die Mitgkirder der Kammern vökher
dem GotteSdicnfte in der Schloßktrche beigewohnt
hatten, verfammelte sich die zweite Kammer gegen
11 Uhr in ihrem Sitzungssaale; die ersie Kammer
ihren durchlauchtigsien Präsidenten, Eeine könig«
liche Hoheit den Herrn Markgrafen Wilhrlm/ an
der Spitze, wurde bald darauf dvrch einen Leremo-
nienmeisier in den Sitzungssaal der zweiten Kammer
cingrführt und nahm die für sie bereiteten Plätze
ein. DaS diplomatische Korps, die Herren und
Damen vom Hof, waren in den für ste besiimmten
Tribünen anwesend, und eine zahlrciche Versamm«
lung füllte die Gallerien. Um halb 12 Uhr bega-
ben sich Seine königliche Hoheit der Großherzog zu
Pferd, in Begleitung Höchftihrer General' und
Flügeladiutanten rc. und uater Eskorte des Drago-
nerregiments Großherzog / Kanonensalven und
Glockengeläute in daS StändehauS, vor welchem
ein Balaillsn Jnfanterie mit Fahne und Musik
in Parade aufgcsiellt war. An dem Portal wurden
Höchftdieselben von -en Deputarionen beider Äam-
mern, fo wie dem Hofsiaate empfangen, und so-
dann in feicrlichem Zuge in den Gaal gclcitet.
Lnhaltendes/ herzlicheS Lebehoch empfing den gelieb-
ten Fürsien bei Seinem Eintritt und begleitete
Höchstdcnsrlben bis an die Stufen deS ThronS.
Nachdem der Versammlung die gnädigste Erlaubntß
enheilt worden war, sich niederzusrtzen, hielten
Sriiie köntgltche Hoheit vom Throne herab folgende
Ncde:

Edle Herren und lieben Freunde.' Jch freue Mich,
Sie wieder um Mich vcrsammelt zu sehen, und
bei Eröffnung dieses LandtageS Mir wte Jhnen
Glück wünschen zu können zu der befriedigenden
Lage, in der sich daS Großbrrzogthum besindct.
Möge die götlliche Vsrsehung UnS die Vortheile
des FriedenS nsch lairge gewähren und Meinen Be-
strebungen für das Hei! MeineS VolkeS fernerhtn
ibren Segen verleihen!

Die Zufriedenbeit und der Geisi der Ordnung,
die in allen Theilen de§ LanbeS herrschen, sind etn
Zeichen seiner siejgenden Wohlfahrt, begründet
durch gute Gesetze und zwcckmäßige Gtaatöeinrich-
tungen.

Die günsiigen Wirkungen dcS Zollvereines ent-
wickeln sich fortschreitend, in der Lebhaftrgkeit des
'HandelS, wir in der Vermehrung und Erweiterung
dcr Werksiätten der Jndustrie.

Der zunehmendeu Betriebsamkeit verdankt die
arbeitende Klaffe cine wesentliche Verbesserung ihreS
ZusiandeS.

Dureb die aLgeichlossene Münz-Convention ha-
ben dre Bemühungen der VereinSstaaten einen neuen
Erfolg gewonnen.

Die Lage ber Finanzen kavn Jch Jhnen fortwäh-
rend alS günftig bezeichnen. Sis gewähren die
Mitte! zur Unlerhaltung des Bestehenden und seiner
allmähligen Verbesserung, ungeachtet der seit einer
Reihe von Jahren eingetretenen Verminderung der
öffentlichen Lasten und der großen AuSgaben zur
Beförderung der geißigen und materiellen Znteressen.

Wenn mehrere auf früheren Landtagen beschlos-
sene Gesetze und Bauunternehmungen, wozu die
nöthigen Mittel bewtlligk worden sind, eine längere
Zeit, als man erwartete, zu ihrem Dollzug in Än-
spruch nehmen; so werden Sie die Ursachen in der
Masse dcS Begonnenen unH in den Schwierigketten
sinden, wclche mannigfaltige ttmstände einem ra°
scheren Fortschreiten entgegensetzten.

Die Arbeiten, die Jhrer, edle Herren und lieben
Freunde, auf gegenwärtigem Landtage warten,
sind zwar nicht zahlretch, aber wtchtig. Ausser den
Rechnungsnackweisnngen und dem Budget werde Jch
Ihnen ein Apanage - Gesetz vorlegen lassen; ssdann
den kürzlich von der GesetzgebungS - Commisston
vollendeten Entwurf eineS StrafgesehbuchS, daS
den Fsrtschritten der Wissenschaft und gegenwärti-
gen Culturzustande entsprechend, ein schon lange
gefühltes Bedürfniß befriedigen wtrd.

Zu Vcrbcsscrung wahrgenommener Mängel deS
Bestehendcn werden Jhnen Gefetz-Vorschläge über
 
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