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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0325
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Xo. 80.

Mittwoch, den 24. Apri!

1839.


Greignisse.

Karlsruhe/ 20. Apnl. Die Nummer ii des
großh. S'taars- und RegierungSblattS vom Heutigen
entSält:

Eine Len AuSschlag der Beilräge zur General'
trandkasse für 18Z7/38 brlrcffende Bekanntmachung
großh. Ministeriums des Jnnern vom 2. d. M./
wonach im I. 1838 durch die KreiSregierungen
f 120/180 fl. 34 kr. Brandenkschädigungen erkannt
wurden, zur Deckung welcher Summe, so wie deS
AufwandeS für EinschatzungS- und Kataster-Kosten,
der Gebübren der Brandschadenstaxaloren, zur
Bestceitung der Passtvzinse und dessen waS sür
1837/38 zu werüg umgciegt worden jst, eine Um-
lage von 437,432 fl. 33 kr., somit ungcführ :4 Va kr.
Beitrag Von 100 fl. Gedüudeanschlag erfsrderlich
wäre; in Betracht aber, daß den Psiichligen die
Zahlung dieseö Belrags auf einmai iuüen

würde, der Beilrag von ioo Gulden Gebäude-
anschlag auf io Kreuzer beßrmmt wird.

München, 17. April. Gestern Abend wurde
die Schillerstatue nach ihrem BestimmungSsrt,
Stuttgart, abgeführt. Als der sechSspännige Wagcn
mit der Jnschrift: Fricdrrch v. Schtüer, und ge»
ziert mit einer bayerischen und einer würktember-
gischen Fahne, stch durch Lie Srraßen bewegte,
wurde Mancher von cinem Gesühle beschltchen,
nicht unähnlich dem, daS beim Leichenbegängniß
eineS eben Verschiedenen rege wird, dem wir im
Leben Ehrfurcht und Bewunderung zolllen, ja Au>
genzeugen besagen, daß einige Personen unwill-
kürlich ihr Haupt enrblüßten. So geht dic Ver-
ehrung für den großcn Todten auch auf deffen
Standbild über. Lktzleres wird eine herrttche Zierde
der Hauptstadt seyn, der es nunmehr angehört.

Berlin, 16. April. Die Unterhandlungen
mit dem Erzbtschof von Posen zur Ausgleichung
der karholischen Frage nehmen hier den crfreulich'
sten Forkgang, wo die pecsöhnlrche Gestnnung Leö
PrLlaten nicht durch den störenden Etnfluß sanati-
scher Liserer getrüdt wird, und derselbe stch
durch das freundliche Tntgegenkommen letcht über-
zeugen kann, wte wcit entsernt die höchsten Perso-
nen von jedrm Eingriff in dle wahren Rechte der
kakholischen Kirchr And. Se. k. H der Kronprinz
ßat den Erzbischos mehrmals bet stch empfangen,
ja man w,ll wissrn, daß auch Ge. M. der König
demselben bereilS eine Privataudienz ertbeilt habe.
Hr. v. Dunin empfLngt dte Brsache der höchsten

StaatSbeamten und lieSt zum Oeftern deS Morgens
in der hiestgen katholischen St. Hedwtgskilche die
Meffe. Am nächsten Sonntag wird er cin seierli-
cheS Hochamt halten, zu welchem der Andrang
ausserordentlich seyn wird, da nicht allein diese
einzige katholische Kirche iür die Anzahl der hiesi-
gen Katholiken zu kletn ist, sondern Maffen von
Neugierigen schon jctzt jeden Morgen dorthin stcö-
men, um den Erzbischof zu sehen. Man hört seit
einigen Tagen, daß auch der Erzbischof von Breslau
und die Bischöfe von Eulm und Ermeland nach
Bcrlin zu einer gemeinsamcn Berarhung etntzeladen
find, um hier d,e Erklarungen der Regierung zu
hören und die Ruhe daucrhast zu sichern. — ES
geht daö unverbürgte Gerücht, daß die gemildert«
Skimmung, d,e jetzt in Rom an der TageSordnung
scheint, durch übereinstimmende ErkiLrunser, der
nordischen MLchte hecvor^erufcn worden sey. Der
römische Hof kann namentlrch jene deö russischen
HofeS nicht unberücksichligt laffen, tndem von die.
ser Macht eS vielleichr mehr als von irgend etner
andern abhängt, ob die Sache deS Pratendenten, an
welcher der Curie so vtel gelegen seyn muß, sich
noch halten kann odec ntcht. DaS Ausbleiden von
ausländischen Subsidien hat schon jetzt den größten
Mangel tn daS Heer drr Jnfanten geführt, und
etne fortgesetzte Verweigerung dersclben würde den
Ärieg wohl schneller beendigen/ als alle Krieggkünstc
EsparteroS.

PariS/ 18. April. Wer ssüte eS qlaubcn?
Nachdem durch die PrLsidentenwahl/ durch den Ab-
fall der Doktrinäre und einiger Männer deS linken
CentrumS ein entschtedener Umschwung zur Rechten
eingetreten zu seyn schien, ist Hr. Thiers, einer der
Gründer de» National, dann inö Kabinet voltigirt
und alS Minister von seinen alten Freunden a!S ein
Abgrund von Schlechtigkeit verschrieen, jetzt wieder
der Mann der Linken, von Odilon Varror brüder-
lich empfangen und nur noch von dcn Puritanern
deö National mit G oll zuröckgewiesen- — Hr.
TbierS ist, durch rine neue Wandlung der Umstände,
während er kaum noch ein „ Unmöglicher * schien,
wieder der Mann deS TageS geworden. Passy,
der sctne alten Freunde über seinem neuen Bund
nicht aufgeben wtll — waS er eigentlich will, mag
ihm keineSwegS klar seyn — bar erklärt, er werde
nur mir TbterS in daS Kabtnet eintreten. Eiv
reineS Ministerium der 221, selbst wenn die Dok-
trinär« beitreten, erhielte ebenso wentg etn« ent»
schiedene MeHrhetk, alS daS vortge Mtnißertum».
 
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