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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0445
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Heidelöcrger Wochenblätter.

Xo. 109. Mittwoch, den 5. Juni 1839.

E r e i g n i s s e.

Karlsrube, 2.Zunt. (SchlußdeSBerichtSüber
die 18. Sitzung der 2. Kammer v. i. Junt.) Zn dem
lLchtvollen Vortrage fanden stch namenilich interes-
sante Nachweisungen, auS welchen erhcüt, daß dte
EntschLdigungei, für Brandunglücksfälle sich biS
zum Jahr »820 ohngefäbr gleich geblieben, biS
1827 bedeutend gestiegen stnd, von da an aber biS
183L eine solche bedenkliche Höhe erreicht habcn, daß
man eS von Seite der Regierung für höchst dringend
erachrete, dcn Fortschritten dieseS Uebels durch
zweckmäßtge Verordnungen entgegen zu treten. Von
1835 an erschicnen jene FLlle wieder in dem Ver-
hältniß, wie bis 1820, wozu die Gründung deS
bad. Pbönix wesentlich dadurch beigetragen hat, daß
feine Verstcherungsaufnahmen durch seine Agenten
mir pünktlicher Genauigkcir geschehen und von dem
VerwaltungLrath geprüft werden, ferncr dadurch,
weil die Akrien dieseS vaterlLndischcn ZnstitutS im
ganzen Lande verbreitet stnd, und mtttelst dicfer
Distriburion der gewinnsüchtigen und verbrccheri«
schen Abstcht böswilliger Brandstiftung am sichersten
vsrgebeugt wird. Die TageSordnung führt auf
Fortsrtzung der Diskusston über die NcchnungSnach.
weisungen des StüatShausöalrs für 18ZL urrd i8Z6.
Nach längercn Debatten wurden dicselben mitSrim-
meneinhelligkeit genchmigt. Der Abg. v. Ztzstein
benachrichrigte den tnzwischen eingetretenen Mini-
sterialprästdenten dcS Jnnern, daß er in einer der
nächsten Gitzungen die oben 5urz angedeutete Frage
wegen der Zehntablösung an ihn richten würde;
worauf dieser erwiedcrte, daß die Hauvtlchwierig-
kelten, welche dem rascheren Fortschreiten der Aehnt-
ablösung im Wege ständen, in dec großen Menge
der abzulchätzenden Baulasten und Ln dem Mangel
an Baumeistern als Expcrten beständcn. Die Ta-
gesordnung sührt zum Schlusse auf die DiSkussio.i
übcr den Bericht deS Abg. Mittermaier, daS Au.
stimmungSrecht der Kammer zu dem mit dcn Nie-
derlanden abgcschlossenen Handelsvertrag belr. Wc«
gen der vorgerückten Zeit und der Wichtigkeit dcr
Sache wurde die Vertagung derselbcn auf die nächste
TageSordnung beantragt, und unerachtet der Be»
merkung deg Prästdsntcn und deö FinanzministerS,
daß dte Gache vorerst zu keiner weiten DiSkusston
führen dürfte, da ja kcin destnitiver Antrag gcstellt
fcy, ward der Antrag auf Vertagung mit gertnger
Majorität angcnommen und die SLtzung geschlossen.

Hannovrr, 23. Mai. Die Slände stnd
versammelt, freilich noch nicht tn beschlußfühigcr

Zahl, aber mit den besten Hoffnungen, eS in den
rrächsten Tagen zu seyn. Zm Publikum ist noch
nichts GenaueS bckannt worden; man scheint die
Prüfung der Dollmachten aufgegeben zu haben, da
auch die crße Kammer, welche in bcschlußfähtger
Zahl versammclt ist, die VollmaMten der Mit-
glieder zweiter Kammer nicht geprüft hat. Der
Prästdent dcr ersten Kammer, Graf Platen, hqt
die Einführung und Beeidigung übernommen. Von
dem alten Bcstande der 26 sollen nur 22 an-
wesend seyn und noch 4 erwartet werden; durch
rins sofortiae Zulassung der 10 oder 12 neuen
Mitglieder wärc die Zahl gleich aus 32—34 an-
gewachsen. Kommen nun noch jene 4, so wä're
die Kammer beschlußfäbig. Die Minorttä'tSwahlen
scheincn keinen Anstand gefunden zu haben, und
wie man hört, ist beute schon dcr von 6 der 22
Bremer-Geest-Wahlmänner gewählte Gutsbesttzer
Holst beerdigt worden.

Berlin, 28. Ma«. Ueber den künftigen Auf-
enthalt deS Lrzbischofs von Posen ist noch nichtS
entschieden, da derselbe stch beharrlLch weigert, einen
Ruhesttz zu wäblen und sein Ehrenworr für jede
Entfernung oder Linmischung in seine ihm ent-
zogene Würde zu ertheilen.

Paris, 27. Mai. Nach den Untersuchungen
der Doktoren D'Arcet und Petit zu Paris enthält
die Milch von Küheri die nie auS dem Stalle kom-
men, Gauerstoff, dagegen von denen, dre auf die
Weide kommcn, Alkali; nach ihren Erfahrunqen
ist die lctzrere die vorzüglichere. Um diefeS;u er-
reichcn, laffcn ste der M.lch zu ciner Pinte em
halb Gran gesättigteS kshlensaureS Narron zusctzen,
wodurch nichl nur das Schutten, Zusammcnlaufen
dcr Miich perhindcrt, sondern die zusammengelau-
fene wieder gut wird. Ammen und Mütter, deren
Milch sauer ist, sollen nach D'Brcet Wasser mit ge-
sättigtem, kohlensaurem Ratron trinken, auf eine
Pinte ein halb biS ein ganzes Quart, er behauptet,
daß die Alkalistrung der Milch mehr Kindern daS
Leben rette, als die Kuhpockenimpfung.

PariS, 30. Mai. Der Monat Mar ist todt-
bringend für die Familie Bonaparre. ES starben
am 3. Mai 1821 Napoleon, am 10. Mai 1826
dte Prtnzesstn Pauline Borghese, am 13. Mai
1839 dcr Kardtnal Fesch und am 18. Mai KarolLne,
KönLgin von Reapel. Sämmtliche Gchwestern des
KaiserS, Eltse Bacriochi (A. 1810), Pauline

Borghese und Karslina Murat, stnd todt. DLe
Brüdcr, Zsseph, Loui-, Lucjan und Zerome, leben
noch alle.
 
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